von Quotentreter
#319292
Nein danke, ich kenne das Prinzip. Sehe aber auch öfter das die zugrunde gelgten Werte gar nicht mehr da sind. Ein Markt Total das unter anderem oben genannte Problem nur noch verschlimmern würden. Als Dienerin der Menschlichkeit sieht man sich schon seit Jahren nicht mehr.
von Familie Tschiep
#319313
markymarc05 hat geschrieben:
Quotentreter hat geschrieben: So wie löst man das nun? Vom weggucken wirds auch nicht besser. Lässt man alles seinen Gang gehen dann kann es nur schlimmer werden.

Nun, ich bin ja mittlerweile ein Anhänger des Ordoliberalismus, bzw. fast schon des Laissez-faire. Da verfolge ich wahrscheinlich einen völlig anderen Ansatz als du, deshalb reden wir auch aneinender vorbei. Ich plädiere für den Übergang von einer sozialen zu einer freien Marktwirtschaft, da nur diese sich im globalisierten Wettbewerb behaupten kann und langfristigen Wohlstand garantiert. Darauf im Einzelnen einzugehen, führt an dieser Stelle (v.a. unter diesem Thread) vermutlich zu weit. Als Einführung (falls noch nicht gelesen) empfehle ich "Der Wohlstand der Nationen" von Adam Smith.

Du hast das Problem des angeblichen "Lohndumping" angesprochen. Ich sehe das nicht als Problem, sondern als Symptom eines endlich in die Gänge kommenden Wettbewerbs. Das Problem liegt eher darin, dass wir uns im Moment noch in einer Phase des Übergangs zu finden zwischen einem wirklich freien Markt und einem staatlichen Dirigismus, der der Schaffung natürlicher Gleichgewichte im Wege steht.
Dann bist du wohl für die soziale Marktwirtschaft nach Kanzler Erhardt.

Die Marktwirtschaft braucht Spielregeln. Dazu gehört das Soziale dazu. Wie das soziale angelegt ist, darüber kann man streiten. Empfehle dazu "Das unbeschriebene Blatt" von Steven Pinker. Der erklärt in einem Teil des Buches, warum wir Menschen uns in bestimmten Situationen zu egoistisch verhalten.
von Quotentreter
#319322
markymarc05 hat geschrieben:Du hast das Problem des angeblichen "Lohndumping" angesprochen. Ich sehe das nicht als Problem, sondern als Symptom eines endlich in die Gänge kommenden Wettbewerbs. Das Problem liegt eher darin, dass wir uns im Moment noch in einer Phase des Übergangs zu finden zwischen einem wirklich freien Markt und einem staatlichen Dirigismus, der der Schaffung natürlicher Gleichgewichte im Wege steht.
Es gibt kein angebliches Lohndumping sondern es ist traurige Realität das es ihn gibt und es wächst statt besser zu werden. Und ja es ist ein Symptom eines freieren Wettbewerbs. Und es ist kein Übergang sondern verfestigt sich eher immer mehr. Keine Ahnung inwieweit du dich schon auf dem freien normalen Markt bewegt hast oder hier nur aus der Theorie heraus erzählst.

Wenn Markt Total da ist dann greift da erst recht keiner mehr ein. Noch ist die Politik da und greift ein bisschen ein, ohne das sähe es längst schlimmer aus. In deiner Theorie fehlt vollkommen die Komponente Egoismus. Du gehst grundsätzlich davon aus das eine freie Wirtschaft sich alleine auf soziale Werte besinnt. Das war einmal im Rheinischen Kapitalismus, heute kommt aber erst der Gewinn, dann die Rendite, der eigene hintern, ein langes Feld sonstiges, lange nichts und ganz hinten der Sozialgedanke. Bei vielen sieht das so aus das man am liebsten Gewinne wie im Paradies aber Löhne wie in Rumänien hätte. Das passt aber nicht weil wir nunmal nicht die Lebenshaltungskosten der Rumänen sondern die die der Bundesrepublik Deutschland haben. Das sind auch keine Einzellfälle sondern selbst dutzendfach erlebt und auch von anderen berichtet.

Man hat anscheinend vollkommen vergessen das Autos keine Autos kaufen. Passt gerade jetzt so wunderschön wo der Absatz bei Autos so wunderschön eingebrochen ist. :lol:

Wenn der Sozialgedanke nicht zurück kommt und die Sozialsysteme eingedampft werden dann haben wir erst richtige Probleme. Dann wird man erstmal erleben was richtige Armenviertel sind und wie Beschaffungskriminalität aussieht. Wenn der soziale Frieden nicht gewahrt bleibt dann sieht das ganz düster aus.

