- So 28. Aug 2011, 00:10
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Zweiohrküken
Inzwischen sind Anna (Nora Tschirner) und Ludo (Til Schweiger) seit immerhin zwei Jahren ein Paar. Wie das halt bei Partnerschaften so ist, hat inzwischen längst der Alltag Einzug erhalten, die Schmetterlinge im Bauch hören allmählich auf zu flattern. Als Ludo bei einer Feier auf seine Ex-Freundin Marie (Edita Malovcic) trifft und diese offensichtlich noch immer an ihm interessiert ist, wird sie eifersüchtig - ähnlich wie Ludo, als Annas Ex Ralf (Ken Duken) plötzlich daheim auftaucht und gleich mehrere Nächte dort übernachten möchte. Und dann gibt es auch noch eine ominöse "Bettliste", in der Ralf deutlich besser wegkommt als er...
"Keinohrhasen" war vor einiger Zeit ein großer Erfolg und belegt noch immer den zehnten Platz der zuschauerstärksten deutschen Produktionen aller Zeiten, sodass es natürlich nur eine Frage der Zeit war, bis eine Fortsetzung kommen würde. Nicht einmal zwei Jahre später sollte diese Fortsetzung dann auch folgen. Ob Til Schweiger selbst um das gesunkene Niveau dieser Fortsetzung wusste, ist nicht bekannt, jedoch weigerte er sich, Vorabvorführungen des Films für die Presse zu genehmigen. Dass nach dem Zusammenkommen diesmal die erste Krise innerhalb der Beziehung thematisiert wird, ist nur folgerichtig und in der Form natürlich eine nachvollziehbare Entscheidung. Dennoch fehlt diesem Film der gewisse Charme und die Lockerheit des Vorgängers.
Besonders auffällig ist sicherlich der sehr rabiate Humor, mit dem "Zweiohrküken" versucht, das Publikum zum Lachen zu bringen. Das mag an der einen oder anderen Stelle auch gelingen, insgesamt kommt es aber doch ein wenig plump daher. Denn obwohl noch immer einige Situationen vorhanden sind, die zumindest in Ansätzen an die subtilen Loriot-Sketche bezüglich der Kommunikationsprobleme zwischen Mann und Frau erinnern, bleiben eher einige derbe Haudrauf-Fäkalscherze in Erinnerung, die nun wirklich eher an Prollhumor Marke Mario Barth erinnern. Die Story an sich ist sicherlich nicht einfallsreich, bedient viele Klischees, aber funktioniert. Leider kennt man die Wendungen schon aus dem ersten Teil sodass die großen Überraschungen letztendlich ausbleiben. Zudem funktioniert diese "doppelte Eifersuchtsgeschichte" einfach nicht so ganz, da sie in der mit 120 Minuten viel zu langen Komödie zu sehr in die Länge gestreckt wird.
Trotz all dieser Dinge ist "Zweiohrküken" sicherlich keine schlechte Mainstream-Unterhaltung, nur fehlt dieses gewisse Etwas, durch das der erste Teil zu wirklich guter Mainstream-Unterhaltung wurde. Amüsant sind dennoch einige Szenen, die für die eigentliche Handlung leider völlig überflüssige Nebengeschichte mit Matthias Schweighöfer hat beispielsweise gewiss ihre ganz eigene Komik. Blöd nur, dass die wohl prägnanteste Toiletten-Szene fast 1:1 einem Webclip entnommen wurde. Nora Tschirner übertreibt bei diesem Film leider mit ihrer Rolle etwas, sodass auch hier einfach nicht mehr das Liebenswerte aus ihrem Charakter hervorsticht. Süß und witzig sind jedoch weiterhin die Szenen in der Kindertagesstätte, derer es ruhig hätte mehr geben dürfen. Hier findet man immerhin seinen letzten Rastplatz, wenn einem das Beziehungswirrwarr mit der Zeit mehr und mehr auf die Nerven geht.
Ein sehr gutes Händchen hat Schweiger jedoch auch diesmal wieder bei der Wahl des Soundtracks bewiesen, der auch diesmal wieder passend, qualitativ hochwertig und extremst hitverdächtig ist. Für mich persönlich ist das größte Stück natürlich Keri Hilsons "I Like", doch mit OneRepublic, Amy Macdonald, Paul van Dyk, Pixie Lott und dem Schweizer Baschi bekommt man auch sonst sehr, sehr gute Stücke moderner Popkultur geboten. Aber gute Musik alleine macht halt leider noch keinen wirklich guten Film. Den Zuschauern war es jedoch egal, mit weit über vier Millionen war auch dieser Streifen wieder ein voller Erfolg. Der dritte Teil ist natürlich bereits angekündigt.
Insgesamt ist "Zweiohrküken" eine leider nur noch durchschnittliche romantische Komödie mit einigen Stärken, aber leider auch zahlreichen Schwächen, die leider etwas unsympathischer daherkommt als der Vorgänger. Gelungene Gags sind vorhanden, doch leider geht man nur allzu gerne auch in die Fäkalschiene. Die Geschichte ist wenig speziell und kann diesmal leider auch nicht durch Nora Tschirner kompensiert werden. Das Ende ist wenig überraschend, nicht witzig und leider auch ziemlich gewöhnlich. Großen Spaß machen die naiveren Momente im Kindergarten und einige Szenen, die fast schon in den Slapstick-Bereich gehen. Der Soundtrack ist großartig und hat seinen kommerziellen Erfolg absolut verdient. Trotzdem ist mehr als eine mittelmäßige Bewertung meinerseits einfach nicht drin.
5/10
Fohlen