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von baumarktpflanze
#1355764
Der Jenseitsmythos in Platons Politeia
versteckter Inhalt:
Die Seelen hätten nun, nachdem sie angekommen seien, alsbald sich zur Lachesis begeben. Da habe ein Verkünder sie in eine Reihe gestellt, er habe hierauf aus dem Schoße der Lachesis Lose und Lebensmuster genommen, sei damit auf eine hohe Bühne gestiegen und habe da also geredet: „Es spricht die Jungfrau Lachesis, die Tochter der Notwendigkeit. Eintägige Seelen! Es beginnt mit euch eine andere, mit dem Tod endende Periode des sterblichen Geschlechts, nicht euch erlost der Dämon, sondern ihr wählt euch den Dämon. Sobald einer gelost hat, so wähle er sich eine Lebensbahn, womit er nach dem Gesetze der Notwendigkeit verbunden bleiben wird. Die Tugend ist aber ungebunden, von ihr erhält ein jeder mehr oder weniger, je nachdem er sie in Ehren hält oder vernachlässigt. Die Schuld liegt am Wählenden, Gott ist schuldlos.“ Auf diese Worte habe er die Lose auf sie hin geworfen. Ein jeder habe nun das neben ihm liegende Los aufgehoben, nur er selbst nicht, ihm habe er es nicht gestattet. Wer es aber aufgehoben habe, dem sei kund geworden, die wievielte Stelle in der Reihe er bekommen habe. Hierauf habe er sogleich die Muster der Lebensweisen vor sie auf den Boden gestellt in weit größerer Anzahl als die der Anwesenden. Da hätte es denn allerlei gegeben, Lebensweisen von allen Tieren und auch, versteht sich, alle menschlichen. Darunter hätten sich nun unumschränkte Tyrannenherrschaften befunden, zum Teil lebenslängliche, zum Teil auch solche, die mitten im Leben verloren gehen und mit Armut, Verbannung und mit dem Bettelstab endigen. Auch hätten sich darunter befunden Lebensweisen von wohlangesehenen Männern teils durch Gestalt, Schönheit und außerdem durch körperliche Stärke und Kampftüchtigkeit, teils ihrer Geburt und der Vorzüge ihrer Ahnen wegen, ferner ebenfalls Lebensweisen solcher, die in den genannten Rücksichten unansehnlich waren, und ebenso habe es sich mit den Weibern verhalten. Eine Rangordnung der Seelen habe aber nicht dabei stattgefunden, weil es eine unbedingte Notwendigkeit ist, daß eine Seele, welche eine andere Lebensweise wählt, auch eine andere wird. Im übrigen seien die Lebensweisen durcheinander gemischt und teils mit Reichtum oder Armut, teils mit Krankheit, teils mit Gesundheit verbunden, manche lägen auch zwischen den genannten Zuständen in der Mitte.