Ich glaube du gehst da von völlig falschen Vorrausetzungen aus. Das ist nicht die Realität wie ich sie erlebe.
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von markymarc05
#319341
Quotentreter hat geschrieben:
markymarc05 hat geschrieben:Du hast das Problem des angeblichen "Lohndumping" angesprochen. Ich sehe das nicht als Problem, sondern als Symptom eines endlich in die Gänge kommenden Wettbewerbs. Das Problem liegt eher darin, dass wir uns im Moment noch in einer Phase des Übergangs zu finden zwischen einem wirklich freien Markt und einem staatlichen Dirigismus, der der Schaffung natürlicher Gleichgewichte im Wege steht.
Es gibt kein angebliches Lohndumping sondern es ist traurige Realität das es ihn gibt und es wächst statt besser zu werden. Und ja es ist ein Symptom eines freieren Wettbewerbs. Und es ist kein Übergang sondern verfestigt sich eher immer mehr. Keine Ahnung inwieweit du dich schon auf dem freien normalen Markt bewegt hast oder hier nur aus der Theorie heraus erzählst.
Es gibt schon reale Beispiele, wenn auch wenige. Ich denke da z.B. an Neuseeland, das den Wechsel von einer der am stärksten regulierten zu einer der am stärksten deregulierten Volkswirtschaften der Welt vollzogen hat. Das Ergebnis: eine Arbeitslosenquote von unter 4% und einem sehr hohen Wirtschaftswachstum.
Wenn der Sozialgedanke nicht zurück kommt und die Sozialsysteme eingedampft werden dann haben wir erst richtige Probleme. Dann wird man erstmal erleben was richtige Armenviertel sind und wie Beschaffungskriminalität aussieht. Wenn der soziale Frieden nicht gewahrt bleibt dann sieht das ganz düster aus.
An die Stelle der staatlichen Sozialsysteme würden dann ja privatwirtschaftliche, kapitalgedeckte Systeme treten, (die auch wesentlich effizienter und unbürokratischer wären).

Vor allem wären sie wesentlich gerechter und seriöser. Das staatliche Umlagesystem ähnelt mehr einem Pyramidenspiel. Ich ärgere mich jedenfalls masslos über den Umverteilungsstaat, der mir jeden Monat einen nicht gerade knappen Teil des Einkommens abknöpft, um damit ein völlig inrentables System zu finanzieren, das kaum noch zukunftsfähig ist. Schon wegen der demographischen Entwicklung nicht. Irgenwann, in nicht all zu ferner Zukunft, bricht es zusammen. Und bis dahin dürfen wir es brav füttern. Ich würde meinen Beitrag lieber privat anlegen.
von Quotentreter
#319352
Diese Privaten Systeme funktionieren aber nur wenn der untere Rest nicht wieder abgehängt wird. Man müsste z.B. schon jetzt Privat für die Rente vorsogren. Ich selbst und viele die ich kenne können das aber nicht. Das was man einzahlen müsste bleibt einfach nicht über.

Ob nun staatliches oder privates System ist gehüpft wie gesprungen. Das Problem das man nicht genügend einzahlen kann bleibt das alte. Und das demographische Problem bleibt auch das gleiche. Wenn der Arbeitgeberanteil noch wegfällt wird es nochmal teurer. Ein rein privates System ohne Arbeitgeberanteil würde dich noch mehr kosten. Hast du dich mal über private Krankenversicherungen informiert? Die locken mit wahrlich günstigen Einstigsbeiträgen. Aber du darfst ja nicht alt werden denn dann wird es so richtig teuer. Nicht wenige wünschen sich in die weitaus günstigere Pflichtkasse zurück. Um die Kosten gering zu halten bleibt zu befürchten das man auf Einschränkungen zurückgreift. Hieße wie z.B. in den Staaten das man jeden erstmal durchleuchtet und mögliche bzw. schon Chronisch entweder abzockt oder garnicht erst aufnimmt. Sieht so ein besseres und vor allem gerechteres System aus? Ich sage definitiv nein.

Du müsstest dich weit weniger ärgern wenn jeder ein Einkommen zum auskommen hätte. Dann wären so große Abgaben nicht nötig. Und das liegt nicht am Staat sondern an denen welchen eben egal ist das man hier mit Ostblocklöhnen auf keinen grünen weig kommt.
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von markymarc05
#319397
Quotentreter hat geschrieben:Diese Privaten Systeme funktionieren aber nur wenn der untere Rest nicht wieder abgehängt wird. Man müsste z.B. schon jetzt Privat für die Rente vorsogren.
Das tue ich seit fast zehn Jahren. Von der Illusion, aus dem staatlichen Rentensystem mehr herauszubekommen als eine minimale Grundsicherung, davon habe ich mich schon lange verabschiedet.
Du müsstest dich weit weniger ärgern wenn jeder ein Einkommen zum auskommen hätte. Dann wären so große Abgaben nicht nötig. Und das liegt nicht am Staat sondern an denen welchen eben egal ist das man hier mit Ostblocklöhnen auf keinen grünen weig kommt.
Das Problem ist die Arbeitslosigkeit. Über die Löhne in Deutschland kann sich ja nun wirklich niemand beschweren. Extreme Ausreißer nach unten, die es in einigen Branchen sicherlich gibt, sind ja wohl die Ausnahme. (Der leichte Rückgang der Reallöhne in den letzten Jahren hat übrigens dazu geführt, dass Deutschland wieder wettbewerbsfähiger geworden ist.)

