#1335305
Eben gesehen....

Die Schweizer Volkspartei, hat kürzlich eine Volksabstimmung lanciert, die sich wieder mal gegen die Deutschen richtet, insbesondere soll die Zuwanderung stark begrenzt werden.

Die SVP kann man als rechtspopulistisch einordnen.

Aber auch Deutschschweizer aller politischer Richtungen, stören sich seit Jahren an dem hohen Anteil Deutscher in ihrem Land. Vorallem vermögende Deutsche und Akademiker zieht es in die Schweiz. In den Eidgenössischen Krankenhäusern arbeiten sehr viele deutsche Ärzte wie auch Pfleger. An den Schweizer Hochschulen forschen und lehren viele deutsche Wissenschaftler. Aber auch in der Industrie, dem Handwerk, der Gastronomie arbeiten viele Deutsche.

Die Deutschen gelten bei den Schweizern als Laut, Aufdringlich und Unhöflich. Man kritisiert auch vielfach, dass die Deuschen nicht schwyzerdütsch sprechen.
#1335319
Da ihr das vermutlich nicht verfolgt habt, muss man das nochmal etwas ausführen. Die Deutschenfeindlichkeit ist im deutschsprachigen Raum der Schweiz tatsächlich ein recht präsenstes und relevantes Dauerthema. Die zahlreichen Schweizer Medien widmen sich auch immer wieder diesem Thema. Aus Perspektive der Schweizer geht es um eine Belagerung durch die Deutschen. Viele Schweizer finden, dass zu viele Deutsche in der Schweiz leben. Die ablehnende Haltung wird von vielen Schweizern aller Schichten und unterschiedlichster politischer Prägungen, vertreten.

Es kommt immer wieder zu Zwischenfällen wie Pöbeleien, Mobbing, Ausgrenzungen, und auch gelegentlichen körperlichen Angriffen.

Ich betone hier nochmal, dass diese Ablehnung hauptsächlich von den Deutschschweizern vertreten wird, die Romands, die Rätroromanen sowie die italienischsprachigen Schweizer sind da anders eingestellt.

Obwohl auch ethnisch, kulturhistorisch sowie sprachlich der gemeinsame Ursprung offensichtlich ist legen die Deutschschweizer schon immer großen Wert auf eine Abgrenzung zu den Deutschen. Auch das Hochdeutsche mag man nicht. Es wird weitgehenst gemieden.

Wie kommt es zu dieser tiefgründigen Abneigung gegenüber den Deutschen ? Liegt das an der deutschen Historie ?
#1335453
Derzeit sind 24 von 26 Kantonen ausgezählt.

http://www.srf.ch/news/schweiz/abstimmu ... charfes-ja

Auf der Grafik sieht man, dass vorallem die Deutschschweizer überwiegend für die Initiative gestimmt haben. In der Romandie also der französisch-sprachigen Schweiz wurde die Initiative im Grunde überall mehrheitlich abgelehnt.

Momentan liegen die Befürworter der Einwanderungsbegrenzungsinitiative knapp vorne. Sollte die Initiative angeneommen, und somit in ein Gesetz überführt werden hat dies weitreichende Folgen aber die Regelungen lassen sich nicht mit dem Schengener-Abkommen respektive der Personenfreizügigkeit vereinbaren, die Schweiz hat sich diesem Abkommen angeschlossen.
#1335464
BungaBunga hat geschrieben:Die Deutschen gelten bei den Schweizern als Laut, Aufdringlich und Unhöflich. Man kritisiert auch vielfach, dass die Deuschen nicht schwyzerdütsch sprechen.
Laut, aufdringlich und unhöflich - ist ja wie auf Malle, nur keinen Spanier juckt's :wink: :lol:

