von Commi
#1053779
Delaoron hat geschrieben: Ich finde es übrigens unverständlich, hier von einer Hetzjagd zu sprechen. Da geht die Presse mal ihrer Pflicht als Kontrollinstanz und "vierte Gewalt" nach, recherchiert Fakten und deckt diese auf, und schon ist es eine Hetzjagd? Das war ja nun keine von Lügen triefende Kampagne, einzig die Spekulationen vom Spiegel könnte (!) man als etwas weit hergeholt betrachten, ansonsten erscheint mir die Berichterstattung recht objektiv und sachlich.
Also, "objektiv" und "sachlich" find ich es nicht, wenn seit Wochen die gleiche Sau durchs Dorf getrieben wird mit immer neuen Schlagzeilen auf Seite 1. Natürlich hat sich Herr Wulff das auch stellenweise selbst zuzuschreben. Aber man muss ja mal die Sachlage kritisch betrachten - und da häng ich mich grad mal nur an der Sache von gestern auf: ist es für die Öffentlichkeit irgendwie wichtig, dass der Bundespräsident beim BILD-Chef anruft, ihm die Mailbox vollschwallt und sich danach entschuldigt?
Das hat gestern die SZ berichtet.
Hab ich gelesen, dachte "Okay, dumm vom Chrissi, aber auch sonst nix" - und dann griffen diese Nichtigkeit alle anderen Medien auf. Wo ist das noch sachlich und objektiv berichtet, wenn dann überall unterschlagen wird (auch hier in fast allen Postings), dass Wulff sich für seinen Ausraster (der menschlich völlig nachvollziehbar ist) entschuldigt hat?
von Quotentreter
#1053782
CommanderNOH hat geschrieben:und da häng ich mich grad mal nur an der Sache von gestern auf: ist es für die Öffentlichkeit irgendwie wichtig, dass der Bundespräsident beim BILD-Chef anruft, ihm die Mailbox vollschwallt und sich danach entschuldigt?
Ja, weil er unser Land repräsentiert, eine gewisse Neutralität waren muss und in gewissen Punkten auch über den Gewalten steht. Und da liegt es im öffentlichen Interesse, wenn da diese Autorität dazu genutzt wird, Druck auf die Presse auszuüben. Und das eben nicht nur beim Chefredakteur eines Käseblattes, sondern auch über den Vorstand und Aktionäre. Da sind wir schon bei 3 mal Fail. Und wie es sich andeutet, scheint das auch schon in anderen Fällen passiert zu sein. Und ich sehe da schon einen Unterschied, ob Privatmann Wulff zum Chefredakteur fährt oder zu sich nach hause einlädt, oder eben in seinen Amtssitz zitiert.

Habe ich etwas verpasst, oder ist das heute der gängige Stil im Umgang mit der Presse?

