#211859
Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Demokratie

Das Ergebnis ist alarmierend. Erstmals ist die Mehrheit der Deutschen einer ARD-Umfrage zufolge nicht mehr zufrieden mit der Demokratie. Der Glaube an die Gerechtigkeit des Systems schwindet - und das Vertrauen in die Regierung.

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Das Umfrageergebnis wundert mich nicht. Im Zuge der Unterschichtediskussion war das ja nur eine Frage der Zeit.
von The Rock
#212027
Schade, dass man nicht angegeben hat, welche Regierungsform man sich als Alternative wünscht. Auch sehr interessant finde ich die Tatsache, dass man mit der Koalition wirklich so unzufrieden ist. Für mich, nach rot-grün, dass geringere Übel.
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von Danny
#212044
The Rock hat geschrieben:Schade, dass man nicht angegeben hat, welche Regierungsform man sich als Alternative wünscht.
Ja das wäre wirklich interessant. Ich denke aber es geht weniger um die Demokratie an sich, sondern wie diese hierzulande praktiziert wird.
The Rock hat geschrieben:Auch sehr interessant finde ich die Tatsache, dass man mit der Koalition wirklich so unzufrieden ist. Für mich, nach rot-grün, dass geringere Übel.
Die große Koalition hat die MwSt-Erhöhung beschlossen, ich denke das ist ein ziemlich wichtiger Faktor, warum diese nicht sonderlich geliebt wird.
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von pepper
#212094
Mich wundert - wenn überhaupt - lediglich, dass die Menschen anscheinend so offen zugeben, mit der Demokratie nicht mehr so viel am Hut zu haben, denn ich hatte gedacht, das findet mehr so unterbewusst statt.

Zunächst einmal ist es absolut lächerlich, den Wert einer Regierungsform gerade mal an der aktuell herrschenden Regierung (Partei, bzw. Koalition) festzumachen. Wenn ich mit der unzufrieden bin, sagt das noch lange nichts über das grundsätzliche System aus. Man könnte maximal überlegen, ob das System nicht stellenweise optimiert werden müsste, wenn man die Erfahrungen gemacht hat, dass z.B. große Koaltionen nicht praktikabel sind. Dann müsste eine Änderung erfolgen, die diesen Zustand nicht zulässt.

Aber klar, die Demokratie ist jetzt doof. Ich muss so viel nachdenken, mich im Idealfall mit Politik (Oh Gott!) auseinander setzen, dann auch noch meinen Hintern hochbekommen, um zur Wahl zu gehen, dabei bin ich am Ende eh mit dem Ergebnis unzufrieden und die sind sowieso alle schlecht und tun, was sie wollen... Da wäre es "einfacher", wenn ich gar nix tun könnte / müsste, weil ich dann auch jammern kann, aber nicht im tiefsten Innern irgendwie noch das Gefühl hätte, dass wir als Gesamtheit selbst die schlechte Wahl getroffen haben.

Wenn die Menschen tatsächlich mit der Demokratie unzufrieden sein sollten (und nicht nur zu dumm sind, aktuelle Regierung und System als solches auseinander zu halten), wüsste ich wahrlich gerne, welche Regierungsform sie denn bevorzugen würden. Da wird es dann vermutlich schon schwierig, denn ich bezweifle ehrlich gesagt, dass einem nicht kleinen Teil der Bevölkerung zwei andere überhaupt theoretisch einfallen würden, geschweige denn sie wüssten ewas über deren grundsätzliches Manifest. Vielleicht sollte man alle, die ehrlich sagen, dass sie die Demokratie über sind, erst mal fragen, was denn die Demokratie ausmacht - Das Ergebnis der Antworten dürfte ernüchternd sein und die Statistik relativieren...

