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von bmwtop12
#1450693
Habe ich neulich als ungefähre Summe aller Kosten im Spiegel gelesen.
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von baumarktpflanze
#1450716
bmwtop12 hat geschrieben:Wie lange wolle wir uns diesen Luxus noch leisten (denn mittlerweile ist es genau das), jedem Menschen, der Bock auf das schöne Deutschland hat, hier aufzunehmen, zu alimentieren etc.?
Wo ich das gerade lese, noch ein Vergleich: Wir geben jedes Jahr 9 Milliarden Euro für Heintierhaltung aus, davon allein 4 Milliarden für Futter. Quelle
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von bmwtop12
#1450722
Ja, und? Ich kaufe gerne leckeres Futter für meine Katzen? Wo ist der Zusammenhang mit den Ausgaben für die Flüchtlinge?
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von baumarktpflanze
#1450733
Es geht nicht um einen Zusammenhang mit Flüchtlingen, sondern um eine Vergegenwärtigung der Zahlen, die Du hier in Deiner Argumentation immer wieder anführst und ja auch gefordert hast.

Sicher: 30 Milliarden Kosten jedes Jahr, wenn diese Zahl denn stimmt, sind eine Menge Geld. Das werden wir alle wohl in unserem Leben nicht verdienen. Aber wir alleine zahlen eben auch nicht für diese Kosten, sondern wir alle, weil wir bei 82 Millionen Einwohnern in Deutschland einen gewaltigen Haufen an Steuergeldern, Bußgeldern, Abgaben und ähnlichen haben. Und wenn wir uns allein in Deutschland solche Summen wie in den vergangenen Postings beschrieben, leisten können - wobei davon freilich nicht alle aus dem Bundeshaushalt kommen - und dennoch am Ende eine schwarze Null im Bundeshaushalt haben: Warum genau soll ich dann daran zweifeln, dass wir diese 30 Milliarden Euro nicht auch wuppen werden?

Die Probleme, die uns erwarten, sind in diesem Sinne nicht finanzieller Art, sondern sind struktureller Art. Da geht um die Fachkräfte, die den Flüchtlingen Deutsch lernen sollen. Um die Frage, wie man die Flüchtlinge am Ende in den Arbeitsmarkt bringt. Und momentan: Wie teilt man sie auf? Wie bringt man sie unter? Diese Fragen sind wichtig und man sollte sie klären. Aber die Zahlen alleine? Die ändern sich gerade täglich und insofern wird es nächsten Monat einen neuen Ökonomen geben, der eine neue Zahl nennen wird. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird diese Zahl dann noch höher sein als Deine angeführten 30 Milliarden.
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von bmwtop12
#1450743
Na ja, strukturell = finanziell, denn Strukturen (sofern man sie schaffen will), kosten nun mal Kohle. Insofern geht's also hauptsächlich ums Geld.

BTW: Die Slowakei hat nun die EU verklagt, die Flüchtlings-Zuteilungen seien nicht zu stemmen. Warum machen wir das nicht?
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von baumarktpflanze
#1450750
bmwtop12 hat geschrieben:BTW: Die Slowakei hat nun die EU verklagt, die Flüchtlings-Zuteilungen seien nicht zu stemmen. Warum machen wir das nicht?
Ein paar Daten auch hier dazu: Die Slowakei hat 5,4 Millionen Einwohner und soll laut Schlüssel 1500 Flüchtlinge aufnehmen. Seit Jahresbeginn haben 154 Menschen Asyl in der Slowakei beantragt. 8 Asylanträge wurden genehmigt. Dazu ist gerade Parlamentswahlkampf, in dem der sozialdemokratische Ministerpräsident Fico ankündigte, alle Muslime zu überwachen. (Quelle)
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von Herr Vorragend
#1450751
Kunstbanause hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:Verwundert wäre ich, wenn Du es genau so entspannt sehen würdest, aber...
- keinen Job
- keine Wohnung und
- nicht Alles, was Du brauchst
...hättest. :wink:
Dann darfst Du Dich heftig wundern.
Naja, wirklich heftig verwundert wäre ich wie gesagt, wenn Du diese Dinge nicht hättest - und Du hast ja direkt davor bereits gesagt, dass Du sie hast.