Also ich habe keine Ahnung was die Schweizer haben, schließlich profitieren sie selbst von der Zuwanderung. Islamisten wollten sie ja nicht, Deutsche jetzt anscheinend auch nicht. Die werden immer intoleranter. Dann können sie sich ihre Fachkräfte demnächst selbst aus dem Arsch ziehen, statt unsere abzuwerben. Gut, dann bleiben unsere Kräfte hier. So oder so ein Sieg für Deutschland. :lol:
#1335493
Ich kenne jetzt nicht die genaue Initiative, aber grundsätzlich finde ich es gut, wenn man die Zuwanderung steuert und reglementiert.
Gerade Deutschland ist im Gegensatz zu den USA oder Kanada leider sehr stümperhaft unterwegs und kann hier überhaupt kein zukunftsfähiges Modell aufweisen.
#1335559
Laut Spiegel haben 50,3 Prozent für die Initiative gestimmt.
Auch wenn die Einwanderer-Problematik der Schweiz mit ihrem Ausländeranteil von knapp 25% deutlich größer ist als hierzulande (8-9%, meine ich) zeigt mir das Wahlergebnis wieder einmal das Problem der direkten Demokratie. Sobald Populisten mit der ewigen "das Boot ist voll"-Brüllerei ankommen, hat Fremdenfeindlichkeit Hochkonjunktur. Ist echt schade drum.


Fohlen
#1335563
Fernsehfohlen hat geschrieben:Laut Spiegel haben 50,3 Prozent für die Initiative gestimmt.
Auch wenn die Einwanderer-Problematik der Schweiz mit ihrem Ausländeranteil von knapp 25% deutlich größer ist als hierzulande (8-9%, meine ich) zeigt mir das Wahlergebnis wieder einmal das Problem der direkten Demokratie. Sobald Populisten mit der ewigen "das Boot ist voll"-Brüllerei ankommen, hat Fremdenfeindlichkeit Hochkonjunktur. Ist echt schade drum.


Fohlen
Demokratie ist also ein Problem, wenn die Leute nicht so wählen, wie du es für richtig hälst?

Die Schweiz lässt sich in diesem Falle nicht mit Deutschland vergleichen. Das Land ist klein. Das ist es auch ganz einfach auch um ein Problem von Platz. Man liest von Schweizern immer von mittleren zweistelligen Interessen an Wohnungen. Bei den Jobs sieht es nicht anders aus.
Da gehts doch vor allem auch um gnadenlosen Kapitalismus. Es sollen billige Arbeitskräfte reingeholt werden, Wachstum auf Teufel komm raus. Die Einbußen Lebensqualität mit überfüllten Städten und großen Problemen mit der Wohnsituation werden dabei in Kauf genommen, es trifft ja nicht die Profiteure davon. Die normale Schweizer leidet darunter und die Superreichen profitieren davon, weil sie durch billigere Arbeitskraft höhere Gewinne haben.
Die Ablehnung der Personenfreizügigkeit lässt sich somit nicht mit Fremdenhass gleichsetzen.
#1335565
Extaler hat geschrieben:Die Einbußen Lebensqualität mit überfüllten Städten und großen Problemen mit der Wohnsituation werden dabei in Kauf genommen, es trifft ja nicht die Profiteure davon.
Bei der Argumentation ist es aber schon etwas seltsam, dass ausgerechnet städtische Kantone wie Basel und Zürich dagegen gestimmt haben...
#1335575
Extaler hat geschrieben:Demokratie ist also ein Problem, wenn die Leute nicht so wählen, wie du es für richtig hälst?
Demokratie ist ein Problem, wenn es zu viele Personen gibt, die zwar abstimmen, aber eigentlich kein nachhaltiges politisches Interesse haben und sich von Populisten leiten lassen. Das ist aber kein reines Problem der Schweizer, weshalb es ja genügend Kritiker der direkten Demokratie gibt.

Klar gibt es immer wieder Möglichkeiten, solche Wahlergebnisse in einem positiveren Licht dastehen zu lassen und sicher sind nicht alle diese Argumente völlig falsch. Nur letztlich dürfte der Hauptgrund für ein derartiges Wahlergebnis die Angst vor "Überfremdung" sein - und die gibt es nicht nur in der Schweiz, sondern überall. Deshalb würde ich nachdrücklich von Volksabstimmungen in solchen Fragen absehen.

