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von Herr Vorragend
#1444489
Hallo Waterboy, schön, dass Du Dich beteiligst!
Waterboy hat geschrieben:Ich glaube würde man mal einige Studenten und Schüler einen Plan ausarbeiten lassen, wie man vernüpftig Struktur in das ganze Chaos bringen könnte, dann würde das Resultat durchaus besser aussehen, als das woran die Bundesregierung gerade hilflos arbeitet.
Was das betrifft, bin ich irgendwie skeptisch. Wenn es da den "Masterplan" gäbe, dann denke ich, wäre schon irgendwer drauf gekommen.

Auch bspw. hier im Thread könnte ja jeder gute Ideen, konstruktive Vorschläge und Lösungsansätze nennen und zur Diskussion stellen. Macht aber in der Praxis irgendwie keiner - ich denke deshalb, weil die meisten Leute letztlich eben genauso ratlos sind wie die Politiker.

Stattdessen regt sich jeder nur über Andere auf - der "Nazi" über den Wirtschaftsflüchtling, der "Gutmensch" über "Nazis" usw... Jeder ist gegen irgendwas, aber kaum einer ist für etwas - oder nur für irgendeinen abstrakten Allgemeinplatz ("Fluchtursachen bekämpfen!")... :?

Fällt Dir nicht z.B. irgendeine konkrete Massnahme ein, die man umsetzen könnte um die aktuelle Situation zu verbessern?
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von Godfather
#1444501
Für Pläne und eine erfolgreiche Integration ist der Zug jetzt doch schon abgefahren.
Man hat sich so dermaßen von den Menschenmassen überraschen lassen, dass jetzt leider nur noch Aktionismus - in sogar begrenztem Maße - möglich ist. Ich wüsste keine Kurzfristmaßnahmen, die in diesem Chaos jetzt noch greifen.
In ein paar Monaten wird man auf frustrierte Flüchtlinge treffen, die nicht am öffentlichen Leben teilnehmen (können). Das ist doch vorprogrammiert.

Im Grunde hätte man 5-10 Jahre Zeit gebraucht, um alles für eine Integration von z.B. 1 Mio Menschen in nur einem Jahr vorzubereiten: Wohnungen, Erzieher, Lehrer, Paten, Sprachkurse, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, Sport,...
Das wäre nicht unmöglich gewesen.
von BungaBunga
#1444511
Eigentlich verfolge ich diesesn Thread nicht habe aber dochmal kurz reingeschaut und dann den, wie ich finde sehr guten und treffenden Beitrag von Waterboy entdeckt. In diesem Artikel beschreibt er sehr treffend das Bild, was sich einem zeigt, wenn man sich auf Gespräche zu diesem Thema einlässt. Die meisten der geschilderten Sachen, kann ich so bestätigen. Das Thema ist ansich so wichtig, umfangreich verlangt aber um dieses konstruktiv besprechen zu können Empathie, Menschlichkeit, sowie auch jeweils an bestimmtes Maß an Bildung und Intelligenz. In der Realität diskutiert man da aber bei diesem Thema überwiegend mit Personen, die über diese Eigenschaften nicht oder in zu geringem Maße verfügen, was dann meist destruktive Diskussionen oder Konflikte zur Folge hat.

Es ist in der Tat erschütternd zu sehen, welche Haltungen und Empfindungen dieses Thema bei vielen hervorholt. Die alten Genereationen, muss man da nochmal gesondert betrachten, da ist es in der Tat so, dass sehr viele von denen teilweise derbe rassistische Aussagen oder verallgemeinernde Diffamierungen äußern ohne dass denen das tatsächlich bewusst ist, die merken das selbst nicht. Je nach Generation sind die in einer ganz anderen Welt und Zeit aufgewachsen ich glaube hier fehlt ein bisschen die allgemeine Aufklärung und eine Fähigkeit zu differenzierten Betrachtung, daher ist das sehr schwierig aber je nach Alter sind die auch nicht unbedingt an der politischen Meinungsbildung sehr aktiv beteilligt.

Insgesamt wird immer wieder deutlich, die Haltung zu dieser Frage steht im Zusammenhang zum Bildungsgrad und der Intelligenz, umso intelligenter Personen sind bzw. desto höher deren Bildungsstand, je weniger sind sie für solche asylkritischen oder generell stark rechte Positionen empfänglich, ob das an einer besseren Differenzierbarkeit und einem gesteigerten Abstraktionsvermögen liegt oder aber daran, dass die weniger gebildeten Menschen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft gewissen Benachteilligungen ausgesetzt sein können, die zu einer Frustration führen ist nicht ganz klar.

