- Mi 2. Apr 2014, 23:51
#1349047
Awww, ja armes, ungeschätztes The Walking Dead.
Da will es doch einfach nur statt einer auf leichtere Unterhaltung angelegte Spaßserie den ambitionierten Spagath zwischen harter Action und tiefem Charakterdrama in einer postzombikalyptischen Welt schaffen und dann erwarten die Leute doch ernsthaft sowas wie geschliffene Dialoge von vollentwickelten Charakteren und einer glaubhaften Auseinandersetzung mit der Survivalproblematik ihrer Lage.
Nein, da kann ich kein Mitleid haben.
Hier im Forum wird so manche Serie harsch auseinandergenommen - auch wenn die sich schon von der Grundstimmung wesentlich weniger ernst nehmen. The Walking Dead allerdings nimmt sich nunmal verflucht ernst und will uns schweres Drama über menschliche Abgründe und das Bewahren des Lebenswillens in einer hoffnungslosen Welt auftischen. Das ist doch im Kern deren eigenes Programmheft. Und dann schicken sie dafür regelmäßig Typencharaktere auf die Bühne, die vielleicht in einem Comic funktioniert haben aber in der Show wie grelle, grobstrichige, bizarre Fremdkörper wirken. Zumindest solange bis den Machern das nach etlichen Episoden dann auch mal auffällt und sie die Figur entweder killen oder endlich mit der Farbpallette der Serienwelt zu malen beginnen. Das hatten wir mit Merle, mit Michonne, mit dem Governor, mit Eugene und ach... etlichen unbedeutenderen Figuren, an die ich mich schon gar nicht mehr erinnern mag. Und jedes Mal denke ich, sie müssten doch endlich mal gelernt haben wie man diese Rollen aus der Vorlage gleich vernünftig adaptiert. Aber sie lernen nicht. Sie lernen auch nicht, den düsteren Naturalismus ihres eigenen Serienkosmos auszuschöpfen und sich mal ernsthafter mit Survivallogistik auseinanderzusetzen. Zwei, drei Mal pro Staffel kommt man mal auf knapper werdende Vorräte oder ein mangelndes Versorgungsgut zu sprechen und dann gibt es einen Supply-Run, der in etwas Zombie-Action ausartet und dann war es das auch schon wieder. Immerhin die Bürde dessen, was sie zum Überleben tun mussten, wird häufiger mal thematisiert. Da leiden sie dann vor allem mit trüben Blicken wechselhafter Schauspielgüte mal ein paar Szenen lang. Immerhin. Etwas dialogischere Auseinandersetzungen darüber wie viel weniger unaussprechlich manche Taten unter diesen Umständen inzwischen sind, kommen mir aber immer noch zu kurz.
Das sind mal verknappt die Kernprobleme, die die Show schon seit der ersten Staffel mit sich rumschleppt. Es gab in Season 2 da einen deutlichen Aufwärtstrend. Aber die war ja leider vielen Zuschauern zu wenig actionreich, also wurde die Show ab Season 3 wieder spürbar runtergedummt. Und jetzt hatten wir gerade eine halbe Staffel lang eine ganz absonderliche Mischform aus beidem. Irgendwie on the road und ohne weitreichend vorgefassten Plan wie eh und je, obwohl hier jeder spontan mit 5 Vorschlägen rumkommen konnte, wie man sich nach Monaten in einer home base erheblich besser auf den Ernstfall hätte vorbereiten können. Angetrieben wird die Story aus den Konsequenzen zu offensichtlicher Versäumnisse von Figuren, die mit ihrer penetranten Kurzsichtigkeit ständig an der Glaubwürdigkeitsgrenze entlangstolpern. Und dann trennt man sie auch noch in Grüppchen auf, macht exzessiv viel Screentime für kleine Paarungen locker und hält dabei zugleich noch die fetteste Lupe auf die nach mehreren Staffeln mal so einigermaßen entwickelten Figuren oder schenkt im schlimmsten Fall (Glenn und die Washington-Truppe) neueren miserabel schwachen Figuren und/oder Darstellern viel zu lange eine für sie viel zu breite Bühne, die sie überhaupt nicht ausfüllen können. Und dann geht das große Platitüdenwerfen los - gerne noch mit einer Runde platter Küchenpsychologie wie in der elends langen Vorbereitung von Beth und Daryls plakativer burning down the house Sequenz.
