Eure Meinung zum Urteil ??

Stimme zu, das Wohle des Kindes geht vor
26
76%
Stimme nicht zu, es verletzt die Reli. Freiheit
3
9%
Ich bin nicht sicher
5
15%
#1130131
Es spielt überhaupt keine Rolle ob die Mehrheit der Beteiligten nun dafür oder dagegen ist, es handelt sich hier um eine eindeutige Überschneidung zweier Grundrechte, und da hat die körperliche Unversehrtheit über der Religionsfreiheit der Eltern zu stehen, da gibt es überhaupt keine Zweifel.
Und genau deswegen verstehe ich nicht, warum es überhaupt eine Diskussion gibt. Die jetzige Entscheidung der Regierung ist albern. :?
#1130497
Holzklotz hat geschrieben:
Es spielt überhaupt keine Rolle ob die Mehrheit der Beteiligten nun dafür oder dagegen ist, es handelt sich hier um eine eindeutige Überschneidung zweier Grundrechte, und da hat die körperliche Unversehrtheit über der Religionsfreiheit der Eltern zu stehen, da gibt es überhaupt keine Zweifel.
Und genau deswegen verstehe ich nicht, warum es überhaupt eine Diskussion gibt. Die jetzige Entscheidung der Regierung ist albern. :?
Nein, die Regierung pisst sich nicht wegen einem kleinem Einschnitt an. Die Menschen die beschnitten worden sind, wollen auch ihre Nachkommen legal beschneiden. Also kann es nicht so schlimm sein. Die Leute die hier Theater machen sind die, die gar nicht wissen was für einen Einschnitt aus welchen Gründen gemacht wird und nur mit dem Gesetzt argumentieren und nicht mit der Tradition. Und genau deshalb will (und soll) die Bundesregierung das Gesetzt ändern.
#1130524
2Pac hat geschrieben:Die Leute die hier Theater machen sind die, die gar nicht wissen was für einen Einschnitt aus welchen Gründen gemacht wird und nur mit dem Gesetzt argumentieren und nicht mit der Tradition. Und genau deshalb will (und soll) die Bundesregierung das Gesetzt ändern.
Es wird Zeit, diese Tradition Vergangenheit werden zu lassen. Nicht jede traditionelle Handlung ist positiv, nur weil sie eine Tradition ist. Oftmals stehen Traditionen dem zivilisatorischen Fortschritt im Wege; und in diesem Fall ist das so.
#1130573
2Pac hat geschrieben:Die Leute die hier Theater machen sind die, die gar nicht wissen was für einen Einschnitt aus welchen Gründen gemacht wird und nur mit dem Gesetzt argumentieren und nicht mit der Tradition.
Steinigen, Hände abhacken und insbesondere Mädchen den Genitalbereich verstümmeln (was man dort auch unter Beschneidung versteht) sind irgendwo auch Tradition oder haben einen religiösen Ursprung. Und das machen wir weshalb nicht?

Es hat auch weniger mit dem Gesetz zu tun. Es ist glasklar, das Kinder mit 4 Jahren nicht selbst entscheiden können und auch die sollten das Recht haben, es selbst zu entscheiden und im Zweifelsfall eben dagegen.

Und denk dran, für einen Traditionsbewussten Germanen ist im August ein Opfer für Thor dran. Nicht das deine Ernte ausfällt. :mrgreen:
#1130634
2Pac hat geschrieben:
Nein, die Regierung pisst sich nicht wegen einem kleinem Einschnitt an. Die Menschen die beschnitten worden sind, wollen auch ihre Nachkommen legal beschneiden. Also kann es nicht so schlimm sein. Die Leute die hier Theater machen sind die, die gar nicht wissen was für einen Einschnitt aus welchen Gründen gemacht wird und nur mit dem Gesetzt argumentieren und nicht mit der Tradition. Und genau deshalb will (und soll) die Bundesregierung das Gesetzt ändern.
2Pac - du als klarer Beschneidungs-Befürworter und Verfechter dergleichen, darfst deine Meinung haben, auch wenn ich sie nicht gut finde. Dann respektiere doch aber auch die Meinung der Kritiker.
Und Tradition hin oder her. Religion hin oder her - wer fragt eigentlich das Kind, was es will ? Steht denn Tradition und Religion höher als der Wille des Kindes ????
Meine Meinung ist: Würde man die Beschneidung dem volljährigen Sohn überlassen, dann würde sich (vermutlich) ein beträchtlicher Teil der jungen Männer dagegen entscheiden, ein Teil dafür, weil sie es wollen. Aber so kann man ja das Baby oder Kleinkind nicht fragen - ist "praktisch", so gibts auch kein Widerspruch. Der freie Wille und die Unversehrtheit steht für mich über allen. Gottlob bin ich nicht beschnitten. Schaut Gott etwas auf den Penis und sagt: Du, Du - ohne Beschneidung bist du kein Gläubiger ?
Wer sieht das denn überhaupt ? Nur die Person selber und eventuell der/die Partner/in ! Für mich ist es befremdlich, wenn das Parlament über sowas entscheidet. Vorauseilender Gehormsam ist das.


