- Mo 5. Mär 2012, 13:53
#1080245
Keine Ahnung, wo "Danni Lowinski" Asi-Niveau haben soll.
Natürlich ist die Figur (bzw. mehrere der Figuren) prollig angelegt. Aber bitte: solche Menschen gibt es nunmal in Köllnberg, da wohnen keine Besserverdienenden. Das ist da das harte Leben, was sich abspielt und was gezeigt wird. Danni trägt ihr großes Herz auf der Zunge. Das kann man mögen oder nicht mögen. Aber dafür kann man die Serie nicht JETZT kritisieren. Denn wie Duffman schon sagte: daran kann es nicht liegen, denn mit dieser Masche ist die Serie berühmt und beliebt und ausgezeichnet worden.
Und ich persönlich find es auch viel schöner, die Nöte und Sorge normaler Menschen gezeigt zu bekommen, als immer nur die Nöte und Sorgen des Mittel- und Wohlstands. Das ist mal eine andere Farbe im TV.
Und nochmal was das Asi-Niveau angeht: das kann ich bei DL nicht erkennen. Ganz im Gegenteil: es sind fast immer Geschichten mit viel Tiefgang, die da erzählt werden. Pointiert aufbereitet. Und das hebt diese Serie über den Durchschnitt.
Warum die 3. Staffel grad nicht so gut läuft - keine Ahnung.
Und allgemein zur deutschen Serie als solcher:
die darbt, weil es viel zu viele dumme Menschen (und, nein, dafür entschuldige ich mich nicht) gibt, die von vornherein alles ablehnen, was aus Deutschland kommt. Da kommt dann als Begründung gerne "Die Schauspieler sind alle zu schlecht, die Drehbücher sind zu schlecht, ..." - fragt man dann nach, was diese zuletzt gesehen haben, kommt entweder "Nix" oder "Guck dir mal die Soko-Krimis im ZDF an". Gleiches Muster bei deutschen Spielfilmen, wo als Beispiel dann immer Rosamunde Pilcher oder Christine Neubauer angeführt wird.
Und da läuft dann jede vernünftige und normale Diskussion über deutsche Serien/Filme ins Leere.
Die SOKO-Reihe läuft z.B. hervorragend. Weil viele ältere Menschen in diesem Land sowas gerne sehen. Also produziert das ZDF solche Serien und Formate wie "Forsthaus Falkenau" oder "Landarzt" immer weiter. Warum auch nicht? Was ist so schlimm daran, dass es diese Serien gibt und viele Millionen Menschen täglich oder wöchentlich daran große Freude haben?
Die deutsche Serie besteht nicht nur aus diesen Serien. Es gab und gibt auch viele Formate wie eben "Der letzte Bulle", "Danni Lowinski", Doctors Diary", "Türkisch für Anfänger", "KDD", die erfrischend anders waren/sind. Es muss in einer ausgewogenen TV-Landschaft beide Farben geben. Und da müssen die Programmgestalter eben auch mal sagen: "Wir ziehen das mit den frischen unkonventionellen Serien durch, egal, wie die Quoten sind." Der Mut fehlt aber oft. Und dann wird wieder eine neue Krimi-Reihe entwickelt mit dem "Fall der Woche"-Prinzip - die laufen ja gut.
Und warum laufen die einen Sachen eher so mittel und die anderen, die doch angeblich so bähpfui sind, so ausgesprochen gut? Weil es zu viele verbohrte junge Menschen gibt, die eben alles schlecht finden, was aus Deutschland kommt und es per se nicht gucken.
Ich will gar nicht behaupten, dass die Pilcher-Filme oder die SOKO-Serien total klasse sind. Aber es sind deutsche Geschichten die von Deutschen für Deutsche erzählt werden. Wir sind nunmal keine Amis, wo es mal in einer Schießerei endet oder alles extrem patriotisch abläuft. (Ja, ich weiß, das war jetzt auch überspitzt dargestellt.) Von daher zielt eben auch der Vorwurf, die deutsche Serie würde nur abkupfern, ins Leere. Die Machart und Erzählweise ist hier immer anders. Und nur weil (hier im Forum) viele junge Menschen so up to date und jede US-Serie in- und auswendig können, heißt das nicht ,dass der "normale" TV-Zuschauer weiß oder wissen will, welches US-Format einer neuen Serie als Vorbild diente. Ob "Stromberg" abgekupfert ist - mir egal. Ist doch trotzdem gut gemacht. Ob "Die Trixxer" ein Abklatsch ist - mir egal. Ich fühlte mich trotzdem gut unterhalten. (Aber hier wird man ja immer gleich schief angeschaut und für doof gehalten, wenn man sowas sagt und tatsächlich die allercoolste neuste hippe US-Serie nicht kennt. Das geht mir wirklich massiv auf die Eier.)
Ich bin auch nicht völlig contra US-Serien, überhaupt nicht. Ich liebe "Desperate Housewives" und einige andere US-Serien oder Filme.
Aber mich nervt es so sehr, wie untolerant hier immer wieder über deutsche Filme und Serien gesprochen wird. Hat irgendwer von euch mal der neuen ZDF-Serie "Die Chefin" eine Chance geben? Einer Serie, die fortlaufend erzählt wird, keine folgenabschließende Handlung hat? Nein? Und warum nicht? Weil es im ZDF läuft. Kann ja nur scheiße sein. Ach ja: deutsche Hauptdarstellerin. Kann auch nur scheiße sein.
Deutsche Schauspieler sind die am besten ausgebildetsten der Welt. Ich spreche da quasi aus eigener Erfahrung. Und es gibt zig Filme, die sich in ihrer Machart nicht verstecken müssen vor US-Filmen, ähnliches gilt für Serien oder Serienepisoden.
Man müsste sich einfach mal intensiv mit Serien und Filmen aus unserem Land beschäftigen. Dann wird man auch große Qualität entdecken. Man darf es nicht zu einseitig sehen, weil "SOKO" oder Pilcher halt eher langweilig und doof sind. Aber US-Filme und -Serien sind auch nicht alle toll. Auch da gibt es viel Schwachsinn. Und auch nicht alle US-Schauspieler sind toll. Klingt komisch, ist aber so.
Und um abschließend zu beantworten, was einer guten deutschen Serie fehlt:
die Zuschauer. Neue tolerante Zuschauer, die von ihrem hohen Ross runterkommen, dass aus Deutschland immer nur scheiße kommt.
"Das wär dein Lied gewesen, doch zu dir fällt mir einfach nichts ein. Das wär dein Lied gewesen, doch du reichst nichtmal für zweieinhalb Zeilen."