Neo hat geschrieben:Den von dir abermals zitierten Punkt bzgl. Lehrerstellen, ausfallenden Stunden usw. kann ich hier in BaWü auch nicht nachvollziehen, gerade jetzt, wo es so viele Ganztagesschulen gibt (und da fällt einfach nie etwas aus) und man im höheren Alter sowieso viel zu viele Schulstunden hat, die ebenfalls nicht ausfallen oder man nur in den aller seltensten Fällen nach Hause gehen darf.
Ganztagsschulen sind zwar in BaWü entsprechend im Schulgesetz verankert, aber noch nicht flächendeckend in Deutschland verankert. Und natürlich fällt an Ganztagsschulen Unterricht aus - er wird verschleiert, weil der Unterricht halt entsprechend vertreten wird oder die Schüler werden anderweitig betreut.
Neo hat geschrieben:Kommt sicherlich auch immer darauf an, wo man wohnt und welche Schule man besucht, aber bei uns auf der Realschule und dem Gymi (von der Hauptschule wollen wir gar nicht anfangen, denn da konnte man nicht mal auf Ausflüge gehen, allerdings passt das nicht zur Ticketdiskussion, da diese Schulen für jeden zu Fuß erreichbar ist) hattens nicht alle Dicke und den Eltern wäre das sicherlich sehr entgegengekommen, wenn das Schülerticket flachgefallen wäre.
Dass es den Eltern entgegenkommt, steht ja außer Frage. Die Frage ist aber, ob das Geld nicht an anderen Stellen einfach sinnvoller eingesetzt wäre. Gerade dann, wenn es um den Unterrichtsausfall geht, gerade dann, wenn es um die Materialien im Unterricht geht und nicht zuletzt dann, wenn wir über den Zustand der Schulen reden. Was nützt es dem Schüler, wenn er bequem und kostenlos zu seiner Ganztagsschule kommt, aber da nicht auf Klo gehen will, weil alles siffig und kaputt ist? Oder in bestimmten Räumen nicht unterrichtet werden kann?
Neo hat geschrieben:baumarktpflanze hat geschrieben:1. BaföG
Neo hat geschrieben:Beim Bafög kann man übrigens auch mehr verlangen, wenn man weiter weg wohnt. Da wird dann eigentlich auch miteinbezogen.
BaföG bekommt man nur dann, wenn man bestimmte Bedingungen erfüllt, beispielsweise Länge des Studiums oder Verdienst der Eltern. Erst wenn man die Bedingungen erfüllt, bekommt man überhaupt Leistungen. Da reden wir noch gar nicht darüber, dass man weitere Leistungen bekommen könnte. All diejenigen, die die Bedingungen nicht erfüllen - und das sind einige und ich gehörte zu denen - bekommen keine Leistungen und sind auf private Bildungskredite angewiesen.
Jo, bin ich auch und finde das auch nicht gut geregelt, bringt bei der Diskussion aber noch immer herzlich wenig zur Sache.
BaföG ist durchaus ein Argument, weil man ja sagen kann, dass Bafög ein Argument ist, warum Studenten eben das Semesterticket, dass ja noch extremer rabattiert ist als das Schülerticket, eben zahlen müssen. Ähnlich ist es ja mit dem Argument, dass Studenten Geld verdienen. Im Übrigen ist Deine Bemerkung etwas unfair, weil gerade Du ja angeführt hast, dass man mehr Bafög bekommen könnte, wenn man weiter wegwohnt (und dadurch die Monatsmarke ja auch mehr kostet).
Columbo hat geschrieben:baumarktpflanze hat geschrieben:Wie viele Kinder dürfen jetzt kostenlos befördert werden? Warum willst Du jetzt eine Ausnahme einführen, wenn es doch vorher ungerecht war, eine Ausnahme einzuführen?
Hä? Ich will überhaupt keine Ausnahmen einführen. Das bezog sich darauf wie viele Kinder ein Paar bekommt und dass man es sich als Eltern vielleicht ein paar mal mehr überlegt ein drittes oder viertes Kind in die Welt zu setzen, wenn dann für alle gleichzeitig auch noch der Schulbus bezahlt werden muss, Kinder sind eh schon teuer genug.
Ah, dann habe ich das falsch verstanden.
Columbo hat geschrieben:baumarktpflanze hat geschrieben:Bei Studenten würde der kostenlose Nahverkehr ja gerade dazu beitragen, auf das Auto zu verzichten. Auch Berufsschüler oder Schüler über 18 können ja ein Auto haben, im Grunde sogar schon mit Begleitung, wenn sie 17 sind. Dazu kommt: Sicher können Studenten selbst Geld verdienen und tun das großteils auch, wenn sie die entsprechende Zeit im Studium haben. Das wiederum hat aber keinen Einfluss auf das Bafög, weil es da, sofern man es bekommt, entsprechende Freibeträge gibt. Insofern ist das Argument mit dem Geld verdienen nicht ganz zielführend.
Dagegen habe ich doch gar nichts geschrieben, ich bin ja auch dafür, das möglichst viele Schüler, von mir aus auch Studenten kostenlos mit dem Bus zu ihrer Schule/Uni fahren zu dürfen. Das war eher ein Begründungsversuch, warum der Staat diesen Gruppen eben keine kostenlose Beförderung anbietet, weil sie eben eher andere Möglichkeiten haben als z. B. ein Grundschüler. Wie gesagt, das System ist nicht perfekt und vielleicht auch in bestimmten Punkten ungerecht, aber wer bitte hat was davon, wenn man es für alle gleich ungerecht macht? Geht es dem Studenten besser, wenn der Grundschüler auch für seinen Schulbus bezahlen muss? Wohl nicht.