Hier liegt nun offenbar, mein lieber Glaukon, für den Menschen die allergrößte Gefahr. Und deshalb muß man besonders dafür sorgen, daß jeder von uns mit Hintansetzung alles anderen Wissens nach jenem besonders trachte und forsche, wodurch er zu erfahren und zu finden imstande ist, wer ihm die Geschicklichkeit und die Wissenschaft beibringen könnte, eine gute und schlechte Lebensweise zu unterscheiden und aus den jedesmal wählbaren überall die bessere herauszuwählen, dabei auch wohl alle unsere obigen Lehren in Anschlag zu bringen, für gegenseitige Vergleichungen und Bestimmungen in bezug auf die vorzügliche Lebensweise, ferner zu wissen, was Schönheit, mit Armut oder Reichtum gemischt, tut, und bei welcher Beschaffenheit der Seele sie Gutes oder Schlimmes bewirkt, was ingleichen edle Geburt und niedere Abkunft, was stille Zurückgezogenheit und Staatsdienst, was körperliche Kraft und Schwäche, was Gelehrtheit und Ungelehrtheit, was für Wirkungen überhaupt dergleichen Eigentümlichkeiten der Seele und ihre dazu erworbenen Eigenheiten tun, wenn sie mit einander vermischt werden. Und so kann man erst nach Erwägung aller dieser Umstände imstande sein, mit Berücksichtigung des Wesens der Seele bei seiner Wahl die schlechtere und bessere Lebensweise zu unterscheiden und dabei diejenige einerseits die schlechtere zu nennen, welche die Seele dahin bringt, daß sie ungerechter wird, die bessere andererseits diejenige, die sie immer gerechter macht. Um alles übrige wird man sich dabei unbekümmert lassen, denn wir haben gesehen, daß dies sowohl für das Leben als auch nach dem Tode die beste Wahl ist. Darum muß man fest an dieser Meinung hängen und glücklich in die Zukunft gehen, und darf sich von Reichtum und dergleichen Übeln nicht erschüttern lassen, ingleichen muß man auch auf seiner Hut sein, daß man nicht auf Tyrannenherrschaften und sonstige Geschäfte der Art verfällt und dadurch viele unheilbare Übel verübt, sich selbst aber eben dadurch noch weit größere zuzieht. Man verstehe vielmehr in Beziehung auf jene Lebensbeschäftigung die mittlere Laufbahn zu wählen und sowohl in diesem Leben als in dem zukünftigen die Extreme an beiden Seiten nach Kräften zu vermeiden, denn so wird ein Mensch am glücklichsten.
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von baumarktpflanze
#1357090
Der Germanist Alois Haas hat eine sehr kluge Einleitung in einem Buch mit dem Thema Jenseitsvorstellungen im Mittelalter über den Tod und die heutige Auffassung des Todes in der Gesellschaft und der Religion geschrieben. Für Univerhältnisse sehr leicht verständlicher, vor allem aber auch sehr wahrer Stoff. Wer also in der Unibibliothek mal ein wenig Zeit hat, sollte sich die ersten 15-20 Seiten mal gönnen.
Haas hat geschrieben:Der allgemein exemplarische Charakter des Todes muss als Notwendigkeit, dass ich sterben muss, gedeutet werden. Ich bin der spezielle Fall eines allgemeingültigen Gesetzes. Ich muss also diese Notwendigkeit des Sterbens irgendwie ernstnehmen. Man muss sich auf seinen zukünftigen Tod einüben, einlernen, völlig improvisieren lässt er sich - als ein absolut Fremdes, das er ist - nicht.
Alois M. Haas: Todesbilder im Mittelalter
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstast, 1989
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von Basil
#1357093
Jenseitsvorstellungen? Ein Zitat von Paz:
Wir zivilisierten Menschen entdecken ihn früh genug, denn alles verkündet ihn, prophezeit ihn, und unser ganzes Leben ist eine tägliche Vorbereitung auf ihn. Mehr als leben lehrt man uns sterben ­ und das lehrt man uns schlecht. Kaum aus dem Leib der Mutter gestoßen, setzen wir zu einem wahrhaft beängstigenden Sprung an, der erst mit dem Sturz in den Tod endet. Heißt sterben dorthin zurückkehren: zum Leben vor dem Leben? Von neuem ein "Leben vor dem Leben" leben, in dem Ruhe und Bewegung, Tag und Nacht, Zeit und Ewigkeit keine Gegensätze mehr sind? Heißt sterben nicht mehr "werden", sondern "endgültig sein"? Vielleicht ist der Tod das wahre Leben. Vielleicht heißt geboren werden sterben - und sterben geboren werden. Wir wissen es nicht. Dennoch strebt unser ganzes Wesen danach, den Widersprüchen zu entfliehen, die uns zerreißen. Denn alles - Selbstbewusstsein, Vernunft, Sitte, Gewohnheit - versucht, uns aus dem Leben zu stoßen, und zugleich, uns zur Rückkehr, zum Abstieg in den schöpferischen Schoß zu zwingen, dem wir entrissen wurden.
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von baumarktpflanze
#1357101
Das erinnert mich gerade an einen Artikel aus der FAS
Günter Franzen hat geschrieben:Der Wahnsinn der Welt in Gestalt der täglich über uns hereinbrechenden Wanderdüne aus Vulgarität, Erbarmungslosigkeit, Bedeutungsleere, Entblößungszwang und Sinnvernichtung ist unabweisbar, wenn man als vom Weckruf des Todes ereilter Zeitgenosse den Gleichschritt mit dieser Welt verloren hat und keine Neigung mehr verspürt, ihr hinterherzurennen, um den Anschluss nicht verpassen.
Und an einen wunderbaren Satz von Armin Rohde in der Sendung Zimmer frei:
Armin Rohde hat geschrieben:Eines Tages schaust Du in den Spiegel und sagst: Wie 20 sieht das nicht mehr aus. Und dann schaust Du in den Spiegel und sagst: Wie 30 sieht das nicht mehr aus. Du hast zwei, drei Filme gedreht und plötzlich bist Du 57! Irgendwann fragst Du Dich: Wer, verdammt nochmal, war eigentlich an meinem Zeitkonto?
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von baumarktpflanze
#1360289
Nach vielen Jahren habe ich das "Mad Magazin" gestern am Kiosk entdeckt und musste es allein aus Jugenderinnerungen kaufen - und es hat sich aber sowas von nicht verändert: Spion&Spion gibt es noch, die besten Antworten auf hirnrissige Fragen, Madmobil, Classics,...