So wie das gelaufen ist, hat er sich das zum Großteil selbst zuzuschreiben. Entweder ist er wirklich sauber und hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Dann sind er und sein Stab einfach nur noch unfähiger als ohnehin gedacht. Er wusste was kommt, hätte in der Offensive klare Kannte machen können, was alles abgewürgt hätte. Oder das war eben doch nicht ganz sauber und er klebt einfach nur, versucht das ganze irgendwie Abzusitzen, wobei er sich da mit der Aktion auch nur selbst ein Ei gelegt hat.
von Commi
#1053784
Quotentreter hat geschrieben:
CommanderNOH hat geschrieben:und da häng ich mich grad mal nur an der Sache von gestern auf: ist es für die Öffentlichkeit irgendwie wichtig, dass der Bundespräsident beim BILD-Chef anruft, ihm die Mailbox vollschwallt und sich danach entschuldigt?
Ja, weil er unser Land repräsentiert, eine gewisse Neutralität waren muss und in gewissen Punkten auch über den Gewalten steht. Und da liegt es im öffentlichen Interesse, wenn da diese Autorität dazu genutzt wird, Druck auf die Presse auszuüben. Und das eben nicht nur beim Chefredakteur eines Käseblattes, sondern auch über den Vorstand und Aktionäre. Da sind wir schon bei 3 mal Fail. Und wie es sich andeutet, scheint das auch schon in anderen Fällen passiert zu sein. Und ich sehe da schon einen Unterschied, ob Privatmann Wulff zum Chefredakteur fährt oder zu sich nach hause einlädt, oder eben in seinen Amtssitz zitiert.
Und auch du ignorierst offenbar, dass Wulff sich entschuldigt hat dafür und dass Diekmann die Entschuldigung annahm und die Sache für erledigt erklärt hat.
Das kann man einmal so melden - wie es die SZ getan hat. Aber weitere Meldungen ist das nicht wert. Und eine Diskussion schon gar nicht.
(Fast) Jeder von uns hat doch schonmal im Sonnenschein seiner persönlichen Autarkie etwas gesagt, was nicht so dolle war und dann hinterher um Entschuldigung gebeten.
Oder gelten angenommene Entschuldigungen plötzlich nichts mehr? Das fänd ich doch eine ziemlich miese Heuchelei.
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von TorianKel77
#1053789
An sich bin ich auch kein Riesenfreund von der Idee, dass Wulff zurücktreten soll, aber langsam wird das Ganze wirklich immer ärgerlicher und zäher :| . Es ist zwar nicht mehr das wichtigste Amt, aber formell immerhin noch das höchste Amt im Staat, da kratzt es langsam schon immer mehr, wenn man sieht wie unsouverän der sonst schon blass gebliebene Amtsinhaber zu agieren scheint, von der möglichen Unredlichkeit ganz zu schweigen :? .
von Quotentreter
#1053792
CommanderNOH hat geschrieben:Und auch du ignorierst offenbar, dass Wulff sich entschuldigt hat dafür und dass Diekmann die Entschuldigung annahm und die Sache für erledigt erklärt hat.
Das kann man einmal so melden - wie es die SZ getan hat. Aber weitere Meldungen ist das nicht wert. Und eine Diskussion schon gar nicht.
(Fast) Jeder von uns hat doch schonmal im Sonnenschein seiner persönlichen Autarkie etwas gesagt, was nicht so dolle war und dann hinterher um Entschuldigung gebeten.
Oder gelten angenommene Entschuldigungen plötzlich nichts mehr? Das fänd ich doch eine ziemlich miese Heuchelei.
Ich ignoriere da gar nichts. Wenn der Bundespräsident 3 mal Druck mit seiner Autorität ausübt, wahrscheinlich sogar noch öfter, ist ein Sorry da klar das wenigste was da zu tun wäre. Das heißt aber nicht, das man nun einfach alles unter den Teppich kehrt, als wäre da nichts gewesen.

Erstens war das nicht schon mal, sondern sind wir mittlerweile bei mehrmals und zweitens bin ich kein Verfassungsorgan, wo wieder ganz andere Maßstäbe gelten. Ich kann dir nur aus der Sicht eines klitzekleinen Vereinsvorstandsvorsitzenden sagen, wie das bei mir gelaufen wäre. Würde ich mich jetzt mehrmals so verhalten und irgendwo mit Druck versuchen Einfluss zu nehmen, das gleich mehrmals, würden die mich rechtmäßig wegen grober Pflichtverletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung absägen, weil ich nicht nur gegen diverse Satzungen verstoße, sondern auch das in mich gestellte Vertrauen missbrauche, was mich moralisch untragbar macht. Bis zur Mitgliederversammlung würde ich es aber gar nicht erst kommen lassen. Da mir der watschen erstens hoch peinlich wäre und ich zweitens die Eier hätte, dafür gerade zu stehen und selber abzutreten. Da überlasse ich das Feld fähigeren und klebe nicht noch, um Zeit zu schinden, bzw. für die Mitglieder zu verschwenden.