Das ist einfach kein gutes Drama. Wenn sie weder die Ideen, noch die Dialoge oder Darsteller für vernünftiges Endzeit-Drama zusammenkriegen, dann sollen sie das halt lassen und lieber zünftiges Zombie-Survival-Pulp drehen. Die Show ist stärker, wenn sie mehr in diese Richtung lehnt. Das können sie nämlich. Da gehen dann auch krass typisierte Figuren wie die ursprüngliche Michonne, Joe oder der Govenor klar. Aber mit dieser Ambition sich noch an dramatischer Tiefe zu versuchen, verstolpert sich die Show in einer solchen Regelmäßigkeit, dass es einfach nicht zu übersehen und auch schon ein bisschen tragisch ist, weil sie auch nicht spürbar aus den Fehlern lernen. Und gerade für diese Lernresistenz muss die Show einfach dicke Kritik einstecken und auch vertragen können. Da wird einfach mehr gewollt als gekonnt, obwohl die Reduktion auf die Kernqualitäten der Show ein viel runderes Gesamtbild abgeben würde. Da sehe ich immer wieder eine Show durchblitzen, an der ich viel mehr Spaß haben könnte als an diesem instabilen Klops, der sich immer wieder zwischen die Stühle setzt. Wenn es für euch Jammertal ist, eine Show an ihren eigens kommunizierten Ambitionen zu messen und dabei die immer wieder gleichen Punkte des Scheiterns feststellen zu müssen - bitte, dann ist das halt Gejammer in euren Augen.
Was The Walking Dead von der Lehnrichtung her gut stehen würde, wäre ein bisschen weniger Breaking Bad und ein bisschen mehr Banshee.
Da will es doch einfach nur statt einer auf leichtere Unterhaltung angelegte Spaßserie den ambitionierten Spagath zwischen harter Action und tiefem Charakterdrama in einer postzombikalyptischen Welt schaffen und dann erwarten die Leute doch ernsthaft sowas wie geschliffene Dialoge von vollentwickelten Charakteren und einer glaubhaften Auseinandersetzung mit der Survivalproblematik ihrer Lage.
Nein, da kann ich kein Mitleid haben.
Hier im Forum wird so manche Serie harsch auseinandergenommen - auch wenn die sich schon von der Grundstimmung wesentlich weniger ernst nehmen. The Walking Dead allerdings nimmt sich nunmal verflucht ernst und will uns schweres Drama über menschliche Abgründe und das Bewahren des Lebenswillens in einer hoffnungslosen Welt auftischen. Das ist doch im Kern deren eigenes Programmheft. Und dann schicken sie dafür regelmäßig Typencharaktere auf die Bühne, die vielleicht in einem Comic funktioniert haben aber in der Show wie grelle, grobstrichige, bizarre Fremdkörper wirken. Zumindest solange bis den Machern das nach etlichen Episoden dann auch mal auffällt und sie die Figur entweder killen oder endlich mit der Farbpallette der Serienwelt zu malen beginnen. Das hatten wir mit Merle, mit Michonne, mit dem Governor, mit Eugene und ach... etlichen unbedeutenderen Figuren, an die ich mich schon gar nicht mehr erinnern mag. Und jedes Mal denke ich, sie müssten doch endlich mal gelernt haben wie man diese Rollen aus der Vorlage gleich vernünftig adaptiert. Aber sie lernen nicht. Sie lernen auch nicht, den düsteren Naturalismus ihres eigenen Serienkosmos auszuschöpfen und sich mal ernsthafter mit Survivallogistik auseinanderzusetzen. Zwei, drei Mal pro Staffel kommt man mal auf knapper werdende Vorräte oder ein mangelndes Versorgungsgut zu sprechen und dann gibt es einen Supply-Run, der in etwas Zombie-Action ausartet und dann war es das auch schon wieder. Immerhin die Bürde dessen, was sie zum Überleben tun mussten, wird häufiger mal thematisiert. Da leiden sie dann vor allem mit trüben Blicken wechselhafter Schauspielgüte mal ein paar Szenen lang. Immerhin. Etwas dialogischere Auseinandersetzungen darüber wie viel weniger unaussprechlich manche Taten unter diesen Umständen inzwischen sind, kommen mir aber immer noch zu kurz.