Das war mal ein richtiger Flashback! :shock:
Auch wenn der Humor heute nicht mehr ganz meiner ist... 8)
versteckter Inhalt:
Ein Hoch auf Spion und Spion! :mrgreen:
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von Basil
#1362193

Manche freilich

Manche freilich müssen drunten sterben
wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,
andere wohnen bei dem Steuer droben,
kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.

Manche liegen mit immer schweren Gliedern
bei den Wurzeln des verworrenen Lebens,
anderen sind die Stühle gerichtet
bei den Sibyllen, den Königinnen,
und da sitzen sie wie zu Hause,
leichten Hauptes und leichter Hände.

Doch ein Schatten fällt von jenen Leben
in die anderen Leben hinüber,
und die leichten sind an die schweren
wie an Luft und Erde gebunden.

Ganz vergessener Völker Müdigkeiten
kann ich nicht abtun von meinen Lidern,
noch weghalten von der erschrockenen Seele
stummes Niederfallen ferner Sterne.

Viele Geschicke weben neben dem meinen,
durcheinander spielt sie all das Dasein,
und mein Teil ist mehr als dieses Lebens
schlanke Flamme oder schmale Leier.
Und von Konstantin Wecker nochmal vorgetragen.
von Plem
#1362408
Ich lese gerade "The Girl You Left Behind" von Jojo Moyes. Den ersten Teil, der in Frankreich zur Zeit des ersten Weltkrieges spielt, fand ich großartig, aber nach weniger als der Hälfte des Buches wird plötzlich der Schauplatz gewechselt - gerade wenn man beginnt so richtig mit der Protagonistin mitzufiebern - und mit den neuen Figuren im gegenwärtigen London werde ich bisher nicht wirklich warm, vielleicht auch weil es die Autorin mit den Parallelen etwas übertreibt.
von Ghost
#1362412
Ich habe vorgestern Thomas Harris' Hannibal angefangen, nachdem ich kürzlich die ersten beiden Bücher der Reihe durchgelesen hatte. The Silence of the Lambs gefiel mir besser als Roter Drache (den ich auf Deutsch gelesen habe). Teilweise lag es vielleicht an der Übersetzung. Allerdings fand ich Will Graham auch etwas langweilig. Clarice Starling ist da interessanter, zum Beispiel durch ihr Frausein in einer von Männern geprägten Welt und natürlich auch aufgrund ihres spannungsreichen Verhältnisses zu Dr. Lecter, der im zweiten Teil außerdem mehr Raum bekommt. Dafür ist Buffalo Bill weniger entwickelt als der rote Drache, wobei ich beide nicht unbedingt zu den stärksten Elementen der Bücher zählen würde, da sie ein wenig Klischees aneinanderreihen.

