Das einzig Blöde an deinem Beitrag ist nicht die Frage, sondern die Tatsache, dass du sie als blöd bezeichnest.
Denn die Frage ist durchaus berechtigt und nicht ganz so leicht zu beantworten.
So wie ich das verstehe, unterscheiden sich die neuen "Mega Charts" von den normalen insofern, dass bei den Neuen nicht der Umsatz maßgebendes Kriterium ist, sondern die reine Anzahl an verkauften Einheiten. Media Control schreibt hierzu:
Für die neuen MEGA Charts misst media control die verschiedenen Kanäle, über die Konsumenten Musik erleben – den Verkauf physischer Tonträger und Downloads ebenso wie Audio- und Videostreaming, dazu Airplay und Nennungen im Web. Im Vordergrund steht dabei eine möglichst wirklichkeitsgetreue Abbildung des Gesamtmarkts der Musiknutzung. Kriterium ist das Mengenprinzip, wie es bei internationalen Charts die Regel ist, während den offiziellen Charts des Bundesverbands Musikindustrie eine wertbasierte Erhebung zugrunde liegt, bei der sich der Verkaufswert eines Produkts auf dessen Gewichtung im Ranking auswirkt.
Quelle: http://www.media-control.de/media-contr ... -frei.html
Ein einfaches Beispiel: Song 1 verkauft sich innerhalb einer Woche 100 Mal bei einem Preis von 69 Cent. Song 2 verkauft sich 90 Mal bei einem Preis von 89 Cent. Dann wäre Song 1 bei den "Mega Charts" vor Song 2, da die Zahl der verkauften Einheiten höher ist, bei den normalen Charts wäre jedoch Song 2 vor Song 1, da Preis mal Einheiten ein höheres Produkt ergibt.
Die "offiziellen Charts", die aller Wahrscheinlichkeit nach auch die weithaus häufiger publizierten sein werden, sind aber weiterhin die mit der "Umsatz-Wertung". Wenn du also das mit "richtige Charts" meinst, brauchst du auf die "Mega Charts" nichts geben. Legitim finde ich aber beide Ranglisten, zumal sich eine gewisse Kuriosität dadurch ergibt, dass die "Mega Charts" meiner Erinnerung nach genau die sind, die noch vor einigen Jahren die offiziellen waren. Durch die ganzen Downloads haben die GfK und Media Control aber einige Reformen bei der Chart-Berechnung durchgeführt, worin meines Wissens der Hauptpunkt war, von Mengen- zu Verkaufswertkriterium zu wechseln.
Bis heute gibt es aber viele Musikfans, die vor allem bei Singles die frühere Chart-Berechnung für angebrachter halten. Problematisch ist hier in jedem Fall der Unterschied zwischen Downloads, Streaming und physischer Single, weil das zwischen wenigen Cents und einigen Euros divergiert und bei den "Mega Charts" dann eine für fünf Euro verkaufte Single dann gleichgesetzt wird mit einem Download oder einem Streaming (das mit der Nennung im Web lese ich grad erstmals - keine Ahnung, was es damit auf sich hat). Ich denke, es liegt auf der Hand, dass es problematisch ist, einen physischen Verkauf gleichzusetzen mit einem Abruf bei Spotify, auch wenn da nach meinem Stand nur die zahlenden Abonnenten gewertet werden. Aber so ein Spotify-Klick geht einem schon eher über den Finger, als sich im Laden nen Song für fünf Ocken zu kaufen.
Ein Argument, das für die "Mega Charts" spricht, ist hingegen für mich der Umstand, dass relativ kleine Preisunterschiede bei den offiziellen Charts recht heftig zu Buche schlagen. Davon konnte Hozier ein Lied singen, der "Take Me To Church" lange Zeit bei iTunes für 0,69€ angeboten hat, während die meisten anderen Chart-Artists 0,99€ bzw. 1,29€ nehmen. Dadurch musste er fast doppelt so viele Einheiten verkaufen, um bei iTunes auf denselben Wert für die Single-Charts zu kommen wie die anderen Songs. Und ich glaube nicht, dass diese 60 Cent Divergenz so wertvoll sind, dass sie viele Leute von einem Kauf abhalten.