Ei weiteres Problem scheint das allgemeine Anspruchsdenken zu sein, das nach meiner Erfahrung im noch immer verhältnismäßig reichen Deutschland so hoch ist wie in keinem der anderen Länder, die ich aus eigener Anschauung kenne. Das muss man auch mal sagen. Und da kann ich wirklich einige persönlich erlebte Beispiele aus meiner näheren Umgebung nennen, für den Fall dass du mir vorwirfst, ich würde nur aus der Theorie heraus argumentieren.
von Familie Tschiep
#319456
In welchem Land lebst du, Markymark? Es gibt Berufe, wo der Lohn nicht zum Leben reicht, gerade in Bereichen Ostdeutschland.

Die privaten Systeme sind viel risikoreicher. Zumindestens für eine Grundsicherung sollte der Staat sorgen, alles andere ist Cappuccinoschaum und dafür braucht der Staat nicht zu sorgen.
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von markymarc05
#319468
Familie Tschiep hat geschrieben:In welchem Land lebst du, Markymark?
In Bayern.
Es gibt Berufe, wo der Lohn nicht zum Leben reicht, gerade in Bereichen Ostdeutschland.
Das sagte ich ja, dass es das gibt. Aber das ist aber doch kaum die Regel. In derartigen Debatten werden immer Extremfälle hervorgehoben und so getan, als seien diese der Normalfall.
Die privaten Systeme sind viel risikoreicher. Zumindestens für eine Grundsicherung sollte der Staat sorgen, alles andere ist Cappuccinoschaum und dafür braucht der Staat nicht zu sorgen.
Eine Grundsicherung wird es immer geben. Die wird jedoch wesentlich niedriger ausfallen, als wir es bisher so gewohnt sind.
Zuletzt geändert von markymarc05 am Mo 4. Jun 2007, 17:52, insgesamt 1-mal geändert.
von Quotentreter
#319474
markymarc05 hat geschrieben:Das tue ich seit fast zehn Jahren. Von der Illusion, aus dem staatlichen Rentensystem mehr herauszubekommen als eine minimale Grundsicherung, davon habe ich mich schon lange verabschiedet.
Das ist allen klar. Ändert aber nichts daran das eine zusätzliche Absicherung für viele eben nicht drin ist. Die Erkenntnis löst das Problem nicht.
Das Problem ist die Arbeitslosigkeit. Über die Löhne in Deutschland kann sich ja nun wirklich niemand beschweren. Extreme Ausreißer nach unten, die es in einigen Branchen sicherlich gibt, sind ja wohl die Ausnahme. (Der leichte Rückgang der Reallöhne in den letzten Jahren hat übrigens dazu geführt, dass Deutschland wieder wettbewerbsfähiger geworden ist.)
Außnahme? Ich glaube da gehst du von deinem gutgestellten Bayern aus. Bayern ist aber lange nicht überall und da unten gehts den Leuten im Gegensatz zu anderen wirklich wie der Made im Speck. Für unseren Landkreis betrug das Durchschittseinkommen im Januar bei allen ab 15 Jahre bei 906,50 € wobei der Schnitt bei den Männern bei 1004,00 € und bei den Frauen bei 797,60 € liegt. Ich liegen im übrigen noch unter dem Durchschnitt der Männer, und das obwohl ich oft eine 126 Std. Woche habe. Soviel zu Leistung die sich lohnen soll.

