The Good Fight – Season 3 (CBS All Access)
Nach langer Zeit hatte ich mal wieder Lust auf das The Good Wife Universum und hab mich dann dazu durchgerungen, der dritten Staffel von The Good Fight nochmal eine Chance zu geben statt mit einer zweiten Runde The Good Wife anzufangen.
The Good Fight hatte ich vor knapp 3 Jahren nach der zweiten Folge der dritten Staffel abgebrochen und seitdem nicht mehr angefasst, weil mir der Politik/Trump Anteil einfach zu groß geworden war und die Serie keinen Spaß mehr machte. Ein bewusstes Absetzen ist mir bis dahin noch bei keiner anderen Serie passiert (in der Regel setze ich Serien nach 1-2 Folgen ab, wenn sie mir nicht gefallen oder ich bleibe dann dran bzw. bei manchen passiert es eher unbewusst, dass man mal einen Rückstand aufbaut, manchmal auch über mehrere Staffeln). Ich hatte dann auch eigentlich keine Absicht mehr, nochmal mit der Serie weiterzumachen aber nach der langen Zeit juckte es mich dann doch in den Fingern.
Nach wenigen Minuten der dritten Folge wusste ich dann auch sofort wieder, warum ich die Staffel abgebrochen hatte. Es geht fast in jeder Folge größtenteils um Trump (und das sage ich als jemand, der selbst Trump verachtet hat). Während The Good Wife zwar eine eher liberale Show war, hatte man doch auch oft das Gefühl, dass dennoch auch die konservative Seite mit eingebracht wurde. Die dritte Staffel von The Good Fight fühlt sich dagegen wie ein Wahn von liberalen Leuten an, die mit der politischen Lage in Amerika nicht mehr klarkommen und ihre Fantasien und Ängste in der Serie einbauen. Leider leidet darunter vor allem die Story massiv. Obwohl ich den Rest der Staffel in wenigen Tagen durchgeschaut habe, könnte ich mit Ausnahme der Dianne Widerstands-Story keine Geschichte benennen, die durchgehend verfolgt wurde (+ vielleicht noch die Mini Story rund um Julius, die aber eher in Staffel 4 dann relevant wird). Dazu kommen dann auch noch Brüche der 4. Wand durch mehrere Charaktere und ein abstruser Michael Sheen als Roland Blum, der sehr weit out there ist selbst für das TGW/TGF Universum. Die The Good Fight Shorts fand ich ganz nett, gebraucht hätte es die aber auch nicht.
Staffel 3 ist leider auch der Abschied von Maia (Rose Leslie), die nur in den ersten Folgen und dann zum Schluss der Staffel überhaupt auftaucht (ca. die Hälfte der Staffel). Der Charakter bekommt ein mehr oder weniger rundes Ende, wobei ich es insgesamt nicht wirklich als in-charakter bezeichnen würde.
Insgesamt wirkt die ganze Staffel wie ein schlechter Fiebertraum und sehr surreal. Man merkt immer noch, dass hier grundsätzlich talentierte Leute am Werk sind und die Serie lässt sich dann auch gut wegbingen wenn man erstmal wieder drin ist, auch wenn die Staffel insgesamt deutlich schlechter und planloser als die vorherigen Staffeln ist. Das Grundgerüst ist auf jeden Fall noch vorhanden, auch wenn die Kreativen hinter der Kamera hier eher schlechte Arbeit abgeliefert haben.
5/10
The Good Fight – Season 4 (CBS All Access)
Nach der eher mauen dritten Staffel bin ich zum einem wegen dem Cliffhanger und zum anderen wegen den positiveren Stimmen online weiter drangeblieben.
Der Auftakt macht leider erstmal da weiter, wo Staffel 3 aufgehört hat, auch wenn ich das Konzept der Folge interessant fand und es auch zum Denken anregt (immerhin zeigt die Folge, dass nicht alles unbedingt besser sein muss, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre, als wir sie erlebt haben). Mit Folge 2 startet die Staffel dann eigentlich erst richtig. Im Gegensatz zu Staffel 3 wird hier wieder eine durchgehende Geschichte aufgebaut. Memo 618 ist ein netter Plottreiber und auch die Veränderungen rund um die Firma sind interessant. Hugh Dancy fand ich deutlich erträglicher als Michael Sheen in der Staffel zuvor. Außerdem fand ich die Rückkehr von einigen The Good Wife Charakteren in der Staffel sehr gelungen.
Staffel 4 kehrt außerdem wieder vermehrt ins Gericht zurück. Nachdem Staffel 3 gefühlt komplett außerhalb der Gerichte stattfand, gibt es in Staffel 4 auch endlich wieder vernünftige Gerichtsszenen.
Leider musste die Staffel aufgrund von Corona mit Folge 7 enden. Dadurch werden leider alle Handlungsstränge der Staffel etwas in der Luft zurückgelassen. Dazu kommt, dass die letzte Folge auch wieder sehr abstrus ist und leider voll auf dem Niveau von Staffel 3 rumdümpelt. Zwar hat auch das Finale 2-3 gute Szenen, aber der Großteil der Folge wird mit der Jeffrey Epstein Geschichte verschwendet. Wenn man dann noch bedenkt, dass auch nach dieser Staffel (bzw. den Auftakt von Staffel 5) wieder 2 zentrale Figuren die Serie verlassen, wirkt das leider etwas ungeschickt (auch wenn mir bewusst ist, dass die Folge nicht als Finale geplant war).
