LittleQ hat geschrieben: ↑Mo 10. Mai 2021, 18:13
Ich fand Jupiter's Legacy eigentlich ganz angenehm. Nichts Besonderes, aber ich kam damit klar.
Bei mir kam erschwerend hinzu, dass ich direkt vorher Invincible
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 65614.html gesehen habe und das hat nicht nur einen ums 100-fach höheren Unterhaltungswert, es hat auch eine deutlich interessantere oder zumindest sympathischere Sammlung von Charakteren und gewitztere Dialoge. Das kam bei Fans und Kritikern sehr gut an (98 % bei rottentomatoes, 8,9/10 auf imdb), wurde direkt um Staffel 2-3 verlängert und wird hoffentlich ein Vorbote für allgemein mehr Vielfalt in der US-Animationsbrache, insbesondere R-Rated Animationsdramen, die als live-action-Serie nur schwer in voller Größe umsetzbar sind. Jupiter's Legacy dürfte mit den 2 Zeitlinien, die diverse aufwendige Sets, Effekte und Kostüme benötigen nicht billig gewesen sein, aber oberste Liga ist das Budget nicht. Wobei ich den Großteil der einfallslosen Regie zuschreibe.
Ich hab neulich einen Artikel über Netflix gelesen. Dass Netflix dem Untergang nahe ist, wie dort behauptet, würde ich zwar nicht zustimmen, aber das Netflix immer mehr zu einem Massenanbieter wird, der einfach immer wieder neues, belangloses Zeug raushaut und somit die Leute langweilt, ist etwas, dem ich mittlerweile zustimmen kann.
In der breiten Masse an Sachen, die es zu sehen gibt, finde ich, trotz der Auswahl, immer seltener etwas, dass mich total anspricht.
Jupiter's Legacy wäre eine Serie, die ich vor 6 oder 7 Jahren womöglich noch richtig gefeiert hätte. Mittlerweile binge ich so eine Serie weg, nehme sie zur Kenntnis und vergesse sie ein paar Wochen später wieder komplett.
Ich frage mich, ob dieser Umstand Netflix irgendwann zum Problem werden könnte.
Ich würde nur insoweit zustimmen, dass Netflix durch die Masse an Stoffen und Genres logischerweise die geringste Trefferquote hat. Persönlich ist mir das zuletzt auch zu viel minderwertiger Genrekram auf SYFY-Füller-Level, Soaps und Young Adult-Scheiß im CW Stil, der nur dazu da ist, um jede Woche etwas raushauen zu können. Schaue ich mir meist gar nicht erst an. Das ist aber kein Problem, es muss ja nicht alles nach meinem Geschmack sein, solange sie für mich unterm Strich trotzdem noch mit Abstand die meisten guten bis sehr guten eigenproduzierten Serien, Miniserien und Filme im Programm haben.
In solchen Artikeln wird sich zu oft auf die US-Einstünder konzentriert und die vielen starken internationalen Serien, Animationsserien und Halbstünder vergessen. Gibt z.B. keine Serien, denen ich in naher Zukunft so sehr entgegenblicke wie Castlevania Staffel 4 und noch mehr Love, Death & Robots Staffel 2. The Queen's Gambit war mein Top-Serienereignis 2020. Unter den Filmen ist enorm viel vergessenswerter Schrott, aber auch jedes Jahr einige Oscarkaliber, unterhaltsamer Popcorn und Genrefilme, die für einen Kinoerfolg zu nischig sind. Ozark habe ich noch nicht begonnen und The Crown interessiert mich nicht, aber damit haben sie auch unter den Prestige-Dramen weiterhin 2 der größten Award-Player der letzten Jahre gestellt.
Nein, insgesamt würde ich also keineswegs in einen Totengesang einstimmen. Außer Disney, die spätestens seit der Verknüpfung mit dem Erwachsenenprogramm von Star in Rekordzeit von der Ergänzung zum weltweiten Konkurrenten Nr. 1 aufgestiegen sind, gibt es auch noch keine echte Davids am Horizont, die Goliath zu Fall bringen könnten. Apple hat ein paar gute Serien, kann man aber noch nicht ernst nehmen. HBO muss international erst mal die Rechte zurück bekommen, die momentan bei SKY liegen. Amazon muss zeigen, dass der Streamingdienst nicht nur Köder für Prime-Käufer der Verkaufsseite ist.
Dennoch braucht Netflix dringend mal wieder einen Hit in Stranger Things Regionen, denn auf dem Gebiet erzielt Disney Plus mit den Star Wars und MCU-Serien regelmäßig mehr Aufmerksamkeit. Amazon könnte mit Herr der Ringe ein Monster landen. Insbesondere bei möglichen Aushängeschildern hat Netflix in den letzten Jahren oft am falschen Ende gespart (Big Budget auf dem Level der größten Serien von Disney, Amazon, HBO und Apple bekommen eigentlich nur The Crown, Stranger Things und überflüssigerweise einige der Ryan Murphy und Shonda Rhymes Produktionen) und nur biederen Durchschnitt anstatt des möglichen Volltreffers produziert (The Witcher, Locke & Key, Jupiter's Legacy).
Die Pipeline der nächsten Jahre beherbergt einige Sachen, die diese Entwicklung korrigieren könnten. Bei der Benioff & Weiß Adaption von Liu Cixins Trisolaris-Trilogie (aka Die Drei Sonnen aka The Three-Body Problem) habe ich keine Bedenken, dass die alle Mittel erhält. Da wird es eher schwierig den relativ kopflastigen Hard-Sci-Fi Stoff als massentaugliche Serie zu adaptieren und eine faire Chance von Hatern zu bekommen. Bei den Cowboy Bebop, Avatar , Resident Evil, Sandman und One Piece Realserien oder der von den Duffer-Brüdern produzierten Adaption von Stephen King & Peter Straubs Talisman hoffe ich, dass es nicht wieder so endet wie bei den oben monierten Serien. Sweet Tooth
https://www.youtube.com/watch?v=0fxTe8pn5hc ist nischiger, passt aber auch in die Liste und hat Sleeper-Hit Potential, wenn es nicht verkorkst wurde oder in der Masse untergeht.