Überrascht bin ich aber zugegebenermassen doch - Deine tatsächliche Lebenssituation, so wie Du sie jetzt schilderst, scheint in der Tat deutlich weniger komfortabel zu sein, als die knappe Beschreibung im vorherigen Posting den Eindruck erweckte.

Aber ob Du vor vier Jahren, als Du und Deine Frau noch beide Langzeitarbeitslose ohne Perspektive waren, als es richtig "dreckig" ging, wie Du sagst, wirklich ganz genau so über die Flüchtlingsthematik gedacht hättest, wenn es damals eine derart massive Migrationswelle nach Deutschland gegeben hätte?
Mglw. wirst Du glauben, dass Du auch damals ganz genauso gedacht hättest; wissen kannst Du es nicht...
Kunstbanause hat geschrieben:Und selbst wenn ich meinen Job verlöre und die Bleibe in Gefahr ist: Warum sollte ich meine Mitmenschen, zu denen Flüchtlinge eben auch zählen, in Konkurrenz zu mir sehen? In dem Fall wäre ich eine genau so arme Sau wie sie. Aber wäre ich eine "bessere" arme Sau, "nur" weil ich Deutscher bin?
Weil sie in dieser hypothetischen Situation (Du bist arbeitslos und evtl. sogar obdachlos) nun mal Konkurrenten wären - noch mehr Konkurrenten um die knappen Güter "Job" und "bezahlbarer Wohnraum".
Meiner Meinung nach ist "Konkurrenz" auch ein völlig neutraler Begriff - wie Du in diesem Zusammenhang überhaupt plötzlich auf die Idee kommst, dass Du deshalb eine "bessere" oder "schlechtere" arme Sau sein könntest, erschliesst sich mir so überhaupt nicht.
Ich halte den gesamten Gedankengang für völlig absurd.
Kunstbanause hat geschrieben:In vielen Berufen ist ständig Bedarf, besonders in denen, für die sich der Deutsche zu fein ist. Rate mal, wer die dann machen darf.
...sprach der Herr, der nur ein Posting vorher noch das hier geschrieben hat:
Kunstbanause hat geschrieben:Die Jahre davor waren wir sehr lange arbeitslos, fast ganze zehn Jahre trotz permanenter Eigenbemühungen
(Sorry, die kleine Anspielung konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. ;-) )

Anyway - ich finde es übrigens wirklich schön, dass Du jetzt hier auch mal richtig beteiligst und mitdiskutierst. Deine früheren (eher nichtssagenden) Einzeiler hier im Thread haben mich zugegebenermassen eher genervt - aber jetzt, wo Du mehr schreibst, bin ich ehrlich überrascht, wieviel Interessantes Du zum Thema beizutragen hast!
Was mich ja von Dir (jetzt, wo ich mehr über Deine Situation erfahren habe und weiss, dass Du bspw. "Mindestlöhner" bist) übrigens besonders interessieren würde:

Beunruhigen Dich die fast täglichen Rufe von Politikern und Wirtschaftsbossen, von wegen, dass man wegen der Flüchtlingswelle jetzt den Mindestlohn wieder abschaffen sollte, kein bisschen? Meiner persönlichen Einschätzung nach ist das nämlich der grösste direkte Nachteil, den die Flüchtlingswelle für Dein persönliches Leben haben könnte; und ich halte das für eine durchaus reale Gefahr, dass der Mindestlohn wieder abgeschafft bzw. so weit zerlöchert werden könnte, dass er nur noch auf dem Papier besteht...
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von Kunstbanause
#1450779
bmwtop12 hat geschrieben:Meine Probleme fangen an bei der Aussage "Deutschland wuppt das". Auweia, aber wie lange noch? Wie lange wolle wir uns diesen Luxus noch leisten (denn mittlerweile ist es genau das), jedem Menschen, der Bock auf das schöne Deutschland hat, hier aufzunehmen, zu alimentieren etc.? Bei vielen ist der Geduldsfaden bereits arg strapaziert, frage mal Kommunalpolitiker, die keinen Platz mehr für diese Menschen finden können.
Sie unterzubringen wird in der Tat nicht einfach werden. Finanziell würde es funktionieren, baumarktpflanze hat das ja wunderbar aufgelistet.
bmwtop12 hat geschrieben:Wenn ich sage, ich habe Bedenken, dass das unseren Wohlstand gefährden könnte, ist das kein vorgreifender Sozialneid, sondern nur die Realität.
So wie du es oftmals ausdrückst, klingt es aber genau so. Womöglich ist es DEINE Realität, rein subjektiv empfunden.
bmwtop12 hat geschrieben:Die EU an sich ist seit dem Flüchtlingschaos und der NIMBY-Mentalität der anderen Staaten quasi Geschichte und besteht nur noch auf dem Papier. Nach dem Euro-Desaster ein weiteres Feld, auf dem Deutschland (fast) alleine Rest-Europa alimentiert. Untragbarer Zustand.
Ich bin sehr EU-skeptisch, was die Zukunft betrifft. Das wird so auf Dauer nicht funktionieren - unter anderem aufgrund dessen, was ich weiter oben anführte.
bmwtop12 hat geschrieben:Zur Empathie: Die ist mittlerweile schon arg überdehnt. Ist in Deutschland vorhanden, durch den Krieg und die darin begangenen Gräueltaten noch mehr, alles kein Problem ud in Ordnung so. Aber warum soll denn bitte jeder, der in seiner Heimat keine wirtschaftliche Perspektive hat, plötzlich zu uns kommen und auf meine Kosten leben sollen? Warum? Er soll doch bitte versuchen, seine Probleme in seiner Heimat zu lösen, schließlich pumpen wir Entwicklungshilfe in fast jedes Land der Erde. Für Bürgerkriegsflüchtlinge sehe ich das nicht so eng, aber auch hier muss die Frage erlaubt sein: Warum bleiben diese Leute nicht in Slowenien? In Kroatien? In Österreich? In Tschechien? Warum wollen sie nur zu uns? Dem Land, in dem nach deren Meinung Milch und Honig fließen? Warum sollten wir so etwas zulassen? Das ist eine Frage, auf die ich noch keine mzufriedenstellende Antwort gefunden habe.
Weil im eigenen Land chaotische und lebensbedrohliche Zustände herrschen und die meisten denken: Hauptsache raus da?

Weil in manchen Ländern eine deutlich rechtsgerichtetere Politik herrscht als hier, wo es zum Glück (noch) nicht so ist?
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von Kunstbanause
#1450783
Herr Vorragend hat geschrieben:Naja, wirklich heftig verwundert wäre ich wie gesagt, wenn Du diese Dinge nicht hättest - und Du hast ja direkt davor bereits gesagt, dass Du sie hast.
Ja. Eine Familie. Einen Job, der uns finanziell dann doch ganz gut hilft. Mein Gehalt plus Praktikantinnengehalt plus Aufstockungsgeld plus Kindergeld plus Kindesunterhalt vom Erzeuger der Mädels. Wir kommen klar, unser Kühlschrank ist immer voll, wir können uns Kleidung kaufen, Bücher, wir können auch mal weggehen, wir können Stück für Stück unsere ollen Geräte mal gegen neue austauschen.
Herr Vorragend hat geschrieben:Überrascht bin ich aber zugegebenermassen doch - Deine tatsächliche Lebenssituation, so wie Du sie jetzt schilderst, scheint in der Tat deutlich weniger komfortabel zu sein, als die knappe Beschreibung im vorherigen Posting den Eindruck erweckte.
Wie gesagt: Ich bin ein eher bescheidener Mensch. Doch ich will natürlich aus der Abhängigkeit vom Amt raus. Ich muss Bewerbungen schreiben und beziehe eben Aufstockungsgeld - schreibe ich keine Bewerbungen: Sperre. Das wären letztendlich gerade mal an die 80€, auf die wir sogar verzichten könnten. Wir könnten es einfach so lassen, wie es ist, und uns ginge es gut. Trotz "nur" Mindestlohn. Die Arbeitsstelle ist halt ätzend - aber das kann sie in einem gutbezahlten und anspruchsvolleren Beruf ebenfalls sein...
Herr Vorragend hat geschrieben:Aber ob Du vor vier Jahren, als Du und Deine Frau noch beide Langzeitarbeitslose ohne Perspektive waren, als es richtig "dreckig" ging, wie Du sagst, wirklich ganz genau so über die Flüchtlingsthematik gedacht hättest, wenn es damals eine derart massive Migrationswelle nach Deutschland gegeben hätte?

