Ach gibt ja sogar einen eigenen Thread dafür. Na dann hier halt auch nochmal:
Thor (2D)
Ich staune ja doch wie viele überwiegend positive Meinungen es hier zu dem Film gibt. Ich empfand ihn leider als einen ziemlich Rohrkrepierer. Das geht schon bei einem unsympathischen Protagonisten los, dessen Schicksal mich zu keinem Zeitpunkt des Films auch nur die Bohne interessieren konnte. Ja, er sollte der Vorlage nach zu Beginn hochmütig und stolz sein - aber wo bleiben die positiven, charismatischen Seiten, die Protagonisten solcher Läuterungsplots irgendwie zugänglich machen, bis dann zum Ende des 2. Aktes der große Moment der Selbsterkenntnis einsetzt?
Dann gabs die unglaublich vorhersehbare Verräterstory, den selbst mit allem cheesy Augenzwinkern immer noch unfreiwillig komischen Supporting-Cast in Aasgard, die vom Script aber auch wirklich immer nur dann aus der Schublade geholt werden, wenn sich sonst gar nichts mehr weiterbewegen würde. Und danach werden sie aber auch sofort wieder ins off geschickt - mit teilweise lächerlichen Erklärungen.
Außerdem gibt es noch eine große Ladung schwacher bis triefkitschiger Dialoge, qualitativ stark schwankende CGI-Effekte, einen aufdringlichen und oft unpassenden, richtig schlechten Score, gerademal mittelmäßig in Szene gesetzte Action ohne richtiges Gespür für Rasanz und Dramatik, einen ganz üblen (und hier ziemlich wörtlichen) deus ex machina zum Finale und eine nahezu überflüssige Natalie Portman, die hier als passiver love interest verheizt wird. Und als wäre das alles noch nicht genug Ballast in einer abwechselnd banalen oder verfahrenen Story muss auch noch der ganze Shield-Subplot draufgeklatscht werden, um als Avenger-Prolog zu dienen.
Thor selbst hat man auch über den Film kaputtgeschrieben. Nach der stereotypen Hybris auf der Erde gelandet, gibt er ohne einen Funken von Intelligenz oder Anpassungsfähigkeit den entlaufenen Irren, der ausschließlich von nordischer Mythologie brabbelt, was wahrscheinlich witzig gemeint war, aber viel zu selten zündete und der eh schon wackelige Glaubwürdigkeit des Charakters massiv geschadet hat.
Und dann kommt da noch das alte Genreproblem mit den undefinierten Kräften. Ok, ohne Hammer ist Thor nur noch ein Muskelprotz mit Kampferfahrung, aber wo liegt seine Grenze mit Hammer? Kann ihm da überhaupt irgendwas gefährlich werden? In der Schlacht im ersten Drittel und dann zum Ende hin schien es jedenfalls nicht so, als könne ihn irgendwas stoppen oder auch nur ernsthaft in Gefahr bringen. Nicht gut für den eh schon schlappen Spannungsbogen. Was die Figur für mich aber endgültig demontiert hat war die Expresswandlung über Nacht. Himmel, dagegen war ja selbst Anakin->Vader eine tiefenpsychologische Charakterstudie auf In Treatment Niveau. Gestern noch der hochmütige Hitzkopf mit Herrscherattitüde, der mit der Selbstverständlichkeit eines lebenslang nur Bedienten ein Mahl einfordert, am nächsten morgen dann plötzlich der domestizierte Hausmann, der Frühstück zubereitet.
Ne sorry, aber das einzige, was ich an Thor gut finden konnte, war das visuelle Design Asgaards. Ansonsten ein ziemlicher Reinfall mit unfokussierter, schlampiger Storyführung, schwachen Charakteren und Dialogen, die von George Lucas stammen könnten. Und wie kann ein Regisseur wie Branagh, der so viel an Shakespeare gearbeitet hat, bloß so schwache Dramaturgie zulassen?
3/10