Habe ich da was verpasst oder werden in der offiziellen Statisktik des Landes nur die Ausreißer erfasst und die ganzen Gutverdiener ausgeklammert? Kann aber doch nicht sein, deckt sich mit der Realität wie ich sie erlebe. Ich glaube um bei dir dahin zu kommen müsste man bestimmt noch einen Tausender drauflegen...
Ei weiteres Problem scheint das allgemeine Anspruchsdenken zu sein, das nach meiner Erfahrung im noch immer verhältnismäßig reichen Deutschland so hoch ist wie in keinem der anderen Länder, die ich aus eigener Anschauung kenne. Das muss man auch mal sagen. Und da kann ich wirklich einige persönlich erlebte Beispiele aus meiner näheren Umgebung nennen, für den Fall dass du mir vorwirfst, ich würde nur aus der Theorie heraus argumentieren.
Mein Anspruch besteht lediglich darin das ich für meine Leistung auch ordentlich bezahlt werden möchte. Und es kann nicht sein das man bei einer offiziellen 40 Std. Woche die inoffiziell real bei 126 Std. liegt (Überstunden unbezahlt egal ob man auch Wochenende oder Feiertags verfügbar sein muss) bei unter einem tausender Brutto anwatscheln darf. Und da geht es mir noch gut. Ich kenne massig Leute in der Famile und dem Bekanntenkreis die teilweise auf 3 Monatsgehälter warten weil mal wieder nicht gezahlt wurde. Das sind keine Ansprüche, das sollte eigentlich selbstverständlich sein das man ordentlich entlohnt oder überhaupt regelmäßig entlohnt wird.

Und mit mal eben kündigen und was anderes suchen ist hier nicht. Die guten Jobs sind extrem rar gesäht und wenn man den Anschluß verpasst hockt man ganz schnell in Hartz IV wo man zumindestens hier nicht so schnell wieder herauskommt. Genau das weiß man und deswegen wird erpresst und die Leute müssen die Kröte wohl oder übel schlucken.
von Familie Tschiep
#319478
markymarc05 hat geschrieben:
Familie Tschiep hat geschrieben:In welchem Land lebst du, Markymark?
In Bayern.
Es gibt Berufe, wo der Lohn nicht zum Leben reicht, gerade in Bereichen Ostdeutschland.
Das sagte ich ja, dass es das gibt. Aber das ist aber doch kaum die Regel. In derartigen Debatten werden immer Extremfälle hervorgehoben und so getan, als seien diese der Normalfall.
In manchen Gebieten Ostdeutschland ist das durchaus der Normalfall. In Bayern sieht es natürlich anders aus, aber Bayern sehr von der Insellage Westberlins profitiert ;)
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von houellebecq!
#319494
markymarc05 hat geschrieben: Das sagte ich ja, dass es das gibt. Aber das ist aber doch kaum die Regel. In derartigen Debatten werden immer Extremfälle hervorgehoben und so getan, als seien diese der Normalfall.
das ist richtig, es gibt kaum ein satz, in dem etwa gregor gysi oder oskar lafontaine nicht das wort "krankenschwester" oder "friseuse" benutzt, von "neoliberal" und "imperialistisch" ganz zu schweigen.
nur wenn es um studiengebühren geht, verschweigen die gerne, dass es u.a. auch die krankenschwester ist, die bisher mein studium fleißig mitfinanziert hat, was ich sehr lustig finde.
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von markymarc05
#319499
Quotentreter hat geschrieben: Außnahme? Ich glaube da gehst du von deinem gutgestellten Bayern aus. Bayern ist aber lange nicht überall und da unten gehts den Leuten im Gegensatz zu anderen wirklich wie der Made im Speck. Für unseren Landkreis betrug das Durchschittseinkommen aller ab 15 Jahre bei 906,50 € wobei der Schnitt bei den Männern bei 1004,00 € und bei den Frauen bei 797,60 € liegt.
Dass es regionale Unterschiede gibt, ist mir klar. Wirklich vergleichbar sind diese jedoch nicht. Schon deshalb weil die Lebenshaltungskosten sehr unteschiedlich sind, v.a. was die Mieten betrifft. Allein dafür geht in München bei Durchschnittsverdienern wie mir ein Großteil des Monatseinkommens drauf. Ich könnte wetten, da bleibt manch einem bei euch, der weniger verdient, unterm Strich mehr von seinem Geld.
Ich liegen im übrigen noch unter dem Durchschnitt der Männer, und das obwohl ich oft eine 126 Std. Woche habe. Soviel Leistung die sich lohnen soll.
Dann würdest du auch bei einer 6-Tage-Woche 21 Stunden am Tag arbeiten. (Bei einer 5-Tage-Woche wären es 25.) Bei allem Respekt, das wage ich dann doch zu bezweifeln.

