- Di 8. Okt 2013, 01:34
#1296616
Während Outlast immer noch auf dem "das spiel ich dann mal Halloween... 2014" weiter Stapel neben den Beruhigungspillen liegt, konnte ich mal ein paar andere Titel aus der Steamliste zu Ende zocken:
Metro Last Light
Ein solider Shooter mit interessantem Setting, guter Technik und starker Atmosphäre, dazu sogar einigen Stealth-Elementen. Größter Schwachpunkt ist allerdings das Gegner- und Waffen-Balancing sowie die KI. Die scheitert so oft an der Levelarchitektur, dass es einfach lächerlich leicht ist sie auszutricksen und mit - ebenfalls zu leicht machbaren - Kopfschüssen auszuschalten, womit auch die eigentlich gewollte Munitionsknappheit schnell ausgehebelt ist. Den Überschuss baut man dann nur an den Mutanten wieder ab, die im vergleich zu den menschlichen Gegnern allerdings viel zu viele Hitpoints haben. Weiterer Kritikpunkte: das Spiel ist extrem linear. 2 Außenabschnitte sind mal etwas weitläufiger, aber auch da ist ein ziemlich klarer Weg durch das Areal vorgezeichnet. Ansonsten sind die Levelschläuche sehr eng gesteckt. Das kostet vor allem in Begleitung viel Atmosphäre, weil man dazu verdammt ist den völlig starr ablaufenden Scripten der NPCs zu folgen und zum Beispiel zu warten, dass dir dein Kollege eine Tür aufmacht. In den Stationen wird es dann komplett lächerlich. Da fühlt man sich wie in so einer Disney Attraktion, wo man wie auf Schienen durchgondelt und links und rechts die Animatronikpuppen ihre etwas zu groben Animationen und Dialoge abspulen, sobald man die zu offensichtlichen Triggerpunkte überschreitet. Dass man sich 15 Jahre nach Half Life noch mit einer Script-Erzählweise auf den Markt traut, wo die NPCs mir nichtmal mit der Blickrichtung folgen, wenn sie mir was erzählen und so auch gerne mal völlig ins Leere vor sich hin gestikulieren, ist für eine AAA Produktion schon ziemlich peinlich. Außerdem sind diese Abschnitte einfach zu lang. Da ist man teils wirklich 15 Minuten dazu verdammt nur hinter irgendwelchen Leuten herzuwatscheln und sich deren Monologe anzuhören, in denen Artyom leider auch völlig stumm bleibt, was hier noch wesentlich krampfiger als bei Half Life 2 wirkt. Das ist umso unverständlicher, wo man doch sogar eine Ich-Erzähler Stimme für ihn hat, die in den Ladebildschirmen stets eine kurze Zusammenfassung gibt.
Grafisch ist das Spiel dafür sehr ansprechend. Von der obersten Spitzenklasse trennen es im Wesentlich nur die zu leblosen Animationen und Gesichter sowie die etwas schlappen Vegetationseffekte an der Oberfläche. Da hängt es einem Crysis 3 einfach gut eine Generation hinterher. Der Sound ist dafür schön knackig, die Musik gut. Die erzählte Geschichte ist für Shooter Standards dank der Romanvorlage sogar sehr stark.
7,5/10
Rayman Legends
Das war wirklich Jump & Run nahe an der Perfektion. Unter den mit spaßigen Ideen vollgestopften Levels und der wunderschönen Grafik verbergen sich nur wenige kleine Schwächen. Von meinem persönlichen Spiel des Jahres Anwärter trennt es nur der Verzicht auf eine richtige Story und die im Endgame frustrierend schweren Bonuslevel. Die normale Kampagne geht da völlig in Ordnung. In jeder der Themenwelten arbeitet man nacheinander die einzelnen Level ab, die aber von so gut wie keinem erzählerischen Beiwerk zusammengehalten werden. Eher gibt es in jeder Welt in sehr ähnlicher Reihe bestimmte Leveltypen. Neben den ganz normalen Jump & Run leveln, gibt es noch welche mit einem krötigen Begleiter, den man parallel zu Rayman über eine weitere Taste dazu bringt, für einen Schalter umzulegen, Platformen zu verschieben oder auch Lampen und Deckungen zu bewegen. Natürlich muss das gut zu den Bewegungen der eigenen Spielfigur getimt sein, was aber stets sehr fair gebalanced ist. Dann gibt es die Hetz-Abschnitte. Entweder ist irgendwas hinter einem her, oder man ist selbst auf Verfolgungsjagd. In jedem Fall scrollt der Level von selbst ziemlich flott weiter und man muss ordentlich Gas geben und schnell auf Hindernisse reagieren, um am Ball zu bleiben. Dazu kommen dann noch mehrstufige Bosskämpfe als vorletzte Level einer Welt, die dann von einem der genialen Musiklevel abgeschlossen werden. Die ähneln den Hetz-Abschnitten darin, dass man ständig auf High-Speed voran muss. Allerdings mit der Besonderheit, dass die Hindernisse präzise zu Melodie und Rhythmus eines Songs passen. Da heißt es dann hüpfen und kicken im Takt, was durch ein gutes musikalisches Gehör tatsächlich erheblich leichter wird. Als letztes gibt es dann noch die Invasion Level, die quasi das Endgame darstellen. Das sind optionale Bonusmissionen, die im Setting eines bereits geschafften Levels spielen (allerdings mit eigenem Levelaufbau - also kein reines Recycling) und innerhalb eines knappen Zeitlimits geschafft werden müssen, um alle drei Teensies zu retten. Hier gibt es aber keine schützenden Herzen oder Speicherpunkte. Das heist: der kleinste Feindkontakt ist sofort tödlich und man fängt wieder ganz von vorne an. Das ist bei meist unter einer Minute Laufzeit nicht wirklich tragisch, aber die Level sind teils sauschwer und die Hektik des Zeitlimits verleitet oft zu tödlichen Fehlern, die die Frustgrenze weiter strapazieren.
Das sind aber nur kleine Mankos in einem ansonsten extrem spaßigen Spiel, das noch dazu eine überragende Präsentation hat. Als größtes Lob für den Schluss habe ich mir noch den Sound aufgehoben: die Musikuntermalung gehört zum absolut Beste, was ich jemals in einem Computerspiel gehört habe. Jede der Welten hat neben einem visuellen Thema auch ein musikalisches und das geht oft ins gewitzt zitatreiche. Die Tauchgänge in der Unterwasserwelt kommen zum Beispiel visuell wie auch musikalisch mit einem 70er Jahre James Bond Thema daher.
Jump & Run Freunde kommen um dieses Spiel einfach nicht herum und auch jedem, der in Kindertagen mal begeistert ein Sonic, Mario oder Ducktales auf dem Handheld gedaddelt hat, sei es wärmstens empfholen. Wäre die Schwierigkeitskurve vom normalen Kampagnenende zu den Bonusleveln hin nicht ganz so steil und hätte man vielleicht eine hübsche kleine Rahmenerzählung in animierten Zwischensequenzen zwischen den Welten, würde mir kein einziger Kritikpunkt mehr einfallen. Verdammt nah an Perfektion.
9,5/10
"And in that moment, I swear we were infinite."