Ansonsten habe ich auch noch Ror Wolfs Sprachkunstwerk Hans Waldmanns Abenteuer angefangen, das ich eigentlich schon durch haben könnte, da es ein dünnes Büchlein mit amüsanten Gedichten ist. Aber habe ich halt noch nicht, nä. :(
von zvenn
#1362671
Hab zuletzt den ersten Teil von Mara und der Feuerbringer gelesen, der ja im Oktober in die Kinos kommt. Zwar recht einfach gestrickt, dafür wirklich lustig geschrieben und durch die ganzen Infos über die Germanische Mythologie auch recht interessant. Freu mich jetzt noch ein wenig mehr auf den Film.

Jetzt hab ich endlich mal das erste Compendium von The Walking Dead angefangen. Werde aber wohl zunächst (wenn überhaupt) nur bis zum aktuellen Stand der Serie lesen.
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von Holzklotz
#1367281
Kazuo Ishiguro – When We Were Orphans
Over the last two years I considered Kazuo Ishiguro my favourite author. Partly due to the fact that I haven’t read that many books and he stood out, and the books that delivered, did so big time. I would say, he is still my favourite author, but since especially Nocturnes and now When We Were Orphans didn’t quite hit the stride of his best works, I’m inclined to admit, that his books are far from perfect.

When We Were Orphans’ premise simply does not get its hooks into me and after finishing it earlier today, I have difficulties to grasp where the punchline was supposed to be. Not that there has to be one, but there should be at least some emotional weight to the ending/last act. When We Were Orphans tells the tale of Christopher Banks, who lives his youth with his parents in both the chinese and the english world until the day his father disappeared only to also losing his mother years later under mysterious circumstances. In the years to come Christopher aspires to be a detective, and succesfully so, but the mystery surrounding his parents never leaves him.

Dry, without the emotional punch of The Remains of the Day or the beautiful drawn world of Never Let Me Go, When We Were Orphans fails to make any connection with me personally. And with that Ishiguro’s writing style of characters diving through their memories, searching for the truth that haunts them, shines through in the worst manner possible. Feeling more like a worn out templat for “just another story”, it fails.

Not completely, mind you. There are quite some passages that hint at the possibilties, Ishiguro might not have reached. The message of the book is as interesting as it gets, but is lessened by twist-y twists, lifeless characters and a lack of real compassion.
2/5
von Commi
#1367290
@Klotzi:
Hab das auf deutsch gelesen. Hat mir auch nicht so gefallen. Obwohl mir das vorher von so vielen Seiten angepriesen wurde. Man sollte manchmal eben doch nicht so viel auf Buchempfehlungen geben.

Hab neulich nochmal zufällig "Ein plötzlicher Todesfall" von J.K. Rowling angefangen. Las es vor eineinhalb Jahren schonmal und war begeistert. Nun nahm ich es wieder zur Hand, weil ich hier meine Bücherregale umstellen wollte und blätterte völlig selbstvergessen darin und nun les ichs nochmal, obwohl ich noch 3 neue hier liegen hab.
Das Buch spaltet ja irgendwie - aber ich lese es wahnsinnig gerne, weil ich den Schreibstil von ihr ganz toll finde. Und weil es in diesem Buch so viel zu entdecken gibt. Vor allem über die Menschen... :)
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von rosebowl
#1367300
Ich muss da in Ruhe nochmal dran gehen. Ich mag den Schreibstil von JK Rowling eigentlich auch total gerne, aber irgendwie bin ich in die Geschichte so gar nicht rein gekommen. Ich bin nicht mit den Charakteren warm geworden, und irgendwann hab ich auch ein bisschen den Überblick verloren, wer eigentlich wer ist :?
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von Kunstbanause
#1367313
Ich fand das Ding einfach klasse. Mich konntest du ja mit dem Potter-Zeugs von ihr jagen, aber dieses kleine abgefuckte Dorf und die vielen Menschen mit ihren ganz eigenen Abgründen, Motiven und Geheimnissen fand ich schon ziemlich aufregend. Und dass so wirklich keine der Figuren sympathisch ist, stört mich nicht im Geringsten. Das mit den vielen Protagonisten stört mich auch nicht, ist mal erfrischend.

