Markus hat geschrieben:Ich kann daher die ganzen Kritikpunkte nicht verstehen. Aber wundern tut es mich auch nicht, da viele im Voraus schon voreingenommen waren.
Kann man so nicht sagen. Ich gebe zu, dass ich anfangs (wie ich jetzt sehe, berechtigterweise) sehr skeptisch gegenüber R.I.S. war. Nach der 1. Folge, die ich nach wie vor für gelungen halte, hat sich - wie man ja auch an meinem Posting zu der Episode sehen kann - diese Einstellung in mir um 180 Grad gedreht. Die 1. Folge war (für eine erste Episode) ungewöhnlich gut und bei einer Startepisode hätte ich auch immer verziehen, wenn der Inhalt nicht so stark ist, da (zumindest nach meinen bisherigen Erfahrungen) die erste Folge einer neuen Serie nicht immer das Gelbe vom Ei ist - Stichwort "Criminal Minds", da fand ich "Der Abgrund" auch langweilig und jetzt bin ich großer Fan der Serie. Bis zur 2. Folge hätte ich R.I.S. also allemal gegeben.
Dass nun aber speziell die letzte Folge so lasch ist, ist nicht wirklich zu verzeihen. Nach spätestens der 2. Folge muss etwas Spannung her und die ist einfach nicht vorhanden.
Ich hatte nach den Vorankündigungen von Herrn Kosack erwartet: Hier muss sich mal jemand richtig Mühe geben in Bezug aufs Drehbuch. Im Gegenteil, das hatte mich sogar gefreut. Hier können die Produzenten nicht durch kostenintensive Effekte auftrumpfen, da muss der Drehbuchautor noch richtig was leisten. Und als ich hörte, dass man sogar Geld in die Drehbuch-Überarbeitung von einem US-Autor gesteckt hat, war ich begeistert: Endlich investiert mal jemand sinnvoll das Geld! Wenn dann noch Schauspieler und Kameraführung in Ordnung sind, kann ja nichts mehr schiefgehen. Das 1. Drehbuch war ein solider Krimi, zwar nichts bahnbrechendes, aber zumindest eine gute 1. Folge - ich hatte wesentlich Schlimmeres erwartet. Aber dann müsste es langsam auch mal losgehen. Mir fehlt bei "R.I.S." einfach der Aha-Effekt. Während mich Serien wie "NCIS", "Criminal Minds" oder auch "Die Cleveren" so manches Mal erst wieder richtig wachgemacht haben, schläftert mich R.I.S. seit Episode 2 meist ein.
... und es ist ja nicht so, dass die grundsätzliche Idee dieser Bombenleger-Story nicht gut wäre, ganz im Gegenteil. Aber es passiert nicht richtig was, es geht nicht voran - und wenn man den von US-Serien geplagten Deutschen

hinterm Ofen hervorlocken will, muss einfach bald mal was passieren. Ich hätte mich ja gerne vom Gegenteil überzeugen lassen, dass die Bombenstory NICHT ausgewalzt ist, aber jetzt sehe ich meine Befürchtungen bestätigt. Hat aber nichts Voreingenommenheit zu tun. Speziell nach dem längeren Quotenmeter-Artikel über RIS im Ausland war ich sehr positiv eingestellt. Hatte mich nach der 1. Folge schon gefreut, dass man bei guten Quoten evtl. gleich 'ne 2. Staffel dranhängt und dann auf etwa die Länge einer amerikanischen Season kommt. Will heißen: R.I.S. hatte bei mir eine reele Chance, Punkte zu sammeln, hat sie aber bislang leider nicht genutzt. Wer weiß, wenn die Kommentare hier im Forum zu den nächsten Folgen positiver werden und die Qualität steigt, werde ich mich vielleicht ja doch noch mal für RIS begeistern können.
Und das italienische "R.I.S." würde bessere Quoten bringen?
Kommt drauf an - Gegenfrage: Würde das italienische "R.I.S." wohl schlechtere Quoten bringen? Und selbst wenn: Vielleicht würden, wenn man das Original gebracht hätte, die Kosten dafür, dass man das in Dtl. eigenproduziert, wegfallen?
"R.I.S." ist zumindest um weiten besser als "Post Mortem" - und das liegt nicht nur an der Kameraführung.
Woran liegt es denn dann konkret?
thelastromeo hat geschrieben:Deutsche Formate sind zum Scheitern verurteilt.
Sehe ich nicht so. Ich denke, dass deutsche Formate durchaus eine Chance haben. Man muss sie nur richtig nutzen.
Es regen sich ja immer so viele Leute darüber auf, dass US-Serien den deutschen Markt untergraben, dass deswegen deutsche Serien keine Chance haben. Gegenfrage: Wenn sich deutsche Produktionen immer auf Biegen und Brechen an amerikanische Serien halten - wie soll man dann beginnen, eine DEUTSCHE Serie zu mögen? Man ist ja nur umgegeben von amerikanischen Originalen. Vielmehr sollte man vielleicht einen Mittelweg finden: Spannungsmäßig sollte - muss - eine Sendung auf dem Niveau amerikanischer Vorbilder sein, was allerdings nicht zwangsläufig heißt, dass man sie kopieren muss.
Sat hätte doch auch mal die Chance nutzen können, und etwas Innovatives bringen können - was völlig Neues, was noch nicht dagewesen ist. Von mir aus ein Teamchef mit der Art von Dr. House, aber doch bitte nicht etwas, was schon zigmal dagewesen ist und selbst in deutscher Kopie gefloppt ist.
Denn diese Bilderbuch-Teamleiter, die sich vollkommen ihrem Job verschrieben haben, sind inzwischen sowieso abgenutzt. Diverse Krimiserien haben inzwischen Teamchefs, die sich völlig ihrer Arbeit unterworfen haben, immer korrekt und gut im Job sind, kaum Fehler machen und mindestens eine nahestehende Person verloren haben, wodurch sie dann dem Verbrechen den Kampf angesagt haben. Diese Ideen sind alle schon mal dagewesen, selbst in Deutschland - die Idee des Teamchefs, der seine Familie verlor, hat man schon 1954 bei der (übrigens noch immer erscheinenden) Romanheftserie "Jerry Cotton" erfunden, von großem Einfallsreichtum zeugt R.I.S. also nicht wirklich.
Oder um es mit den Worten von Drehbuchautor Christos Yiannopoulos zu sagen, der hier ja kürzlich mal einen sehr guten Beitrag beim Bereich "Meinungen" zum Thema "Deutsche Serien und ihre Probleme" formuliert hat (
http://www.quotenmeter.de/index.php?newsid=19330): Kein Drehbuchautor wacht nachts auf und wird von dem Geistesblitz eines Forensiker-Teams, das jeden Fall mit Bravour nach 45 Minuten löst, getroffen.
