- So 26. Mai 2013, 05:18
#1249921
Ich hab mich auch mal von Commi dazu anstacheln lassen, Elisabeth Herrmann zu konsumieren. Zwar als Hörbuch, aber ich packs mal trotzdem hier rein.
Elisabeth Herrmann - Das Dorf der Mörder
Ein grausamer Mord ereignet sich im Berliner Tierpark. Eine der Ersten, die am Tatort eintrifft, ist die junge Streifenpolizistin Sanela Beara: ehrgeizig, voller Tatendrang und entschlossen, dem Fall auch gegen den Willen ihres Vorgesetzten auf den Grund zu gehen. Denn die Schuldige ist schnell gefasst – zu schnell, wie Sanela glaubt. Während der Öffentlichkeit die geständige Mörderin Charlie Rubin präsentiert wird, hat Beara Zweifel. Zweifel, die auch den Psychologen Jeremy Saaler plagen, der ein Gutachten über Charlies Zurechnungsfähigkeit erstellen soll. Unabhängig voneinander haben beide den gleichen Verdacht: Der Mord im Tierpark hängt mit Charlies Kindheit in einem kleinen Dorf in Brandenburg zusammen. Ein dunkles, mörderisches Rätsel lockt sie nach Wendisch Bruch – direkt ins Visier eines Gegners, der die Totenruhe im Dorf um jeden Preis bewahren will ...
Joar, was soll ich sagen? Für mich ein fast rundum gelungenes Werk. Nicht zu blutrünstig, nicht platt, an einigen Stellen durchaus humorvoll und vor allem die lokalen Beschreibungen gefallen mir sehr gut. Mein Highlight hier sind eindeutig die Teile, die im verlassenen Dorf Wendisch Bruch spielen, weil es Herrmann richtig gut gelingt, die spezielle Dorfatmosphäre rüberzubringen. Auch der eigentliche Kriminalfall ist speziell und interessant, kann hier auch nicht meckern. Schade nur, dass hier unbedingt noch eine wenig nachvollziehbare und glaubhafte Liebesstory reingepresst wurde, das hätte ich so gar nicht gebraucht und hat mich partiell auch wirklich gelangweilt. Davon abgesehen ein sehr empfehlenswerter Krimi - und mein erstes Hörbuch, das mich wirklich hat fesseln können.
8,5/10
Außerdem noch gehört:
Jonas Jonasson - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale Presse auf das große Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige ganz andere Pläne: er verschwindet einfach – und schon bald steht ganz Schweden wegen seiner Flucht auf dem Kopf. Doch mit solchen Dingen hat Allan seine Erfahrung, er hat schließlich in jungen Jahren die ganze Welt durcheinander gebracht.
Hach, ich weiß nicht, so richtig warm wurde ich mit dieser Reise durch Schweden nicht. Mir gefällt die strikte Trennung zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht, gerade die Schilderung von Allans Vergangenheit hatte einige Längen und letztlich fand ich die Auflösung des Falls auch ziemlich albern und wenig durchdacht. Sehr gut hat mir hier eigentlich nur der äußerst trockene Humor gefallen, der sich durch das ganze Werk zieht. Aber sonst... weiß nicht, fands teilweise echt ein wenig dröge leider.
5,5/10
Timur Vermes - Er ist wieder da
Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy? All das und mehr: Timur Vermes' Romandebüt ist ein literarisches Kabinettstück erster Güte.
Ich kann hier eigentlich nur der vorherrschenden Meinung über dieses Buch beipflichten: Der Anfang ist toll, weil die Idee, Hitler ins Jahr 2011 zu schicken, unheimlich großes satirisches Potenzial hat, das hier auch ausgeschöpft wird. Leider verläuft sich vieles nach der Etablierung Hitlers in der modernen Welt, die Geschichte wird immer weniger glaubhaft und nach gut der Hälfte des Werkes hat man das Gefühl, dass nun kaum noch Neues kommt. Schade, fängt toll an, lässt dann aber unheimlich schnell unheimlich stark nach. Christoph Maria Herbst als Sprecher ist aber richtig toll.
6/10
Fohlen