Was sie als Robert Galbraith geschrieben hat ("Der Ruf des Kuckucks"), ist übrigens auch zu empfehlen. Ich freu mich schon auf den zweiten Cormoran Strike-Krimi ("Der Seidenspinner") im Herbst.
von Commi
#1367319
rosebowl hat geschrieben:Ich bin nicht mit den Charakteren warm geworden, und irgendwann hab ich auch ein bisschen den Überblick verloren, wer eigentlich wer ist :?
Das erste versteh ich gut.
Beim ersten Lesen dachte ich auch so nach 100 Seiten "Boah verdammt nochmal, warum ist da so gaaaar kein Sympathieträger" und mir fehlte auch irgendwie etwas im Plot, woran ich mich orientieren kann. Plump gesagt: es passierte nichts.
Und dann merkte ich: es passierte jede Menge. Die Menschen "passierten", und ich merkte, dass es für die Geschichte eines Dorfes und ihrer Bewohner völlig unerheblich ist, ob man da jemanden sympathisch findet oder nicht. Und wenn man dann das Buch zuklappt und reflektiert (was mir bei Büchern nicht sooo häufig passiert), dann merkt man, dass in vielen Charakteren etwas von einem selbst steckt. "Ein plötzlicher Todesfall" ist ein Panoptikum des Lebens. Natürlich lacht man über jemanden wie Pingel, natürlich nervt einen Tessa, natürlich möchte man Krystal mal kräftig schütteln, dass dieses blitzgescheite Ding ihr Leben mal auf die Reihe kriegt, natürlich verachtet man Menschen wie Howard und Shirley und solche Speichellecker wie Colin, natürlich findet man Gavin doof, wie er Kay verarscht. Aber mal ehrlich: sind wir nicht alle auch irgendwann mal so? So rebellisch wie Fats? So kleinkariert wie seine Eltern? So wie Shirley und Howard? Doch doch: sind wir. Wir denken auch dran, unseren Partner zu betrügen, so wie es Sam tut. Wir denken daran, Macht an uns zu reißen und sie zu behalten.

Deinen zweiten Punkt versteh ich nicht ganz. Sicher hat das Buch eine ganze Menge Personal und die sind alle auch irgendwie wichtig. Aber ich finde schon, dass man ganz gut reinkommt, weil JK Rowling die Gabe besitzt, ihre Charaktere sehr lebendig zu machen. Ich sehe sie alle vor mir. Auch, weil sie ihnen genügend Raum gibt und ihre Wege mit denen der anderen kreuzen lässt.

Für mich ist "Ein plötzlicher Todesfall" ein gottverdammtes Meisterwerk.
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von rosebowl
#1367321
Ja, "es passiert nix" ist wirklich zu plump. Es passiert ja durchaus einiges - in der Schule, in den Familien etc. Aber irgendwie war mir nie klar, worauf das Ganze rausläuft. Die Geschichte kommt nicht richtig voran. Bei Harry Potter hat sie ein ungelaublich gutes Gefühl für Timing bewiesen, das Erzähltempo war immer genau richtig - mal etwas langsamer, dann wieder richtig rasant, immer stimmig. Aber hier weiß ich nach 200 Seiten immernoch nicht, was sie mir da eigentlich gerade erzählen will. Ich lese einen Abschnitt über eine Person, dann wieder über eine andere, dann über Person 3, dann gehen wir wieder zurück zu 1 - und ich frage mcih die ganze Zeit nur "und warum erzählst du mir das?". Mir fehlt ein Ziel, der Grund warum diese Geschichte überhaupt erzählenswert ist... Keine Ahnung, wie ich es besser ausdrücken soll, aber ich kam einfach nicht rein.

Vielleicht lag es auch daran, dass ich zu weing am Stück gelesen hab. Wenn die Geschichte recht komplex ist und man immer nur 20 Seiten oder so auf einmal liest, wird es auch schwierig mit dem Erzählfluss. Ich muss da wohl nochmal mit mehr Zeit dran gehen...
von Commi
#1367322
Du musst dich davon freimachen, dass das alles zu einem Ziel führt, dass sich am Ende alle lieb haben, alle umbringen oder sonst irgendwas showdownmäßiges passiert.
Es ist einfach nur eine Geschichte über menschliche Abgründe, wenn man so will.
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von Fernsehfohlen
#1367325
Ich lese notgedrungen "Komödie der Verführung" von Arthur Schnitzler für eine anstehende Hausarbeit, die ich endlich mal schreiben muss. Da ich mir nach dem ersten Durchgang kaum etwas merken konnte und die ganze "Story" unsäglich langweilig fand, lese ichs jetzt ein zweites Mal und mach mir nebenbei Notizen. Das hilft hinsichtlich Verständnis, der Eindruck einer literarisch höggscht anspruchsvollen Schlaftablette bleibt jedoch bestehen. Ätzend.

Naja, bloß nicht nachdenken, warum ich den Käse eigentlich mache. Das hat im Studium noch nie geholfen. :?

Ajo, Wertung: 3,5/10, lest lieber was freiwillig ^^


Fohlen
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von Kiddow
#1367335
Blackout von Marc Elsberg

Hacker legen die europäische Stromversorgung lahm, indem sie Smartmeter (intelligente Stromzähler) manipulieren und Kettenreaktionen im gesamten Stromnetz auslösen.

Die Geschichte ist großartig. Meiner Meinung nach auch richtig gut recherchiert.
Es wird sehr deutlich aufgezeigt, wie abhängig wir von einer funktionierenden Stromversorgung sind. Und das Buch zeigt auch auf, dass wir uns durch immer mehr Automatisierungen ziemlich verletzlich machen.

Spannend von Beginn bis Ende. Sehr empfehlenswert!

10/10
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von DrAnsgar
#1367340
Ich bin gerade fast mit der "Der dunkle Turm"-Reihe von Stephen King fertig, was eine Mischung aus Fantasy, Western und Horror war. Interessante Sache, aber nicht mein Highlight bei King.

Als nächstes habe ich hier "Der Anschlag" von Stephen King liegen. Da geht es um die Kennedy-Geschichte und das einer in die Vergangenheit reist, um das zu verhindern, sich die Vergangenheit aber deutlich wehrt...
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von Kiddow
#1367343
DrAnsgar hat geschrieben:Ich bin gerade fast mit der "Der dunkle Turm"-Reihe von Stephen King fertig, was eine Mischung aus Fantasy, Western und Horror war. Interessante Sache, aber nicht mein Highlight bei King.

Als nächstes habe ich hier "Der Anschlag" von Stephen King liegen. Da geht es um die Kennedy-Geschichte und das einer in die Vergangenheit reist, um das zu verhindern, sich die Vergangenheit aber deutlich wehrt...
Aber die Dunkle Turm Reihe ist doch DAS Baby von King. In fast allen Büchern kommt eine Anspielung darauf vor.
Ich mag die Reihe sehr (und warte immer noch auf eine gute Verfilmung oder Serie dazu).

Der Anschlag steht bei mir auch noch ungelesen herum.

Liest du viel Stephen King?
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von Basil
#1367366
Fernsehfohlen hat geschrieben:Ich lese notgedrungen "Komödie der Verführung" von Arthur Schnitzler für eine anstehende Hausarbeit, die ich endlich mal schreiben muss. Da ich mir nach dem ersten Durchgang kaum etwas merken konnte und die ganze "Story" unsäglich langweilig fand, lese ichs jetzt ein zweites Mal und mach mir nebenbei Notizen. Das hilft hinsichtlich Verständnis, der Eindruck einer literarisch höggscht anspruchsvollen Schlaftablette bleibt jedoch bestehen. Ätzend.

