Commi hat geschrieben:Naja, ich mochte Awolnation auch und hätte es noch lange nicht gekickt. Ging mir bei Silly ja auch exakt so. Aber ich kann schon verstehen, dass die Nummern etwas Nerviges an sich haben. Oder besser gesagt, etwas, was eben nicht so leicht ins musikalische Gehör geht und man da lieber auf Altbewährtes zurückgreift.
Ja, ist mir alles klar und sehe ich exakt genauso. Diese Nummern ecken an, sie haben das Potenzial, dem Hörer wirklich geile Momente zu bescheren und dessen musikalischen Horizont zu erweitern, sie können aber ebenso sehr auf Ablehnung stoßen und vom Hörer als total ätzend empfunden werden. Das bezeichne ich halt als Songs mit Charakter und Mut, aber im Prinzip sagen wir hier doch komplett das Gleiche.
Und ich versuche mich halt dafür einzusetzen, dass diese Songs hier nicht einfach die Fliege machen, weil sie anecken, sondern sich auch irgendwie eine Lobby aufbauen können bei denjenigen, die von ihnen begeistert sind. Wenn ich bei drei Menschen ein "Wow!" bekomme und von sechs Menschen ein "Wasn das fürn Scheiß?" ist das doch mehr wert als von allen neun zu hören: "Ochja, das stört mich nicht, wenn es im Hintergund so vor sich hindudelt." Oder?
Aber, bitte, liebster Gaul, ich mag dich echt gern: aber an Daft Punk war nun nix Spezielles. Das ist doch genauso lieblos hingekleckster Radiopop wie, sagen wir mal, Texas Lightning, nur mit etwas anderen Mitteln. Ic will die Songs, die Genres da nicht vergleichen, keineswegs, aber das Endergebnis ist das Gleiche. Es ist auf Kommerz gebürstete Musik.
Daft Punk ist nichts wirklich Spezielles, aber auch nicht lieblos hingekleckst. Genauso wie Texas Lightning, das ist auch nicht hingerotzt. Wenn du hingerotzte Musik hören willst, kauf dir ein Pitbull-Album oder höre dir die 40 Songs der deutschen Charts an, die wirklich ohne jeden musikalischen Anspruch hingekotet wurden. Da gilt es doch auch nochmal zu differenzieren: Es gibt aneckende, mitunter sperrige und spezielle Musik wie Awolnation, es gibt kommerzorientierte Musik mit einer gewissen musikalischen Substanz wie TL oder DP und es gibt herzlos hingeschissene Musik, die in Massen auf den Markt geworfen wird, rein und ausschließlich, um Absatz zu generieren. Zu letzterer Gruppe würde ich in dieser Runde aber ehrlich gesagt keine einzige Nummer zählen, in die Abgründe hat sich hier niemand begeben.
Ich dachte auch, "Get Lucky" sei so ein Song, den man entweder gut findet oder der zumindest nicht stört. Finde es da ziemlich interessant, dass es zumindest hier doch wahnsinnig viele "geil gegen scheiße"-Stimmen gab. Als musikalisch wirklich speziell und neuartig würde ich die Nummer dennoch nicht bezeichnen, nein.
Und da steh ich ja immer noch auf dem Standpunkt: soll bitte jeder hören, was er möchte. Ich mein, wir leben eh in einem Land, wo die Amigos, Freddy Breck und Hansi Hinterseer gehört werden. Da kann mich nun echt nicht nachhaltig erschüttern, dass jemand gerne Plastikpop a la Spears oder so hört, was eben eher nach toter Katze denn nach Musik klingt.
Jaaaaa, Gott... natürlich. Wenn jemand Pitbull und Michael Wendler für gute Musik hält, von mir aus. Aber genauso wie es dessen Recht ist, diese Musik zu konsumieren und Spaß daran zu haben, ist es doch auch genauso legitim, darauf hinzuweisen, dass es scheiße ist. Dieses "Soll jeder konsumieren, was er möchte" klingt immer total gut... aber eigentlich ist das doch der Tod jeder Diskussion, jeder Kritik und jeder Honorierung außergewöhnlicher Leistungen.
Fohlen