Mein Anspruch besteht lediglich darin das ich für meine Leistung auch ordentlich bezahlt werden möchte. Und es kann nicht sein das man bei einer offiziellen 40 Std. Woche die inoffiziell real bei 126 Std. liegt (Überstunden unbezahlt egal ob man auch Wochenende oder Feiertags verfügbar sein muss) bei unter einem tausender Brutto anwatscheln darf. Und da geht es mir noch gut. Ich kenne massig Leute in der Famile und dem Bekanntenkreis die teilweise auf 3 Monatsgehälter weil mal wieder nicht gezahlt wurde. Das sind keine Ansprüche, das sollte eigentlich selbstverständlich sein das man ordentlich entlohnt oder überhaupt regelmäßig entlohnt wird.
Sicher, das würde mir auch stinken. Mir ist schon klar, dass die Realitäten in und Ost und West sehr unterschiedlich sind. Das liegt an der Srukturschwäche vieler östlicher Regionen, die wiederum ein Resultat des Zusammenbruchs der Industrie nach der Wende ist. Das ist doch wirklich eine besondere und außergewöhnliche Situation, die man nicht generalisieren kann. Man sollte sich vielmehr auch mal die Entwicklungen und die Bedingungen in anderen ehemals sozialistischen Staaten anschauen.
von Quotentreter
#319507
markymarc05 hat geschrieben:Dass es regionale Unterschiede gibt, ist mir klar. Wirklich vergleichbar sind diese jedoch nicht. Schon deshalb weil die Lebenshaltungskosten sehr unteschiedlich sind, v.a. was die Mieten betrifft. Allein dafür geht in München bei Durchschnittsverdienern wie mir ein Großteil des Monatseinkommens drauf.
Nach der Miete war es das aber auch schon mit den Unterschieden. Und München ist ja nun wirklich ein derber Ausreißer nach oben. Dementsprechend gut wird da auch gezahlt. Die restlichen Kosten sind die gleichen. Glaube mal nicht das hier der Strom, das Wasser oder das Essen billiger sind. Die restlichen Unterschiede kommen dann erst wieder in der Freizeit wie Kneipe usw. Aber die reinen Lebenshaltungskosten nehmen sich, wenn man die Miete ausklammert, nicht viel. Liegt aber auch noch mit daran das vieles noch unsaniert oder nur teilsaniert ist. Eine kleine vollsanierte Wohnung fängt hier auch erst zwischen 600 und 800 Euro an.
Dann würdest du auch bei einer 6-Tage-Woche 21 Stunden am Tag arbeiten. (Bei einer 5-Tage-Woche wären es 25.) Bei allem Respekt, das wage ich dann doch zu bezweifeln.
Kannst du gerne bzweifeln, ist aber Realität. Und die Arbeitswoche hat bei mit 7 Tage. Theoretisch gehts von 12 Uhr Mittags bis Folgetag 6 Uhr. Dazwischen ist natürlich auch mal Luft. Aber öfters komme ich eben nicht vom Schreibtisch weg. Hier irgendwo gab es auch einen Tagesablauf Thread, dort hatte ich es schonmal beschrieben.
Sicher, das würde mir auch stinken. Mir ist schon klar, dass die Realitäten in und Ost und West sehr unterschiedlich sind. Das liegt an der Srukturschwäche vieler östlicher Regionen, die wiederum ein Resultat des Zusammenbruchs der Industrie nach der Wende ist. Das ist doch wirklich eine besondere und außergewöhnliche Situation, die man nicht generalisieren kann. Man sollte sich vielmehr auch mal die Entwicklungen und die Bedingungen in anderen ehemals sozialistischen Staaten anschauen.
Wir sind aber nunmal nicht andere ehemals Sozialistische Staaten sondern ein Land was aufgrund der Dummheit unserer Großeltern einst in zwei Teile gerissen wurde und eben wieder eins ist.

Und unsere Region müsste nicht so bluten, hätte man den Hauptarbeitgeber nicht zu gunsten Westdeutscher Standorte in einer Kurzschlussreaktion abgewickelt. Hier gibt es laut neustem Gutachten Rohstoffvorkommen für mindestens 70 Jahre. Nur nun sind die Schächte verfüllt und die Anlagen restlos entfernt.

Andere Investoren kommen kja leider nur um die Fördermittel abzugreifen um damit entweder ganz zu verschwinden oder nach der Förderzeit wieder alles dicht zu machen. Wir haben eine riesige neue Industrieruine wo der Westdeutsche Investor mit der Kohle abgehauen ist. Daneben zahlreiche kleine Ruinen wo man die Fördergelder kassierte und dann wo man frei hätte wirtschaften müssen die ganze Bude einfach dicht machte, die Leute standen wieder da. Und das passiert hier rundherum ständig. Und da soll man vertrauen in die Wirtschaft haben? Da vertraue ich dem Hütchenspieler aus der Fußgängerzone weit mehr.
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von markymarc05
#319541
Quotentreter hat geschrieben: Nach der Miete war es das aber auch schon mit den Unterschieden. Und München ist ja nun wirklich ein derber Ausreißer nach oben. Dementsprechend gut wird da auch gezahlt. Die restlichen Kosten sind die gleichen. Glaube mal nicht das hier der Strom, das Wasser oder das Essen billiger sind. Die restlichen Unterschiede kommen dann erst wieder in der Freizeit wie Kneipe usw.
Unterm Strich macht das einiges aus. Das merke ich ja an mir selbst. Ich habe schließlich auch schon woanders gelebt. Und da muss ich echt sagen, was die reale Kaufkraft angeht, ging`s mir früher trotz niedrigerem Nettoverdienst besser.
Kannst du gerne bzweifeln, ist aber Realität. Und die Arbeitswoche hat bei mit 7 Tage. Theoretisch gehts von 12 Uhr Mittags bis Folgetag 6 Uhr. Dazwischen ist natürlich auch mal Luft. Aber öfters komme ich eben nicht vom Schreibtisch weg. Hier irgendwo gab es auch einen Tagesablauf Thread, dort hatte ich es schonmal beschrieben.
Na gut. Ich weiß ja nicht wo und als was du arbeitest. Ich kenne z.B. Klinikärzte mit ähnlichen Arbeitszeiten. Aber auch die sind ja nicht unbedingt repräsentativ für den durchschnittlichen Arbeitnehmer.

