Also, nu wirds wieder versucht. Der Vorstoß unserer südlichen Nachbarn *hehe* läßt vermuten, daß es in Deutschland keine anderen Sorgen und vor allem Probleme gibt, die zu solchen Dingen wie Amokläufen von Schülern führen. Den Eindruck bekomme ich jedenfalls, wenn ich mir das hier durchlese:
http://www2.onspiele.t-online.de/dyn/c/ ... 02858.html
Interessant ist ja, daß da steht:
"Es geht um den Schutz unserer Kinder. Wer künftig virtuelle Killerspiele herstellt oder verbreitet, muss damit rechnen, dass er hart bestraft wird und zwar mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr."
Fragt sich nun Erstens, wie Herr Stoiber ausländische Hersteller mit deutschem Recht bestrafen will (denn außer Crytek gibts ja in Deutschland so gut wie keine "Killerspiel"-Hersteller, und die haben in einem Interview angekündigt, daß sie auswandern, wenn sich die Gesetzeslage hier dementsprechend entwickelt...verständlich irgendwo), und Zweitens: Was ist mit denen, die die bösen Spiele spielen? Wann muß ich als Killerspieler und damit wohl potentieller Amokläufer mit der ersten Vorstrafe rechnen? Denn wegen kaum mehr als der Möglichkeit, ein paar wenige Programmierer hierzulande zu bestrafen, wird sich kaum ein Gesetz lohnen. Kann mir nicht vorstellen, daß die Spieler da lange ungeschoren davonkommen.
Komischerweise werden Spiele wie "Der Planer", "Transportgigant", "Railway Tycoon" oder andere Wirtschaftssimulationen nicht verboten, obwohl Manager jedes Jahr Millionen in den Sand setzen und es genug Fälle von persönlichen Bereicherungen bis in die obersten Chefetagen gibt. Da sind aber seltsamerweise nicht die Spiele schuld. Wieso denn die Amokläufer mit "Counterstrike", aber die Wirtschaftsmanager nicht mit "Theme Park" üben, das würde mich schon mal interessieren. :shock:
Daß es auch andere Sichtweisen gibt, zeigt dieser Artikel hier:
(Leider hab ich den genauen link nicht mehr, ich gebs mal als Zitat hier rein:)
"Amok
Vorbild Dritte Welt: Hier wird noch ohne Computer getötet
Von André Mielke
In der Dritten Welt läuft einiges verquer. Es gibt kaum Whirlpools. Der Sachertorten-Bringdienst funktioniert nicht. Aber die Menschen haben gelernt zu improvisieren. Ein Beispiel: Gerade in den ärmsten Gegenden werden immer wieder Massaker organisiert, ohne dass die Täter vorher mit einem Killerspiel hätten üben können.
Wie machen die das? Das wäre im modernen Deutschland unvorstellbar. Hier lernt die Jugend erst und nur am Computer, was Gewalt überhaupt ist. Im Alltag gibt es dafür überhaupt keine Motivation. Alle Deutschen sind nämlich entspannt und sehr glücklich. Ohne regelmäßiges Training mit einem Ego-Shooter wären Halbstarke nicht mal aggressiv genug, eine alte Dame nach der Uhrzeit zu fragen. Nehmen wir nur die Bundeswehr in Afghanistan: Kaum sind die Soldaten weg vom Computer, werden sie wieder liebe kleine Jungs, denen nichts Schlimmeres einfällt, als mit Knochen Fasching zu feiern. Von ihren Nato-Kameraden werden sie als Weicheier verhöhnt: "Die Deutschen müssen das Töten lernen."
Junge Sudaner dagegen laufen massenhaft Amok, begehen die abscheulichsten Verbrechen an Frauen und Kindern, und es gibt weit und breit keine Lan-Party geschweige denn eine "Counterstrike"-Gemeinde. Technisch ist das eigentlich unmöglich. Deshalb steht die Staatengemeinschaft so ratlos vor Exzessen wie in Darfur.
Doch das wird sich ändern. Ein humanitäres Projekt will eine Milliarde Billig-Computer an arme Kinder in aller Welt verteilen. Mit Internetanschluss und Kurbelgenerator für stromlose Regionen. Neben Bildung käme damit auch Baller-Software in Wüste und Dschungel. Endlich könnte man uralten Konflikten eine Ursache zuweisen und ohne großen Aufwand Lösungen fordern, zum Beispiel: "Killerspiele gehören in allen Krisenprovinzen verboten!" So gelangte Edmund Stoiber doch noch zu globaler Bedeutung, und der Globus käme richtig in Ordnung.
Artikel erschienen am 27.11.2006"
(Quelle ist
http://www.welt.de Abteilung Satire)
Sowas sollte man den Herren Stoiber, Beckstein & Co. mal unter die Nase halten. Aber in ihrem blinden Aktionismus (nicht vielleicht um von partei-internen Problemen wie im Fall Stoiber abzulenken?) schwingen sie lieber die dem Deutschen so bekannte Verbots-Keule, aber erkennen nicht deren Wirkungslosigkeit. Amokläufer sind Einzeltäter, das ist kein Massenphänomen. Und Einzeltäter sind nicht auf etwas angewiesen, was der breiten Masse vorenthalten werden soll. Solange es hier möglich ist, daß verurteilte Sexualstraftäter auf freien Fuß kommen und prompt wieder zuschlagen, dann auf Anstaltsdächer klettern und nur wieder runterkommen weil ihnen kalt wird, solange ausländische Betrügerbanden deutsche Kunden beim Autokauf übers Ohr hauen, Drogendealer vor Schulen ihr Unwesen treiben, und in den Regierungsparteien eine Spendenaffäre die nächste Schmiergeldzahlung jagt, solange sollten sich die Herren Gesetzgeber verdammt nochmal darum kümmern und nicht wieder auf neue Sündenböcke einschlagen.
Closing your eyes forces you to look at the darkness inside.