TorianKel77 hat geschrieben:In dem Punkt der Religionsfreiheit müsste man dann aber auch jegliche familiäre Erziehung zu einem Glauben ablehnen.
Solange sich das auf gewisse Grundwerte beschränkt, hat sicher keiner etwas dagegen. Wo ich das kritisch sehe, sind Familien mit Ansatz zum Fanatismus, oder Glaubensrichtungen, die wiederum eine Gefahr darstellen, weil man z.B. aus der Überzeugung heraus jegliche Schulmedizin ablehnt. Letzteres ist z.B. teilweise bei den Zeugen Jehovas der Fall und ich kenne direkt Betroffene, wo ich mehr als einmal mit Fragezeichen über dem Kopf da stand und das absolut nicht nachvollziehen konnte.
Die familiäre Erziehung kann man schlecht beobachten/ beeinflussen und nur in bestimmten Fällen eingreifen. Im Fall der Beschneidung kann man aber etwas machen. Und hier wird ja keinem etwas verboten, den Betroffenen soll lediglich etwas Luft verschafft werden, um dann wirklich selber entscheiden zu können. Natürlich kann die Familie da noch immer beeinflussen, aber die Betroffenen haben wenigstens eine Chance auf eine eigene Meinung, mit 4 Jahren haben sie keine.
TorianKel77 hat geschrieben:Aber durch die Beschneidung ist man, wie in diesem Fall ja nicht an die Religion gebunden, sondern kann sich später trotzdem umentscheiden und ist meines Wissens dadurch auch aus keiner anderen Religion ausgeschlossen.
Das schrieb ich ja. Wenn man nicht daran glaubt, hat es für einen selber keine Bedeutung. Aber den Eingriff an sich kann man nicht wieder zurück drehen und inwieweit das Konsequenzen auf eine/n Konvertierung/ Austritt hat und wie sich das Umfeld auswirkt, kann man jetzt so pauschal gar nicht sagen.
TorianKel77 hat geschrieben:Das Thema an sich ist einfach heikel zu bewerten. Als konfessionsloser tue ich mich auch etwas schwer, da ich die ganzen Begründungen für die Beschneidung eigentlich als religiöse Spinnerei empfinde.
Da geht es mir nicht viel anders und sehe Religionen an sich kritisch, weil sie für so viele völlig unnötige Konflikte verantwortlich sind oder dazu missbraucht werden.
TorianKel77 hat geschrieben:Aber ich bin mir auch im Klaren, dass es für die Leute eben doch eine gewisse Bedeutung hat und man da Toleranzbereitschaft aufbringen sollte.
Muss man tolerieren, nur hört die Toleranz für mich da auf, wo es sich gegen andere oder gar unbeteiligte richtet. Wer andersgläubige und/ oder ungläubige nicht toleriert, kann keine Toleranz erwarten.
TorianKel77 hat geschrieben:Aber eine verträgliche Regelung zu schaffen wird wohl enorm schwer :| .
Wäre das erste mal, wenn das ohne größere Probleme zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung kommen würde. Ich erinnere mich da noch an den § 218, wo es Jahre hin und her ging.