Wir sind aber nunmal nicht andere ehemals Sozialistische Staaten sondern ein Land was aufgrund der Dummheit unserer Großeltern einst in zwei Teile gerissen wurde und eben wieder eins ist.
Sicher. In nicht ganz zwei Jahrzehnten gleiche Verhältnisse zu schaffen, ist trotzdem kein leichtes Vorhaben, angesichts einer 40jährigen Teilung.
von Quotentreter
#319569
markymarc05 hat geschrieben:Unterm Strich macht das einiges aus. Das merke ich ja an mir selbst. Ich habe schließlich auch schon woanders gelebt. Und da muss ich echt sagen, was die reale Kaufkraft angeht, ging`s mir früher trotz niedrigerem Nettoverdienst besser.
Kommt drauf an wo man lebt. Die günstigere Miete frisst du hier z.B. damit auf das alle Wege entsprechend länger sind. Ein Teil der Ämter hast du z.B. in der ehemaligen Kreisstadt die 15 km entfernt liegt. Ein Großteil ist sogar in der neuen Kreisstadt beheimatet die 60 km entfernt ist. Sinigerweise wurde wegen der Kürzung der Regionalisierungsmittel auch die Zugverbindungen in die Richtung stillgelegt. Auch vieles was du in München vielleicht um die Ecke bekommst musst du online mit Transportkosten oder weit weg besorgen. Ein Kinobesuch für zwei kommt mit allem drum und dran etwa 60 € weil das nächste weit weg ist. Da kannst du wohl wieder fast hin laufen. Den Vorteil hat man also nur wenn man nirgends hin will und nichts braucht was man hier nicht leicht bekommt.
Na gut. Ich weiß ja nicht wo und als was du arbeitest. Ich kenne z.B. Klinikärzte mit ähnlichen Arbeitszeiten. Aber auch die sind ja nicht unbedingt repräsentativ für den durchschnittlichen Arbeitnehmer.
Offiziell steht IT Manager drauf, bin also dafür verantwortlich das die Server brummen. Inoffiziell darf ich aber noch Webdesign und Programmierung für alle Firmen und Privatseiten übernehmen. Dazu kommt noch sämtliches Print, ab und an Programmierung und das Mastern der hauseigenen Produkte. Guck mal nach was ich verdienen müsste. Tatsächlich kommen aber jährlich nur 9180 € netto raus. Ist das dumping oder oder doch nur angebliches dumping?

Und natürlich ist die Arbeitszeit nicht repräsentativ. Hier im Osten ist es aber schon lange üblich das man offiziell 40 Std. auf dem Zettel hat, inoffiziell aber der Schnitt tatsächlich bei 50 - 60 Std. liegt. Und das natürlich für weit weniger Geld. Das erreicht man insbesondere dadurch das man sich weitgehend von den Tarifen entkoppelt hat. Und die Tarife sehen für sich schon teilweise bitter aus.
Sicher. In nicht ganz zwei Jahrzehnten gleiche Verhältnisse zu schaffen, ist trotzdem kein leichtes Vorhaben, angesichts einer 40jährigen Teilung.
Eben, aber uns treffen die aktuellen Entwicklungen mit gleicher Härte. Zeittechnisch waren wir gestern noch in der Planwirtschaft, durften kurz an der sozialen Marktwirtschaft schnuppern und müssen morgen schon wieder fit für Markt total sein. Ironie bei der ganzen Geschichte. Das was unser Nachteil ist scheint im Moment unser Vorteil zu sein. Im Osten wächst die Wirtschaft derzeit schneller. Liegt mit daran das wir länger für weniger arbeiten, und schon seit Jahren gewohnt sind extrem weite Pendlerstrecken in kauf zu nehmen, wir damit einen tick Wettbewerbsfähiger sind. Könnte also am Ende passieren das wir uns in der Mitte treffen oder ihr euch zu uns runter einschränken müsst.

