- Fr 14. Sep 2012, 00:23
#1151125
Ich bin auch etwas zwiegespalten. Für jede Szene, die ich in den letzen beiden Staffeln geliebt habe (meistens hatten diese mit der Charakterisierung der beiden Hauptfiguren zu tun), gab es zwei, wegen denen man mit den Augen rollen musste. Das war im Finale auch nicht anders. Ich teile das auch mal unnötig in verschiedene Parts ein:
1.Ellens "Sturz" war natürlich der dämlichste Copout der gesammten Serie. Die ganze Idee, ihre Tod anzudeuten kann doch eigentlich nur dazu führen, dass die Zuschauer sich am Ende verarscht vorkommen. Ich ärgere mich auch gerade wieder über mich selbst, dass ich den Autoren - wie im Flashforward der zweiten Staffel - kurz zugetraut habe, dass sie die Eier dafür haben. Aber was wollte man damit bezwecken? Sollten die Zuschauer am Ende glücklich sein, dass Ellen doch überlebt? Natürlich hat die Szene als Schocker in der ersten Folge der Staffel gut funktioniert und es war nett, dass die Symbolik mit der Taube erneut aufgegriffen wurde, aber letztlich war das alles völlig unnötig. Der Grund, weshalb mir die erste und die dritte Staffel am besten gefallen ist, dass es keine Möglichkeit für die Autoren gab, sich aus dem Flashforward herauszuschreiben. Man wusste, was kommen wird und dieser Moment war fest in die Handlung verwoben.
2.Die fehlende Auflösung mit Ellens Eltern und Pattys Schwester kann ich verschmerzen, aber wenn man schon diesen öden Fall durch die ganze Staffel schleift, möchte ich auch eine bessere Auflösung, als "Oh, mein Zeuge ist abgehauen und ich habe ja eigentlich gar keine Beweise" und McClarens "Wieso hassen einen alle, wenn man die Wahrheit erzählt?". Rutgers Tod war natürlich vorhersehbar, aber immerhin wurde eine nette Parallele von Ellens Vorgehen zu Pattys Methoden geschlagen. Insgesamt war der Fall nach dem vielversprechenden Beginn jedoch ein ziemlich Rohrkrepierer. Man hätte Jenna Elfman viel besser nutzen können, anstatt sie gleich in der ersten Folge umzubringen und dann ihre hässliche Kristen Stewart-Look-alike-Tochter durch die erste Hälfte der Staffel zu schleifen. Die eigentlich Drahtzieher tauchten meiner Meinung nach auch zu spät auf.
3.Die Geschichte um Chris finde ich immernoch ziemlich überflüssig. Natürlich wurde auch hier wieder eine interessante Verbindung zu Pattys Entscheidung aus der vierten Staffel, Chris für den Fall aufzugeben, hergestellt und man wollte Chris Messina wohl eine Beschäftigung geben, wenn er als Ellens Babydaddy enden sollte, aber die Screentime hätte man einfach sinnvoller nutzen können, anstatt noch eine Legal Story einzuführen.
4."A few years from now" - sowas kann ich eigentlich absolut nicht leiden, aber es wurde ganz gut umgesetzt. Dass Ellen auf einmal aussah wie eine Stepford Wife und Patty wie Cruella fand ich allerdings ziemlich lächerlich. Die letzte Einstellung sowie die Traumszene waren natürlich fantastisch, aber das hätte man anders inszenieren sollen. Ich würde Ellens Abkehr von der Justiz allerdings nicht unbedingt so deuten, dass sie jetzt als brave Hausfrau enden wird und ihre Ambition verloren hat. Das Ende lässt durchaus verschiedene Deutungen zu. Ob Ellen wirklich glücklich ist, kann man nicht unbedingt sicher sagen - vor allem wenn man an die Szene mit Chris denkt, in der Ellen zugibt, wie wichtig ihr das Gewinnen ist. Aber ich denke, am wichtigsten war den Autoren wohl, die unterschiedlichen Richtungen der beiden Hauptfiguren herauszuarbeiten: Ellen hat ihr Kind nicht aufgegeben und eine Familie gegründet, Patty sitzt alleine im Auto (wobei das ja auch irgendwie etwas arg konstruiert war, da Patty jetzt ja sicherlich das Sorgerecht für Katherine hat).
5.Michaels Tod war ein ziemlicher Schocker und wenn man sein Ableben aus der Karma-Perspektive betrachtet, finde ich das absolut fantastisch. Die Logik hinter Scullys und Michaels Entscheidungen in diesem Moment kann ich allerdings kaum nachvollziehen. Aber es ist eben nicht leicht, Irrationalität und Zufälle in Fiktion zu akzeptieren. Bei Toms Tod in der dritten Staffel tönte es ja auch von allen Seiten "Warum hat er nicht einfach einen Notarzt gerufen? Warum ist er nach Hause gelaufen?" Die Sequenz war allerdings wunderbar inszeniert. Die Szene, in der Patty von Michaels Tod erfährt, hat mir das Herz gebrochen. Dennoch wäre Ellens Tod die bessere Entscheidung gewesen. Es kam mir schon ein wenig so vor, als hätte man eben noch jemanden umbringen müssen, um von der bescheuerten Auflösung des Flashforwards abzulenken. Dennoch eine sehr "schöne" Wendung, dass Pattys Sohn von dem Mann getötet wird, der ihre "Tochter" aus dem Weg räumen sollte.
6. Mein absolutes Highlight war die Szene mit Pattys Vater an seinem Krankenbett. Glenn Close hat in den knapp zwei Minuten ohne Schnitt einfach alles weggerockt, was man in der Serie in den letzen fünf Staffeln gesehen hat. Die Szene verdeutlich auch schön, wie Damages trotz der Logiklöcher und der roten Herringe und selbst wenn der Fall nicht überzeugen kann immernoch ein fantastisches Charakterdrama mit zwei der wohl besten weiblichen Figuren der TV-Geschichte ist.
Ich werde die Serie vermissen, aber ich bin auch froh, dass man sie nun zu Ende gebracht hat. Die ersten drei Staffeln sind für mich von ein paar überhasteten Entscheidungen abgesehen ziemlich makellos und werden bestimmt noch die ein oder andere Runde im DVD-Player drehen. Ob Staffel 4 und 5 ihren Weg dahin auch nochmal finden, weiß ich nicht. Das Ende der dritten Staffel hat mir in seiner Ambiguität und Atmosphäre dann doch besser gefallen.