Es ist dein gutes Recht, dass als harmlos zu sehen. Ich bin aber in einem Land aufgewachsen, wo das der Normalfall war und so jegliches Fehlverhalten hübsch unter Verschluss gehalten wurde. Und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas in einer Demokratie wie der unseren, auch nur in Betracht gezogen, geschweige denn versucht würde. Klar hat er bis dato keinen Einfluss nehmen können, noch wissen wir ja nicht alles. Geht hier nicht so einfach und wir sind nicht Ungarn. Aber er hat es versucht und das nicht nur einmal. Und er ist eben nicht Lieschen Müller, sondern die Nr. 1 im Land.
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von JackieZ
#1053795
Ich möchte bitte festhalten, dass man keine "eigene Auffassung" von Pressefreiheit/Meinungsfreiheit haben kann, da es im Grundgesetz relativ klar formuliert wird. Speziell Satz 3:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
Was Wulff hier vornehmen wollte, ist eine Vorzensur. Zitat wiki:
Häufig wird - wie etwa im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland - unter Zensur ein förmliches Verfahren zur Kontrolle von Presseerzeugnissen vor ihrer Veröffentlichung verstanden. Zensur in diesem formellen Sinne, die sogenannte „Vorzensur“, ist rechtsdogmatisch als präventives Verbot mit Erlaubnisvorbehalt ausgestaltet. Davon unterscheidet man die „Nachzensur“, bei der erst nach der Veröffentlichung in die Meinungsfreiheit eingegriffen wird.
Ein Eingriff in die Pressefreiheit bzw. Meinungsfreiheit liegt also definitiv vor - sofern es stimmt, dass Wulff die Veröffentlichung verhindern wollte.
Das einzige, was diesen Eingriff Wulffs rechtfertigen könnte wäre, wenn mit der Berichterstattung seine eigenen Persönlichkeitsrechte verletzt würden. Das wäre z.B. bei einer "Schmähkritik" der Fall, die nicht mehr unter die Meinungsfreiheit fällt:
Die Schmähkritik ist eine Äußerung, durch welche eine Person verächtlich gemacht werden soll und bei der es nicht mehr um eine Auseinandersetzung in der Sache geht. Allerdings stellt das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) wegen der besonderen Bedeutung der Meinungsfreiheit in einer Demokratie an die Einstufung einer Äußerung als Schmähkritik hohe Anforderungen. Der Schutz von Meinungsäußerungen, die sich als Schmähung Dritter darstellen, tritt hinter dem Persönlichkeitsschutz zurück. Eine Meinungsäußerung wird dann als Schmähung angesehen, wenn sie jenseits auch polemischer und überspitzter Kritik in der Herabsetzung der Person besteht.
Die Berichterstattung ist aber definitiv keine Schmähkritik bzw. Schmähung und verletzt Wulff wohl auch nicht so schwer in seiner Persönlichkeit, dass es gerechtfertigt wäre, die Meinungsfreiheit/Pressefreiheit deswegen einzuschränken und zu zensieren.
Defacto hat Wulff hier offenbar gegen die Verfassung des Staates verstoßen, dessen Oberhaupt er ist. Das ist wohl weitaus schlimmer, als irgendein popeliger Privatkredit. Und ja, mittlerweile reicht das definitiv für einen Rücktritt aus.
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von vicaddict
#1053801
Delaoron hat geschrieben:Schwarz-Gelb hätte übrigens, Stand heute, eine Mehrheit von mindestens 2 Sitzen in der Bundesversammlung.
http://www.wahlrecht.de/lexikon/bundesversammlung.html

Aufgrund von 3 Sitzen für die NPD, die sicherlich wieder einen eigenen Kandidaten stellen und sich ansonsten enthalten, aber wohl eher 5 Sitze.