Übrigens gibts im Internet Videos über Beschneidung. Ich erspare uns deren gruseligen Anblick.
#1131321
Tja, so ein Gesetz könnte als Schuss nach hinten losgehen... wenn es durch das Bundesverfassungsgericht kassiert wird:
Ahrendts Parteifreundin, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die jetzt den Auftrag hat, das Gesetz im Herbst vorzulegen, hält es für schwierig, ein juristisch wasserfestes Gesetz für die Beschneidung von Jungen zu erarbeiten. Die Sache sei „komplizierter, als ein einfaches Sätzchen irgendwo einzufügen“, sagte die Ministerin dem „Spiegel“. Leutheusser-Schnarrenberger sagte, nach den jüngsten „emotionalen Debatten“ sei nicht auszuschließen, dass eine gesetzliche Regelung der Beschneidung am Ende vor dem Bundesverfassungsgericht landen werde.
http://www.tagesspiegel.de/politik/unue ... 07464.html
#1131368
Ja ja, der Wille des Kindes ist entscheidend. Kindern sind nun mal nicht in der Lage Entscheidungen zu treffen. Eltern treffen sogut wie alle Entscheidungen. Die Entscheiden über die Religion, Namen, welche Schulform usw.. Wen Papa das Kind fragt ob er ein Mann sein will oder ihn stolz machen will, wird das Kind sowieso der Beschneidung zustimmen, sollte das die Klausel sein.
Klar es verstößt gegen die körperliche Unversehrtheit. Aber jedes Grundrecht hat seine Ausnahmen. Und auch hier soll man dieses Ausnahmegesetzt einführen. Den was denkt ihr machen die wenn dieses Gesetzt nicht kommt? Die werden das unter katastrophalen Bedingungen irgendwie durchziehen(ähnlich wie bei illegalen Abtreibungen), den die lassen sich ihre Bräuche und Traditionen nicht nehmen.
Wenn man nur mit dem Gesetzt argumentiert und keine Rücksicht mehr auf die menschlichen Bedürfnisse nimmt könnten die Juden/Moslems den Christen vorwerfen jedes Weihnachten sinnlos unzählige Tannen zu fällen, obwohl in der Bibel nichts vom Tannenbaum steht. Naturschutz, Klimaschutz usw. wären deren Argumente. So müssen wir allen Menschen ihre Traditionen lassen. Der Christ will Weihnachten mit einer Tanne feiern und der Jude/Moslem will aus religiösen oder traditionellen Gründen sein Kind beschneiden.
#1131373
Nunja, die religiöse Toleranz ist schon wichtig, aber einiges geht schon zu weit. Interessant das Beispiel mit den Tannenbäumen. Doch Menschen und Bäume sind noch mal eine andere Sache. Es ist doch auch vielmehr so: Die Unversehrtheit des Kindes trifft hier auf religiöse Vorschriften und da würde ich immer für die Unversehrtheit plädieren. Zeiten ändern sich doch auch und auch Religionen müssen sich weiterentwickeln. Wir haben schon über 500 Jahre die Reformation durch Luther gehabt, sonst würde z.b. heute noch latainisch gepredigt und niemand würde was verstehen. Man sollte zumindest mal drüber nachdenken, ob das Beschneidungsritual noch tragbar ist. Es gibt Videos, wo die Kinder herzzerreißend vor Schmerzen schreien. Dies sollte Grund genug sein, damit aufzuhören. Es gibt Männer, die noch traumatisiert davon sind. Medizinisch gesehen hat es auch nur Nachteile. Darüber gibt es auch wissenschaftliche Abhandlungen.
#1131375
Für die Religion muss man also eine Ausnahme machen, weil man ja von der Seite so herrlich kompromissbereit ist und absolut sachlich argumentiert. Da muss man ja fast dankbar sein, dass man nicht gleich wieder mit Antisemitismus kam.