Mglw. wirst Du glauben, dass Du auch damals ganz genauso gedacht hättest; wissen kannst Du es nicht...
Ich denke schon, denn ab 2011, wir beide voll Hartz IV und 24/7 sozusagen unfreiwillig dauerzuhause, war diese "Konkurrenz" ja auch schon gen D unterwegs, wenn auch in anderer Form.

Warum versucht man mir, einen Was-wäre-wenn-Sozialneid zu suggerieren? Ich hatte bei den Tafeln auch schon Leute vor mir stehen, die kein Wort Deutsch sprachen, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, zu denken: "Warum nicht zuerst ich/wir?"
Herr Vorragend hat geschrieben:
Kunstbanause hat geschrieben:Und selbst wenn ich meinen Job verlöre und die Bleibe in Gefahr ist: Warum sollte ich meine Mitmenschen, zu denen Flüchtlinge eben auch zählen, in Konkurrenz zu mir sehen? In dem Fall wäre ich eine genau so arme Sau wie sie. Aber wäre ich eine "bessere" arme Sau, "nur" weil ich Deutscher bin?
Weil sie in dieser hypothetischen Situation (Du bist arbeitslos und evtl. sogar obdachlos) nun mal Konkurrenten wären - noch mehr Konkurrenten um die knappen Güter "Job" und "bezahlbarer Wohnraum".
Meiner Meinung nach ist "Konkurrenz" auch ein völlig neutraler Begriff - wie Du in diesem Zusammenhang überhaupt plötzlich auf die Idee kommst, dass Du deshalb eine "bessere" oder "schlechtere" arme Sau sein könntest, erschliesst sich mir so überhaupt nicht.
Ich halte den gesamten Gedankengang für völlig absurd.
Ich halte ihn für völlig logisch und nachvollziehbar.
Herr Vorragend hat geschrieben:
Kunstbanause hat geschrieben:In vielen Berufen ist ständig Bedarf, besonders in denen, für die sich der Deutsche zu fein ist. Rate mal, wer die dann machen darf.
...sprach der Herr, der nur ein Posting vorher noch das hier geschrieben hat:
Kunstbanause hat geschrieben:Die Jahre davor waren wir sehr lange arbeitslos, fast ganze zehn Jahre trotz permanenter Eigenbemühungen
(Sorry, die kleine Anspielung konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. ;-) )
Und nun klopfst Du Dir chapeauisierend auf die eigene Schulter?

Ich sags mal so: Ich habe auch schon Straßen gefegt und habe Dreck aus Bächen gefischt, Pferdemist von der Straße geschippt, Äste matschige Hänge hochgeschleppt. Bei Wind und Wetter. Nicht aus Spaß, sondern um über die Runden zu kommen. Freiwilliger 1€-Job. War ich mir nicht zu fein für.
Herr Vorragend hat geschrieben:Anyway - ich finde es übrigens wirklich schön, dass Du jetzt hier auch mal richtig beteiligst und mitdiskutierst. Deine früheren (eher nichtssagenden) Einzeiler hier im Thread haben mich zugegebenermassen eher genervt - aber jetzt, wo Du mehr schreibst, bin ich ehrlich überrascht, wieviel Interessantes Du zum Thema beizutragen hast!
Bei dem, was ich hier immer wieder zu lesen bekomme, ist es schwierig, nicht polemisch zu werden. Bei den subtil fremdenfeindlichen Dingen, die so mancher von sich gibt, kann ich nur kopfschüttelnd Bemerkungen von mir geben, wie hässlich sich das liest und wie hässlich manche Gedankengänge und Denkansätze sind.
Herr Vorragend hat geschrieben:Was mich ja von Dir (jetzt, wo ich mehr über Deine Situation erfahren habe und weiss, dass Du bspw. "Mindestlöhner" bist) übrigens besonders interessieren würde:

Beunruhigen Dich die fast täglichen Rufe von Politikern und Wirtschaftsbossen, von wegen, dass man wegen der Flüchtlingswelle jetzt den Mindestlohn wieder abschaffen sollte, kein bisschen? Meiner persönlichen Einschätzung nach ist das nämlich der grösste direkte Nachteil, den die Flüchtlingswelle für Dein persönliches Leben haben könnte; und ich halte das für eine durchaus reale Gefahr, dass der Mindestlohn wieder abgeschafft bzw. so weit zerlöchert werden könnte, dass er nur noch auf dem Papier besteht...
Das wäre in der Tat unschön. Nur: Politiker und Wirtschaftsbosse sind die, die ihren Arsch im Trockenen haben, und in der Wirtschaft geht es darum, Gewinne zu erzielen - sind diese nicht mehr ganz so groß (obwohl es noch immer Gewinne sind, die beispielsweise das erste Mal eben nicht noch weiter gesteigert werden konnten), ist das Geheul groß.

Selbstverständlich wäre ich stinksauer. Aber schon wieder eine Was-wäre-wenn-Sozialneid-Frage. Ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen, die Flüchtlinge dafür verantwortlich zu machen, sondern in dem Fall den Turbo-Kapitalismus und die Megalomanie der Mächtigen. Da wäre manchmal etwas Bescheidenheit gut.
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von bmwtop12
#1450805
Na ja, bissel plakativ. Am geilsten sind die Kommentare unter der Satire...
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von rosebowl
#1450807
Plakativ ja. Aber fasst sehr treffend zusammen, was man so alles zu lesen und hören bekommt zu dem Thema.
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von Kunstbanause
#1450808
Die Kommentare zeigen, wie kackbraun Nordhessen eigentlich ist. Noch machen die ihre Kreuzchen hier brav bei den Roten, fragt sich nur, wie lange noch.
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von baumarktpflanze
#1450812
Aber solche Kommentare hast Du auch in anderen Regionen. Wenn ich in NRW an Dortmund denke oder Bochum, selbst auf der Schwäbischen Alb wird es braun, je weiter man in die Dörfer vordringt. Immerhin gibt es in beiden Gebieten noch eine funktionierende Zivilgesellschaft, die sich dagegen ausspricht.
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von Herr Vorragend
#1450824
Kunstbanause hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:Aber ob Du vor vier Jahren, als Du und Deine Frau noch beide Langzeitarbeitslose ohne Perspektive waren, als es richtig "dreckig" ging, wie Du sagst, wirklich ganz genau so über die Flüchtlingsthematik gedacht hättest, wenn es damals eine derart massive Migrationswelle nach Deutschland gegeben hätte?
Mglw. wirst Du glauben, dass Du auch damals ganz genauso gedacht hättest; wissen kannst Du es nicht...
Ich denke schon, denn ab 2011, wir beide voll Hartz IV und 24/7 sozusagen unfreiwillig dauerzuhause, war diese "Konkurrenz" ja auch schon gen D unterwegs, wenn auch in anderer Form.
Die derzeitige Situation ist aber nun mal völlig anders als 2011. Natürlich gab es Migration schon damals und schon immer - aber hier geht es nun mal genau um diese völlig "andere Form" der Migration nach Deutschland seit ca. 3 Monaten. Im gesamten Jahr 2011 hatten wir gerade mal ca. 40.000 Migranten, also gerade mal ca. 110 Migranten pro Tag. Das war überhaupt kein Problem, das haben wir offensichtlich wunderbar gemeistert. (in Anbetracht dessen kann ich übrigens auch nicht ganz verstehen, wieso Du schon 10k Migranten pro Jahr als "Belastungsgrenze" betrachtest, @bmwtop)

