Staffelfazit
Spoiler gekennzeichnet
Das war dann alles in allem eine .. merkwürdige Staffel. Teilweise fesselnd, teilweise zum Kopfschütteln, irgendwo zwischen Genie und Chaos.
Die ersten Episoden haben mir außerordentlich gut gefallen, das kann man ja weiter oben nachlesen. Lucy war eine tolle Ergänzung zum Cast, weil die Serie unter anderem daran krankte, dass Martin immer nur seinen stummen Sohn als Co-Protagonisten hatte. Hier hat sich hingegen eine Zweckgemeinschaft ergeben, die sehr gut harmoniert hat. Jake durfte auch endlich mal mehr erleben als nur enigmatisch wegzulaufen. Seine Szenen in der Schule waren richtig schön und haben den Charakter vorangebracht. Und auch im Mythologie-Teil hat man gut gearbeitet.
Irgendwas muss dann in der Entwicklung schief gelaufen sein. Entweder hat Kring mitten in der Staffel gemerkt, dass es die letzte bleiben wird oder es gab Krach hinter den Kulissen. Jedenfalls ging es bergab. Das kreatives Chaos ist unübersehbar. Die meisten neu gewonnen Stärken gehen verloren. Jakes sympathische Side-Plots werden von einer Folge zur nächsten eingestampft und er kehrt in sein altes langweiliges Muster zurück, die Mythologie wird in ihrer Verquickung von Esoterik und Wissenschaft wirr bis lächerlich, zwischen den Episoden findet sich plötzlich eine Horror-Folge und die kurze Staffel verschleißt satte vier Antagonisten, die zunehmend klischeehafter werden.
Mehrere Storylines führen einfach ins Nichts, werden dafür aber weit ausgewälzt.
Avram, der Mitte der Staffel als quasi Hauptcharakter wieder einsteigt nervt übelst. Wenn der anfängt (mit sich selbst) zu reden, möchte man ihm am liebsten direkt links und rechts eine knallen. Und auch seine Story, läuft letzten Endes komplett ins Leere. Das hätte man sich sparen können.
Und zu guter Letzt fühlt man sich als Zuschauer auch noch verscheißert, wenn Jake mit seinen letzten Sätzen dem Publikum sagt, dass er noch viel mehr zu erzählen hat und wir eine mysteriöse Abschlussszene sehen. Nein, Touch hat keinen dieser fiesen Cliffhanger, die alles offen lassen. Die Handlung der Staffel ist abgeschlossen, auch wenn es am Ende etwas gehetzt wird. Die letzte Szene teasert den Zuschauer aber nochmal an. Ist es so gottverdammt schwer, zehn Sekunden rauszuschneiden, wenn man weiß, dass die Serie gecancelt wird?!? Die Szene ist für den Staffelabschluss komplett irrelevant. Ich kapiers nicht. Leider scheint es, dass bei gecancelten Serien eingepackt wird und nach dem letzten Drehtag geht sie den Beteiligten am Arsch vorbei.
Empfehlungsschreiben: eingeschränkt.
Wer die Charaktere mochte, kann auch Staffel 2 gucken, zumal die Cast-Neulinge ihre Sache sehr gut machen. Der Sense of Wonder ist hingegen nur noch spärlich vorhanden und verschwindet im Laufe der Staffel komplett. Außerdem sollte man fähig sein, ganz viel esoterisch-pseudowissenschaftliches Gequatsche zu ertragen, das jetzt den mythologischen Kern bildet. Der letzten Szene zum Trotz ist die Serie gut abgeschlossen, über offene Enden sollte man sich keine Sorgen machen.