Dieser Vorteil hilft aber auch beim alten Problem der Arbeitslosigkeit nicht weiter. Liegt auch mit daran das zur Wende einige gängige Berufsbilder samt Betrieb komplett aufhörten zu existieren.

Um mal eines zu nennen, Facharbeiter in der Filmwiedergabetechnik. Früher durften in Kinos nur ausgebildete Fachkräfte am Projketor stehen. Die heutigen Multiplexe bedienen sich aber angelernten 400 € Kräften. Den Qualifizierten Facharbeiter will keiner mehr haben, ausser er arbeitet auch zu einem sehr niedrigen Lohn.

Was folgte waren richtige Umschulungs und Weiterbildungsorgien. Hat aber auch nichts gebracht. Da kommt wieder zu lange raus aus dem Beruf, weil es nicht gesucht wird unter oder gering qualifiziert und die welche dutzende Maßnahmen mitmachten sind mitlerweile überqualifiziert und das will keiner bezahlen. Endstation Hartz IV. Viele hocken trotz das sie sich wirklich bemühen seit vielen Jahren daheim.
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von markymarc05
#319609
Quotentreter hat geschrieben: Offiziell steht IT Manager drauf, bin also dafür verantwortlich das die Server brummen. Inoffiziell darf ich aber noch Webdesign und Programmierung für alle Firmen und Privatseiten übernehmen. Dazu kommt noch sämtliches Print, ab und an Programmierung und das Mastern der hauseigenen Produkte. Guck mal nach was ich verdienen müsste. Tatsächlich kommen aber jährlich nur 9180 € netto raus. Ist das dumping oder oder doch nur angebliches dumping?
Das ist tatsächlich nicht viel, was aber wohl auch daran liegt, dass du offiziell "nur" 40 Stunden arbeitest, wenn ich dich richtig verstanden habe. Meine Freundin arbeitet auch 40 Stunden und verdient genauso viel (in Bayern!) Wie du am Ende auf das dreifache der Arbeitszeit kommst, ist mir, ehrlich gesagt, ein Rätsel.

Wir haben auch IT-Manager, und ich weiß was die arbeiten. Bestimmt nicht wenig, aber von denen hat niemand mehr als eine 5-Tage-Woche. Ich selbst arbeite laut Vertrag 48 Stunden, Überstunden mit abgegolten. Am Ende komme ich vielleicht auf 50-52 Stunden, und verdiene netto etwa 30% mehr als du. Dass ist jetzt nicht so viel mehr, wenn man nur die offizielle Arbeitszeit betrachtet. Dein Problem sind in der Tat die Überstunden und ich bin mir gar nicht sicher, inwieweit das arbeitsrechtlich überhaupt zulässig ist.
von Quotentreter
#319626
markymarc05 hat geschrieben: Das ist tatsächlich nicht viel, was aber wohl auch daran liegt, dass du offiziell "nur" 40 Stunden arbeitest, wenn ich dich richtig verstanden habe. Meine Freundin arbeitet auch 40 Stunden und verdient genauso viel (in Bayern!) Wie du am Ende auf das dreifache der Arbeitszeit kommst, ist mir, ehrlich gesagt, ein Rätsel.
Steht doch oben. Zu dem offiziellen kommen eigentlich noch drei weitere Jobs. Das sind alles deadline Aufgaben. Heißt am x muss z.B. ein 100 Seiten Handbuch stehen. Je nachdem wie es läuft kann die Zeit manchmal verdammt kurz sein. Da fällt der Hammer eben nicht um 18 Uhr und am nächsten Tag geht es weiter. Es gab auch schon Tage wo ich mit Augenringen so dick wie Schlauchboote 48 Std. am Capputropf hing und bis zur letzten Sekunde schraubte.
markymarc05 hat geschrieben:Wir haben auch IT-Manager, und ich weiß was die arbeiten. Bestimmt nicht wenig, aber von denen hat niemand mehr als eine 5-Tage-Woche. Ich selbst arbeite laut Vertrag 48 Stunden, Überstunden mit abgegolten. Am Ende komme ich vielleicht auf 50-52 Stunden, und verdiene netto etwa 30% mehr als du. Dass ist jetzt nicht so viel mehr, wenn man nur die offizielle Arbeitszeit betrachtet. Dein Problem sind in der Tat die Überstunden und ich bin mir gar nicht sicher, inwieweit das arbeitsrechtlich überhaupt zulässig ist.
Die Betonung liegt auf mehrere. Ich bin aber nur einer und das Internet hat keinen Ladenschluss sondern ist 24/7 offen. Heisst wenn ich Weihnachnachten uterm Christbaum hänge und mein kleiner Zauberkasten mir mitteilt das der Server mal wieder Lost ist dann bin ich der einzige der es richten kann. Mache ich nichts kann ich mir eine Shisha anbrennen. Und auf Murphys Law kannst du vertrauen. Wenn ich mal Luft habe klingelts.