Das sind mal verknappt die Kernprobleme, die die Show schon seit der ersten Staffel mit sich rumschleppt. Es gab in Season 2 da einen deutlichen Aufwärtstrend. Aber die war ja leider vielen Zuschauern zu wenig actionreich, also wurde die Show ab Season 3 wieder spürbar runtergedummt. Und jetzt hatten wir gerade eine halbe Staffel lang eine ganz absonderliche Mischform aus beidem. Irgendwie on the road und ohne weitreichend vorgefassten Plan wie eh und je, obwohl hier jeder spontan mit 5 Vorschlägen rumkommen konnte, wie man sich nach Monaten in einer home base erheblich besser auf den Ernstfall hätte vorbereiten können. Angetrieben wird die Story aus den Konsequenzen zu offensichtlicher Versäumnisse von Figuren, die mit ihrer penetranten Kurzsichtigkeit ständig an der Glaubwürdigkeitsgrenze entlangstolpern. Und dann trennt man sie auch noch in Grüppchen auf, macht exzessiv viel Screentime für kleine Paarungen locker und hält dabei zugleich noch die fetteste Lupe auf die nach mehreren Staffeln mal so einigermaßen entwickelten Figuren oder schenkt im schlimmsten Fall (Glenn und die Washington-Truppe) neueren miserabel schwachen Figuren und/oder Darstellern viel zu lange eine für sie viel zu breite Bühne, die sie überhaupt nicht ausfüllen können. Und dann geht das große Platitüdenwerfen los - gerne noch mit einer Runde platter Küchenpsychologie wie in der elends langen Vorbereitung von Beth und Daryls plakativer burning down the house Sequenz.
Das ist einfach kein gutes Drama. Wenn sie weder die Ideen, noch die Dialoge oder Darsteller für vernünftiges Endzeit-Drama zusammenkriegen, dann sollen sie das halt lassen und lieber zünftiges Zombie-Survival-Pulp drehen. Die Show ist stärker, wenn sie mehr in diese Richtung lehnt. Das können sie nämlich. Da gehen dann auch krass typisierte Figuren wie die ursprüngliche Michonne, Joe oder der Govenor klar. Aber mit dieser Ambition sich noch an dramatischer Tiefe zu versuchen, verstolpert sich die Show in einer solchen Regelmäßigkeit, dass es einfach nicht zu übersehen und auch schon ein bisschen tragisch ist, weil sie auch nicht spürbar aus den Fehlern lernen. Und gerade für diese Lernresistenz muss die Show einfach dicke Kritik einstecken und auch vertragen können. Da wird einfach mehr gewollt als gekonnt, obwohl die Reduktion auf die Kernqualitäten der Show ein viel runderes Gesamtbild abgeben würde. Da sehe ich immer wieder eine Show durchblitzen, an der ich viel mehr Spaß haben könnte als an diesem instabilen Klops, der sich immer wieder zwischen die Stühle setzt. Wenn es für euch Jammertal ist, eine Show an ihren eigens kommunizierten Ambitionen zu messen und dabei die immer wieder gleichen Punkte des Scheiterns feststellen zu müssen - bitte, dann ist das halt Gejammer in euren Augen.
Was The Walking Dead von der Lehnrichtung her gut stehen würde, wäre ein bisschen weniger Breaking Bad und ein bisschen mehr Banshee.
"And in that moment, I swear we were infinite."