Benutzeravatar
von LittleQ
#1389441
Eine neue liberale Partei macht sich auf und ich finde es sehr interessant.
Lieber Gut-Bürger als Wut-Bürger
"So soll es sein": Enttäuschte FDP-Anhänger und genervte Piraten gründen in Hamburg eine neue Partei. Die Neuen Liberalen vermeiden populistische Thesen, es geht sachlich zu. Trotzdem kommt Euphorie auf.
http://www.sueddeutsche.de/politik/grue ... -1.2152120
von Extaler
#1389457
Interessanter Artikel über einen möglichen neuen Bürgermeister in Berlin, der zeigt wie Menschen teilweise offen, aber auch ohne es zu merken rassistisch denken und handeln:

http://taz.de/!145007/

Er hat beispielweise banale Fehler wie Worte doppelt benutzt in freier Rede oder "veraltete Polizei" gesagt anstatt "überalterte". Daraus macht dann die Presse:
In der Berliner Morgenpost stand, dass Saleh „Grammatikfehler macht wie die vielen jungen Migranten in Berlin“. Die Berliner Zeitung schrieb: „Sein Auftritt war wenig souverän, stärker als sonst fiel sein Akzent auf und seine immer wieder mal falsche Grammatik.“
Für den Stern scheint das alles zu zahm sein und die legen noch einen drauf:
Stern-Chefredakteur Hans-Ulrich Jörges befand in einem Radiokommentar, dass Saleh „Mühe hat, unfallfrei zu sprechen


Herausgekommen ist, dass er deutlich weniger Fehler macht als andere. Aber der Akzent verleitet Journalisten dazu ihm quasi das Sprachvermögen eines Hirngeschädigten ("unfallfrei") zu unterstellen.
Benutzeravatar
von vicaddict
#1389462
Wenn jemand falsche Worte benutzt, oder grammatikalische Fehler begeht, muss man das auch ansprechen dürfen, ohne gleich als Rassist zu gelten. Man kann sich darüber streiten, ob das freie Sprechen wirklich viel über die Qualifikation der Person aussagt, die sich um ein öffentliches Amt bewirbt, aber nur weil derjenige Migrant ist, muss man ihn nicht mit Samthandschuhen anfassen. Wenn jemand zudem einen starken Akzent hat und man ihn schlecht versteht, ja dann ist das eben so. Das hat man bei Kohl auch immer bemängelt. Ob das jetzt bei Saleh der Fall ist? Keine Ahnung. Ein großes Ding ist es jedenfalls nicht.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1389472
Naja, Herr Saleh hat wirklich kaum einen Akzent. Man merkt es ihm nur an, wenn er was vorliest oder sehr sehr nervös ist. Aber das will der Artikel ja ausklammern. Insofern ist der Hinweis sicher nicht falsch, dass Journalisten meinen, er hätte ständig einen Akzent.
von Wastl
#1389569
Extaler hat geschrieben:Herausgekommen ist, dass er deutlich weniger Fehler macht als andere. Aber der Akzent verleitet Journalisten dazu ihm quasi das Sprachvermögen eines Hirngeschädigten ("unfallfrei") zu unterstellen.
Die Phrase "unfallfrei" mit der Unterstellung von Hirnschäden in Verbindung zu bringen ist aber auch ziemlicher Unsinn. Dabei handelt es sich um einen handelsüblichen Ausdruck, der nichts, aber auch rein gar nichts mit Hirnschäden zu tun hat. Es ist vielleicht nicht die netteste Weise etwas auszudrücken, sondern ziemlich salopp formuliert, aber irgendeinen Bezug zu Hirnschäden aufstellen zu wollen ist einfach nur abstrus.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1396863
Interessante Analyse heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Unter dem Titel "Einsames Deutschland" schreibt Nikolas Busse:
FAZ hat geschrieben:Deutschland befindet sich außenpolitisch in einer Lage, die man früher als prekär bezeichnet hätte. Zu keinem seiner wichtigen Verbündeten und Partner hat es gute Beziehungen - weder in Europa noch über den Atlantik hinweg. Der Grad der Verstimmung reicht von wirtschaftspolitischem Grundsatzstreit bis zu offener geopolitischer Gegnerschaft. Misstrauen und Vorwürfe haben sich in Beziehungen geschlichen, die über Jahrzehnte hinweg von routinierter Zusammenarbeit geprägt waren. Das mag zum Teil der Tagespolitik geschuldet sein, ist also nicht unumkehrbar. In der Summe entsteht aber doch der Eindruck, dass sich die deutsche Politik in der Welt schleichend verändert. (...)