Ähm nein. In den ersten beiden Wahlgängen bräuchte ein Kandidat eine 2/3 Mehrheit, die hat er durch Schwarzgeld allein nicht. Kommt es dann zu einem dritten Wahlgang reicht eine einfache Mehrheit und ist es dann gewiss nicht die NPD die blockiert. Die NPD hätte auch Gauck gewählt, allerdings wollte man abwarten was die Linke macht und diese hat durch ihre Enthaltung Wulff erst ins Amt gebrachtg. Hätte die Linke geschlossen für Gauck gestimmt, wäre Wulff heute sicherlich nicht Präsident, oder nur denkbar knapp. Zudem darfst du nicht vergessen, dass es schon bei Wulffs Wahl auch am Ende noch fast 40 Abweichler der Regierungskoalition gab, wenn ich die Zahl noch richtig im Kopf habe.




@ Commander

Sei es wie es sein, aber inzwischen hat doch aber sogar der niedersächsische Landtag entschieden, dass man Wulff bezüglich der Missachtung des Ministergesetzes nicht entlasten möchte/kann. Er hat also gegen das Ministerrecht in Niedersachsen verstoßen. Das mag eine Nachlässigkeit sein, aber inzwischen kann er sich nicht einmal mehr darauf berufen, dass die Sache sauber war. Das ist sie spätestens nach Einschätzung des Landtages nicht mehr.

Und wie dir hier schon dargelegt wurde, wisssen wir inzwischen von vier Fällen, in denen Wulff versucht hat, Druck auf die Presse auszuüben. Vier Fälle, von denen wir wissen!

Das hat auch nichts mehr mit Hetzjagd zu tun, wenn man den einen Anruf veröffentlicht, für den er sich entschuldigt hat. Inzwischen sind wir bei keiner Ausnahme mehr, sondern bei der Regel und dann ist das einfach nicht mehr tragbar.
Es sind eben letztlich auch nicht die einzelnen Fälle für sich, die so skandalös sind, sondern es ist diese unsägliche Häufung an Verfehlungen. Irgendwann ist das sprichwörtliche Fass eben auch einfach mal voll.
von Commi
#1053803
JackieZ hat geschrieben: Ein Eingriff in die Pressefreiheit bzw. Meinungsfreiheit liegt also definitiv vor - sofern es stimmt, dass Wulff die Veröffentlichung verhindern wollte.
Nein, ein Eingriff in die Pressefreiheit liegt definitiv nicht vor. Und warum? Weil nichts passiert ist. Wenn Wulff vor oder nach Veröffentlichung rechtliche Schritte eingeleitet hätte, könnte man darüber streiten - aber auch dann liegt noch kein Eingriff in die Pressefreiheit vor.

Ich weiß, dass die Presse immer gleich ein Geschiss um die Pressefreiheit macht und laut "ZENSUUUUR" brüllt, wenn irgendwer eine Gegendarstellung oder sowas erwirken möchte. Aber die Presse kann und darf nicht alles, was sie schreibt, unter dem Deckmäntelchen der "Pressefreiheit" schreiben.

Aber ich will hier auch nicht mehr um die Grundsätze von gutem Journalismus sprechen - der hier in diesem Fall definitiv nicht vorliegt.

Wir können wohl eh nur noch warten, bis Wulff zurücktritt.
von Sentinel2003
#1053807
Kann der Mehrheit hier nur zustimmen, es ist wohl wirklich nur noch eine FRage der Zeit, bis er seinen Hut nehmen wird,
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von JackieZ
#1053808
CommanderNOH hat geschrieben:
JackieZ hat geschrieben: Ein Eingriff in die Pressefreiheit bzw. Meinungsfreiheit liegt also definitiv vor - sofern es stimmt, dass Wulff die Veröffentlichung verhindern wollte.
Nein, ein Eingriff in die Pressefreiheit liegt definitiv nicht vor. Und warum? Weil nichts passiert ist. Wenn Wulff vor oder nach Veröffentlichung rechtliche Schritte eingeleitet hätte, könnte man darüber streiten - aber auch dann liegt noch kein Eingriff in die Pressefreiheit vor.
Das hat mit rechtlichen Schritten nichts zu tun. Es reicht, dass Wulff die Presse zensieren wollte, und das als Bundespräsident - was einer staatlichen Zensur gleich kommt. Und es ist ja was passiert, denn die Bild hat ihren Bericht tatsächlich nicht veröffentlicht, nachdem Wulff ihnen u.a. mit Strafanzeige gedroht hatte.
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von redlock
#1053809
Wenn der Freiherr wegen des Pipifax von Abschreiben zurücktreten mußte, dass muss es Wulff wegen des Kredits (ich verstehe einfach nicht wieso CommanderNOH nicht begreifen kann, dass das grundfalsch war was Wulff getan hat, und für einen MP einfach nicht geht) und der darausfolgenden Presseaffäre gehen.
Die SPD hat das offenbar auch eingesehen, und einen Richtungsschwenk vollzogen (verzichte auf links, sind bei den üblichen verdächtigen)

