- Mo 15. Sep 2014, 00:16
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Ich hab jetzt in den letzten drei bis vier Tagen viel vom New Pop Festival gesehen bzw. gehört, bei Clean Bandit war ich ja zusammen mit der Pflanze und rosi sogar live dabei. Meine Meinung zu den Acts von Donnerstag und Freitag:
American Authors: Waren ja die einzige Gruppe dort, die man im Rockgenre verorten kann, wenn überhaupt. Ihre Musik finde ich bisher nicht so spannend, da es ziemlich abgekupfert wirkt, aber Stimmung haben sie gemacht.
Eindruck: Tendenziell positiv, kaum bleibender Eindruck aber.
Sam Smith: Ich liebe diesen Mann ja sehr und glaube nach wie vor fest daran, dass er eine ganz große Karriere haben kann. Seine Stimme ist auch hier wieder klasse gewesen, er hat viel erzählt, so richtig "Interaktion" zwischen ihm und Publikum habe ich nicht festgestellt.
Eindruck: Grandiose Stimme, etwas schleimsülziges Gesamtwerk bisher. Positiv.
London Grammar: Das war ein wenig schwerfällig. Die sind tolle Musiker und die Sängerin hat eine wunderbar weiche und angenehme Stimmfarbe, aber der Eindruck des Studioalbums hat sich für mich bestätigt, dass mir da einfach zu viel schwermütige, melancholische Nummern drunter sind.
Eindruck: Musikalisch top, nicht unbedingt für große Hallen geeignet, schwere Kost.
Clean Bandit: Hier war ich ja live, deshalb mal etwas ausführlicher. Ich mag die Musik dieser Gruppe ja sehr und finde prinzipiell auch, dass sie von allen gesehenen Künstlern das abwechslungsreichste Set haben. Auf der Bühne wirkte es allerdings nicht wirklich: Drei der vier Mädels standen eine Stunde lang stocksteif und komplett distanziert herum, die einzige dunkelhäutige Sängerin hat sich sichtlich drum bemüht, überhaupt so etwas wie Show und Stimmung aufkommen zu lassen - wirkte allerdings etwas verloren und auch zu perfekt und kühl, als dass sie die Leute im Alleingang hätte mitreißen können. Es gab im Gegensatz zu den meisten Künstlern quasi gar keine verbale Kommunikation, sodass ziemlich stark der Eindruck übermittelt wurde, hier wird einfach nur das Programm runtergespult.
Die Akustik im Saal war beschissen, aber man merkte leider auch ziemlich deutlich, dass erheblich mehr Wert auf pompöse Beats gelegt wurde, als auf das Klassik-Element. Meines Erachtens der völlig falsche Weg, da die klassischen Elemente die Band von der Masse abheben.
Die Stimmung im Saal war sehr schwach, was zum einen an der bereits angesprochenen Distanziertheit der Künstler lag, nicht zuletzt aber auch an der Örtlichkeit, die mit ihren diversen Sitzplätzen und drei verschiedenen Rängen so gar keinen Anlass zur Ekstase gab. Unsere Plätze waren ganz oben in der Ecke auch noch sehr bescheiden, aber um uns herum herrschte auch ziemliche Starre. Etwas Stimmung kam eigentlich nur bei "Rather Be", einem Cover-Song (ich meine, es war "Show Me Love") und zu meiner Überraschung bei meinem Lieblingslied von ihnen, "Dust Clears", auf. Ihre zweite Single "Come Over" stellte sich abermals als Fehlgriff heraus. Gesanglich wars gut.
Eindruck: Sehr kalte und sterile Performance, schlechte Stimmung, gute Stimmen, viel Beat-Gekloppe bei wenig Klassik. Für mich keine Live-Band.
Nico & Vinz: Für mich die mit Abstand schlechtesten Musiker, die ich dort gehört habe. Die haben einige ganz nette Songs, die sich aber oft schon nach einer Minute verbraucht haben und im Anschluss sehr repetiv sind, haben etwas Stimmung gemacht, aber stimmlich gabs da doch sehr viel Luft nach oben. Sicher nichts, was man gehört haben musste.
Eindruck: Joar... ganz nett für zwischendurch, letztlich aber belanglos.
George Ezra: Der hat mich dann doch sehr positiv überrascht. Hat ein durchaus hörenswertes, abwechslungsreiches Angebot und geht auf der Bühne total auf. Wirkt schon sehr erwachsen und weiß absolut, wie er mit dem Publikum umzugehen hat. Sehr unterhaltsam, starke Stimme, totale Persönlichkeit. Hoffe, er versteift sich nicht zu sehr auf dieses Singer-Songwriter-Ding, denn er kann eindeutig mehr.
Eindruck: Sehr positiv, hatte das Publikum absolut im Griff, coole Songs. Macht Spaß.
Family of the Year: Hier hatte ich auch den Eindruck, eine Band zu sehen, die live so richtig aufblüht. Sehr schöne Interaktion mit dem Publikum, haben sich richtig auf der Bühne verausgabt. Ihre Musikauswahl ist auch durchaus abwechslungsreich gewesen, stimmlich wars solide, aber jetzt nicht herausragend.
Eindruck: Ganz gut, die hatten sichtlich Spaß und das Publikum auch. Repertoire in Ordnung, da geht aber mehr.
Gesamtfazit:
Sehr gut: Sam Smith, George Ezra
Gut: Family of the Year, London Grammar (wenn man Bock auf ein sehr ruhiges Konzert hat)
Durchschnittlich: American Authors, Clean Bandit
Mau: Nico & Vinz
Fohlen