markymarc05 hat geschrieben:Unterm Strich macht das einiges aus. Das merke ich ja an mir selbst. Ich habe schließlich auch schon woanders gelebt. Und da muss ich echt sagen, was die reale Kaufkraft angeht, ging`s mir früher trotz niedrigerem Nettoverdienst besser.
Kommt drauf an wo man lebt. Die günstigere Miete frisst du hier z.B. damit auf das alle Wege entsprechend länger sind. Ein Teil der Ämter hast du z.B. in der ehemaligen Kreisstadt die 15 km entfernt liegt. Ein Großteil ist sogar in der neuen Kreisstadt beheimatet die 60 km entfernt ist. Sinigerweise wurde wegen der Kürzung der Regionalisierungsmittel auch die Zugverbindungen in die Richtung stillgelegt. Auch vieles was du in München vielleicht um die Ecke bekommst musst du online mit Transportkosten oder weit weg besorgen. Ein Kinobesuch für zwei kommt mit allem drum und dran etwa 60 € weil das nächste weit weg ist. Da kannst du wohl wieder fast hin laufen. Den Vorteil hat man also nur wenn man nirgends hin will und nichts braucht was man hier nicht leicht bekommt.
Na gut. Ich weiß ja nicht wo und als was du arbeitest. Ich kenne z.B. Klinikärzte mit ähnlichen Arbeitszeiten. Aber auch die sind ja nicht unbedingt repräsentativ für den durchschnittlichen Arbeitnehmer.
Offiziell steht IT Manager drauf, bin also dafür verantwortlich das die Server brummen. Inoffiziell darf ich aber noch Webdesign und Programmierung für alle Firmen und Privatseiten übernehmen. Dazu kommt noch sämtliches Print, ab und an Programmierung und das Mastern der hauseigenen Produkte. Guck mal nach was ich verdienen müsste. Tatsächlich kommen aber jährlich nur 9180 € netto raus. Ist das dumping oder oder doch nur angebliches dumping?
Und natürlich ist die Arbeitszeit nicht repräsentativ. Hier im Osten ist es aber schon lange üblich das man offiziell 40 Std. auf dem Zettel hat, inoffiziell aber der Schnitt tatsächlich bei 50 - 60 Std. liegt. Und das natürlich für weit weniger Geld. Das erreicht man insbesondere dadurch das man sich weitgehend von den Tarifen entkoppelt hat. Und die Tarife sehen für sich schon teilweise bitter aus.
Sicher. In nicht ganz zwei Jahrzehnten gleiche Verhältnisse zu schaffen, ist trotzdem kein leichtes Vorhaben, angesichts einer 40jährigen Teilung.
Eben, aber uns treffen die aktuellen Entwicklungen mit gleicher Härte. Zeittechnisch waren wir gestern noch in der Planwirtschaft, durften kurz an der sozialen Marktwirtschaft schnuppern und müssen morgen schon wieder fit für Markt total sein. Ironie bei der ganzen Geschichte. Das was unser Nachteil ist scheint im Moment unser Vorteil zu sein. Im Osten wächst die Wirtschaft derzeit schneller. Liegt mit daran das wir länger für weniger arbeiten, und schon seit Jahren gewohnt sind extrem weite Pendlerstrecken in kauf zu nehmen, wir damit einen tick Wettbewerbsfähiger sind. Könnte also am Ende passieren das wir uns in der Mitte treffen oder ihr euch zu uns runter einschränken müsst.
Dieser Vorteil hilft aber auch beim alten Problem der Arbeitslosigkeit nicht weiter. Liegt auch mit daran das zur Wende einige gängige Berufsbilder samt Betrieb komplett aufhörten zu existieren.
Um mal eines zu nennen, Facharbeiter in der Filmwiedergabetechnik. Früher durften in Kinos nur ausgebildete Fachkräfte am Projketor stehen. Die heutigen Multiplexe bedienen sich aber angelernten 400 € Kräften. Den Qualifizierten Facharbeiter will keiner mehr haben, ausser er arbeitet auch zu einem sehr niedrigen Lohn.
Was folgte waren richtige Umschulungs und Weiterbildungsorgien. Hat aber auch nichts gebracht. Da kommt wieder zu lange raus aus dem Beruf, weil es nicht gesucht wird unter oder gering qualifiziert und die welche dutzende Maßnahmen mitmachten sind mitlerweile überqualifiziert und das will keiner bezahlen. Endstation Hartz IV. Viele hocken trotz das sie sich wirklich bemühen seit vielen Jahren daheim.