Normalerweise bin ich ein Fan von Glenns Kolumne, aber in Sachen Dschungel kann ich nicht zustimmen. Ok, eine Kolumne bedeutet, die subjektive Meinung des Autors darf einfließen bzw. steht sogar im Vordergrund, von daher möchte ich mich jetzt nicht beschweren oder sagen dass du was falsch gemacht hast. Ich möchte lediglich dasselbe tun wie du und als Antwort meine Sicht der Dinge schildern.
Also, das Dschungel-Camp ist, wie du richtig gesagt hast, kein Hartz IV-Fernsehen, aber eben auch kein Grimme-Preis-Fernsehen. Die Show hat, genau wie DSDS oder das Supertalent auch nur den Anspruch das (vornehmlich junge) Publikum zu unterhalten. Der Unterschied zu den beiden genannten Formaten ist meiner Meinung nach, dass "Ich bin ein Star" den Zuschauern gar nicht vorenthalten will, dass es im Grunde Trash-TV ist.
DSDS hingegen präsentiert sich selbst als top-seriöse Show, die jährlich einen neuen Mega-Popstar hervorbringt und jedes Jahr die Kandidaten noch besser und talentierter sind, als die vom Vorjahr. Dazu gibt es mit Marco Schreyl auch den passenden Moderator, der die Kandidaten in deren Anwesenheit vor laufender Kamera vollschleimt, während Bohlens Aufgabe es ist, wenn möglich den Kandidaten einen oder mehrere blöde Sprüche an den Kopf zu werfen. Also, hier hat man mit Bohlen zwar Jemanden, der (zumindest in diesem Punkt) zu den Kandidaten ehrlich ist, aber das ist den Kritikern dann auch wieder nicht recht.
Was nun tatsächlich besser ist, also entweder den Leuten wirklich ehrlich seine Meinung ins Gesicht sagen oder aber wie im Dschungel-Camp in Abwesenheit lästern, ist auch nicht so leicht zu beantworten, wie man glauben mag.
Um jetzt mal ganz allgemein darüber zu sprechen, ja, es ist natürlich ehrlicher wenn man die betroffenen Personen direkt konfrontiert, aber ich wage jetzt mal zu behaupten, wenn alle Menschen dieser Erde nur noch komplett ehrlich miteinander wären und sich alles offen an den Kopf werfen würden, wäre es auf der Welt unerträglich und die Menschen würden sich selbst und den Planeten vermutlich in kürzester Zeit verwüsten. Manchmal ist es auch ganz gut einfach wo anders Dampf abzulassen und dadurch und dadurch eventuell eine weitere Konfrontation zu vermeiden, die im Grunde überflüssig wäre.
Nun gut, mit dem Dschungelcamp hat das Ganze eigentlich recht wenig zu tun. Das, was die Moderatoren da machen, ist eine Show, nicht mehr und nicht weniger. Herr Bach und Frau Zietlow sind dafür engagiert genau das zu tun, was sie tun, nämlich ablästern. Natürlich kann man davon ausgehen, dass sie durchaus auch persönlich Spaß an der Sache haben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ihnen an sich nichts daran liegt, über elf Person her zuziehen, die sie nicht richtig kennen und ihnen eigentlich egal sind. Natürlich könnten sie die Kandidaten auch direkt konfrontieren, aber was hätte man davon? Die würden es vermutlich ignorieren oder selbst darüber lachen, oder, es als das Erkennen was es ist, nämlich völlig unpersönliche und harmlose dumme Sprüche. Abgesehen davon müsste man sich dann wieder fragen, ist es denn in Ordnung einen Menschen vor laufender Kamera, zusätzlich zu den Dschungel-Prüfungen und dem was sonst so im Camp passiert, auch noch verbal durch die Moderatoren vorzuführen? Also, es stimmt schon, dass sich Sonja und Dirk in Anwesenheit der Kandidaten zurücknehmen, aber andererseits kann ich mich auch nicht erinnern dass sie sich Marco Schreyl-artig bei irgendwem eingeschleimt und danach im Baumhaus über ihn lustig gemacht hätten. Dass sie z.B. Sarah nach der ersten abgebrochenen Prüfung, als sie über Atemnot klagte jetzt nicht direkt zur Sau gemacht haben, ist denke ich auch verständlich. Das wäre dann wirklich nur mies.
Die Kandidaten dieser Show wissen alle ganz genau, auf was sie sich einlassen. Sie wissen, dass über sie gelästert wird, dass sie vorgeführt werden und dass ihnen das Ganze vermutlich nichts bringt, außer der Gage, die sie bekommen. Ob das nun eine Entschädigung dafür ist, ist etwas das jeder für sich zu entscheiden hat. Wenn diese elf Leute damit einverstanden sind, seh ich kein Problem dabei. Im Großen und Ganzen denke ich auch nicht, dass irgendeiner der "Prominenten" bleibende Schäden oder sonst etwas davon mit nimmt.
Na gut, da gibt es natürlich noch Sarah, die man eigentlich vor sich selbst schützen müsste. Aber wer soll das machen? Sie ist 24, also volljährig, also kann sie selbst entscheiden was sie tut und was nicht. Sie wollte nun mal da rein, auch auf die Gefahr hin zum Affen gemacht zu werden. Ich glaube, auch wenn sie nicht übermäßig intelligent erscheint, ist ihr trotzdem durchaus bewusst, dass ihr Auftritt im Dschungel eine Blamage ist. Sie ist immer noch drin, also nimmt sie es in Kauf, Punkt.
Also um zum Ende zu kommen, ich habe vollkommenes Verständnis dafür, dass dir die Show nicht gefällt und will dich auch gar nicht umstimmen oder dazu bringen sie plötzlich gut zu finden. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass ich es hier für übertrieben halte, sich darüber aufzuregen, dass diese Show nicht politisch korrekt ist. Sie will und wollte es nie sein, sondern lediglich unterhaltsam. Im Gegensatz zu anderen Shows passiert keinem wirklich etwas böses und deswegen müssen wir denke ich kein schlechtes Gewissen haben wenn wir diesen Trash einfach mal genießen.