- Sa 4. Nov 2006, 13:47
#212094
Mich wundert - wenn überhaupt - lediglich, dass die Menschen anscheinend so offen zugeben, mit der Demokratie nicht mehr so viel am Hut zu haben, denn ich hatte gedacht, das findet mehr so unterbewusst statt.
Zunächst einmal ist es absolut lächerlich, den Wert einer Regierungsform gerade mal an der aktuell herrschenden Regierung (Partei, bzw. Koalition) festzumachen. Wenn ich mit der unzufrieden bin, sagt das noch lange nichts über das grundsätzliche System aus. Man könnte maximal überlegen, ob das System nicht stellenweise optimiert werden müsste, wenn man die Erfahrungen gemacht hat, dass z.B. große Koaltionen nicht praktikabel sind. Dann müsste eine Änderung erfolgen, die diesen Zustand nicht zulässt.
Aber klar, die Demokratie ist jetzt doof. Ich muss so viel nachdenken, mich im Idealfall mit Politik (Oh Gott!) auseinander setzen, dann auch noch meinen Hintern hochbekommen, um zur Wahl zu gehen, dabei bin ich am Ende eh mit dem Ergebnis unzufrieden und die sind sowieso alle schlecht und tun, was sie wollen... Da wäre es "einfacher", wenn ich gar nix tun könnte / müsste, weil ich dann auch jammern kann, aber nicht im tiefsten Innern irgendwie noch das Gefühl hätte, dass wir als Gesamtheit selbst die schlechte Wahl getroffen haben.
Wenn die Menschen tatsächlich mit der Demokratie unzufrieden sein sollten (und nicht nur zu dumm sind, aktuelle Regierung und System als solches auseinander zu halten), wüsste ich wahrlich gerne, welche Regierungsform sie denn bevorzugen würden. Da wird es dann vermutlich schon schwierig, denn ich bezweifle ehrlich gesagt, dass einem nicht kleinen Teil der Bevölkerung zwei andere überhaupt theoretisch einfallen würden, geschweige denn sie wüssten ewas über deren grundsätzliches Manifest. Vielleicht sollte man alle, die ehrlich sagen, dass sie die Demokratie über sind, erst mal fragen, was denn die Demokratie ausmacht - Das Ergebnis der Antworten dürfte ernüchternd sein und die Statistik relativieren...
Aber ich habe auch schon mal gesagt, dass Viele gar nicht zu schätzen wissen, was wir haben (und damit meine ich nicht, dass wir mit der Regierung glücklich sein sollten), denn Mitbestimmungsrecht, freie Wahl, sind Dinge, um die uns so viele Völker herzlich beneiden und für die so verdammt viele Menschen auf der Welt heute noch kämpfen und sterben. Wenn es nicht mich und so viele Menschen betreffen würde, die mir lieb sind, würde ich ja sofort sagen: Okay, probiert doch was anderes aus - und dann seht ihr, ob das besser ist..."