Um Bundespräsident zuwerden braucht man keine 2/3 Mehrheit, sondern im 1. und 2. Wahlgang die Mehrheit der Mitglieder der Bundesversammlung (bei 1204 wären das 603), im dritten die Mehrheit der abgegebenen Stimmen (Kandidat 1 hat 501 Stimmen, Kandidat 2 500, dann hat 1 gewonnen).
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von rosebowl
#1053818
CommanderNOH hat geschrieben:
JackieZ hat geschrieben: Ein Eingriff in die Pressefreiheit bzw. Meinungsfreiheit liegt also definitiv vor - sofern es stimmt, dass Wulff die Veröffentlichung verhindern wollte.
Nein, ein Eingriff in die Pressefreiheit liegt definitiv nicht vor. Und warum? Weil nichts passiert ist.
Das stimmt zumindest juristisch nicht, ganz so schlecht ist die Presse zum Glück nicht geschützt. Ein Eingriff liegt nicht erst dann vor, wenn tatsächlich eine Veröffentlichung verhindert wird. Ein Eingriff in ein Grundrecht liegt vor, wenn ein Verhalten, das in den Schutzbereich fällt, unmöglich gemacht oder zum Anknüpfungspunkt negativer Folgen gemacht wird. Das nennt sich "erweiterter Eingriffsbegriff". Klingt erstmal nach besserwisserischer Wortklauberei, wie die meisten juristischen Formulierungen. Aber trotzdem ist es wichtig, gerade in so einem für die Demokratie zentralen Bereich wie der Pressefreiheit für einen möglichst weitgehenden Schutz zu sorgen. Und eine Drohung mit Anzeigen und anderen negativen Folgen, und das noch vom höchsten Mann im Staat, fällt definitiv unter diesen Eingriffsbegriff...
von Commi
#1053823
JackieZ hat geschrieben:
CommanderNOH hat geschrieben:
JackieZ hat geschrieben: Ein Eingriff in die Pressefreiheit bzw. Meinungsfreiheit liegt also definitiv vor - sofern es stimmt, dass Wulff die Veröffentlichung verhindern wollte.
Nein, ein Eingriff in die Pressefreiheit liegt definitiv nicht vor. Und warum? Weil nichts passiert ist. Wenn Wulff vor oder nach Veröffentlichung rechtliche Schritte eingeleitet hätte, könnte man darüber streiten - aber auch dann liegt noch kein Eingriff in die Pressefreiheit vor.
Das hat mit rechtlichen Schritten nichts zu tun. Es reicht, dass Wulff die Presse zensieren wollte, und das als Bundespräsident - was einer staatlichen Zensur gleich kommt. Und es ist ja was passiert, denn die Bild hat ihren Bericht tatsächlich nicht veröffentlicht, nachdem Wulff ihnen u.a. mit Strafanzeige gedroht hatte.
Hat die BILD nichts veröffentlicht, weil Wulff ihnen gedroht hat (was er später zurückgezogen hat und dafür um Entschuldigung bat)? Oder hat die BILD nichts veröffentlicht, weil es für sie erst keine Meldung wert war bzw. sie dem Chrissi nicht noch mehr ans Bein pinkeln wollten?
Dass die BILD nichts veröffentlicht hat, weil Wulff ihnen drohte, ist jedenfalls nur Spekulatius.
redlock hat geschrieben:Wenn der Freiherr wegen des Pipifax von Abschreiben zurücktreten mußte, dass muss es Wulff wegen des Kredits (ich verstehe einfach nicht wieso CommanderNOH nicht begreifen kann, dass das grundfalsch war was Wulff getan hat, und für einen MP einfach nicht geht) und der darausfolgenden Presseaffäre gehen.
Das macht nichts. Ich kann auch nicht verstehen, warum du nicht begreifen willst, was ich hier argumentierte. :)