Diese Entwicklung hat nicht nur mit dem politischen Kurs zu tun, den die Regierungen in Berlin oder den anderen Hauptstädte fahren. Vieles liegt an den Umständen. Im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten wirkt immer noch das Ende des kalten Krieges nach: Seit die klaren Fronten und Bedrohungen verschwunden sind, wird die Menge der geteiliten Interessen kleiner. (...) Innerhalb der EU wiederum tritt nun offen zutage, dass die Währungsunion höchst unterschiedliche Volkswirtschaften in ein Korsett gezwungen hat. (...)

So steht das wiedervereinte Deutschland einsamer auf dem internationalen Parkett, als sich das 1990 viele vorstellen konnten. Die Bindung an die EU und die Nato, die als Leitplanken für die neugewonnene Souveränität gedacht waren, hat große Konflikte mit befreundeten Nationen nicht verhindern können, im Falle des Euros sogar befördert. Für ein Land, das im westlichen, wenn nicht gar internationalen Manstream aufgehen wollte, ist das eine Erfahrung, die nachdenklich machen sollte.
Der gesamte Text ist in der heutigen FAZ nachlesbar.
von Extaler
#1396874
Das stimmt alles sicherlich, ist aber nicht die Schuld der dt. Politiker. Andere Länder haben deutlich gemacht, dass sie auf die Rechte der deutschen Bürger kacken. Insbesondere die USA erkennt Deutschland nicht als souveränen Staat an. Man merkt eben, dass man als Stellung für Waffen und als Ausgangsbasis für Verstöße gegen die Menschenrechte geeignet ist, aber die Bürgerrechte werden gezielt gebrochen. Hier muss man dann auch den dt. Politikern Vorwürfe machen. Anstatt da deutlich Stellung zu beziehen wird sich angebiedert. Teilweise wird ernsthaft davon gesprochen, dass wir uns bei den USA entschuldigen sollte. Dafür dass wir auf unsere Privatsspähre bestehen und nicht wollen, dass Drohnenmorde von hier ausgehen. Verquere Weltsicht.
Der BND hat teilweise der NSA Daten angeboten, die die gar nicht wollte. Es ist also auch nicth so als würde die NSA hier alles absaugen und der BND versuchen die Bürger zu schützen. Ne, die bieten knieend unsere Daten an. Mit der Mautüberwachung wird das noch weiter gehen.

Ingesamt zeigt sich daran auch wie Führungsschwach Merkel immer war. Das lässt sie alles geschehen und versucht es auszusitzen, einmal war sie sauer, weil es ihr eigenes Telefon betraf. Siehe auch den NSU im eigenen Land. Ich bin so ein verdrehter Idealist, dass ich glaube in einem seriös geführten Land wären alle Alarmglocken losgegangen, wenn nicht nur eine rassistische Terrorgruppe mordend durchs Land zieht, sondern auch Mitlgieder dieser Gruppe von Handys, die auf den Verfassungsschutze registriert sind gewarnt werden und massiv Akten vernichtet worden. Da hätte man brutal dazwischen schlagen müssen. Passiert ist gar nichts. Lieber werden Journalisten, die in den Ausschüssen versuchen etwas herauszubekommen schikaniert.

Von daher, gut, dass wir keine engen Beziehungen zu den USA oder Putin haben, auch England scheißt auf unsere Rechte, allerdings kann man das leider nicht moralischen Politikern, die sich bewusst von diesen Verbrechern abgrenzen wollen, zuschreiben.
Wie der Artikel ja auch sagt: Wir waren nie Partner, wir waren Dienstleister. Von daher hat sich ansich erstmal nichts verändert, es ist nur in der Hinsicht deutlicher geworden.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1396911
Extaler hat geschrieben:Von daher, gut, dass wir keine engen Beziehungen zu den USA oder Putin haben, auch England scheißt auf unsere Rechte, allerdings kann man das leider nicht moralischen Politikern, die sich bewusst von diesen Verbrechern abgrenzen wollen, zuschreiben.
Die Frage ist, inwieweit man sich eine Außenpolitik leisten kann, die - wenn die Analyse recht hat - keine engen Beziehungen zu anderen starken Staaten pflegt oder ob man in einer solchen Situation sich nicht eher in das Aus katapultiert? Die Frage ist, wie weit man sich als Deutschland in der Außenpolitik emanzipieren kann, wie man es in den vergangenen Jahren ja durchaus immer mehr gemacht hat und dabei auf bestehende Beziehungen bauen oder sie auch mal strapazieren kann? Und nicht zuletzt ist die Frage, ob die Analyse an sich richtig ist und inwieweit das, was die Analyse beklagt, nicht doch auch Phasenpolitik ist, wenn schon nicht Tagespolitik?
von Extaler
#1396949
Die Frage ist eher, ob man es sich leisten will. Ob man sich noch mehr Verbrechen auf die Habenseite schreiben lassen will, weil man Schosshund spielen will. Müssen und wollen wir Bindungen zu Leuten unterhalten, die dem dt. Volk keine Rechte zu gestehen?

