- So 28. Okt 2012, 00:14
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Herr der Fliegen (1963)
Eine Gruppe sechs- bis zwölfjähriger Jungen aus England wird im Zuge eines Atomkrieges evakuiert, doch auf dem Flug kommt es zu Komplikationen und es stürzt schließlich ab. Alleine in der Wildnis müssen die Halbstarken versuchen, ein soziales Geflecht auf die Beine zu stellen, das in der Lage ist, der Situation Herr zu werden. Schnell entschließen sie sich dazu, einen Anführer zu wählen, der die Richtlinien für das gemeinsame Zusammensein vorgeben soll. Doch Ralph, der die Wahl gewinnt, ist von Beginn an nicht unumstritten und muss in der Folge zusehen, wie der aggressive und physisch stärkere Jack immer mehr Anhänger gewinnt - und es schließlich zu einem erbarmungslosen Machtkampf kommt, bei den die Jungen noch nicht einmal mehr vor Mord und Totschlag zurückschrecken.
Der 1954 erschienene Roman von William Golding gehört an vielen Schulen zur Pflichtlektüre. Ich habe ihn in meiner Schulzeit nie lesen dürfen, was ich rein thematisch eigentlich sehr schade finde. Themen wie die angeborene Gewaltbereitschaft des Menschen, den Rückfall in die Barbarei in schlechten Zeiten fernab der Zivilisation sowie die kranke Geltungssucht der menschlichen Rasse halte ich für ungemein spannend. Und in diesem Werk werden sie auch auf eine für Jugendliche verständliche Art aufbereitet.
Dennoch war ich, der zuvor nur ein sehr eingeschränktes Bild von diesem Werk hatte, etwas enttäuscht von dieser immerhin auch schon 49 Jahre alten Verfilmung. Und das liegt nicht an den schauspielerischen Darbietungen der Kinderdarsteller oder der in der heutigen Zeit doch etwas gewöhnungsbedürftigen Optik. Mir fehlt viel mehr so ein wenig der letzte Biss hinter der Geschichte, die letztendlich nicht viel mehr ist als ein einfaches Abenteuer. Auch die Figuren bleiben recht stereotyp, nicht alle Handlungen waren wirklich nachvollziehbar und auch hier fehlt dann leider so das letzte "Wow-Erlebnis".
Der Film ist keineswegs schlecht und eignet sich auch recht gut dazu, eine kleine Einführung in die menschlichen Abgründe zu geben, aber viel mehr Substanz habe ich weder dem Stoff noch dem Film entnehmen können. Da hatte ich von einem so bekannten Werk doch deutlich mehr Tiefgründigkeit erwartet, wenn ich ehrlich bin. Und ich weiß auch noch nicht einmal wirklich, welche meiner Kritikpunkte dann auch auf Goldings Buch zu beziehen sind. Ich vermute leider einige. Tja, hatte mehr Substanz und Biss erwartet und eigentlich gehofft, aus dem Film wirklich etwas mitnehmen zu können. Schade...
6/10
Fohlen