Und es spricht übrigens nicht für dich, das Vergehen eines anderen mit den "Vergehen" von Herrn Wulff gleichzusetzen.
von Quotentreter
#1053826
redlock hat geschrieben:Wenn der Freiherr wegen des Pipifax von Abschreiben zurücktreten mußte,...
Ist das gleiche wie jetzt, nur in Blau Weiß. Er hätte ganz einfach zu Anfang eingestehen können, dass er da, wahrscheinlich unter Druck und Zeitmangel stehend, nicht ganz sorgfältig gearbeitet hat. Bei dem Umfang hätte er auch in die Offensive gehen können, von selber Titel abgeben und neu anfangen können. Thema beendet und KT wäre noch heute im Amt.

Stattdessen ist er aber selbstherrlich heran gegangen, hat alle für blöd gehalten, unterschätzt und log weit über den Zenit hinaus. Das war doch gerade der Ansporn, da weiter zu bohren, da sich das Ergebnis doch schon früh abzeichnete. Dieses Verhalten war es, was ihn letztendlich untragbar machte und nicht das er irgendwo mal abgeschrieben hat.

Die selben Nieten von Beratern scheint Wulff übernommen zu haben. Es muss einem doch klar sein, gerade nach der Nummer, dass wenn man die Schusslinie kommt, möglichst dreimal überlegen sollte, wie man sich weiter bewegt.
von Tommy137
#1053832
CommanderNOH hat geschrieben:Hat die BILD nichts veröffentlicht, weil Wulff ihnen gedroht hat (was er später zurückgezogen hat und dafür um Entschuldigung bat)? Oder hat die BILD nichts veröffentlicht, weil es für sie erst keine Meldung wert war bzw. sie dem Chrissi nicht noch mehr ans Bein pinkeln wollten?
Dass die BILD nichts veröffentlicht hat, weil Wulff ihnen drohte, ist jedenfalls nur Spekulatius.
Da gibts zwei schöne Absätze in der taz:
Die Bild-Chefredaktion teilte am Montag mit, Wulff habe sich zwei Tage nach seinem Anruf bei Diekmann entschuldigt, deshalb habe die Zeitung nicht berichtet. Dennoch bleiben viele hochinteressante Fragen offen. Warum gelangt eigentlich eine solche Nachricht aus einer persönlichen Mailbox an andere Zeitungen? Wörtliche Zitate des Präsidenten inklusive? Warum passiert das erst drei Wochen nach dem Anruf? Zu einem Zeitpunkt, als die Aufregung um die Kreditaffäre bereits abgeflaut ist?

Auf diese Fragen antworten bedauerlicherweise weder Diekmann noch die Springer-Pressestelle. Wie schade, dabei ließe sich einiges bereden: Wie ein Medium über Bande spielt, wenn es sich selbst nicht die Finger schmutzig machen will, zum Beispiel. Oder wie es eine Affäre strategisch am Kochen hält. Ein gewisses Unbehagen bleibt deshalb. Denn im Zweifel rennen wir, die anderen Journalisten, hinterher.

http://taz.de/!84833/

Klar schlachten die Medien das jetzt aus... der Anruf Wulffs ist natürlich vielen Journalisten sauer aufgestoßen, sodass jetzt immer weiter berichtet wird.