Deutschland muss sich so oder so Gedanken, um die Zukunft machen. Wir werden hier in den nächsten zwanzig, dreißig Jahren knapp 20 Millionen Einwohner verlieren, wenn die Geburtenraten so bleiben. Über Einwanderung alleine lässt sich das nicht regeln. Gleichermaßen werden Länder wie England fast die gleiche Menge mehr haben.
D.h. Deutschlands Position wird sich sehr wahrscheinlich verschlechtern, mal unabhängig von der Diplomatie. Denn auch wenn wir weiter wegschauen und weiterschleimen wird die Poisition schwächer und damit Deutschland uninteressanter.

Sobald sich die Dritte Welt erhebt wirds hier eh düster. Der Planet geht so schon am Krückstock, wenn jetzt die Leute in der Dritten Welt genauso leben wollen wie wir ist die Bude ganz schnell zu.Umwelttechnisch ,aber auch was günstige Lebensmittel und andere Güter angeht. So gesehen haben sie aber auch ein Recht darauf, unser Wohlstand kommt vor allem aus Menschenrechtsverbrechen und Ausbeutung. Und ich meine nichtmal nur die großen Konzerne hier, die ordentlich im Dritten Reich mitverdient haben.

Unabhängigig von den Verbrechen werden die USA im eigenen Land vor Problemen stehen. Die haben sich da auch eine Art Taliban herangezüchtet, die zudem noch schwer bewaffnet ist. Ihre Rolle in der Welt könnte in den nächsten Jahren kollabieren, wenn sie weiter keinen Weg aus der massiven Verschuldung finden und China aufsteigt. Könnte gut sein, dass das den Dollar international schwer beschädigt und wenn dann das Petrodollar system zusammenbricht siehts düster aus. Vor allem für die Leute, die in den USA leben. Wir haben jetzt schon gesehen wie militarisiert dort die Polizei ist und über die Überwachung brauchen wir nicht mehr reden. Das könnte die DDR 2.0 werden.
Wir wissen auch nicht wie sie vorgehen werden gegen mögliche Bedrohungen neuer Weltmöchte. Ich sehe nicht, dass sie das tatenlos geschehen lassen.

England hat fast die gesamte Industrie zugunsten von Banken beschnitten. Sollte es noch eine Krise geben und ich wüsste nicht warum nicht, die Banker haben nichts daraus gelernt (wieso auch, gab ja keine Konsequenzen für sie) dann wird das Land vor mega Problemen stehen. Das letzte bisschen Vertrauen in die Banken wird dahin sein, es wird bank runs geben und die Institute werden reihenweise pleite sein. Und eine neue Infrastruktur aufzubauen dauert, zumal wenn man kein Geld mehr hat.

Mit all den finanziellen Schwierigkeiten wird es auch massiv Zulauf zu Demagogen geben. Und dummerweise haben wir schon alle Systeme bereit, die fantastisch von allen möglichen totalitären Regimes perfekt genutzt werden können. Die Gestapo und Stasi waren ja absolute Amateurvereine verglichen mit den Möglichkeiten, die man heute hat Andersdenkende zu finden.

So gesehen werden also auch die früheren Verbündeten arge Probleme bekommen. Die Frage ist eher: Wer ist in 20 Jahren noch eine starker Staat?
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1396992
Ich lasse Deine schwarzmalerische Analyse einfach mal so stehen. Und hoffe, dass Du Dich immer noch freust, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht. Aber zu einem will und muss ich dann doch etwas sagen:
Extaler hat geschrieben:Die Frage ist eher: Wer ist in 20 Jahren noch eine starker Staat?
Ich weiß, dass es sehr schnell geht, aus einer funktionierenden Demokratie wieder eine andere Staatsform entstehen zu lassen und ich glaube auch, dass bestimmte Formen der Demagogie gefährlich sein können.

