Theologe hat geschrieben:
Von Cogentiva war im Pilot keine Rede, man wusste nicht, ob es mehr workplace ist oder Beziehungdrama mit dem Ex, man wusste nicht mal genau, wer überhaupt neben Laura Dern die Hauptpersonen sind.
Bei Luck weiß ich, worum es geht, ich habe nur die Abläufe nicht im einzelnen verstanden.
TV-Writing 101
- Bringe deinen Hauptcharakter schnell in die Story.
Bei Enlightened hat's funktioniert. Auch deshalb, weil der Fokus nun mal bei Laura Dern gab und dementsprechend die Story nicht zwischen mehreren Charakteren hin- und herspringen musste. Hat auch den Vorteil, dass die Story straight forward ist. Schnell war klar, dass die Serie Amy auf ihrem Weg zur "besseren und weitaus ertraeglicheren Frau" begleiten wuerde, und dank ihres Jobs und ihres Ex auf Konflikte treffen wird.
Bei Luck hat's nicht funktioniert. Hier weiss ich nicht mal, wer ueberhaupt der Hauptcharakter ist. Zu viele Personen, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben; zu viele Geschichten, die fragwuerdig mit den CHarakteren in Verbindung stehen. Man darf behaupten, dass die einzelnen Gruppen von Personen in dem Piloten erst gegen Ende mit einer Story in Verbindung gebracht werden (markant am $2-Komma-nochwas-Millionen-Gewinn der Gambler). Viel zu spaet.
- Erzeuge Konflikte fuer deinen Hauptcharakter
Hey, Enlightened hatte nur 30 Minuten und schon genuegend Konflikte kreiert: Amys Mitarbeiter hassen sie immer noch; ihre Mutter weiss nicht, was sie mit der neuen Amy anstellen soll; ihr Ex ist immer noch geil auf Schnee; ihr One Night Stand will einen kleinen Privatkrieg mit ihr fuehren.
Was geschah denn bei Luck? Dustin Hoffmans Charakter wurde nur angeteast, die Gambler-Gruppe hatte mal ueberhaupt keinen Konflikt und diskutierten nur herum; was Nick Noltes Charakter tat, habe ich schon wieder vergessen. Der einzige Konflikt liegt beim unverstaendlichen Pferdetrainer, hier allerdings nur, weil es in seinem Job liegt. Nicht gerade kreatives Schreiben...
- Charaktere sollten ein Ziel haben, worauf sie hinarbeiten
Bei Enlightened ganz einfach: Amy war depressiv und nervtoetend zu ihren Mitmenschen und will sich verbessern.
Bei Luck schon schwieriger: Dustin Hoffman braucht eine Weile, um seine Absichten zu verraten; die Gambler sind nur auf Geld aus und haben noch nicht mal ein konkretes Ziel; Nick Nolte habe ich schon wieder vergessen; und der Pferdetrainer will nur ein schnelles Pferd. Auch nicht unbedingt ein rosiges Ziel fuer einen Charakter.
- Erzeuge Beziehungen zwischen den Charakteren
Bei Enlightened: Amy und ihr One Night Stand, Amy und ihre Mutter, Amy und ihre Wannabe-BFF, Amy und ihr Ex, Amy und ihre neuen Kollegen. Whoa.
Bei Luck: Die Tatsachen, dass der Pilot sich mit vier verschiedenen Gruppen beschaeftigt, die NOCH NICHT EINMAL MITEINANDER VERBUNDEN WURDEN macht es schwieriger, das Geschehene zu verstehen, zu akzeptieren, und fuer spaetere Episoden mitzunehmen.
- Baue den Plot so gut wie moeglich auf, um neue Konflikte zu kreieren
Hat bei Enlightened wunderbar geklappt, weil Amy staending mit alten und neuen Freunden in Verbindung geriet, die Amy zweifelhaft betrachteten. Mit Amys Ziel, eine bessere Person zu sein, wurde auch ein Plot erschaffen, der die anderen Charaktere und ihre Sichtweiten mit beruecksichtigt, die sogar gegenteilig von Amys Sichtweise ist.
Bei Luck ging nicht mal der Plot richtig von Statten, weil Milch so lange fuer den Gambler-Plot benoetigte. Das fuehrte auch dazu, dass Zeit fuer Hoffman und Nolte fehlte. Keine Zeit, um neuen Konflikt zu kreieren, geschweigedenn einen Plot.
Hier sieht man doch, dass Milch viel zu sehr langfristig denkt. Was nicht verkehrt ist, aber in Sachen Entertainment einfach Kraft, Muehe und Zeit kostet, was wir im 21. jahrhundert inzwischen nicht mehr haben. Bring die Nielsen Ratings noch in den Mix, und selbst David Milch wird eines Tages realisieren, dass er seinen Plot in den zweiten Gang schalten sollte, bevor die Zuschauer abschalten. Luck kann auch noch so artsy und indie sein, dass es in Seattle Froesche regnet, das hilft allerdings nicht fuer den Entertainment-Faktor der Durchschnittszuschauer. Und genau hier scheitert Luck an allen Enden. Hoffman, Nolte, Mann... alles grossartige Namen, aber hier waren sie nur Mittel zum HBO-Zweck, bestens schneckenartige Serien ins Programm zu werfen, damit eine Serie wieder mal ein "grosses Ganzes" darbieten kann, statt episodenzentrische Geschichten zu erzaehlen. Selbst 24 erzaehlte episodenzentrische Geschichten...