Vielleicht könnten die Religionsvertreter auch einfach mal Artikel 14 der Kinderrechtskonvention der UN und das bereits seit 1921 bestehende Gesetz zur religiösen Erziehung anerkennen. Darin beginnt die Religionsmündigkeit mit 14. Darum wird auch erst in diesem Alter auch gefirmt und damit erst die Taufe vollendet.

Mit der Beschneidung kann man dann warum nicht bis 14 warten? Fällt einem der Himmel auf dem Kopf oder hat man Angst, dass sich dann mehr dagegen entscheiden? Es wird hier nichts verboten oder gar unmöglich gemacht, es geht einzig um den sinnvollen und völlig nachvollziehbaren Kompromiss, bis dahin zu warten, wo der direkt Betroffene das wirklich selber entscheiden kann. Und da muss man ab und an auch mal über Traditionen nachdenken. Ich glaube kaum, dass hier die weiblichen User begeistert wären, dass man sie im Alter von 5 schon Quasi an Fremde verheiratet hätte, nur weil das irgendwann mal so war. Das hat man zu Recht irgendwann mal abgeschafft, weil wir es heute besser wissen.
#1131379
Quotentreter hat geschrieben: Es wird hier nichts verboten oder gar unmöglich gemacht, es geht einzig um den sinnvollen und völlig nachvollziehbaren Kompromiss, bis dahin zu warten, wo der direkt Betroffene das wirklich selber entscheiden kann.
Genau so sehe ich das auch.
2Pac hat geschrieben: Klar es verstößt gegen die körperliche Unversehrtheit. Aber jedes Grundrecht hat seine Ausnahmen. Und auch hier soll man dieses Ausnahmegesetzt einführen. Den was denkt ihr machen die wenn dieses Gesetzt nicht kommt? Die werden das unter katastrophalen Bedingungen irgendwie durchziehen(ähnlich wie bei illegalen Abtreibungen), den die lassen sich ihre Bräuche und Traditionen nicht nehmen.
Wenn man nur mit dem Gesetzt argumentiert und keine Rücksicht mehr auf die menschlichen Bedürfnisse nimmt könnten die Juden/Moslems den Christen vorwerfen jedes Weihnachten sinnlos unzählige Tannen zu fällen, obwohl in der Bibel nichts vom Tannenbaum steht. Naturschutz, Klimaschutz usw. wären deren Argumente. So müssen wir allen Menschen ihre Traditionen lassen. Der Christ will Weihnachten mit einer Tanne feiern und der Jude/Moslem will aus religiösen oder traditionellen Gründen sein Kind beschneiden.
Mit dem Argument "jedes Grundrecht hat halt Ausnahmen" kann man natürlich jede Diskussion in den Boden stampfen. Ganz so unwichtig finde ich die Grundrechte dann doch nicht - sonst könnten wir uns das Grundgesetz auch sparen...

Und "die machen es sowieso" ist ja wohl auch nicht wirklich ein stichhalatiges Argument. Dann kann man sich sämtliche Verbote sparen... Drogenhandel? Ach komm, den legalisieren wir. Sie machen es sowieso... Besoffen Auto fahren? Wieso sollen wir das verbieten und sogar noch Geld für Kontrollen ausgeben? Sie machen es sowieso...

Auch Tradition kann ich nicht als Totschlagargument akzeptieren. Eine Nachbarin meiner Großmutter kommt aus Afrika. Und sie hat gerade massive Probleme, weil die meisten ihrer in Deutschland lebenden afrikanischen Freundinnnen den Kontakt zu ihr abbrechen - weil ihre 13jährige Tochter nicht beschnitten ist. So viel zum Thema Tradition :roll: Religion und/oder Tradition darf keine Rechtfertigung für massive Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit von Kindern sein. Erst recht nicht, wenn dieser Eingriff unter Umständen erhebliche Folgen für das ganze Leben der Betroffenen hat.