Ich glaube aber auch, dass man die Demokratie in Deutschland immer noch pflegt und hochhält und verteidigt, auch wenn immer weniger Leute wählen gehen und wenn irgendwann niemand mehr wählt auch die Wahl nicht mehr kommt. Dennoch glaube ich fest daran, dass wir unsere Demokratie verteidigen werden und unser System wachsam genug ist, entsprechende Gegenbewegungen zu erkennen. Man mag in Deutschland oft müde sein über das, was in diesem Land passiert, aber das Land ist immer noch wach genug.

Insofern wird Deutschland sicher auch in Zukunft zu den starken Staaten gehören.
Benutzeravatar
von Fernsehfohlen
#1397011
Also ich tue mich ein bisschen schwer damit, zu beurteilen, ob wir engere Beziehungen zu starken Wirtschaftsnationen haben als andere Staaten. Klar, UK und USA haben eine recht enge Bindung, China und Russland in Opposition zum Westen vielleicht auch, aber jahrelang hat man auch unsere Beziehung zu Frankreich herausgehoben. Oder aktuell ist doch Deutschland eines der Länder, die noch ansatzweise an Russland heranreichen - wenn man den Medien glauben kann. Also joar, wüsste ich jetzt gar nicht so recht zu beurteilen, ob unsere Position da wirklich so schlecht ist.

Ich habe aber sehr häufig den Eindruck, dass man "gute politische Beziehungen" gerade gegenüber den USA eher mit Duckmäusertum und Vertuscherei gleichsetzt. Und wenn ich dann so zu hören bekomme, dass gerade die eher konservativeren Teile unserer Regierung mehr oder minder aktiv versuchen, beispielsweise die (ohnehin eher traurige) Aufarbeitung des NSA-Skandals zu behindern, dann ist das für meine Begriffe eine eher traurige Staatenfreundschaft. Ebenso habe ich schon das eine oder andere Argument gelesen, das in Richtung "okay, wir sind eigentlich komplett gegen ein militärisches Eingreifen in XYZ, aber wir können uns da jetzt nicht wieder raushalten" ging.

Sehe ja gerade auch im historischen Kontext durchaus ein, dass es ebenso sinnvoll wie notwendig ist, mit anderen Staaten zu kooperieren. Aber bei jedem Konflikt in Panik zu geraten, ob wir uns eine eigene Haltung leisten können, halte ich für falsch. Zumal Deutschland meiner Wahrnehmung nach ein einigermaßen guter Vermittler ist, wenn sich "der Westen" und "der Osten" mal wieder in die Haare kriegt. Und das gefällt mir persönlich. Natürlich sehe ich uns da auch eher auf westlicher Seite, aber nicht so völlig militant und oftmals ohne Selbstreflexion wie die USA.


Fohlen
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1397090
Fernsehfohlen hat geschrieben:Ich habe aber sehr häufig den Eindruck, dass man "gute politische Beziehungen" gerade gegenüber den USA eher mit Duckmäusertum und Vertuscherei gleichsetzt. Und wenn ich dann so zu hören bekomme, dass gerade die eher konservativeren Teile unserer Regierung mehr oder minder aktiv versuchen, beispielsweise die (ohnehin eher traurige) Aufarbeitung des NSA-Skandals zu behindern, dann ist das für meine Begriffe eine eher traurige Staatenfreundschaft. Ebenso habe ich schon das eine oder andere Argument gelesen, das in Richtung "okay, wir sind eigentlich komplett gegen ein militärisches Eingreifen in XYZ, aber wir können uns da jetzt nicht wieder raushalten" ging.
Beim fehlenden Selbstbewusstsein gegenüber der USA bin voll auf Deiner Seite. Ich glaube auch, dass es manchmal echt fehlt, seinen Freunden auch mal die Meinung zu sagen. Allein die Tatsache, dass Ex-Bundeskanzler Schröder fast schon in den Himmel gehoben wurde, weil er beim Irakkrieg nein gesagt hat - und es ja am Ende dann doch nicht so ganz gehalten hat - spricht dafür, dass man sehr viel öfter einfach mal standhaft bleiben sollte.