Ist es nicht eher dann ungerecht, wenn bestimmte Gruppen für etwas zahlen müssen, aber andere Gruppen nicht? Dass eben Studenten dafür zahlen sollen und Teilzeitberufsschüler und andere nicht? Und selbst wenn, wie Du ja selbst sagst, also auch Studenten kostenlos zur Uni kommen können: Wäre es nicht gerechter, wenn alle einen bestimmten Beitrag leisten, weil es eben nicht nur um die Frage geht, wie teuer ein Kind ist und wer dafür zahlt und wer nicht, sondern es eben auch um die Frage geht, dass der ÖPNV ein System ist, den es zu finanzieren gilt? Und finanzieren wir nicht alle bereits die Schüler, weil eben Schülermonatsmarken extrem rabattiert sind, und Studenten, deren Semestertickets noch stärker subventioniert sind?
Die Frage ist, wie weit diese Kostenloskultur gehen darf - und wo man die Grenze setzt. Und die zweite Frage ist, wie man das rechtfertigt. Ist es wirklich sinnvoll, den Nahverkehr so stark zu subventionieren, dass ihn große Bevölkerungsgruppen kostenfrei steuerfinanziert nutzen dürfen? Und wenn das sinnvoll ist: Wie erklärt man dann den Leuten, die den Nahverkehr durch den Kauf von Tickets erst nutzen können, dass sie ein Ticket kaufen müssen? Überspitzt gesagt: Ich muss doch auch zur Arbeit kommen - und trage damit doch auch zum Wirtschaftswachstum meiner Gemeinde bei.
Und wenn wir den Nahverkehr als Konsequenz daraus - und in einigen Gemeinden versucht man das ja gerade, wie beispielsweise in Tübingen - komplett kostenlos anbietet: Was für einen Vorteil soll das haben in einem Netz, dass den bisherigen Andrang von Fahrgästen in den Hauptverkehrszeiten schon nicht tragen kann - und auch nicht darauf ausgelegt ist, dass auf Schiene und Straße entsprechend mehr Busse und Bahnen fahren? Dass in der Stadt alle paar Minuten eine Bahn kommt, nutzt herzlich wenig, wenn der Regionalexpress überfüllt ist, der nur alle Stunde kommt. Oder der Bus, der eben nicht alle paar Minuten vorfährt.
Wenn ich - und das ist ja immer das Argument, wenn es um möglichst attraktiven Nahverkehr geht - den Nahverkehr günstiger oder kostenlos anbiete, um ihn eben attraktiver zu machen - und auch da wären ja Schüler und Studenten eine Zielgruppe, die man anwerben könnte in der Zeit, in der sie darauf angewiesen sind und insofern wären Kostenlostickets ja eine Möglichkeit -, muss ich auch die entsprechende Infrastruktur schaffen. Die ist aber nicht da. Stattdessen investiert man das Geld in die Straße. Und fast nur in die Straße. Aber das führt jetzt in andere Diskussionen.
Columbo hat geschrieben:baumarktpflanze hat geschrieben:Durch die kostenlose Bereitstellung für Schüler wird aber keine zusätzliche Fahrt bestellt, geschweige denn finanziert. Finanziert wird diese Fahrt von den Leuten, die für das Ticket zahlen - zum Beispiel von den Eltern, die eine Monatskarte haben und dafür entsprechend mehr zahlen dürfen und die Steuern, die von uns allen dafür angewendet werden. Auf Deutsch: Die Eltern, die eigentlich entlastet werden sollen, zahlen so am Ende doch.
Die Rechnung macht aber doch keinen Sinn, klar wird die Beförderung aus dem Steuertopf bezahlt (und damit auch von den Eltern), aber das kann man doch nicht gegeneinander aufrechnen.
Warum kann man das nicht? Der ÖPNV finanziert sich durch die Steuersubvention und die entsprechenden Ticketkäufe. Dazu kommen noch Einnahmen durch Werbung, Sonderfahrten etc. Je weniger der Nahverkehr durch andere Einnahmen einnimmt, desto mehr müssen entsprechende Subventionen die entsprechenden Kosten decken. Manche Verkehrsverbünde machen das ziemlich gut, weil sie mit den Einnahmen gut umgehen, andere weniger. Und ja: Der Verkehr wird durch das Land bestellt, der Nahverkehrsdienstleister führt die entsprechenden Aufgaben nur aus. Aber gerade auf dem Land, wo eben die Ticketeinnahmen nicht reichen und das Land nicht stärker subventioniert, finden dann wiederum entsprechende Fahrten nicht mehr statt - und noch weniger Leute fahren mit dem ÖPNV. Je weniger Leute mit dem ÖPNV fahren, desto weniger kann das Land wiederum die Subventionen rechtfertigen. Das ist ein Teufelskreis.
Columbo hat geschrieben:Es ist doch nur richtig so etwas aus dem Steuertopf zu bezahlen, den so zahlen auch Leute mit, die sich keine Kinder anschaffen und hoffen, dass der Rest des Landes genug Nachwuchs zeugt, damit irgendjemand auch mal die eigene Rente verdient, lässt man die Eltern die Beförderung zur Schule bezahlen, dann zahlen nur die und die anderen freuen sich, über weniger Steuern, über billigere Bus-Tickets etc.
Dass das Bildungssystem mit Steuergeldern finanziert wird, ist auch richtig. Die Frage ist, ob die kostenlose Schülerbeförderung so ein wichtiger Teil des Bildungssystems ist, dass man hier mit entsprechenden Summen subventionieren sollte - oder ob nicht andere Dinge erstmal viel wichtiger sind. Einige habe ich ja oben bereits erwähnt.