Und der Vergleich mit den Tannen ist ja wohl hoffentlich nicht ernst gemeint...
#1131395
Mir geht es nicht um den Tannenbaum. Das war nur das Beispiel. Mir geht es um das Prinzip: Entweder wir legen alle unseren überflüssigen Traditionen ab die Schaden an uns oder Umwelt nehmen oder wir tolerieren alle Religionen so wie sie sind.
Wieso gibt man Kindern in der Kirche Wein zum trinken? Früh fängt der Alkoholiker an ;-) Alleine der Irrsinn das man durch Wein trinken denkt man trinkt das Blut Jesus lässt mich prinzipiell an dieser Religionsform zweifeln. Und so redet man Kindern Sachen ein die es gar nicht gibt. Von den Zeugen Jehovas die jede medizinische Versorgung ablehnen will ich gar nicht anfangen zu reden. Aber das sind alles Beispiele die auch nicht zum wohle des Kindes sind und toleriert werden.
Theoretisch müsst der Religionsunterricht mit 18 Jahren Anfangen. Da ist man entwickelt genug um sich eine eigene Meinung zu bilden.

Und wo ziehen wir die Grenze? Danach darf man nicht mehr fasten, weil es dem Kind schadet. Reformen sind ja schön und gut, nur machen sie nicht alle mit. Es bleiben immer wieder Leute bei ihrer konservativen Lebenseinstellung und wollen ihre Religion nicht durch Gesetzt beschränkt sehen. In Religionen wird man hineingeboren. 99,9% haben die Religion ihrer Eltern. Wenn die beschnitten Männer die Beschneidung als so grausam empfinden, wieso führen sie diese Tradition fort?
Abgesehen davon: Die Beschneidung bei Männern ist riskanter und bestimmt auch unangenehmer. Wer lässt sich den schon gerne am Schniedel rumfummeln? Kinder haben noch nicht diese Schamgefühle. Juden die am 7 oder 8 Tag beschnitten wurden, wissen gar nichts davon und sind gar nicht traumatisiert. Man hat sich bestimmt etwas gedacht als man dieses Ritual niedergeschrieben hat.

Die Zwangsehe ist nicht aus religiösen Gründen. In keiner heiligen Schrift steht das man mit 12 Jahren verkauft werden muss. Selbst hier in Mitteleuropa war es vor weniger als 100 Jahren nichts ungewöhnliches wenn eine 15jährige einen 32jährigen Mann heiratet. Dass die im Nahen Osten mentalen Entwicklungsrückstand haben, wissen wir schon lange. Aber an Staaten wie der Türkei sieht man das man das im Informationszeitalter blitzschnell aufholen kann, obwohl man eine streng konservative Religion hat. In 100 Jahren wird auch in Nordafrika keine 12jährige wie ein Maultier verscherbelt. Die haben jetzt Resetet und 'Morgen' kann es losgehen mit der neuen Zukunft.
#1131399
Duffman hat geschrieben:Ich habe noch nie in der Kirche erlebt, dass man Kindern Wein zum trinken gibt.
BTW: Kinder werden ausdrücklich vom Fasten ausgenommen :wink:
Damals als ich und mein Freundeskreis noch um die 15/16 Jahre waren, haben meine muslimischen Freunde gefastet. Da ist jetzt nicht mehr Beschneidungsalter aber Kinder sind sie ja schon noch.
Im ungefähr selben Alter war ich auf einer evangelischen Konfirmation, da wurde echter Wein im Kreis durch gereicht. Ich erinnre mich genau dran, weil ich die unangenehme Erfahrung hatte das genau vor mir eine Oma am Kelch war die das Ding vollgesabbert hat, da musst ich den Kelch um 180° drehen. Vielleicht sind die Evangelisten einfach nur härter drauf :DDDD
#1131476
Irgendwie wird hier aneinander vorbei geredet. Die religiös begründete Beschneidung ist eine irreversible und medizinisch unnötige Körpermodifikation. Dagegen wird mit Wein, Tannenbäumen und Taufen argumentiert. Seriously?