Auf der anderen Seite scheint man aber auch eine Form der Verantwortung zu haben, die sich aus Verträgen oder aus Beziehungen ergeben, bei denen man sich dann nicht raushalten kann. Ich glaube, dass man das ein Stück weit auch mittragen muss. Schließlich muss ich das in meinem eigenen Leben auch. Es gibt Dinge, die ich mittrage in Beziehungen oder Verträgen, die ich eigentlich nicht will, aber entsprechend in Kauf nehme, weil ich dafür etwas anderes bekomme.
von Extaler
#1397140
baumarktpflanze hat geschrieben: Auf der anderen Seite scheint man aber auch eine Form der Verantwortung zu haben, die sich aus Verträgen oder aus Beziehungen ergeben, bei denen man sich dann nicht raushalten kann. Ich glaube, dass man das ein Stück weit auch mittragen muss. Schließlich muss ich das in meinem eigenen Leben auch. Es gibt Dinge, die ich mittrage in Beziehungen oder Verträgen, die ich eigentlich nicht will, aber entsprechend in Kauf nehme, weil ich dafür etwas anderes bekomme.
Das ist aber ein etwas merkwürdiger Vergleich. Kompromisse in einer Beziehung schließen wohl bei den meisten von uns Menschenrechtsverstöße und gezielte Morde aus.

Insgesamt stimmt es aber schon: Es kommt darauf an, ob man es weiter hinnimmt, dass anderswo tausende Menschen sterben, damit hier Benzin billiger ist oder man T-Shirts günstig kaufen kann.

Überall auf der Welt gibt es Menschenrechtsbrüche, nur komischerweise wird da nicht von unserer Verantwortung gesprochen. Es geht entweder direkt um finanzielle Interessen, wie ja auch Horst Köhler nicht verhehlen wollte und sogar so ein Kerl war, dass er zurücktrat, weil Leute ihn dafür kritisierten...Oder es geht darum einen Führer, den der Westen, meistens die USA, selbst eingesetzt haben, wieder zu stürzen. Guck dir mal Bilder von Frauen aus dem Nahen Osten aus den 70ern an, in vielen Ländern dort sehen sie so aus wie Frauen im Westen in den 70ern, merkwürdigerweise sehen die Jahrzehnte später anders aus. Es gab dort viele demokratische Regierungen, nur die dann gestürzt und irgendein Shah eingesetzt, der dann irgendwann auch nicth mehr zu kontrollieren war. Wie ist denn Osama entstanden? Trainiert von wem? Wodurch ist ISIS erstarkt?

Die beiden Weltkrieg waren wohl mit die einzigen Kriege, in denen man um Freiheit gekämpft hat (da gabs auch genug Verbrechen von den Alliierten). Aber da war man auch persönlich bedroht. Der Irak bspw hat nie die USA angegriffen.
Wozu die Leute fähig sind sollte die Geschichte genügend zeigen. Bestes Beispiel hier: Kennen leider viele Leute nicht:
http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Northwoods
The plan called for U.S. personnel to disguise themselves as agents of the Cuban government and to engage in terrorist attacks on the U.S. base at Guantanamo Bay. It also called for terrorist attacks within the United States that would be conducted by pro-U.S. forces disguising themselves as Cuban agents.
d.h. Angriffe auf die eigene Bevölkerung, um einen Krieg zu starten. Erinnert auch stark an das Vorspiel zum zweiten Weltkrieg,
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberf ... r_Gleiwitz
Und nur mal so am Rande: Das ist ein Plan, der offiziell deklassifiziert wurde. Da fragt man sich dann doch was der Kram ist, der nicht freigegeben wird.

Ich persönlich möchte bei solchen Dingen nicht mitmachen. Ich traue da keinem, dass sie vor haben gegen Tyrannen vorzugehen. Da haben wir keine Veranwortung. Da müssen wir uns gegenstellen.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1397145
Extaler hat geschrieben:Die beiden Weltkrieg waren wohl mit die einzigen Kriege, in denen man um Freiheit gekämpft hat (da gabs auch genug Verbrechen von den Alliierten). Aber da war man auch persönlich bedroht.
Hat man wirklich um die Freiheit gekämpft?

Gekämpft hat man gegen ein Deutschland, das meinte, sich gegen jedes Völkerrecht zu vergrößern und im zweiten Weltkrieg meinte, dass Juden vergast werden müssen. Natürlich wollten die von Deutschland besetzten Staaten befreit werden, aber in den Zusammenhang, den Du aufstellst, halte ich den Freiheitsbegriff an sich für falsch.