Nur entschuldigt das trotzdem nicht Wulffs Verhalten und sein überaus schwaches Krisenmanagement.
von Commi
#1053833
Guter Artikel der taz, ohne Frage.
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von vicaddict
#1053834
Quotentreter hat geschrieben: Die selben Nieten von Beratern scheint Wulff übernommen zu haben. Es muss einem doch klar sein, gerade nach der Nummer, dass wenn man die Schusslinie kommt, möglichst dreimal überlegen sollte, wie man sich weiter bewegt.
KT konnte immerhin noch darauf hoffen, dass ihn seine Beliebtheit rettet, aber auf was sich Wulffs Hoffnung sützt, ist mir unklar. Wenn er nicht morgen drei Kinder und ne Katze aus nem brennenden Hochhaus rettet, ist das Ding doch durch. Ist es ja jetzt schon und eigentlich weiß das auch jeder, nur die Entscheidung muss noch verkündet werden.

Ich möchte wirklich wissen, was jetzt in Angies Kopf vorgeht. Das muss doch rauchen bis zum Umfallen :D
von Familie Tschiep
#1053836
vicaddict hat geschrieben:
Quotentreter hat geschrieben: Die selben Nieten von Beratern scheint Wulff übernommen zu haben. Es muss einem doch klar sein, gerade nach der Nummer, dass wenn man die Schusslinie kommt, möglichst dreimal überlegen sollte, wie man sich weiter bewegt.
KT konnte immerhin noch darauf hoffen, dass ihn seine Beliebtheit rettet, aber auf was sich Wulffs Hoffnung sützt, ist mir unklar. Wenn er nicht morgen drei Kinder und ne Katze aus nem brennenden Hochhaus rettet, ist das Ding doch durch. Ist es ja jetzt schon und eigentlich weiß das auch jeder, nur die Entscheidung muss noch verkündet werden.

Ich möchte wirklich wissen, was jetzt in Angies Kopf vorgeht. Das muss doch rauchen bis zum Umfallen :D
Sie fragt sich, woher sie die Katze und die drei Kinder herbekommt, die aus dem Hochhaus stürzen, damit der Bundespräsident sie retten kann.
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von Maddi
#1053848
vicaddict hat geschrieben:
Quotentreter hat geschrieben: Die selben Nieten von Beratern scheint Wulff übernommen zu haben. Es muss einem doch klar sein, gerade nach der Nummer, dass wenn man die Schusslinie kommt, möglichst dreimal überlegen sollte, wie man sich weiter bewegt.
KT konnte immerhin noch darauf hoffen, dass ihn seine Beliebtheit rettet, aber auf was sich Wulffs Hoffnung sützt, ist mir unklar. Wenn er nicht morgen drei Kinder und ne Katze aus nem brennenden Hochhaus rettet, ist das Ding doch durch. Ist es ja jetzt schon und eigentlich weiß das auch jeder, nur die Entscheidung muss noch verkündet werden.

Ich möchte wirklich wissen, was jetzt in Angies Kopf vorgeht. Das muss doch rauchen bis zum Umfallen :D
moment - du möchtest doch damit nicht andeuten, Angie würde das Grundsatzprogramm der PIRATEN in diesem Punkt umsetzen um Stress abzubauen? :wink: :mrgreen:

und was die zu rettenden Kinder angeht - vielleicht kann Herr von Boetticher ja noch mal auf seine Friends List bei Facebook gucken ob sich da wer findet :D
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von redlock
#1053861
Warum gelangt eigentlich eine solche Nachricht aus einer persönlichen Mailbox an andere Zeitungen? Wörtliche Zitate des Präsidenten inklusive?
...weil, wie Stefan Aust gestern auf WDR2 erklärte, in der Branche auf Dauer nichts, aber auch gar nichts geheimgehalten werden kann. Mindestens einer quatscht immer. Immer :!: Das weiß auch die taz.
Wahrscheinlich ist die taz nur sauer, dass keiner mit ihnen darüber gesprochen hat :lol: :lol: :lol:
von Commi
#1053864
redlock hat geschrieben:
Warum gelangt eigentlich eine solche Nachricht aus einer persönlichen Mailbox an andere Zeitungen? Wörtliche Zitate des Präsidenten inklusive?
...weil, wie Stefan Aust gestern auf WDR2 erklärte, in der Branche auf Dauer nichts, aber auch gar nichts geheimgehalten werden kann. Mindestens einer quatscht immer. Immer :!: Das weiß auch die taz.
Wahrscheinlich ist die taz nur sauer, dass keiner mit ihnen darüber gesprochen hat :lol: :lol: :lol:
Das erklärt und entschuldigt aber nicht das Verhalten des Springer Verlags.
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von vicaddict
#1053866
CommanderNOH hat geschrieben: Das erklärt und entschuldigt aber nicht das Verhalten des Springer Verlags.
Nun ja. Es stellt sich eben die Frage, ob das entschuldigt werden muss, oder ob es nicht zur Aufgabe der Medien gehört, aufzudecken, wenn ein Staatsoberhaupt der Presse vorschreiben will, was sie veröffentlichen darf und was nicht. Wenn es nur der Anruf bei Dieckmann gewesen wäre, wäre es sicherlich nicht der Rede wert gewesen. Wenn Wulff aber nach dem Chef der Bild, auch noch den Vorstandschef und anschließend Friede Springer selbst anruft, dann darf er sich nicht beschweren, wenn man hier nicht mehr von einem dummen Anruf spricht, sondern eben von dem Versuch massiven Einfluss zu nehmen.
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von redlock
#1053867
CommanderNOH hat geschrieben:
redlock hat geschrieben:
Warum gelangt eigentlich eine solche Nachricht aus einer persönlichen Mailbox an andere Zeitungen? Wörtliche Zitate des Präsidenten inklusive?
...weil, wie Stefan Aust gestern auf WDR2 erklärte, in der Branche auf Dauer nichts, aber auch gar nichts geheimgehalten werden kann. Mindestens einer quatscht immer. Immer :!: Das weiß auch die taz.
Wahrscheinlich ist die taz nur sauer, dass keiner mit ihnen darüber gesprochen hat :lol: :lol: :lol:
Das erklärt und entschuldigt aber nicht das Verhalten des Springer Verlags.
Also, wir beide werden uns nie mehr einig, wenn es um die Wulffschen Affären geht. :lol: :wink:

Wenn der BP eine Drohung auf der Mailbox hinterläßt, darf er sich nicht wundern, wenn das raus kommt. Wer gegen den Wind pinkelt wird nass. Das ist so.
Außerdem, Wulff hat nicht nur der Bild gedroht, sondern auch der Welt am Sonntag. Und er ist bei der Konzernführung vorstellig geworden.
Und die "SZ" ist damit rausgerückt, weil man es ihnen gesteckt hat. Vermutlich war einer bei Springer sauer, dass die Führung das unter den Teppich kehren wollte. Diesem "wistle blower" sollte man einen Orden verleihen für seinen Mut.

Wenn der BP der Presse droht, dann...also wie man den Mann da noch verteidigen kann :roll: :roll:
von Commi
#1053868
redlock hat geschrieben: Wenn der BP der Presse droht, dann...also wie man den Mann da noch verteidigen kann :roll: :roll:
Wie kommst du bitte darauf, dass ich den Präsidenten verteidige?
Ich hab doch mehrfach geschrieben, dass der Anruf dumm war (bzw. die Anrufe) und dass er ein schwacher Präsident ist.
von Familie Tschiep
#1053886
Interessant, dass sie bei den Kritikern aus Regierungskreisen immer den Holger Zastrow hervorkramen. Meines Wissens hat er Wulff nicht gewählt, sondern Gauck. So etwas sollte man auch erwähnen bei solcher Berichterstattung.
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