Das ist doch alles nicht einmal im entferntesten damit zu vergleichen. Wenn man mich getauft hätte, tangiert mich das doch absolut nicht. Das ist ein symbolischer Akt, der seine Bedeutung rein aus einem Glauben heraus zieht. Für nicht Gläubige absolut bedeutungslos. Das gilt zwar den Glaubensteil betreffend annähernd auch für die Beschneidung, nur ist da etwas bleibendes. Und ich wäre mindestens angepisst, wenn man das rein aus religiösen Gründen und ohne frei entscheiden zu können, mit mir gemacht hätte. Religionsfreiheit heißt nicht nur freie Ausübung dessen, sondern auch die freie Wahl, sich komplett dagegen, oder für eine andere entscheiden zu können. Das verletzt nicht nur die körperliche Unversehrtheit an sich, sondern im Grunde auch die Religionsfreiheit in sich selbst.
#1131482
Quotentreter hat geschrieben:Das gilt zwar den Glaubensteil betreffend annähernd auch für die Beschneidung, nur ist da etwas bleibendes. Und ich wäre mindestens angepisst, wenn man das rein aus religiösen Gründen und ohne frei entscheiden zu können, mit mir gemacht hätte. Religionsfreiheit heißt nicht nur freie Ausübung dessen, sondern auch die freie Wahl, sich komplett dagegen, oder für eine andere entscheiden zu können. Das verletzt nicht nur die körperliche Unversehrtheit an sich, sondern im Grunde auch die Religionsfreiheit in sich selbst.
In dem Punkt der Religionsfreiheit müsste man dann aber auch jegliche familiäre Erziehung zu einem Glauben ablehnen. Aber durch die Beschneidung ist man, wie in diesem Fall ja nicht an die Religion gebunden, sondern kann sich später trotzdem umentscheiden und ist meines Wissens dadurch auch aus keiner anderen Religion ausgeschlossen.

Das Thema an sich ist einfach heikel zu bewerten. Als konfessionsloser tue ich mich auch etwas schwer, da ich die ganzen Begründungen für die Beschneidung eigentlich als religiöse Spinnerei empfinde. Aber ich bin mir auch im Klaren, dass es für die Leute eben doch eine gewisse Bedeutung hat und man da Toleranzbereitschaft aufbringen sollte. Aber eine verträgliche Regelung zu schaffen wird wohl enorm schwer :| .
#1131689
Quotentreter hat geschrieben:Religionsfreiheit heißt nicht nur freie Ausübung dessen, sondern auch die freie Wahl, sich komplett dagegen, oder für eine andere entscheiden zu können. Das verletzt nicht nur die körperliche Unversehrtheit an sich, sondern im Grunde auch die Religionsfreiheit in sich selbst.
Meines Erachtens bringt dieser kluge Beitrag die Sache exakt auf den Punkt - und auch Traditionalisten vielleicht dazu, sich ihres Verstandes zu bedienen.
#1131721
TorianKel77 hat geschrieben:In dem Punkt der Religionsfreiheit müsste man dann aber auch jegliche familiäre Erziehung zu einem Glauben ablehnen.
Solange sich das auf gewisse Grundwerte beschränkt, hat sicher keiner etwas dagegen. Wo ich das kritisch sehe, sind Familien mit Ansatz zum Fanatismus, oder Glaubensrichtungen, die wiederum eine Gefahr darstellen, weil man z.B. aus der Überzeugung heraus jegliche Schulmedizin ablehnt. Letzteres ist z.B. teilweise bei den Zeugen Jehovas der Fall und ich kenne direkt Betroffene, wo ich mehr als einmal mit Fragezeichen über dem Kopf da stand und das absolut nicht nachvollziehen konnte.

