- Mi 30. Jan 2013, 14:59
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Ja, das Gezeter in den Medien über die Show und ihre Nominierung ist schon arg peinich. Da versuchen wieder einige Leute, ihr Wunschselbstbild als Kulturpäpste zu zementieren, indem sie auf niveaulose Art auf etwas vermeintlich niveauloses eindreschen.
Und der Auftritt von Katrin Sass war in meinen Augen vor allem verbittert und neidgetrieben. Hat die Dame JETZT bemerkt, dass die Medienbranche ein ständiges Drängeln um den Platz im Spotlight ist und derjenige am meisten davon kriegt, der am erinnerungswürdigsten von sich reden macht?? Das Dschungelcamp ist für die Insassen doch letztlich ein zweiwöchiger bezahlter Dreh eines Demoreels zum Karriere-(re-)Start. Sie zeigen wie lange sie ihre Rollen durchhalten und wie belastbar sind. Und als Lohn sind sie für 2+X Wochen 7-10 Millionen Menschen bekannt. Dass sie angepisst darüber ist, dass ein Sternchen aus einer schlechten Nachmittags-Daily-Soap jetzt sehr viel bekannter ist als sie, kann ich schon verstehen. Aber was sie da betreibt ist lächerliche Selbstdemontage, die sie über die angebliche Niveaulosigkeit des Formats entlädt.
Dabei sollte man meinen, dass sich langsam rumgesprochen hat, dass Madendusche und Genitalverspeisung eben nicht der Kern des Formats sind, sondern die Psycho-Dynamik im Camp. Die Prüfungen funktionieren doch nur als Katalysator und Gradmesser für bestimmte Zustände im Camp. In Woche 1 signalisiert das die Erregung von Abscheu beim Zuschauer. In Woche zwei wird es raffinierter. Da müssen die Stars selbst abwägen zwischen Teamerfolg und Missgunstauslebung: Hass vs Hunger, immer aber auch mit dem Hintergedanken, dass der oder die Gewählte exklusiv ein gutes Viertel der Showsendezeit bekommt, in dem er sich je nach Leistung und Auftreten weit nach vorne oder völlig ins Abseits schießen kann. Und das Dschungelcamp ist mal eine der wenigen Spiel/Reality-Shows, die auch nur mit Promis so gut funktionieren kann. Nur dort, am Rande der Bedeutungslosigkeit, finden sich die geltungshungrigsten Egos, die fürs Scheinwerferlicht jeden Scheiß mitmachen würden und dafür über ihre unterschiedlich starken Belastungsgrenzen gehen. Gerade diese Mischung aus gähnender Langeweile (die haben ja den ganzen Tag fast nichts zu tun, außer einander auf die Nerven zu gehen), Hunger und Neid um so ziemlich alles, was ihnen im spartanischen Campleben noch geblieben ist, bewirkt doch diese großartige Fassadenzerbröselung, wo dann Nerven und wahre Gesichter blank liegen.
DAS ist das faszinierende am Dschungelcamp. Und das alles verpackt in gewitzt selbstironischer Kommentierung und exzellenter Produktionsqualität hebt es eben weit über das platte Vorurteil der Z-Promi-Maden-Ekeltrashshow hinaus. Die ist sicherlich auch ein Aspekt des Ganzen und es wäre lächerlich den zu verleugnen. Aber im gleichen Maße ist es auch der hässliche Spiegel für die Geltungssucht der Medienwelt.
"And in that moment, I swear we were infinite."