Naja, bloß nicht nachdenken, warum ich den Käse eigentlich mache. Das hat im Studium noch nie geholfen. :?

Ajo, Wertung: 3,5/10, lest lieber was freiwillig ^^


Fohlen
Musst du eine Hausarbeit über die Wiener Moderne schreiben, oder wie?

Der Reigen von Schnitzler stand in der Oberstufe als Pflichtlektüre an, den empfand ich auch als unsäglich langweilig. Sollst du auch aus dem Werk gesellschaftliche Gefüge, Moralvorstellungen etc. zu dieser Zeit ausarbeiten?

Wie auch immer, glücklicherweise wurde uns auch in der Wiener Moderne Einheit auch der Chandos-Brief von Hofmannsthal vorgelegt, den ich damals wie jetzt ganz ganz groß finde. Kennst du Stefan George?
von Commi
#1367368
Fernsehfohlen hat geschrieben:Ich lese notgedrungen "Komödie der Verführung" von Arthur Schnitzler für eine anstehende Hausarbeit, die ich endlich mal schreiben muss. Da ich mir nach dem ersten Durchgang kaum etwas merken konnte und die ganze "Story" unsäglich langweilig fand, lese ichs jetzt ein zweites Mal und mach mir nebenbei Notizen. Das hilft hinsichtlich Verständnis, der Eindruck einer literarisch höggscht anspruchsvollen Schlaftablette bleibt jedoch bestehen. Ätzend.

Naja, bloß nicht nachdenken, warum ich den Käse eigentlich mache. Das hat im Studium noch nie geholfen. :?

Ajo, Wertung: 3,5/10, lest lieber was freiwillig ^^


Fohlen
Mit dem Widerhall fängt die Kunst erst an... :)
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von Fernsehfohlen
#1367369
Basil hat geschrieben:Musst du eine Hausarbeit über die Wiener Moderne schreiben, oder wie?

Der Reigen von Schnitzler stand in der Oberstufe als Pflichtlektüre an, den empfand ich auch als unsäglich langweilig. Sollst du auch aus dem Werk gesellschaftliche Gefüge, Moralvorstellungen etc. zu dieser Zeit ausarbeiten?

Wie auch immer, glücklicherweise wurde uns auch in der Wiener Moderne Einheit auch der Chandos-Brief von Hofmannsthal vorgelegt, den ich damals wie jetzt ganz ganz groß finde. Kennst du Stefan George?
Ich muss eine Hausarbeit zu einem Werk von Arthur Schnitzler schreiben, über welches, konnte ich mir aussuchen. Der Professor gab am Ende des vergangenen Semesters eine Liste an möglichen Themen herum und zu besagtem Werk machte er den Themenvorschlag, das Verhalten und die persönlichen Schicksale der Charaktere in "Komödie der Verführung" mit der politischen Situation im Jahr 1914 in Europa, vor allem Wien (ja, was da wohl vorrangig gemeint sein könnte? :P ), zu verknüpfen. Und weil ich sowas ja generell spannender finde, als seitenlang nur über Stilmittel, Sprachstil und Figurenkonstellationen zu schwadronieren, habe ich mir dann eben dieses Werk ausgesucht.
Aber sicher spielt da auch die Wiener Moderne mit rein in die Hausarbeit, das gehört ja auch dazu. Und Gesellschaft und Moral noch viel mehr. Das ist ja auch gar nicht soo unspannend, nur das Werk selbst ist einfach grausig.

Stefan George kenne ich vom Namen her, hab aber noch nie irgendwas von ihm gelesen, nein. Oder ich habs schon wieder vergessen. :P


Fohlen
von Commi
#1367370
Grausig find ichs nicht. Aber es ist sicher schwer zu lesen, weils halt ein Theaterstück ist und man in den 20ern dann doch eeeetwas anders sprach als heute... :)

Warum hat sich euer Prof denn auf Schnitzler versteift? Da gabs doch auch in der Zeit... naja... Bedeutendere!?
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