Wobei man hier bei den Asylkritikern schon auch Gruppen unterscheiden muss, es gibt die klar Rechten, die aus Prinzip ihre Haltung vertreten und ihre Sicht verbreiten wollen, sie sind in der Regel nicht empfänglich für Argumente und Anreize zum Umdenken. Dann hat man aber noch eine Gruppe, die sich sehr fluide darstellt und je nach aktueller gesellschaftlicher bzw. politischer Lage auch eine unterschiedliche Größe aufweist, dort mischt sich die Klientel dann auch sehr stark, was den sozialen sowie den Bildungshintergrund angeht. Dort ist der Antrieb dann meist Angst und Verunsicherung, die je nach Ausmaß jedoch auch ein Indikator sind für eine mangelhafte Politik, unabhängig vom Thema.

-Thema im Thema-

Was ich mich aber bis heute frage, es gibt andere Länder, wo die Rechten eine ganz andere Struktur aufweisen. Ich will das näher erläutern, nehmen wir das Beispiel Österreich und die Schweiz. Dort gibt es die FPÖ und die SVP das sind beide sehr ja ausgeprägt rechte Parteien, in denen auch immer wieder vereinzelt Rechtsradikale und Personen mit nazistischen Haltungen wirken, aber insgesamt kann man diese Parteien nicht mit Parteien des Rechten Spektrums in Deutschland vergleichen ja obwohl derzeit doch etwas mit der CSU. Dort sind die rechten meist stark konservative aber insgesamt sind es bürgerliche und die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung ist jeweils groß und das Bildungsniveau sehr vielfältig und durchaus hoch.

Aus meiner Sicht haben wir da einen Kernunterschied, die rechten dort sind meist tatsächlich Demokraten und sie bauen ihre Haltung und Ideologie nicht auf der Politik der Nazidiktatur auf. In Deutschland hast du maximal noch rechtskonservative und rechtspopulistische Parteien, wie die AfD und die CSU, wobei die AfD sich zunehmend zu einer nationalistischen Partei entwickelt. Diese Parteien werden in der bürgerlichen Gesellschaft aber kaum anerkannt, da sie zu populistisch sind, meist nur aufwiegeln aber selten konstruktive Sachpolitik betreiben. Die CSU sei da mal ausgenommen. Ansonsten gibt es dazwischen nichts es folgen dann unmittelbar die ganz rechtsextremen und neonazistischen Parteien, die sich wiederum an der Politik der Nazis orientieren, diese Haltungen sind entsprechend sehr radikal, menschenfeindlich und undemokratisch.

Damit da kein Irrtum entsteht, nicht das ich mir das wünschen würde, dass es weitere rechte Parteien gibt aber die Frage wieso sich in Deutschland nie eine demokratische zukunftsorientierte Rechte entwickelte, die sich von der Ideologie der Nazis emanzipiert hat bzw. sich gänzlich davon distanziert, ist schon eine Frage die man mal stellen kann.

-Ende Thema im Thema-


Das Problem ist, man darf sich einerseits nicht auf die primitive Hetze einlassen auf der anderen Seite ist es nicht angemessen und sinnvoll generell Personen, die eine asylkritische Haltung haben zu ignorieren oder auszugrenzen, manche von denen stellen ja durchaus aus mal berechtigte Fragen oder äußern nachvollziehbare Befürchtungen. Und innerhalb dieser Gruppe gibt es dann auch Personen, die sich durch argumente erreichen lassen.

Es ist eine gesellschaftliche und vorallem auch eine politische Aufgabe, hier für einen Ausgleich zu sorgen und einen sozialen und demokratischen Konsens herzustellen bzw. diesen zu wahren.

Ich habe das schon an anderer Stelle geschrieben, aktuell lässt sich ganz deutlich eine Trendwende in der breiten Gesellschaft erkennen, zunehmend werden auch Personen, die eine Aufnahme der Flüchtlinge befürworten kritisch, das umfasst alle Gesellschaftsschichten und auch alle politischen Orientierungen. Insgesamt nimmt die Skepsis und die Verunsicherung zu. Und da kommen wir dann schon an einen Punkt, wo man dann eben auch mal die Politik in dieser Sache kritisch hinterfragen muss. Ich habe das Interview der Kanzlerin gesehen, es ist schön, dass sie standhaft und konsequent auftritt und ihre Sicht präsentiert, aber genau da habe ich persönlich den Eindruck, dass sie sich hier zunehmend von der breiten Bevölkerung entfernt. Das kann kritisch sein. Sie wirkt derzeit schon etwas zu festgelegt und verliert so ein bisschen die Ganzheitliche Betrachtung aus den Augen.

Wie schon geschrieben, die Politik steht hier in einer großen Verantwortung und sie muss durch gut durchdachte Konzepte und eine angemessene Politik, die zunehmende Anspannung in der Gesellschaft entkräften. Wenn das alles so weiterläuft wie man es derzeit beobachten kann, dann wird das ganz sicherlich zu zunehmenden Konflikten und Zuspitzungen führen, von denen dann die Rechten profitieren könnten. Dieser Entwicklung muss die Politik nun etwas entgegensetzen aber da besteht ja derzeit nichtmal innerhalb der Parteien oder der Koalition eine einheitliche Haltung.
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von bmwtop12
#1444513
Danke für den ausführlichen Kommentar. Das Resumme lautet in etwa: Wir steuern unausweichlich auf eine Katastrophe unabsehbaren Ausmaßes zu. Und da bin ich ganz bei dir. Spätestens, wenn wegen der gigantischen Kosten die Steuern massiv erhöht werden, wenden sich alle von den Flüchtlingen ab. Dann haben wir 3-5 Millionen Menschen, die keiner mehr hier haben will. Und dann?
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von Herr Vorragend
#1444520
BungaBunga hat geschrieben:Insgesamt wird immer wieder deutlich, die Haltung zu dieser Frage steht im Zusammenhang zum Bildungsgrad und der Intelligenz, umso intelligenter Personen sind bzw. desto höher deren Bildungsstand, je weniger sind sie für solche asylkritischen oder generell stark rechte Positionen empfänglich
BungaBunga hat geschrieben:Ich habe das schon an anderer Stelle geschrieben, aktuell lässt sich ganz deutlich eine Trendwende in der breiten Gesellschaft erkennen, zunehmend werden auch Personen, die eine Aufnahme der Flüchtlinge befürworten kritisch, das umfasst alle Gesellschaftsschichten und auch alle politischen Orientierungen.
Wenn die breite Gesellschaft binnen weniger Wochen für asylkritische Positionen deutlich empfänglicher wurde - müsste das dem ersten Abschnitt nach nicht eigentlich bedeuten, dass die breite Bevölkerung binnen kürzester Zeit signifikant an Bildung und Intelligenz verloren hat? :wink:
von BungaBunga
#1444522
Herr Vorragend hat geschrieben: Wenn die breite Gesellschaft binnen weniger Wochen für asylkritische Positionen deutlich empfänglicher wurde - müsste das dem ersten Abschnitt nach nicht eigentlich bedeuten, dass die breite Bevölkerung binnen kürzester Zeit signifikant an Bildung und Intelligenz verloren hat? :wink:
Zunächst mal sei angemerkt, dass es innerhalb des rechten Spektrums unterschiedliche Formen und Ausprägungen gibt, die müssen wie oben getan differenziert werden.

Nein, weil du hier zwei Aspekte durcheinander wirfst. Es ging um eine generelle rechte Haltung die meist ganz grundsätzlich eine Ablehnung von Ausländern und Flüchtlingen einschließt und dann haben wir eine aktuelle situative Flüchtlingsthematik, da passen sich Ansichten an Entwicklungen an, und hier basiert die zunehmend skeptische Haltung auf Verunsicherung, der sehr großen Anzahl und einer empfundenen konzeptlosigkeit der Politiker, dass lässt sich nicht mit rechter Ideologie oder Grundhaltung gleichsetzen.
Angemerkt sei, dass Verunsicherung und Angst immer die rationelle Beurteilung einschränkt, unabhängig vom einer intellektuellen Konstitution.
von Adrianm
#1445283
Mal was zum "Asylkritik/besorgte Bürger" - Teil (könnte leicht OT werden, gucken wir mal :wink: )

Was mir in der ganzen "Debatte" absolut nicht gefällt, ist, dass "kritische Stimmen"* fast immer direkt mit dem bösen Rechts gleichgestellt werden (wobei das Wort in DE eh schon negativ vorbelegt ist). Oder, wenn mal nicht die "rechte Keule" kommt, dann doch mindestens "tja, die sind halt ungebildet".
Dazu: Nicht jeder, der Kritik äußert oder Ängste hat, ist "rechts", nicht jeder ist ungebildetes Prekariat. Zu Demokratie gehört auch Diskussion, Meinungspluralität. "WIR SCHAFFEN DAS, jetzt Ruhe" ist da 0 hilfreich. WIE schaffen wir das? WAS passiert in Zukunft? WELCHE Belastungen kommen auf uns zu? Könnte man ja alles mal erklären. Tut man nicht. Medien, auch "Satire" wie z.B. die heute show, die "besorge Bürger = Nazi" dauernd propagieren, helfen auch keinen.
Man muss den Menschen mal Dinge erklären und aufzeigen, was man in Zukunft machen will. Pläne darlegen. Zeigen, dass man nicht planlos durch die Gegend rennt. Tut man aber nicht. Mutti sagt, alles läuft, Siggi sagt jede Woche was anderes, Horst träumt innerlich wohl von einem Grenzzaun, jeder der irgendwelche Kritik äußert ist Nazi, AfD ist verschwunden aber trotzdem eine "Bedrohung", Alpha ist der lustigste Politikwitz der letzten Jahre.
Meldungen wie "dm sagt Spendenaktion ab", "1000 Asylanten für 100 Einwohner Dorf" etc schüren "Ängste", aber kommt von Muttis Truppe was? Nö. Die aktuelle Regierung "kommuniziert" viel, oft, aber leider immer nur Worthülsen, die einfach niemanden voranbringen.

TL;DR:
Menschen haben Ängste, Bedenken, etc., sind deswegen aber weder "rechts" noch "bildungsferner Abschaum".
Die gewählte Volksvertreterschafft kommuniziert nichts hilfreiches, sondern nur Worthülsen, die sie sich sparen könnte, und widerspricht sich innerhalb der besten Groko aller Zeiten auch noch.

Noch was zu "rechts":
Wie gesagt, der Begriff ist in DE "vorbelastet" und da wird auch gerne mal jeder "Müll" reingeworfen. Oder will man ernsthaft behaupten, "30 % Wiens" sind Nazis (FPÖ) und Dänemark baut bald ein eigenes Reich auf (21% DF)?


*damit sind kritische Stimmen gemeint. Keine Vollidioten die Brände legen, Menschen angreifen etc.
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von SchwuppDiWupp
#1445460
ach schon zwei Seiten weiter - ok dann nicht :shock:

Ich sag ma nix außer Merkel muss weg und ja doch

irgendwie verwunderlich, wie ein Land was gestern noch

strahlend blau erleuchtete innerhalb weniger Tage irgendwie

ein schwarzes Moloch geworden ist

und die fette McPomMutti mittendrin, okee das war nicht nett

vielleicht bereut sie es auch ja inzwischen - ein ganzes Land

zu entfremden und kaputt zu machen.

Find ich nett - zu sagen, "wir schaffen das" und die Drecksarbeit
den Bürgern zu überlassen

ich hab gelesen, in Mali werden auch schon Pässe gedruckt
um in das gelobte Land zu kommen - von so viel Liebe
haben Jesus und Allah sicher immer schon geträumt

Tja was könnte da helfen? ein kalter Winter?

Wenn selbst Putin sich an den Kopf fasst, was der Westen
da so anstellt, sollte man sich mal selbst fragen, ob das
alles so richtig ist - bitte lasst Wahlen regnen, damit
Mutti was merkt - es sind zu viele ... zu viele

Bisher wurde Mutti ja immer als Miss Europa hofiert -
keine Ahnung warum - viele Probleme im Land - von
Mutti hab ich nie was dazu vernommen außer bla bla
und das ist eigentlich noch zu viel - und jetzt macht
Madam mal den Mund auf und schon ist alles schaizze
vielleicht hätte sie einfach dieses Mal auch einfach
nix gesagt - vielleicht ist uns daher die vergangenen
Jahre viel Leid erspart geblieben, weil sie einfach nix
gesagt hat.
Zuletzt geändert von SchwuppDiWupp am Do 15. Okt 2015, 20:25, insgesamt 1-mal geändert.
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von SchwuppDiWupp
#1445464
Ohne Kontrolle wird das nix - das hört nicht auf

Das Einzige was dann doch irgendwie bemerkenswert ist,
wie man mit einer Entscheidung den ganzen Mob gegen sich
aufbringt und das ganze schöne Heititeiti auf einmal vergessen
ist. Vielleicht hätte man doch besser einen Mann ... :mrgreen:

Ok, das muss man an Merkel dann doch bewundern,
dass sie sich in der Männerwelt so lange gehalten hat.

So, aber nu ist Zeit fürn Abgang - alternativlos
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von Herr Vorragend
#1445505
bmwtop12 hat geschrieben:http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1057954.html

Soviel dazu, wie der heilige Putin hier Öl ins Feuer gießt.
Das sehe ich zumindest bisher komplett anders.

Putin ist doch der Einzige, der jetzt tatsächlich mal substantielle Schritte unternimmt, um den Krieg in Syrien endlich zu beenden.