Und ich find das auch scheiße, das kannst du mir glauben. Würde auch gerne sehen, wenn der Bürger mal endlich wirklich eine mächtige Stimme in einer Gesellschaft hat anstatt solcher Larifari-Demokratien wie der deutschen. Aber wenn ich dann schaue, was der "kleine Mann" so für Einstellungen hat, ist es schon immer wieder resignierend. :(


Fohlen
#1335581
Das Problem ist hier eher, dass eine einfache Mehrheit ausreicht, um so eine Entscheidung herbeizuführen und diese bei gerade mal 50% Wahlbeteiligung relativ einfach manipuliert werden kann. Gerade in einem so heterogenen Land wie der Schweiz sollte man seine Minderheiten deutlich besser schützen.
Allerdings muss man auch sagen, dass diese Initiative so vage formuliert ist, dass die Politik sicher Mittel und Wege findet, um z.B. einen Fachkräftemangel zu vermeiden. Da muss nicht gleich der Teufel an die Wand gemalt werden. Für den Bau- und Industriesektor sieht das vielleicht schon ein wenig anders aus, wenn die günstigen ausländischen Arbeitskräfte wegbrechen (allerdings gibt es da ja auch viele Pendler).
Wie die Konsequenzen für die EU-Verträge aussehen, wird man abwarten müssen. Zumindest werden weitere Konvergenz-Bestrebungen mit Sicherheit verzögert, was für beide Seiten nicht gut ist. Letztlich sitzt die EU aber am längeren Hebel, sodass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Schweiz die Umsetzung dieser Initiative so streng auslegt, dass sie nicht mehr vereinbar mit EU-Forderungen (für niedrige Handelsbeschränkungen) ist.
#1335586
Der "kleine Mann" ist allerdings auch am meisten davon betroffen. Am Beispiel Deutschlands: Ich habe noch nicht von Raketenwissenschaftler gehört, dass sie Sorge um ihre Arbeitsplätze machen müssen, wenn hier rümänische Flüchtlinge ohne Ausbildung herkommen. Klar, kann man sagen, dass es natürlich ein Problem ist, wenn man einen Job hat, der von Leuten ohne tiefere Bildung und Sprachkenntnisse übernommen werden kann, allerdings tragen die Leute ja nicht nur einen großen Teil zur dt. Wirtschaft bei (wenn nicht sogar den größten, der Mittelstand ist nunmal das Rückgrat), sondern liegt es auch am Bildungswesen das natürlich Kinder besser verdienender deutlich bessere Chancen auf ein Studium haben.
Wenn diesen Leuten der Job weggenommen wird, dann stehen nicht nur sie dumm da, sondern auch ihre Nachkommen.
Und das alles passiert ja auch nicht aus Nächstenliebe. Entweder ist es ideologisch oder eben aus ganz einfachen kapitalistischen Überlegungen. So gesehen sind einheimische Arbeiter viel zu teuer. Hier haben wir schon einige Auswirkungen von Lohndumping erfahren, das wird in der Schweiz nicht anders sein.
#1335778
Es trug sich zu vor sehr sehr sehr langer Zeit zu, da lebten in einigen Gebieten, welche geprägt waren von hohen Bergen, tiefen Tälern und saftigen Wiesen, einige Männer und Frauen vom Stamm der Helvetier, sie zählten zu den Kelten. Die Helvetier waren recht stark römisch geprägt. Sie betrieben Landwirtschaft und Viehzucht. Neben den Burgunder strömten große Mengen an Alemannen in diese Gebiete. Die Helvetier deren Stamm insgesamt von überschaubarer Größe war sah langfristig keine politische und wirtschaftliche Zukunft. Die Helvetier schlossen sich den Alemannsichen Stämmen an. Sie übernahmen deren Sprache und Sitten.

Die Helvetier gingen aufgrund dieser freiwilligen Verschmelzung in den Alemannischen Stämmen auf.

