ultimateslayer hat geschrieben:Und zu meinen der Kriminalfall ist nur Beiwerk ist meiner Ansicht nach völliger Blödsinn. Es ist eine Krimiserie, der Plot dreht sich um einen Kriminalfall. Die Charakterstudie gibt dem ganzen mehr Tiefe und die Inszenierung und Darstellung hebt gewisse Aspekte über den Durchschnitt.
Also bei True Detective abstreiten zu wollen, dass es ein stark philosophisch geprägtes Charakterdrama ist, bei dem der Kriminalfall nur erzählerischen Rahmen und Spiegel bildet, um die Entwicklung der beiden Figuren zu beleuchten, ist fast schon loganeske. Pizzolatto hat sich bestimmt nicht zufällig für einen relativ unspektakulären Fall entschieden, an dem der Zuschauer keinerlei emotionales Interesse hat. Das ist keine Krimiserie, wo man das Opfer genauer kennen und mögen lernt oder wie in The Killing mit den Hinterbliebenen trauert und deshalb einen positiven Abschluss will. Auch kein klassischer Serienkillerfall, in dem immer wieder die Taten und Opfer eines sadistischen Killers vor Augen geführt werden.
In den ersten 4 Folgen kommt der Fall fast keinen Schritt voran. Alles was während den Ermittlungen geschieht, dient nur dazu die Atmosphäre zu verdichten und die Charaktere zu vertiefen. Wenn mal so etwas wie Fahrt aufkommt, wird der Fokus meist direkt durch einen längeren Blick ins Verhörzimmer zurück auf die Figuren gelegt. Das ist
keine erzählerische Schwäche. Das ist eine bewusste Entscheidung des Autors... und zwar die richtige. Eine weitere normale Krimiserie braucht kein Schwein und die würde auch nicht besser als True Detective, wenn der Fall wie ein Uhrwerk tickt und es in der letzten Folge einen geniale Twist gäbe.
Es gibt hier zwar einen Wtf-/Mysteryaspekt, aber auch der ist nicht plotgetrieben, sondern folgt der Spirale der Charaktere und erinnert nur daran, dass überall Finsternis lauern kann. Von Folge zu Folge verschwimmen Wahrheit und Lüge sowie Realität und Wahn/Drogenrausch immer mehr. Wie und wieso soll man so eine Geschichte mit den Maßstäben von schnödem Krimischmonzes beurteilen? True Detective ist viel eher mit Rectify als mit The Killing (habe ich hier jetzt zwar ein paar mal als negatives Beispiel verwendet, mag ich auf seinem Gebiet aber trotzdem) und co. geistesverwandt.
Davon ab, hatte ich schon befürchtet, dass du auch zu dieser Fraktion gehörst, die sich darüber aufregt, dass die weiblichen Figuren kein echtes Eigenleben haben. Was genau so ein Quark ist, wie die Kritik am ausschließlich weißen Girls-Maincast. Die Serie heißt True Detective und nicht True Detective seine Frau ihr Leben.
(Copyright Johannes Rau) :lol:
Ich weiß nicht wie es ein Widerspruch ist, diese Aspekte zu kritisieren und gleichzeitig die Figuren zu loben und als Gesamtfazit zu sagen, dass das writing Schwächen hat.
Hast du aber nicht. Und daher diese fruchtlose Diskussion. :lol:
So wie du es zuerst geschrieben hast, hast du es fast schon so hingestellt als hätten die beiden Hauptdarsteller Text und Rollen spontan erfunden oder durch ihre Fähigkeit ein grottiges Skript übertüncht. Das das Quatsch ist, hat Theologe ja schon mit dem Verweis auf McConaugheys Karriere veranschaulicht. Ohne eine starke Vorlage, in die er sich obsessiv hereinbeißen kann, kommt auch nicht mehr als in seinen RomComs oder Popcorndramen raus. Mir hat er hier nebenbei bemerkt noch besser als in Dallas Buyers Club gefallen.
Andersherum wäre der Charakter Rust auch nicht weniger interessant gewesen, wenn die Rolle von Sam Rockwell (ein weiterer Tipp für Staffel 2

) oder, wie ursprünglich geplant, von Woody übernommen worden wäre. Der hätte sie anders angelegt, aber der Kern wäre immer noch vorhanden, weil der eben von Pizzolatto stammt.
Stefan hat geschrieben:Wenn man mal Hannibal gesehen hat, dann sieht True Detective zwar immer noch sehr gut aus - aber die Serie steht optisch doch ganz klar hinter der kleinen NBC Serie.
Hannibal hat ohne Frage einen höchst originellen und stilvollen Look, der einen riesigen Anteil an der Klasse der Serie hat, aber da würde trotzdem niemand auf die Idee kommen, es mit einem Kinofilm zu verwechseln. Es ist halt alles doch immer noch sehr auf Nahaufnahmen und "kleine" Bilder ausgelegt.
Man muss für den Unterschied ja nicht mal den 5 Minuten Tracking Shot in TD Folge 4 nehmen, der sich vom logistischen Aufwand nicht weit hinter Children of Men verstecken muss. Außerhalb des Verhörraums setzt True Detective so stark auf lange Kamerafahrten, symbolträchtige Bilder und vor allem weite Einstellungen wie es sonst selbst im Premium-TV einfach nicht üblich ist. Breaking Bad, Boardwalk Empire, Walking Dead oder Game of Thrones benutzen das auch hin oder wieder, sehr gekonnt zudem, aber da die auch für andere Dinge viel Budget abzweigen müssen oder generell ein geringeres Budget haben, bleibt es eher die Ausnahme. Man hört da ja immer wieder, dass die Regisseure gerne mehr derartige Szenen verwenden würden, aber die Zeit zu knapp ist. TD scheint mir einfach noch mehr Drehzeit gehabt zu haben, um selbst unspektakulären Szenen einen denkwürdigen Rahmen geben zu können.
Ich verstehe eh nicht wieso ich da Haare spalte obwohl keiner von euch die Serie fertig geschaut hat.
Ich habe gestern noch Episode 4 1/2 und 5 gesehen und die hatten einige der bisher besten Szenen. Da ich den Kriminalfall nicht nur nebensächlich finde, sondern auch nichts an ihm auszusetzen habe, dürfte sich in den letzten 3 Folgen nichts daran ändern. Ist ja nicht so, dass ich da ein Frailty Ende erwarte. :lol: