- Mo 5. Jan 2015, 15:58
#1406196
Ich habe die letzte Woche auch mal etwas in britische Gefilde geschnuppert und zwei Shows gesehen.
Dead Set
Die übliche Zombiekalypse mit der sprintenden Variante und einem ausgefallenen Setting. Hier passiert der ganze Ausbruch während einer Live-Elemination-Show aus dem Big Brother Haus. Völlig auf die Show (und sich selbst) fixiert kriegen zunächst weder die grenzdebilen Hausbewohner noch der Egomane in der Regie samt seines Teams etwas davon mit, dass gerade das fröhliche bite & turn Spielchen ausgebrochen ist. Mit einer Gesamtlaufzeit von knapp drei Stunden hätte Dead Set auch als Film funktioniert, statt als fünfteilige Miniserie. Dafür hätte man im Schnitt nur noch etwas Fett raustrimmen müssen. In der ersten Hälfte kommt mir der satirische Touch noch etwas zu kurz und auch im letzten Drittel, wenn es zwischenmenschlich etwas abgründiger wird, fehlt immer noch ein Stück von dem Biss, den ich mir bei dem reizvollen Setting versprochen habe. So bleibt es etwas zu nahe an den altbekannten Story-Stationen des Zombie-Films.
Wer mit Zombie Nation aber nicht so richtig warm geworden ist, findet hier eine gute Alternative für gut gemachten TV Zombie Trash, der sogar ein paar clever-witzige Ideen mit ins Feld führt. Bei der überschaubaren Laufzeit kann man auch nicht viel falsch machen.
7/10
Black Mirror
Solche in sich geschlossenen Episoden einer Anthology Serie, die jedesmal eine eigene, irgendwie dystopische Nah-Sci-fi-Welt aufbauen, sind schon reizvoll, haben es aber auch ungemein schwer: da müssen in etwa 30 Minuten eine ganze Welt, eine leitende Idee, Hauptcharaktere und ein treibender Plotanfang durch die Exposition geprügelt werden, um vor Ablauf der Stunde alles wieder auflösen zu können. Für diese hohen Anforderungen sind die sechs Episoden von Black Mirror schon bemerkenswert. Leider bringt dieser Kraftakt jedesmal ein Häufchen Probleme mit ins Endprodukt, die sich nicht ohne mehr Zeitaufwand fixen ließen. Die Hälfte der Folgen leidet unter passiven Protagonisten, denen die ganze Zeit nur etwas passiert, während sie selbst zu (fast) keinem Punkt der Geschichte mal handelnd oder entscheidend in Aktion treten. (ganz hart bei 2.03). Auch die Qualitätsschwankungen bei Dialogen, Regie und Schauspiel sind enorm. Das reicht von laienhaft bis weltklasse. Ein bisschen ist Black Mirror wie ein neues Outer Limits. Das war damals auch oft so als würde man in die Entwicklungsabteilung einer Produktionsfirma gehen und mal zusammenkehren, was die interessantesten Ideen zu einem bestimmten Thema sind, zu denen aber wirklich filmreif guten Scripte fehlen. Dann macht man eine Auswahl und flickt das ganze flott für einen Dreh zusammen. Dieses "zu holprig oder ausgelutscht für einen Film, aber mit ein bisschen Gaffer-Tape gut genug für die Glotze" Kredo hat in den Neunzigern ja noch funktioniert. Durch die inzwischen wesentlich raffinierter ausentwickelten TV Serien ist der Standard aber so hoch, dass die Grobheiten von Black Mirror einfach stark auffallen. Da muss man sich schon sehr auf den kritischen Kern der aktuellen Geschichte konzentrieren und einiges Verzeihen können. Dann findet man in der bunten Mischung gute Ideen aus denen manchmal sogar richtig gute Folgen geworden sind.
1.01 Die versaute Politikererpressung war eine der durchweg gelungensten Ideen. Technologiethema getroffen, menschliche Ebene wunderbar entfaltet und eine gute Auflösung 9/10
1.02 Das Leben in der dauerbeschallenden TV Box ist zwar eine der abwegigeren Zukunftsvisionen, funktioniert als Überzeichnung gut. Nur der Protagonist ist eine furchtbare Schnarchtüte, die der sonst guten Umsetzung viel Effekt kostet. 6/10
1.03 durchaus realistisch und im privatesten Rahmen sehr unbequem ist da die lückenlose Lebensaufzeichnung dieser Folge. 8/10
2.01 Unter die Haut gehende Mischung aus Themen der Filme AI und HER. Aber auch hier wieder eine Protagonistin, mit der man nicht viel mehr anzufangen wusste, als sie die ganze Zeit totally terrified and creeped out schauen zu lassen 8/10
2.02 Tiefpunkt der Reihe. Hat die Protagonistin überhaupt drei Textzeilen, die nicht aus wimmerndem Geschrei bestehen? Auch die Auflösung der ganzen Story holpert furchtbar und der Plot wirkt altbacken. 3/10
2.03 Interessante Grundidee, mit der man Ende aber offenbar nicht viel anzufangen wusste. Zündet einfach nicht recht. Die schwache Besetzung hat daran großen Anteil. 5/10
"And in that moment, I swear we were infinite."