110 Migranten pro Tag (im Jahr 2011) sind einfach eine vollkommen andere Hausnummer als die derzeitigen Zahlen - wir hatten in den letzten drei Monaten häufig die 100fache Menge Migranten pro Tag.
Kunstbanause hat geschrieben:Warum versucht man mir, einen Was-wäre-wenn-Sozialneid zu suggerieren?
Ich frage mich eher: Wieso denkst Du, dass Dir Jemand "Sozialneid" unterstellt?
Kunstbanause hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:
Kunstbanause hat geschrieben:Und selbst wenn ich meinen Job verlöre und die Bleibe in Gefahr ist: Warum sollte ich meine Mitmenschen, zu denen Flüchtlinge eben auch zählen, in Konkurrenz zu mir sehen? In dem Fall wäre ich eine genau so arme Sau wie sie. Aber wäre ich eine "bessere" arme Sau, "nur" weil ich Deutscher bin?
Weil sie in dieser hypothetischen Situation (Du bist arbeitslos und evtl. sogar obdachlos) nun mal Konkurrenten wären - noch mehr Konkurrenten um die knappen Güter "Job" und "bezahlbarer Wohnraum".
Meiner Meinung nach ist "Konkurrenz" auch ein völlig neutraler Begriff - wie Du in diesem Zusammenhang überhaupt plötzlich auf die Idee kommst, dass Du deshalb eine "bessere" oder "schlechtere" arme Sau sein könntest, erschliesst sich mir so überhaupt nicht.
Ich halte den gesamten Gedankengang für völlig absurd.
Ich halte ihn für völlig logisch und nachvollziehbar.
Dann hast Du mich da offensichtlich gerade falsch verstanden. Ich will's mal versuchen mit einem Beispiel zu erklären, was ich gemeint habe: Du unterhältst Dich mit einem Bekannten, und er erzählt Dir, dass er gerade von einer Wohnungsbesichtigung kommt und dass er ganz stark hofft, dass das was wird; denn die Wohnung erscheint ihm geradezu perfekt, und die Miete ist für eine derart tolle Wohnung super-gering. Weil das aber ein so interessantes Angebot ist, gibt es noch ca. 40 weitere Interessenten für diese Wohnung, wie der Bekannte kurz danach erzählt. Es gibt also 40 Konkurrenten um die begehrte Wohnung.

So weit, so gut. Dann aber sagt der Bekannte im nächsten Satz aus heiterem Himmel plötzlich und scheinbar völlig zusammenhangslos: "Aber nur weil sich noch 40 weitere Leute für diese Wohnung interessieren, sind diese Leute doch trotzdem keine verfickten Arschlöcher!"

Wenn der Bekannte sowas sagen würde, dann würde man sich nicht denken: "Hmmm, ja, stimmt, da hat er ja im Grunde Recht..." sondern man würde sich denken: "Häh? WTF? Natürlich sind das keine "verfickten Arschlöcher", warum in aller Welt sollten sie das auch sein? Was zum Geier sollte dieser völlig verwirrte Satz - wie kommt der aus heiterem Himmel auf den völlig absurden Gedankengang, dass die anderen 40 Interessenten "verfickte Arschlöcher" sein könnten?"