Zusammenfassend ist Staffel 4 also wieder deutlich interessanter und sehenswerter als Staffel 3, auch wenn das eher grausige Finale die Wertung etwas drückt. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es nun in Staffel 5 weitergehen wird, nachdem man einen Großteil des Casts der Serie mittlerweile verloren hat.
7.5/10
The Good Fight – Season 5 (Paramount+)
Staffel 5 startet mit einer „Previously On“-Folge, in der quasi die Geschichten von Staffel 4 sehr zügig aufgelöst werden gemixt mit dem Thema Corona und was in der Zwischenzeit vorgefallen ist. Das alles war interessant gemacht, auch wenn eigentlich nur die Story von Luca gut aufgelöst wurde (hier war aber wohl auch schon die meiste Vorarbeit in Staffel 4 erledigt). Der Abschied vom Charakter Adrian Boseman kommt dann doch eher spontan und wirkte auf mich weniger überzeugend. Die Memo 618 Story wird leider nicht wirklich aufgelöst, sondern fallen gelassen und die Story rund um Julius sehr schnell beendet. Gelungen fand ich bei der Folge, dass dann auch erst am Ende der Vorspann der Folge lief.
Ähnlich wie in Staffel 4 startet die eigentliche Staffelstory erst mit Folge 2. Hier wird dann auch gleich ein Großteil der neuen Charaktere eingeführt, wobei die meisten wohl eher auch nur für diese Staffel vorgesehen sind/waren. Einzig Charmaine Bingwa als Carmen Moyo wird wohl länger dabei sein. Sie ist quasi der Luca Ersatz. Leider vergisst man den Charakter Tiefe zu verleihen. In der Mitte der Staffel verschwindet sie quasi komplett bis sie zum Ende wieder auftaucht. Luca ersetzt sie bisher nicht wirklich gut, dafür wirkt die Figur einfach zu profillos und kalt.
Generell liegt da auch das Problem der Staffel. Man führt etliche neue Charaktere ein, gibt ihnen aber kaum Gelegenheit, wirklich tiefe oder einen gewissen Hintergrund zu geben. Bestes Beispiel ist der neue Freund von Liz, dessen Namen ich mir nicht mal merken konnte, obwohl er in einigen Folgen auftaucht bevor auch er wieder verschwindet. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Man hätte sicher locker ein paar Figuren streichen können und sich lieber auf die Wesentlichen konzentriert. Einen guten Job macht Mandy Patinkin und auch Wanda Sykes als Allegra fand ich ganz gut, auch wenn sie erst in den letzten 3 Folgen auftaucht. Hugh Dancy kommt leider nur für eine Szene zur Serie zurück und ist damit ebenfalls wieder raus aus der Serie.
Die Staffel Story mit den Fake Courts fand ich anfangs ganz interessant, nutzt sich aber schnell ab, weil man bereits früh kommen sieht, wo die Staffel mit der Geschichte hinwill. Leider liegt der Fokus ganz klar auf der Geschichte ohne, dass hier viel mit ihr getan wird (es schaukelt sich eben vorhersehbar hoch, bekommt aber insgesamt zu viel Screentime). Die Story zwischen Liz und Diane dreht sich auch eher im Kreis und lässt beide Figuren nicht wirklich sympathisch wirken. Diane wird abermals sehr surreal dargestellt, während Liz durchgehend die Race-Karte zieht, die in meinen Augen an der Stelle nicht gerade passend eingesetzt wurde. Das Ende der Story fand ich dann auch eher weniger gelungen. Da hätte man wirklich einen anderen Schritt gehen können
Und dann gabs noch die surreale Story rund um Jay und den COVID-Folgen, auf die ich gerne komplett verzichtet hätte.
Auch Staffel 5 greift wieder auf einige bekannte TGW Gesichter zurück, um einige der Geschichten mit Figuren zu füllen, was ich immer als willkommenen kleinen Nod an die alten Fans empfinde.
Insgesamt würde ich die Staffel besser als Staffel 3 einstufen, aber doch schlechter als Staffel 4. Aus den Geschichten hätte man einfach mehr machen können/müssen und viele der neuen Figuren haben leider viel zu wenig Storypolster bekommen, als das ich mich am Ende für sie groß interessiert hätte. Leider scheint die Serie auch im Hintergrund ein großes Vertragsproblem zu haben, anders kann man sich kaum erklären, dass etliche Schauspieler gefühlt kommen und genau so schnell wieder aus der Serie verschwinden.
Nun ja. Schauen wir mal, wie dann Staffel 6 wird. Mit den surrealen Elementen und den over the top Stories werde ich mich wohl nie ganz anfreunden können, aber die Serie an sich entwickelt dennoch immer eine gewisse Sogwirkung und unterhält mich. Viel mehr kann man von The Good Fight wohl einfach nicht mehr erwarten (vielleicht sollte ich also doch lieber nochmal einen Rewatch von The Good Wife angehen).
6.5/10 (mit Tendenz zur 7)
P.S.: Der Vorspann von The Good Fight ist einfach immer sehenswert. Langsam explodierende Gegenstände + die Musik dazu catcht mich bei fast jeder Folge trotz bingen.