Arbeitsrechtlich ist das natürlich fragwürdig. Nur ich habe keine andere Wahl. In meinem gelernten Job kann ich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nichts mehr machen. So schnell finde ich nichts. Selbstständigkeit habe ich auch schon durch und bin krachen gegangen, bin ganz unten gelandet.. Danach rutschte ich hier rein und war froh nicht mehr zum Sozi zu müssen. Nur mit dem Job tu ich mir auch keinen Gefallen. 6 Jahre geht das nun so und ich eiere immer haarscharf an einem Burnout vorbei.

Mit einem lachendem und einem weinendem Auge sehe ich aber das kommende endgültige auslaufen des Vertrages (War immer nur befristet auf ein Jahr oder nur 3 Monate). Zum einen bin ich froh das ich mir das nicht mehr antun muss und endlich downshiften kann. Zum anderen ist mir aber auch klar das ich so schnell nichts wieder finden werde. Da kommt einem der Bröckelhusten.

Deiner Freunding gehts noch gut. Meine Frau (sind nicht verheiratet aber seit 9 Jahren zusammen was als quasi Ehe durchgeht) hat zwar einen halbwegs festen Job. Nur krebst der immer zwischen Vollzeit, Gleitzeit, Teilzeit, 400 € Basis, 165 € Basis herum. Und das als gelernte Tippse mit einem einser Durchschnitt. Sicher ist er, nur die Einkommenssituation ist ständig unberechenbar. Du kannst nix Planen, an richtige Familie mit Kindern ist nicht zu denken. Jünger wird man auch nicht, die 30 guckt schon draußen durchs Fenster. Und es wird eher schlimmer als besser. Ich frage mich wo das noch hinlaufen soll. Das einzig positive ist eigentlich noch das ich noch zwei gesunde Beine habe und nicht auf den Eier laufen muss. Das ist doch wenigstens etwas.
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von markymarc05
#319652
Quotentreter hat geschrieben:
markymarc05 hat geschrieben: Deiner Freunding gehts noch gut. Meine Frau (sind nicht verheiratet aber seit 9 Jahren zusammen was als quasi Ehe durchgeht) hat zwar einen halbwegs festen Job. Nur krebst der immer zwischen Vollzeit, Gleitzeit, Teilzeit, 400 € Basis, 165 € Basis herum. Und das als gelernte Tippse mit einem einser Durchschnitt. Sicher ist er, nur die Einkommenssituation ist ständig unberechenbar. Du kannst nix Planen, an richtige Familie mit Kindern ist nicht zu denken. Jünger wird man auch nicht, die 30 guckt schon draußen durchs Fenster. Und es wird eher schlimmer als besser. Ich frage mich wo das noch hinlaufen soll. Das einzig positive ist eigentlich noch das ich noch zwei gesunde Beine habe und nicht auf den Eier laufen muss. Das ist doch wenigstens etwas.
Hast du schon mal an einen Umzug gedacht? Sprich, dich irgendwo weiter weg zu bewerben? Ich weiß ja nicht wo du genau wohnst, aber vielleicht gibt die Region, in der du lebst, arbeitstechnisch wirklich nicht viel her. Ich kann nur so viel sagen: wenn ich da geblieben wäre, wo ich aufgewachsen bin, wäre ich vermutlich auch arbeitslos. Ich bin in meinem Leben sehr oft umgezogen (im Schnitt alle 2 Jahre), immer den Jobs hinterher. Und das hat bisher eigentlich recht gut geklappt.
von Quotentreter
#319687
Natürlich habe ich mich auch bundesweit beworben. Mein Arbeitgeber sitzt z.B. in Westdeutschland. Aber ansonsten kam dabei auch nichts weiter raus.

Ich bin auch schon dutzende male um gezogen und nun ist Schluss. Meine Chancen bessern sich damit nicht und dieses Nomadenleben ist nicht meins. Ich brauche Jahre zum eingewöhnen. Ich lebe nicht ausschließlich zum arbeiten. Wenn muss es sich auch lohnen. Wieder so ein Ding wo du dich auf Arbeitslosengeldniveau kaputt machst und alle 3 Monate um Verlängerung betteln darfst, nein danke. Ich habe schon keine Ansprüche. Ich möchte nur einen seriösen festen Job mit einigermaßen festen Arbeitszeiten und eine angemessene Entlohnung. Ist aber anscheinend schon zuviel verlangt.