DAS meinte ich damit, dass ich den Gedankengang an sich absurd finde.
Kunstbanause hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:
Kunstbanause hat geschrieben:In vielen Berufen ist ständig Bedarf, besonders in denen, für die sich der Deutsche zu fein ist. Rate mal, wer die dann machen darf.
...sprach der Herr, der nur ein Posting vorher noch das hier geschrieben hat:
Kunstbanause hat geschrieben:Die Jahre davor waren wir sehr lange arbeitslos, fast ganze zehn Jahre trotz permanenter Eigenbemühungen
(Sorry, die kleine Anspielung konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. ;-) )
Und nun klopfst Du Dir chapeauisierend auf die eigene Schulter?
Ich habe lediglich auf den vermeintlichen Widerspruch hingewiesen, dass Jemand einerseits sagt, dass er "zehn Jahre trotz permanenter Eigenbemühungen" arbeitslos war, nur um im nächsten Moment dann das urdeutsche Lied mit dem sinngemässen Text "Wer in Deutschland einen Job will, der findet immer einen - die scheiss Arbeitslosen sind sich doch einfach nur viel zu fein dafür, die weniger begehrten Jobs anzunehmen!" zu singen.
Kunstbanause hat geschrieben:Ich sags mal so: Ich habe auch schon Straßen gefegt und habe Dreck aus Bächen gefischt, Pferdemist von der Straße geschippt, Äste matschige Hänge hochgeschleppt. Bei Wind und Wetter. Nicht aus Spaß, sondern um über die Runden zu kommen. Freiwilliger 1€-Job. War ich mir nicht zu fein für.
Fein, aber was sollte das in diesem Zusammenhang bitte belegen? Meiner Meinung nach widerlegst Du damit ironischerweise lediglich Deine obige Aussage, belegst also gerade den kleinen Widerspruch, den ich hier sehe.
Denn wenn Du einerseits sinngemäss sagst: "Wer in Deutschland einen Job sucht, der findet immer einen - er darf sich halt nur nicht zu fein für gewisse Tätigkeiten sein!", und Du dann mit Beispielen wie den eben genannten belegen willst, dass Du Dir für keine Tätigkeit zu fein bist - dann stellt sich doch zwangsläufig erst recht die Frage, warum Du dann derartige 1-Euro-Jobs gemacht hast, statt einen viel besser bezahlten Beruf in einem Bereich zu wählen, in dem, wie Du sagst, "ständig Bedarf ist"?
Kunstbanause hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:Anyway - ich finde es übrigens wirklich schön, dass Du jetzt hier auch mal richtig beteiligst und mitdiskutierst. Deine früheren (eher nichtssagenden) Einzeiler hier im Thread haben mich zugegebenermassen eher genervt - aber jetzt, wo Du mehr schreibst, bin ich ehrlich überrascht, wieviel Interessantes Du zum Thema beizutragen hast!
Bei dem, was ich hier immer wieder zu lesen bekomme, ist es schwierig, nicht polemisch zu werden. Bei den subtil fremdenfeindlichen Dingen, die so mancher von sich gibt, kann ich nur kopfschüttelnd Bemerkungen von mir geben, wie hässlich sich das liest und wie hässlich manche Gedankengänge und Denkansätze sind.
Du hast zum gleichen Thema jetzt mehrere ausführliche (und, wie gesagt, meiner Meinung nach: wirklich interessante) Postings verfasst - es geht also offensichtlich auch anders, wenn Du willst. ;-)
Kunstbanause hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:(Mögliche Abschaffung des Mindestlohns)
Das wäre in der Tat unschön. Nur: Politiker und Wirtschaftsbosse sind die, die ihren Arsch im Trockenen haben, und in der Wirtschaft geht es darum, Gewinne zu erzielen - sind diese nicht mehr ganz so groß (obwohl es noch immer Gewinne sind, die beispielsweise das erste Mal eben nicht noch weiter gesteigert werden konnten), ist das Geheul groß.

Selbstverständlich wäre ich stinksauer. Aber schon wieder eine Was-wäre-wenn-Sozialneid-Frage. Ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen, die Flüchtlinge dafür verantwortlich zu machen, sondern in dem Fall den Turbo-Kapitalismus und die Megalomanie der Mächtigen. Da wäre manchmal etwas Bescheidenheit gut.
Ich verstehe auch hier wieder nicht ganz, was das jetzt überhaupt konkret mit "Sozialneid" zu tun haben soll; meiner Meinung nach interpretierst Du da wieder etwas hinein, was so gar nicht gemeint war.
Als tatsächlicher Mindestlöhner würden Dich derartige Änderungen an den Mindestlohn-Regeln am stärksten treffen - und da mir in meinem Bekanntenkreis keine anderen Mindestlöhner bekannt sind, die ich fragen könnte, fand ich es einfach mal sehr interessant zu hören, was Du als direkt Betroffener über derartige Forderungen denkst, ob Dich das nicht beunruhigt etc.