Ja da war man noch aufgeschlossen lol lang ist es her.
#1335899
Was haben die Schweizer gegen uns Deutsche ?
Die Schweizer haben entschieden, dass die Freizügigkeit für Europäer eingeschränkt werden soll. Es ist ihre freie Entscheidung, doch was nützt das ? Ich kenne selbst Deutsche, die in der Schweiz gearbeitet haben. Kein Deutscher geht dahin, um Sozialleistungen zu kassieren. Sie arbeiten in der Gastronomie oder in Pflegeberufen. Viele schätzen, das höhere Lohnniveau dort (wenn die Preise auch teurer sind). Ressentiments gegen Deutsche sind unangebracht. Schade, dass die Schweizer so pauschal entscheiden. Ich finde, man sollte mehr differenzieren zwischen den Einwanderern, statt alle in einen Pott zu werfen !
#1335922
Am Beispiel der Schweiz wird einem gut demonstriert, welche Risiken mit einer direkten Demokratie verbunden sein können. Sie bietet auch Vorteile, ganz klar aber es kommen auch leicht fragwürdige Ergebnisse und Gesetze zustande. Man muss mit dem System der direkten Demokratie sehr verantwortungsvoll verfahren.

Würde man dieses System auf Deutschland übertragen, hätte dies nach meiner Einschätzung gravierende Folgen. Letztlich würde glaube alles zusammenbrechen, soziale Kälte würde Einzug halten und vorallem extreme Positionen würde ein Einfluss gewinnen.
Aus meiner Sicht ist die direkte Demokratie für Deutschland heute noch keine Option.

Volksentscheide, die gewissen Reglementierungen folgen, sind auf Landes, und Kommunalebene aber durchaus ein effizientes Mittel.

Wieder zur Schweiz. Hier haben sich einmal mehr bedenkliche und populistische Haltungen durchgesetzt, die sich mit rationellen Argumenten eigentlich nicht bekräftigen lassen, ganz im Gegenteil. Die Schweiz hat in der Tat einen relativ großen Ausländeranteil, aber sie haben keine große Einwanderung in die Sozialsysteme, denn die Zuwanderer sind überwiegend hochqualifiziert und gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Von diesen Tatsachen profitiert die Schweizer Volkswirtschaft somit die Gesellschaft erheblich. Die Schweiz kann aus eigener Kraft heraus viele qualifizierte Positionen gar nicht besetzen.

Das Thema, der recht manifestierten Ablehnung, der Deutschen durch einen sehr großen Anteil der Deutschschweizer, beobachte ich seit Jahren und versuche hier Antworten zu finden, bisher gelingt mir das nicht wirkich. Die Historie bietet in diesem Fall wenig Grundlage, was bei vielen anderen Ländern anders ist. Also bleibt ansich nur schlicht die große Dominanz an Deutschen in der Schweiz. Aber dennoch bleibt das Grotesk, dass wäre, überspitzt übertragen, in etwa so wie wenn viele Bayern nach Baden-Württemberg ziehen und die dortigen Bewohner, dann sagen wir mögen keine Deutschen lol...

Die Schweizer der italienischen Gebiete und die Romands sind hier natürlich abzugrenzen ebenso die rätoromanischen-Muttersprachler, deren Gruppe immer kleiner wird, diese Gruppen sind Nachkommen eigenständiger ethnischer Gruppen, die Deutschschweizer sind Deutsche lol, der helvetisch-keltische Einfluss war dort immer nur sehr gering und war schon sehr schnell nach Verschmelzung kaum noch feststellbar. Auch wenn sich die Einflüsse in vielen Namen und Bezeichnungen noch heute feststellen lassen.

Die Schweizer leben einen ausgeprägten Nationalstolz, der hier eventuell aber in Zusammenhang mit empfundenen Komplexen stehen könnte, aufgrund der quantitativen Fakten, ihres Landes. Vielleicht hat diese Ablehnung also auch was damit zu tun, dass man sich soweit wir möglich vom großen Nachbarn agrenzen möchte. Man will seine Kraft und Souveränität zur Schau tragen, obwohl die ja überhaupt nicht in Zweifel gezogen wird.
Zuletzt geändert von BungaBunga am Di 11. Feb 2014, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.