Aber ich habe auch schon mal gesagt, dass Viele gar nicht zu schätzen wissen, was wir haben (und damit meine ich nicht, dass wir mit der Regierung glücklich sein sollten), denn Mitbestimmungsrecht, freie Wahl, sind Dinge, um die uns so viele Völker herzlich beneiden und für die so verdammt viele Menschen auf der Welt heute noch kämpfen und sterben. Wenn es nicht mich und so viele Menschen betreffen würde, die mir lieb sind, würde ich ja sofort sagen: Okay, probiert doch was anderes aus - und dann seht ihr, ob das besser ist..."
von Quotentreter
#212783
Wieder einmal das Pauschalurteil. Sie haben es nur nicht verstanden... Hätte ein Müntefering, Schröder oder Clement nicht besser sagen können.

Hier wurde nicht genau differenziert ob man denn mit dem System Demokratie ansich, oder eben mit dessen Ausübung unzufrieden ist. Ersteres gilft für eine Minderheit, letzteres beschäftigt immer mehr Leute.

Ist doch auch kein Wunder. Wer hatte bei der letzten Wahl das Gefühl das er da wirklich einen ankreuzt mit dem er wiklich zufrieden ist? Das dürften doch die wenigsten gewesen sein. Da geht es doch oft nur darum wenigstens einen übereinstimmenden Punkt zu finden und zu hoffen das es das kleinere Übel ist. Bei der nächsten Wahl einfach mal den Wahlomat ausprobieren. Da war bisher fast jeder verblüfft das seine Vorstellungen eher mit anderen Parteien übereinstimmen als die welche man ankreuzen wollte.

Das Problem ist doch das mitlerweile nicht mehr so die großen Unterschiede da sind. Die CDU wird beispielsweise sozialer. Beziehungsweise tut man so. Die ehemals soziale SPD wird liberaler und hat die linke größtenteils abgehängt welche jetzt als WASG in der PDS aufgeht. Die Grünen wurden unter Schröder eine Mutation in Richtung Öko FDP. Vieles ist zu einer Suppe verschwommen und was bleibt sind Chancenlose Miniparteien.

Ein weiteres Problem sind die Lobbys die weit mehr Einfluss als die Wähler haben. Die kann man nicht wählen, die stehen mit einmal auf der Matte und üben Einfluss aus. Was die in der nächsten Regierungszeit aushecken und machen sieht der Wähler nicht. Die machen es aber egal wer regieren wird. Das es sie gibt ist nicht das Problem. Das sie Einfluss haben aber schon.

Und noch ein Problem sind die Personen selbst. Die Kandidaten werden von den Parteien gestellt. Da geht es oft nicht danach wer welche Gruppe denn fähig vertritt und Erfahrung hat sondern oft schlicht nach Nase und Erfolg. Ich kenne hier einige Komunalpolitiker die wirklich was drauf und Erfahrung haben. Die kommen aber garnicht erst auf die Liste weil sie oft der hiesigen Alianz Agentur Cheffin, dem Fahrschuhllehrer, dem Plastikfolienhersteller... , allesamt auch Parteifreunde die vom Bürgermeister reingehieft wurden, nicht immer jedes Leckerlie durchgehen lassen und auch mal Contra geben. Das zieht sich rauf vom Stadtrat bis zu Landesliste usw. Ganz oben kommen dann nur die an die immer brav dem größtem Einfluss nach dem Mund geredet haben. So kommt es dann das über 300 Juristen und andere Erfolgreiche Entscheidungen über Bevölkerungsgruppen treffen die sie nur aus Statistiken und Berichten kennen. Der richtige echte Volksvertreter mit Plan ist leider selten geworden.

Da braucht es dann keinen zu wundern das die Leute Zweifel bekommen wenn für die Minderheit der "Oberschicht" Vorteile entschieden werden wärend die Mehrheit unten einen Einschnitt nach dem anderem kassieren muss. Wer sich nicht mehr vertreten fühlt hat keinen den er wählen kann. Wer noch wählen geht wählt das geringere Übel.