Deine Antwort/Einstellung diesbezüglich erscheint mir übrigens ehrlich und rational. Was den Punkt mit den Flüchtlingen betrifft, hast Du natürlich völlig recht: natürlich wären die Flüchtlinge nicht schuld, falls es zu einer Abschaffung/Aufweichung des Mindestlohns kommt - für Wirtschaftsbosse, Arbeitgeberverbände etc., die jetzt derartige Forderungen stellen, ist die Flüchtlingswelle derzeit lediglich ein hochwillkommenes Argument, um Dinge zu fordern, die sie auch schon davor wollten. Das ist ja völlig klar, das hat doch auch niemand hier bezweifelt.
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von Kunstbanause
#1450827
Darauf werde ich dir evtl. heute abend antworten, da ich heute noch 46,75€ brutto verdienen gehe und Asylanten und Flüchtlingen 1€-Dosenöffner und 50-Cent-Schlüpper aus der Grabbelkiste verkaufe. ;)

Vorhin habe ich erst mal ca. eine Bananenkiste nicht mehr benötigter/nicht mehr passender Klamotten ausgemistet, ich elendiger Gutmensch.
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von bmwtop12
#1450833
Kunstbanause hat geschrieben:Das will sich mir auch nicht so recht erschließen, eben.
Meint Ihr das ernst? Sorry, aber das war so foolproof argumentiert, das MUSS man doch verstehen! Oder stellt Ihr euch absichtlich doof?

BTW zum Thema "Huch, so nazistisch ist Deutschland": Könnt Ihr das nicht verstehen, wenn man in Stadtteile wie Duisburg-Marxloh, Berlin-Neukölln oder Hamburg-Billstedt schaut? In sich abgeschottete, teilweise hochkriminelle Ghettos, in die sich selbst die Polizei nicht mehr reintraut (und sowieso kein "normaler" Deutscher mehr). So etwas brauchen wir hier eigentlich nicht, oder?
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von rosebowl
#1450835
Ich war letzte Woche erst in Neukölln. Also es wirkt ziemlich runtergekommen, ja. Aber offensichtlich bin ich kein "normaler Deutscher", ich hatte nämlich absolut kein Problem damit, mich da "rein zu trauen".
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von baumarktpflanze
#1450836
bmwtop12 hat geschrieben:BTW zum Thema "Huch, so nazistisch ist Deutschland": Könnt Ihr das nicht verstehen, wenn man in Stadtteile wie Duisburg-Marxloh, Berlin-Neukölln oder Hamburg-Billstedt schaut? In sich abgeschottete, teilweise hochkriminelle Ghettos, in die sich selbst die Polizei nicht mehr reintraut (und sowieso kein "normaler" Deutscher mehr). So etwas brauchen wir hier eigentlich nicht, oder?
Hochkriminell? Wirklich? Dann vergegenwärtigen wir uns doch mal wieder die Zahlen:
  1. 2014 gab es in Duisburg-Marxloh genau 2826 Anzeigen. Im gleichen Zeitraum wurden im innerstädtischen Bereich (Dellviertel) 7000 Anzeigen aufgegeben. (Quelle)
  2. Den höchsten Anteil an Straftaten in Hamburg gab es im Jahr 2014 mit Abstand in St. Pauli und St. Georg. Die Zahl der Anzeigen ist im vergangenen Jahr in Billstedt sogar um 5 % zurückgegangen. (Quelle)
  3. In Berlin war 2014 nicht Neukölln der Ort mit den meisten Straftaten, sondern der Berliner Alexanderplatz. Immerhin bessert sich die Situation am Alex laut diesem Artikel.
Sicher, in allen Bezirken gibt es dank mangelnder Integration soziale Probleme. Aber dass die Hamburger Davidwache sich nicht mehr aus dem Gebäude traut, habe ich bisher nicht gehört.
Zuletzt geändert von baumarktpflanze am Fr 4. Dez 2015, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
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von rosebowl
#1450842
bmwtop12 hat geschrieben:
Meint Ihr das ernst? Sorry, aber das war so foolproof argumentiert, das MUSS man doch verstehen! Oder stellt Ihr euch absichtlich doof?
Ich mag übrigens deine freundliche und sachliche Art :)
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von bmwtop12
#1450843
rosebowl hat geschrieben:
bmwtop12 hat geschrieben:
Meint Ihr das ernst? Sorry, aber das war so foolproof argumentiert, das MUSS man doch verstehen! Oder stellt Ihr euch absichtlich doof?
Ich mag übrigens deine freundliche und sachliche Art :)
Dafür bin ich ja bekannt und beliebt ;-)
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