Auf der anderen Seite trifft es Rechtsstaatlichkeit auch nicht, denn auch der Begriff würde es nicht ausfüllen. Vielleicht definiere ich insofern den Begriff Freiheit zu - sorry - frei.
von Extaler
#1397151
Ich verstehe nicht so ganz worauf du hinaus willst. Was wäre denn mit der Freiheit der Menschen gewesen, wenn Deutschland nicht gestoppt worden wäre?
In solch großen Konflikten gibt es komplexe Eigeninteressen und lassen wir mal den 1.WK außen vor, weil der Zweite hier einfacher zu erklären ist, aber den Nazimus zu stoppen ist auch immer ein Kampf für die Freiheit. Heutzutage gibt es immernoch massive Probleme und Verbrechen, aber es ist sicher besser als alles was gekommen wäre, wäre es anders ausgegangen. Wir hier haben doch überhaupt erst Freiheit, weil die Nazis geschlagen worden.
von Wastl
#1397174
baumarktpflanze hat geschrieben:
Extaler hat geschrieben:Die beiden Weltkrieg waren wohl mit die einzigen Kriege, in denen man um Freiheit gekämpft hat (da gabs auch genug Verbrechen von den Alliierten). Aber da war man auch persönlich bedroht.
Hat man wirklich um die Freiheit gekämpft?

Gekämpft hat man gegen ein Deutschland, das meinte, sich gegen jedes Völkerrecht zu vergrößern und im zweiten Weltkrieg meinte, dass Juden vergast werden müssen. Natürlich wollten die von Deutschland besetzten Staaten befreit werden, aber in den Zusammenhang, den Du aufstellst, halte ich den Freiheitsbegriff an sich für falsch.
Also den ersten Weltkrieg würde ich wirklich nicht im Zusammenhang mit einem Freiheitskampf sehen, und genauso wenig war es ein Versuch Deutschlands sich gegen das Völkerrecht unbedingt vergrößern zu müssen. Das Ganze war ein Krieg in den haufenweise Länder mehr oder weniger hineingeschlittert sind, keines von ihnen war imperalistischer als seine Gegner. Deutschland hatte bloß das Pech auf der Verliererseite zu stehen und die Sieger schreiben eben die Geschichte. Die Briten waren schon immer groß darin sich als die Bewahrer der Freiheit hinzustellen, selbst wenn sie teilweise die größten Kriegstreiber waren (siehe teilweise im Krimkrieg von 1854 oder der Marokko-Krise). Bei einem Haufen von Imperien die einzig und allein darauf aus sind ihre Machtposition in der Welt zu halten oder auszubauen geht es schlichtweg nicht um die Freiheit.

Der zweite Weltkrieg war dann natürlich etwas anderes. Nicht unbedingt der Krieg an sich, der war im Prinzip auch bloß ein weiteres Geschachere um die Macht, aber doch das was die Nazis in der Welt angerichtet haben. Nicht das die Soviets viel besser waren, und auch die Briten und Franzosen waren dafür bekannt ihre Kolonien wie den letzten Dreck zu behandeln, aber es gab einfach eine andere Ebene als in den Kriegen zuvor. Wobei man auch nicht vergessen darf wie groß der Einfluss des ersten Weltkrieges auf dessen Entstehen ist.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1397175
Wastl hat geschrieben:Also den ersten Weltkrieg würde ich wirklich nicht im Zusammenhang mit einem Freiheitskampf sehen, und genauso wenig war es ein Versuch Deutschlands sich gegen das Völkerrecht unbedingt vergrößern zu müssen. Das Ganze war ein Krieg in den haufenweise Länder mehr oder weniger hineingeschlittert sind, keines von ihnen war imperalistischer als seine Gegner. Deutschland hatte bloß das Pech auf der Verliererseite zu stehen und die Sieger schreiben eben die Geschichte.
Sehr sehr mutige Formulierung :shock:
von Wastl
#1397515
Nö, nicht wenn man es im Zusammenhang liest.

Zwischen den verschiedenen Ländern im ersten Weltkrieg gab es nullkommanull Unterschied. Das waren allesamt Nationen denen jedes Mittel Recht war um möglichst viel Macht zu haben bzw. andere daran zu hindern ihnen gefährlich werden zu können.