Die familiäre Erziehung kann man schlecht beobachten/ beeinflussen und nur in bestimmten Fällen eingreifen. Im Fall der Beschneidung kann man aber etwas machen. Und hier wird ja keinem etwas verboten, den Betroffenen soll lediglich etwas Luft verschafft werden, um dann wirklich selber entscheiden zu können. Natürlich kann die Familie da noch immer beeinflussen, aber die Betroffenen haben wenigstens eine Chance auf eine eigene Meinung, mit 4 Jahren haben sie keine.
TorianKel77 hat geschrieben:Aber durch die Beschneidung ist man, wie in diesem Fall ja nicht an die Religion gebunden, sondern kann sich später trotzdem umentscheiden und ist meines Wissens dadurch auch aus keiner anderen Religion ausgeschlossen.
Das schrieb ich ja. Wenn man nicht daran glaubt, hat es für einen selber keine Bedeutung. Aber den Eingriff an sich kann man nicht wieder zurück drehen und inwieweit das Konsequenzen auf eine/n Konvertierung/ Austritt hat und wie sich das Umfeld auswirkt, kann man jetzt so pauschal gar nicht sagen.
TorianKel77 hat geschrieben:Das Thema an sich ist einfach heikel zu bewerten. Als konfessionsloser tue ich mich auch etwas schwer, da ich die ganzen Begründungen für die Beschneidung eigentlich als religiöse Spinnerei empfinde.
Da geht es mir nicht viel anders und sehe Religionen an sich kritisch, weil sie für so viele völlig unnötige Konflikte verantwortlich sind oder dazu missbraucht werden.
TorianKel77 hat geschrieben:Aber ich bin mir auch im Klaren, dass es für die Leute eben doch eine gewisse Bedeutung hat und man da Toleranzbereitschaft aufbringen sollte.
Muss man tolerieren, nur hört die Toleranz für mich da auf, wo es sich gegen andere oder gar unbeteiligte richtet. Wer andersgläubige und/ oder ungläubige nicht toleriert, kann keine Toleranz erwarten.
TorianKel77 hat geschrieben:Aber eine verträgliche Regelung zu schaffen wird wohl enorm schwer :| .
Wäre das erste mal, wenn das ohne größere Probleme zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung kommen würde. Ich erinnere mich da noch an den § 218, wo es Jahre hin und her ging.
#1132050
im morgenmagazin ein interview mit einem vertreter der jüdischen gemeinde gesehen, welcher erstmal den gesamten zusammenbruch des jüdischen lebens in deutschland prophezeit und sofort ohne erkennbaren zusammenhang wieder vereinzelte antisemitische tendenzen bei einigen leuten erkennen konnte. :roll:

diese nazikeule würde ich ihm am liebsten...

zum thema selber. was spricht dagegen, wenn man dieses beschneidungsritual einfach auf eine spätere phase des lebens verschiebt? ich sehe da kein problem. argumentationen mit "das haben wir schon immer so gemacht" sind lächerlich ^10

den ihr gott wird wahrscheinlich nen feuchten furz drauf geben, ob da nen stück speck mehr oder weniger am zipfel hängt. nur die menschen machen da wieder so ein drama draus.
#1132074
capo status hat geschrieben:...
zum thema selber. was spricht dagegen, wenn man dieses beschneidungsritual einfach auf eine spätere phase des lebens verschiebt? ich sehe da kein problem. argumentationen mit "das haben wir schon immer so gemacht" sind lächerlich ^10
...
Die Juden sollen laut Thora am 8 Tag nach der Geburt beschnitten werden. Wird kompliziert denen zu sagen "wartet noch 18 Jahre ab", dann kann man es auch gleich generell verbieten. Weiterer Nachteil ist das der Eingriff selbst bei Erwachsenen komplizierter und unangenehmer ist. Außerdem bekommt man eine zweifarbige Eichel die einfach nur Scheiße aussieht :D Ist wirklich so. Deshalb sollte man so was vor der Pubertät machen.
#1132086
2Pac hat geschrieben:
capo status hat geschrieben:...
zum thema selber. was spricht dagegen, wenn man dieses beschneidungsritual einfach auf eine spätere phase des lebens verschiebt? ich sehe da kein problem. argumentationen mit "das haben wir schon immer so gemacht" sind lächerlich ^10
...
Die Juden sollen laut Thora am 8 Tag nach der Geburt beschnitten werden. Wird kompliziert denen zu sagen "wartet noch 18 Jahre ab", dann kann man es auch gleich generell verbieten. Weiterer Nachteil ist das der Eingriff selbst bei Erwachsenen komplizierter und unangenehmer ist. Außerdem bekommt man eine zweifarbige Eichel die einfach nur Scheiße aussieht :D Ist wirklich so. Deshalb sollte man so was vor der Pubertät machen.
naja, dann wird man wohl kompromisse eingehen müssen, wenn sich unsere rechtssprechung nicht dahingehend ändert.
vllt. indem man eine symbolische beschneidung durchführt und wenn der erwachsene mann/junge sich später dafür entscheidet dann kann man eben den zweiten schritt der beschneidung nachfeiern.

