Bobby hat geschrieben:Ich hab vorhin den Trailer zur neuen Staffel "Star Wars: Clone Wars" gesehen und es sah alles irgendwie ziemlich cool aus. :oops: Verfolgt das hier jemand? Ich glaub ich hab mal die erste Staffel oder so gesehen, als es mal Nachmittags bei ProSieben lief.
Da habe ich diese Woche die dritte Staffel abgeschlossen. Die ersten zwei habe ich etwas lückenhaft im TV gesehen und das war schon ganz nett. Ich hatte aber keine Lust mir beide Staffeln nochmal anzusehen, nur um das fehlende (ca) Drittel aufzuholen. Ging aber auch problemlos und ohne spürbar was verpasst zu haben.
The Clone Wars ist was Serialisierung angeht ein sehr ungewöhnlicher Fall. Die dritte Staffel hatte eigentlich wenig Einzelfolgen sondern bestand überwiegend aus Mehrteilern, die über 3-6 Folgen gar nicht mal schlechte Storybögen spannen. Davon hatte aber nur einer letztlich bleibende Auswirkungen auf den status quo. Ansonsten könnte man die Mehrteilerblöcke auch beliebig in der Reihenfolge austauschen, ohne dass es ausfallen würde. Da ist es dann wieder procedural. Was aber wirklich geschickt genutzt wird, um trotzdem das Gefühl eines serials zu erzeugen, ist das, was eigentlich wie ein "was bisher geschah" mit Kriegsberichterstatter-Stimme unterlegt aussieht. Nur war ich nach ein paar Folgen mehrfach verdutzt, weil die oft Szenen und Ereignisse enthielten, die mir so gar nicht bekannt vorkamen - selbst in den Mehrteilern. Der Witz daran: die überspringen tatsächlich oft größere Handlungsstrecken zwischen zwei Episoden und man kriegt nur diese Zusammenfassung der Ereignisse. Damit erzeugt man selbst bei den Einzelfolgen ein Gefühl, als wäre das die Fortsetzung bisheriger Ereignisse und bei den Mehrteilern spart man sich die Übergänge zwischen zwei kompakten und starken Stories komplett auszuerzählen. Damit vermeidet Clone Wars sehr geschickt Längen in der Erzählung und zeitraubende Expositionsblöcke. Man tut einfach so als wäre eine Scouting-Missionsvorbereitung oder der Gefängnisausbruch eines Verbrechers bereits in der letzten Folge passiert und springt mitten in den Einsatz.
Die Qualität der Geschichten schwankt allerdings sehr deutlich. Clone Wars ist eben nicht nur die Kriegs-Abenteuer von Anakin und Obi Wan. Die standen sogar nur in rund der Hälfte der 22 Epiosden im Mittelpunkt. Ganze Folgen drehen sich dann eher mal um Padme und Organa auf Friedensmisssion, den Hutt-Clan, ein Squad Clone Trooper, Jango Fett, R2 und C3PO oder um die Sith-Schülerin von Count Doku. Das ist sehr abwechslungsreich, aber eben auch qualitativ sehr unterschiedlich. Die Driodenfolge war comic relief der nervigen Art, die Clone Trooper hatten einige ultrapathos-Momente, die echt schlimm waren. Dafür kamen in den diplomatielastigen Folgen um Padme und Organa auch mal sozialpolitische Themen dran, die ich so in einer Animationsserie nicht erwartet hätte. Überhaupt hat mich Clone Wars mit teilweise für Star Wars ungewohnt erwachsenen Themen überrascht, die ich so nicht unter dem Image der Kinderanimationsserie zum eh schon inhaltsleichten Star Wars Universum vermutet hätte. Der lange Erzählstrang um Dokus Sith-Schülerin war da sogar ein Staffelhighlight für mich. Zu viel darf man da zwar nicht erwarten, aber The Clone Wars ist auf jeden Fall besser als sein Ruf und sogar deutlich stimmiger als die neue Spielfilmtrilogie. Stellenweise wird es dann aber doch etwas kriegsverherrlichend und manche Folgen übertreiben es mit Action und Geballer.
Fazit: must see TV ist es sicher nicht. Aber als leichte Unterhaltung gefällt es mir gut, es ist besseres Star Wars als die letzten drei Kinofilme und die wechselnden Protagonisten bringen Abwechslung und oft auch mal frische und unverbrauchte Blickwinkel auf das Universum. Trotz schwankender Qualität der Einzelstories ist die Rohrkrepierer-Rate erfreulich niedrig.
War für mich letzte Woche auch eine schöne Begleitung auf Bahnfarten, zum Frühstück und auf dem Crosstrainer