Derjenige der am Ende gewinnt stellt sich dann als edlen Helden dar, der die Welt vor dem Abgrund bewahrt hat, ohne das dies auch nur einen Funken Wahrheit enthält. Und welches der Länder das auch tut, ist vollkommen egal, denn sie sind in so gut wie jeder Hinsicht identisch.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1397578
Thomas Middelhoff wurde soeben vom Landgericht Essen zu drei Jahren Haft verurteilt. In dem Prozess ging es um Veruntreuung von Firmengeldern. Middelhoff hatte gestern noch gegenüber vom WDR gesagt, dass er nichts falsch gemacht habe und die Forderung der Staatsanwaltschaft nach eijner dreijährigen Haftstrafe, mit der Middelhoff nin vorbestraft ist, skandalös sei.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1398416
Welche Zeitungen liest man eigentlich so im Auswärtigen Amt? Die Bild? Blättert man durch die View? Oder den SPIEGEL?

Außenminister Steinmeier hat es verraten - auf der Verleihung der Lead Awards in München in einer Rede zur Lage der Medien in Deutschland:
Frank Walter Steinmeier hat geschrieben:Das Auswärtige Amt abonniert Zeitschriften und Zeitungen im Wert von über 150.000 Euro im Jahr, dafür bezieht es unter anderem 45 mal den SPIEGEL und 29 Exemplare der ZEIT, wir abonnieren die Süddeutsche 30 und die FAZ sogar 60 mal. Aber auch das Hamburger Abendblatt, die Märkische Allgemeine und die Werra Rundschau finden in meinem Ministerium täglich treue Leser.
Und hier steht die ganz interessante Rede
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1400028
Ich folge gerade mit ziemlicher Fassungslosigkeit der Debatte um die Erhöhung des Strafentgeltes für Schwarzfahrer: Statt 40 Euro kostet Schwarzfahren dann 60 Euro.

Die Argumentation für die Erhöhung ist einfach: 40 Euro würden nicht mehr abschrecken, deswegen brauche es eine Erhöhung. Aber ist dann 60 Euro wirklich abschreckender? Anders gefragt: Kann man auf diese Art und Weise die kleine Anzahl der notorischen Schwarzfahrer tatsächlich abschrecken - oder braucht es dafür andere Methoden? Kann man notorische Schwarzfahrer überhaupt abschrecken - oder ist das nicht wie bei der Rundfunkgebühr? Wer nicht zahlt, zahlt einfach nicht, egal, welche Argumente da kommen?

Seien wir ehrlich: In den meisten Fällen das Schwarzfahren auf andere Gründe zurückzuführen. Selbst ich, der ständig Bahn fährt, blickt in den Tarifen der einzelnen Nahverkehre nicht durch. Welche Zonen brauche ich jetzt genau? Was für ein Ticket ist das richtige für mich? Beispielsweise ist es in Stuttgart oder München fast schon vorprogrammiert, das falsche Ticket zu lösen, weil es schlicht bei den Ringen und Zonen für jemand Ortsfremden beinahe unmöglich ist, das richtige Ticket zu lösen. Anders in Berlin: Es gibt drei Zonen, die klar voneinander abgegrenzt sind. Da kann ich im Grunde nicht viel falsch machen. Warum geht das nicht in anderen Städten?

Oder nehmen wir das Cityticket der Bahn. Damit haben Bahncard-Kunden die Möglichkeit, den Nahverkehr der Stadt, in der sie ankommen, kostenlos mitzubenutzen. Es gibt aber nirgendwo eine Erklärung, wie weit dieser Citybereich nun führt. Als Kunde habe ich beispielsweise im gesamten VRR-Bereich im Ruhrgebiet keine Möglichkeit herauszufinden, welche Zonen nun zum Citybereich gehören. Das führt zur grotesken Tatsache, dass mir drei Ticketverkäufer drei völlig unterschiedliche Auskünfte geben.

