rosebowl hat geschrieben:Gut, damit es nicht heißt, von mir wären keine Fragen gekommen... 
Pflichtbeteiligung im Forum :!:
Das wäre doch mal was, wenn es um die Aktivitätsdebatte geht
rosebowl hat geschrieben:1. Du sagst, dass du nicht glaubst, dass man in einer Partei etwas bewegen kann. Da drängt sich mir die Frage auf: Wo sonst? Selbst wenn man bestimmte Projekte anstößt, Diskussionen führt etc - die Entscheidungen werden doch letztendlich in einer Demokratie auf parlamentarischer Ebene getroffen. Also geht es doch gar nicht ohne Parteien? Oder doch?
Also erstmal: Es ist richtig und wichtig und darf gerne so bleiben, dass das Parlament die Entscheidungen trifft. Ich bin auch kein Fan von direkter Demokratie, weil wir in unserem Land bereits genug Mitbestimmungsmöglichkeiten haben, die keiner nutzt. Warum sollten dann noch meht Mitbestimmungsmöglichkeiten dazu führen, dass wir uns dadurch mehr einbringen?
Aber ja, ich glaube schon, dass man in einer Partei kaum noch etwas bewegen kann. Das liegt einerseits an den parteiinternen Strukturen, vor allem aber liegt es daran, dass die Politik in den letzten Jahren bei den meisten Problemen nicht mehr agiert, sondern vor allem reagiert hat. Das Agieren lag in anderer Hand. Und ich glaube, dass das ein Problem ist. Aber sicher: Das ist auch eine Themenfrage.
rosebowl hat geschrieben:2. Dazu passend: Bürgerbeteiligung, Initiativen etc sind unheimlich wichtig. Theoretisch. Praktisch funktionieren sie aber nur, wenn mehr als die gefühlten 5 Leute sich einbringen. Was glaubst du könnte man gegen diesen Trend des "sich raushaltens" und allgemein gegen die "Politikverdrossenheit" und Gleichgültigkeit tun?
Ich glaube nicht, dass wir politikverdrossen sind. Wir sind vielleicht Politiker-verdrossen. Aber vor allem können wir nicht einordnen, was da draussen den ganzen Tag auf uns einprasselt. Alle paar Minuten kommen neue Eilmeldungen von Steuerverschwendung, Gipfel, Krisengesprächen usw. Aber der große Erklärbogen fehlt. Krisengespräche kommen ja nicht einfach irgendwo her, sondern die haben eine Ursache und eine Vorgeschichte. Die wird aber nicht erzählt, sondern erzählt wird am Ende: Da klappt wieder was nicht. Da wird wieder Geld verschwendet. Die machen doch, was sie wollen. Und die Lösung ist nun, dass wir nicht mehr wählen gehen?
Nein, wir haben es uns einfach zu gemütlich gemacht, in dem wir nur darauf zeigen, was da oben alles falsch läuft. Die eigene Verantwortung übernehmen wir nicht mehr. Wenn man den Leuten zeigen würde, wo sie sich beispielsweise überall beteiligen können, wenn man sie wieder mehr an der Hand nimmt und wenn vor allem jemand die Geduld besitzt, den Politik-Erklärbär zu spielen, auch auf die Gefahr hin, dass er sich lächerlich macht, haben wir eine Chance. Gerade weil es eine funktionierende Zivilgesellschaft gibt.
rosebowl hat geschrieben:3. Du sagst, 10% der Bevölkerung „schreien laut, während die anderen nicht gehört werden“. Werden die anderen wirklich nicht gehört, oder haben sie keine Meinung bzw. ihnen ist Politik, „der Staat“ etc egal?
Der Punkt ist: Wenn Du beispielsweise eine Bürgerbeteiligung durchführst, passiert das, was du beschrieben hast: Es kommen immer die gleichen fünf. Die gleichen fünf bringen aber nur Argument A und B. Was ist mit den Anderen?
Einer ist nicht gekommen, weil er schlicht nicht konnte (erkrankt, berufstätig etc.).
Einer kommt nicht, weil er es nicht wusste.
Einer kommt nicht, weil er nicht glaubt, dass es ihn betrifft.
Einer kommt nicht, weil er nicht versteht, worum es geht.
Einer kommt nicht, weil er keinen Bock mehr auf Politk hat.
Bei einer klassischen Bürgerversammlung hörst Du also Argument C und D nicht, weil ein Großteil aus verschiedensten Gründen nicht kommt. Das Internet wiederum, das man gerne in Ungnade bringt bei sowas, ist wiederum meist nicht mal angedacht, obwohl der Erkrankte sich im Nachhinein äußern könnte. Oder der, der bei der Versammlung nicht mehr zu Wort kam. Der dem danach noch was eingefallen ist usw.
Was ich sagen will: Man kann die anderen erreichen. Man braucht nur die Ressourcen, die den Aufwand leisten.