Waterboy hat geschrieben:Wobei ich aber sagen muss, das ich es generell immer falsch finde, sobald mal irgendwie etwas Kritik an die Ausländerpolitik aufkommt, man sofort aus Angst vor NPD und Co. gleich mit der "Rechten" Ecke kommt.
Sagt mal wer, viele ausländische Familien integrieren sich nur schwer in Deutsche - rechts
Sagt mal wer, in einigen Schulen gibt es ziemlich große Probleme mit dem Ausländeranteil - rechts
Sagt mal wer, die Kriminaltität vor allem von zugewanderten Jugendlichen nimmt zu - rechts
Sobald irgendwelche "möglichen" Probleme mal aufgeworfen werden, die wie ich finde durchaus auch mal ernst genommen werden könnten, kommt sofort gleich wer mit "OMG wie können die nur - Rechts" Keule an und das Thema verläuft dadurch im Sand.
(...)
Aber ich find den "alles ist toll mit dem integrieren in Deutschland" Slogan und ignorieren von durchaus ernsten Hilferufen (und seien es nur Einzelfälle) falsch.
Wir haben ein ziemliches Problem in Sachen Integrationspolitik in Deutschland. Ich kann durchaus verstehen, dass man von Migranten möchte, dass sie doch bitte die deutsche Sprache lernen sollen.
Nur: Das ist gar nicht so einfach.
Du musst erstmal wissen, dass es entsprechende Kurse gibt, die es dir ermöglichen, die deutsche Sprache zu lernen. Aber: Auf dem Ausländeramt sprechen die Leute deine Sprache nicht. Sie kommen dir mit Gesetzen und Regulierungen und Aufenthaltsbestimmungen und lauter Worten, die dich mehr erschrecken und die du gar nicht verstehst.
Du musst wissen, wie du an diese Kurse kommst: Bei uns in der Stadt werden die Kurse von der örtichen Volkshochschule angeboten und sind restlos ausgebucht. Es gibt gar nicht die Möglichkeit, überhaupt einen Platz zu belegen. Und die Leute, die in den Kursen sitzen, haben bereits Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind und deswegen übersetzen können, was das Amt will und auch, was die VHS will. Die spricht schliessich Deine Sprache auch nicht.
Nach so einem Integrationskurs kannst du in Deutschland beim Bäcker sagen, dass du gerne ein Brot möchtest. Das ist an sich natürlich gut, weil es dich mehr in das Leben integriert und vielleicht das Interesse weckt, deine Deutschkenntnisse noch mehr zu vertiefen.
Auf der anderen Seite aber hast Du Dich in den letzten Jahren und Jahrzehnten ganz gut eingerichtet. Du hast Deinen Bäcker, der die Backwaren aus Deiner Heimat vertreibt und der mit Dir Deine Sprache spricht. Du hast einen Lebensmittelladen, in dem du deine Sachen bekommst. Und Du hast Nachbarn, die Deine Sprache sprechen.
Ich kann schon verstehen, dass man dann sagt: Warum soll ich denn Deutsch lernen? Ich komme doch ganz gut in Deutschland zurecht, habe Freunde und Bekannte und durch den ganz eigenen Wirtschaftskreislauf vielleicht sogar einen Job in dem Supermarkt meines Heimatlandes um die Ecke.
Das habe ich im vorletzten Jahr gemerkt: Ich war für das "Migrantenviertel" zuständig bei der Zensusbefragung und habe da die Haustüren abgeklingelt und meine Fragen gestellt. Das waren unheimlich bewegende Tage für mich, weil ich gesehen habe, was es bedeutet, in einem anderen Kulturkreis zu sein. Sich eingerichtet zu haben mit all seinen Freunden und Bekannten, die die gleiche Sprache sprechen. Dabei auch noch einen echt zufriedenen Eindruck zu machen.
Und ich habe gemerkt, dass das Amt überhaupt nicht auf die Migranten vorbereitet ist. Den Fragebogen auch auf Türkisch auszugeben? Da hat keiner dran gedacht. Auf Englisch? Nein. Und dann steht man vor der Tür und soll fragen, ob die Mama vor 1955 zugezogen ist.
In jedem Haus gab es gottseidank einen Bewohner, der halbwegs verstand, was ich wollte und das dann übersetzt hat. Das endete dann meist darin, dass man in einer Wohnung auf dem Dachboden saß, es Gebäck und Tee gab und man einen sehr unterhaltsamen Tag hatte.