#1522089
Qualitätskrise bei Netflix? oder: Wie man lernt, HBO zu lieben

Ursprünglich als Online-Versandhandel für DVDs in Kalifornien 1997 gegründet, hat sich das US-amerikanische Unternehmen Netflix seitdem als Streaming-Gigant etabliert. Mit einem letztjährigen Umsatz von knapp zwölf Milliarden US-Dollar ist das Streaming-Portal finanziell kerngesund. Hinzu kommen über 125 Millionen Abonnenten, Tendenz steigend. Angesichts solcher Zahlen stellt sich natürlich die obligatorische Frage, inwiefern Netflix überhaupt in einer Krise stecken kann. Der folgende Artikel zeigt, wo die Probleme bei der Marke liegen und welche Rolle der Sender HBO dabei spielt.

» http://qmde.de/101477
#1522090
Als erstes Mal ein Lob für den interessanten Artikel. Liest sich wirklich gut und macht Spaß.
Ich finde allerdings, dass der Vergleich zwischen Netflix und HBO hinkt - und zwar vor allem aus dem genannten Grund, dass HBO deutlich weniger Output hat. Das hat ja auch einen Grund: HBO muss "nur" den amerikanischen Heimatmarkt bedienen, während Netflix - weil es in vielen Ländern noch so frisch ist - versucht sich mit einheimischen Produktionen zu etablieren. Und das ist gar nicht mal so leicht, weil jedes Land seine Eigenheiten hat und man anders produzieren muss.

Mich würde ohnehin mal interessieren, wie die Eigenproduktionen in den jeweiligen Ländern rezipiert werden. Wenn das da gut ankommt, dann hat Netflix das Ziel erreicht. "Club de Cuervos" ist zum Beispiel sehr mexikanisch mit seinem Telenovela-Einschlag.

Die Krux bei der Massenproduktion ist nunmal, dass weniger Zeit/Geld investiert werden kann und ein großer Teil nicht mehr herausragend ist. Finde ich aber gar nicht schlimm, da ich ohnehin sehr gerne selektiv schaue und so auch lerne, dass eine Serie auch mal abgebrochen werden kann.

Ein letzter Punkt noch: Seitdem Netflix sich von eingekauftem Content weg entwickelt, werden die Ressourcen für die Eigenentwicklung wahrscheinlich nicht so schnell gewachsen sein wie der Bedarf nach neuem Futter. Ist nur eine Vermutung, aber ich denke, dass auch das ein Grund für die mehr werdende Durchschnittskost ist.

Übrigens: Ein Kostenvergleich wäre auch interessant. Netflix kostet im Schnitt 11€/Monat. HBO $15 + die Kosten für basic cable (sehr unterschiedlich). Da bekommt man bei Netflix mehr für's Geld, bei HBO aber die höhere Qualität. Also wie bei vielem Anderen: Qualität kostet mehr.
#1522093
Der grundsätzliche Vergleich zwischen Netflix und HBO hinkt da schon ein wenig. Ich glaube nicht, dass Netflix überhaupt den Anspruch hat wie HBO zu sein bzw. nur wie HBO zu sein.
Netflix möchte HBO, FX, AMC, Disney Channel, TBS, Comedy Central und ein Dutzend weitere Sender gleichzeitig sein.

Serien wie House of Cards, Orange Is The New Black, The Crown oder Marco Polo bedienen die Premium Cable Zuschauer.

The Ranch, Disjointed oder Fuller House richten sich eher an TBS-Zuschauer

Die Marvel Shows sind mainstream-orientierter und eine Mischung aus Network FOX und FX.

Bei Netflix sind einige Prestigeobjekte wie Sense8, Marco Polo oder The Get Down mehr oder weniger grandios gescheitert und eine Serie auf Game of Thrones Level sucht man vergebens. Aber bei aller Qualität liegen zwischen den ganz großen Kritiker- und Fan-Hits bei HBO auch oft Jahre.

Ja, HBO hat den höheren Output an Klasse, aber das bedeutet für mich in der Konsequenz nicht, dass Netflix etwas ändern muss. Das Konzept, das Netflix fährt, also alle Geschmäcker zu bedienen, kann man gar nicht damit abdecken, wenn jede Serie das Niveau von HBO-Highlights hat.
von DagobertTheDuck
#1522163
Ich finde tatsächlich nicht, dass der Vergleich mit HBO hinkt und Netflix versucht meines Erachtens auch nicht wie sein Kontrahent zu sein. Tatsächlich könnte Netflix das auch gar nicht, da HBO ja auch noch eine riesige Sportspalte, insbesondere mit dem Boxen, bedient.

Aber Netflix hängt in den wirklich großen Produktionen hinterher und versucht ja bisher vergebens mit Troja und Konsorten an Game of Thrones anzuknüpfen.
Und da kostspielige Serien wie Sense8, Marco Polo, etc. trotz guter Zahlen eingestellt werden mussten, wird auch ein Konzern wie Netflix nicht grenzenlose finanzielle Möglichkeiten.

Momentan fährt Netflix immer noch sehr gut mit ihrem Modell der mittelmäßigen bis gehobenen, aber der wirklich große Titel um mit den top notch Produktionen von HBO mitzuhalten fehlt.
Ob Netflix sich auf Dauer unter seinem Konkurrenten halten kann finde ich dann doch fraglich...