Und schlichtweg auch: Warum kann ich eigentlich an den Automaten nicht mit den Scheinen zahlen, die ich gerade bei mir habe? Warum nehmen nicht alle Automaten EC-Karten bzw- Kreditkarten an? Und warum kann ich manche Strecken am Automaten einfach auch gar nicht lösen?
von BungaBunga
#1400030
Man muss das mal näher betrachten. Wenn wir mal vom regulären öffentlichen Personennahverkehr ausgehen, dann haben wir dort das Modell, dass Kommunen oder Landkreise oder auch Kommunale Regionalverbünde, dort Strecken und Netze ausschreiben und dann von Dienstleistern versorgen lassen. Diese Verkehsunternehmen schließen dann entsprechende Verträge mit den Kommunen oder regionalen Verkehsverbünden, die selbst sind abgesichert meist, handelt es sich dabei um Pauschalen die bereits Gewinn und sämtliche Betriebsausgaben beeinhalten. Die Schwarzfahrer schaden nicht den Verkehrsunternehmen die dort im Auftrag die Busse oder Züge bzw. Bahnen betreiben, sondern sie entziehen den Bürgern das Geld, dass hier dann nicht als Rückfluss kommt. Der Bürger zahlt für diesen Nahverkehr aber sowieso durch seine Abgaben. Das ist alles gesichert subventioniert, was ansich auch völlig ok ist.

Das diese Strafe keine so große Abschreckwirkung hat liegt aber nicht primär an der Höhe dieses Strafgeldes sondern daran, dass die Kontrollen vielerorts einfach zu lasch oder zu vorhersehbar sind. Der Betrag ist nämlich für einen Schüler oder einen Leistungsempfänger relativ hoch. Letztere Gruppe hat auch mit den normalen Entgelten schon Probleme. Zudem ist das Strafgeld ja dann auch mehrfach zu zahlen, wenn man mehrfach erwischt wird, dafür sind aber Kontrollen die Voraussetzung.

Es wäre also aus meiner Sicht wichtiger, die eine starke Kontrollbereitschaft und Konsequenz zu demonstrieren anstatt den Betrag zu erhöhen. Denn auch den doppelten Satz hat man schnell eingespart. Die Abwägung muss also bei den geneigten Personen, dass Ergebnis haben, dass Risiko ist zu hoch, ich erwerbe lieber eine Fahrkarte.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1400038
BungaBunga hat geschrieben:Das diese Strafe keine so große Abschreckwirkung hat liegt aber nicht primär an der Höhe dieses Strafgeldes sondern daran, dass die Kontrollen vielerorts einfach zu lasch oder zu vorhersehbar sind. Der Betrag ist nämlich für einen Schüler oder einen Leistungsempfänger relativ hoch. Letztere Gruppe hat auch mit den normalen Entgelten schon Probleme. Zudem ist das Strafgeld ja dann auch mehrfach zu zahlen, wenn man mehrfach erwischt wird, dafür sind aber Kontrollen die Voraussetzung.
Ja, der Preis für eine Fahrkarte ist vor allem in Süddeutschland für manche Empfängergruppen unverhältnismäßig hoch. Für eine Schülermonatsmarke in München oder Stuttgart geht fast schon das gesamte Kindergeld drauf. In Berlin dagegen, wo der Nahverkehr insbesondere subventioniert ist, sind wir preislich in einer völlig anderen Dimension. Diese hohen Preise haben mit den anderen Lebenshaltungskosten zu tun, die die Städte an sich schon unterscheiden, aber auch damit, dass allein durch die Unzahl an Zonen, die es in Stuttgart gibt oder den Ringen in München die Fahrkarte sehr schnell sehr teuer wird.

Ich glaube, dass die Kontrollen schon stark sind, sie aber auch vom Verkehrsmittel abhängen. Wenn ich in BaWü beispielsweise mit dem Regionalexpress unterwegs bin, kann ich mir sicher sein, dass ich kontrolliert werde, wenn ich aber S-Bahn fahre oder auch nur Regionalbahn, ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel größer, nicht kontrolliert zu werden. Ebenso kann ich davon ausgehen, dass gerade am Monatsanfang oder zu Semesteranfang die Kontrollen in der Bahn sehr viel genauer sind.

Anders ist das in NRW. Hier sind die Züge oft so voll, dass ich mir fast sicher sein kann, zwischen Dortmund und Köln, immerhin eine Strecke von über einer Stunde Fahrzeit, nicht kontrolliert zu werden - weil der Zug so voll ist oder weil es schlicht keinen Schaffner gibt. In Bahnen der NordWestBahn wiederum oder im Abellio darf ich meine Fahrkarte meist schon nach dem Einsteigen zücken. Anders ist das auch in kleinen Städten oder kleinen Regionalverbünden, weil sich die Kontrollteams schlicht nicht lohnen: In Tübingen beispielsweise gibt es kaum Fahrkartenkontrollen: Hier haben durch die vielen Studenten 80% der Nutzer eh ein Semesterticket.
  • 1
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 43