Also im Prinzip stehen die Charts in der heutigen Zeit vor dem Dilemma, dass sie zwischen einer Gleichmacherei von stark wertdivergenten Konsumformen (das sind die "Mega Charts") und einer Überbetonung des Umsatzes, wo dann Differenzen von wenigen Cents, die beim Abnehmer wahrscheinlich kaum von Relevanz sind, kumuliert zu extremen Unterschieden führen (offizielle Charts) wählen können. Insofern halte ich die "Mega Charts" für eine gute Ergänzung zu den "normalen" Charts.
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Der Sachse hat es ja schon angedeutet, aber damit der Beitrag nicht zu kurz ausfällt, will ich es auch noch einmal betonen: Die offiziellen Charts werden nun immer schon freitags veröffentlicht, also unmittelbar nach der Erhebung der Daten (ein Messzeitraum geht immer von Freitag bis Donnerstag). Bisher wurden die Charts auch immer freitags veröffentlicht - allerdings erbärmlicherweise von der vergangenen Woche, sodass eine ganze Woche zischen dem Messzeitraum und der offiziellen Publikation lagen. Aber auch inoffiziell im Umlauf waren die Werte bis dato immer erst montags, von daher... ist das schon respektabel, sie nun schon direkt nach der Erhebung anbieten zu können, muss ich sagen.
Und es gibt noch eine gute Nachricht für Chart-Interessierte. Diese Website:
https://www.offiziellecharts.de/charts
Dort kann man nicht nur die offiziellen Charts in ihrer Gänze freitags einsehen, sondern hat mit einem Klick auf den jeweiligen Song auch gratis Zugriff auf die offizielle Chart-Datenbank, wo man u.a. einsehen kann
- wann der Song eingestiegen ist und in welcher Woche er zuletzt in den Charts war
- was seine Höchstposition war und wie viele Wochen er schon in den Charts war
- und vor allem eine grafische Darstellung seines Chartruns
Wenn man mal was über Songs oder Künstler wissen möchte, die aktuell nicht in den Charts sind, gibt man sie einfach in die Suche oben ein. Habe das mal mit "Timbaland" getestet, da bekommt man dann tatsächlich eine Liste aller Songs und Alben von ihm präsentiert - zumindest diejenigen, bei denen er auch als Interpret aufgeführt ist. Und wenn man mehr über einen Titel/ein Album wissen möchte, klickt man einfach drauf.
Lecker. Sehr, sehr lecker.
Einen Wermutstropfen gibt es aber wohl doch: Nur in dieser und der kommenden Woche wird es die Top 100 auf besagter Website bereits am Freitag einzusehen geben, danach erstmal nur die Top 5, bevor montags die Top 10 und mittwochs die Top 100 folgen. Also wird man sich da auch wieder anderweitig behelfen müssen, wenn man freitags schon Zugriff auf die Top 100 haben will.
Dennoch muss ich für das neue Konzept Respekt zollen, da die längst überfällige Reduktion des Zeitraums zwischen Messzeitraum und Veröffentlichung in einem bemerkenswerten Ausmaß vonstatten geht und so weit ich das verstehe die wunderbare Chart-Datenbank künftig kostenfrei bleiben soll. Das wären schon tolle Services, die ich Media Control so ehrlich gesagt nicht zugetraut hätte - wobei ich bezüglich der Datenbank noch skeptisch bin, wie lange die kostenfrei sein wird. Vielleicht also bei Interesse jetzt schon genießen, bevor nachher doch wieder Kommergier über User-Service siegt.
Und naja, dass man sich die Charts anderweitig beschaffen muss, wenn man sie vor dem Mittwoch haben will, finde ich verschmerzbar. Zumal ich gelesen habe, dass sie bei viva.de beispielsweise immer schon freitags verfügbar sind. Muss man halt zwei Tabs offen haben, wenn man sowohl aktuelle Platzierung als auch Historie des Songs haben möchte.
Sorry für den Laberschwall, vielleicht interessiert es ja wen. ^^
Fohlen