für mich ist der schritt des verbots nachvollziehbar, aber auf der anderen seite würde es mich auch nicht stören, wenn das weiterhin erlaubt wäre. das müssen die eltern mit sich ausmachen, denn im endeffekt liegt die verantwortung bei ihnen.
#1132362
Nein, die Regierung pisst sich nicht wegen einem kleinem Einschnitt an. Die Menschen die beschnitten worden sind, wollen auch ihre Nachkommen legal beschneiden. Also kann es nicht so schlimm sein. Die Leute die hier Theater machen sind die, die gar nicht wissen was für einen Einschnitt aus welchen Gründen gemacht wird und nur mit dem Gesetzt argumentieren und nicht mit der Tradition. Und genau deshalb will (und soll) die Bundesregierung das Gesetzt ändern.
Jetzt erst gesehen.

Kann nicht so schlimm sein ist für mich aber im Gegensatz zum nachvollziehbaren Grundgesetz-Argument für mich nicht legitim. Bei der Tradition sieht es schon etwas anders aus und ich verstehe ja sogar die Leute, die für Beschneidung sind. Aber nach der momentanen Lage, dass die körperliche Unversehrtheit über der Religionsfreiheit steht, ist die Sachlage eindeutig.

(Wie ich gerade sehe, wurde das im weiteren Verlauf schon besprochen und du bist darauf eingegangen.) - Sehe halt den Vergleich mit Fasten usw. auch nicht. Es wird dir was weggenommen, dass nicht zu ersetzen ist. Und in meinen Augen setzt man gerade mit dieser Regelung eine mehr als deutliche Linie - eher noch lässt man da eine Tür für andere ähnliche Traditionen, die aufkommen können.
#1132415
2Pac hat geschrieben:
Die Juden sollen laut Thora am 8 Tag nach der Geburt beschnitten werden. Wird kompliziert denen zu sagen "wartet noch 18 Jahre ab", dann kann man es auch gleich generell verbieten. Weiterer Nachteil ist das der Eingriff selbst bei Erwachsenen komplizierter und unangenehmer ist. Außerdem bekommt man eine zweifarbige Eichel die einfach nur Scheiße aussieht :D Ist wirklich so. Deshalb sollte man so was vor der Pubertät machen.
Ist das wirklich so, dass mit der Zweifarbigkeit ? Was du alles weisst. Also ich finde es ziemlich heikel, was so alles am Körper gemacht wird, was eigentlich total unsinnig ist. Gestern kam bei Extra3 /NDR das Thema. Und der Moderator brachte es auf den Punkt: Komisch, dass es bei Religionen immer um "unten drum" geht. Ist doch wahr. Meinetwegen sollen sie sich beschneiden, soviel sie wollen. Wenn sie es brauchen. In dem Urteil und der Diskussion von uns Beschneidungsgegner ging es hauptsächlich darum, die Unverletzlichkeit der Kinder zu gewährleisten und ihm eine freie Entscheidung zu zugestehen. Gut, das wird nicht gewünscht. Dann müssen sie halt weitermachen und die Rechte des Kindes missachten. Jeder muss das tun, was er für richtig hält.
von The Rock
#1148488
Hier hab ich mal einen Beitrag, den ich wirklich interessant finde.
Wollt ihr uns Juden noch?

05.09.2012, 10:01
Ein Gastbeitrag von Charlotte Knobloch

Sechzig Jahre lang habe ich als Überlebende der Schoah Deutschland verteidigt. Jetzt frage ich mich, ob das richtig war. Besserwisser schwadronieren beim Thema Beschneidung ungehemmt über "Kinderquälerei" und "Traumata". Damit schaffen sie nur eines: Die verschwindend kleine jüdische Existenz in Deutschland infrage zu stellen.

http://www.sueddeutsche.de/politik/besc ... -1.1459038
#1148492
Unter aller Kanone der Artikel :roll: . Schon der Einstieg lässt einen ja erahnen wo es hingeht, aber das ist halt typisch. Die Unsachlichkeit wird aber immerhin noch auf die Spitze gebracht indem man die Gegenseite nebenher noch beständig als Besserwisser abtut und verunglimpft.

Ich bin bei dem Thema ja geneigt tolerant zu sein und das irgendwie abzuwägen, aber wenn man sowas liest, möchte man dann doch lieber zum Hardliner mutieren ...