- Mi 28. Nov 2018, 21:46
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Zwei Millionen schauen immerhin regelmäßig zu. Das ist für eine Serie in der heutigen Zeit viel. Welche Serie bei den Stramingdiensten wird pro Folge von so vielen Zuschauern gesehen? Man braucht auch nicht mit Qualität und interessanten oder uninteressanten Geschichten zu argumentieren. Das hat in der Unterhaltungsbranche noch nie funktioniert. Die Lindenstraße mit Serien wie Lost oder Homeland zu vergleichen ist in etwa so, wie wenn man Helene Fischer mit Mariah Carey vergleicht. Helene Fischer steht, wie diese Woche berichtet wurde, auf Platz 3 der Forbesliste der Interpretinnen, die mit ihrer Musik am meisten Geld verdienen. In New York reibt man sich verwundert die Augen, wie sich so viele Menchen für eine derartige, wie sie es nannten Bierzelt (im Original beer-hall) Musik begeistern können. Fakt ist: Millionen hören im deutschsprachigen Raum Helene Fischer, ohne auf der Suche zu sein, ob es nicht vielleicht eine qualitativ höherwertige Alternative gebe, die mehr so ist wie Mariah Carey. Das Gesamtpaket Helene Fischer wird so angenommen wie es ist. Bierzelt hin Bierzelt her. Aber zurück zur Serienwelt: RTL meinte mit den Serien "Mr Robot" und "This is Us" (von denen ich zum ersten Mal lese), das große Los gezogen zu haben, da sie zuvor bei Streamingdiensten gut ankamen. Das Resultat war ein Quotendesaster. Nach den Ursachen wird geforscht. Man stellt fest, dass mehr und mehr Leute sich vollständig vom Fernsehen verabschiedet haben und Serien on demand schauen. Ebenso herrscht in der Film- und Fernsehwelt dieser Tage eine Dynamik wie seit dem Aufkommen des Privatfernsehens nicht mehr. Heute verkündete Max Conze als Chef von ProsiebenSat1 den Aufbau eines deutschen Streamingsdienstes als Antwort auf Netflix und Co. Hier ein Zitat, entnommen aus der Berliner Zeitung: "Es werde „immer ein großes Bedürfnis nach massentauglicher Unterhaltung geben. Und nach Themen, die für das Leben der Zuschauerinnen und Zuschauer relevant sind”. US-Lizenzware komme weniger an oder sei nicht mehr zu bekommen - auch das stärke den Trend zu Eigenproduktionen". Es ist also keine Frage, ob es mit der Lindenstraße weitergeht, sondern nur wo. Auch für Netflix und Co. ist sie interessant: Wer sich für amerikanische Serien eines gewissen Genres interessiert, hat bereits ein Streaming-Abo. Es ist also fraglich, ob die x-te Serienneuheit aus den USA noch zu höheren Abo-Zahlen führen wird. Netflix braucht also eine Strategie, wie es Amazon Prime die Marktführerschaft abringt. Amazon Prime braucht wiederum eine Strategie, wie es eben diese Vorherrschaft verteidigt. Mit der LiStra könnte ein völlig neues Marktsegment erschlossen werden, und das auch noch völllig ohne Werbung. Ich komme also zu dem Schluss, dass über die Lindenstraße ein wahrer Geldregen hereinbrechen wird und Geißendörfers es sich aussuchen können, mit wem sie weitermachen. Ferner wird die LiStra die erste deutsche Serie sein, die den Absprung aus dem sinkenden Schiff der Fernsehanstalten schafft und somit abermals Fernsehgeschichte schreiben wird.