Dass er das nicht aus reinem Mitgefühl macht, sondern damit in erster Linie russische Interessen verfolgt - völlig klar, kein Thema. Was das betrifft, unterscheidet sich Russlands Verhalten in keinster Weise von dem der USA, Deutschlands oder welchem Land auch immer - auf dieser Ebene ist jegliches Gerede von "Anti-Terror-Kampf", "das arme unterdrückte Volk XY von seinem brutalen Diktator befreien" etc. reines Geschwätz für die Öffentlichkeit, das die wahren geostrategischen Interessen verdecken soll.

Ohne Russlands Eingreifen würde der Krieg in Syrien noch Jahre dauern. Gut, möglicherweise wird er das trotzdem tun - in US-Militärkreisen überlegt man ja angeblich, Syrien für Russland bewusst in ein "zweites Afghanistan" zu verwandeln und sie dort in einen endlosen Proxy-Krieg zu verwickeln.
Aber bislang stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass es durch den Einsatz Russlands und Irans in Syrien in absehbarer Zeit tatsächlich endlich zu einem Ende des Krieges kommt.
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von bmwtop12
#1445507
Äh, dir ist schon klar, dass die Russen die GEMÄSSIGTEN REBELLEN ausradieren? Also die, die eine ernstzunehmende Konkurrenz für Assad darstellen? NICHT DEN IS? Also heizt Wladimir den Konflikt an und tut im Gegenteil nichts dazu, ihn zu beenden.
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von Herr Vorragend
#1445512
bmwtop12 hat geschrieben:Äh, dir ist schon klar, dass die Russen die GEMÄSSIGTEN REBELLEN ausradieren? Also die, die eine ernstzunehmende Konkurrenz für Assad darstellen? NICHT DEN IS? Also heizt Wladimir den Konflikt an und tut im Gegenteil nichts dazu, ihn zu beenden.
Ich halte dieses ganze "gemässigte Rebellen"-Gerede ehrlich gesagt für eine Propaganda-Phrase, die man derzeit eben mal durch's Dorf treibt.
Bei diesem Abschnitt des SpOn-Artikels musste ich sogar geradezu lachen:
SpOn hat geschrieben:Es ist bereits mindestens das zweite Mal, dass Russland eine als moderat eingestufte Rebellengruppe bombardiert, deren Mitglieder vom US-Geheimdienst CIA trainiert wurden.
Wie kann der Spiegel ernsthaft so etwas schreiben - nur Tage, nachdem fast alle Medien Artikel darüber gebracht haben, dass die US-Regierung zähneknirschend eingestehen musste, dass das gesamte US-Programm zum Training "moderater syrischer Rebellen", das alleine bisher 500 Millionen Euro gekostet hat, in der Praxis bisher gerade mal 5 (in Worten: FÜNF) :!: "moderate Rebellen" hervorgebracht hat?
http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 57092.html
Alle anderen sind bei der erstbesten Gelegenheit entweder getürmt oder Ähnliches. Alleine 70 "moderate, von den USA trainierte Rebellen" haben auf einen Schlag ihre gesamten, von den USA gelieferten Waffen an einen al-Kaida-Ableger übergeben, kaum dass sie in Syrien angekommen waren:
http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... Syria.html
Und das waren nicht nur eine handvoll Waffen - das waren SECHS Lastwagen voll:
https://twitter.com/chrisjwoods/status/ ... 0183543809

Als die deutsche Bundesregierung auf der Bundespressekonferenz vor einer Woche gefragt wurde, welche Gruppierung(en) denn eigentlich "die Guten" in Syrien sind, bzw. welche syrischen Gruppierungen unsere Regierung für unterstützenswert hält, kam übrigens das dabei heraus:
https://www.youtube.com/watch?v=UAj_uwjhpJA
Die Bundesregierung konnte keine einzige konkrete Gruppierung nennen und verweigerte ausschweifend eine konkrete Antwort.
Kannst Du denn auch nur eine einzige Gruppierung "moderater Rebellen" nennen?

Im Endeffekt ist es doch nun mal so: In Syrien sind zahllose Gruppierungen aktiv, jede mit ihren eigenen Zielen und im Endeffekt kämpft fast jeder gegen jeden.
Von allen in Syrien kämpfenden Parteien sind Assad und die Regierungstruppen aber nun mal immer noch diejenigen, die beim Volk die höchsten Sympathiewerte haben.
Ein echter Friede in Syrien ist daher am ehesten immer noch mit Assad vorstellbar. Auch wenn einem Assad unsympathisch sein mag:
Er ist derjenige, auf den sich die meisten Syrer derzeit noch am ehesten einigen könnten.
Zuletzt geändert von Herr Vorragend am Fr 16. Okt 2015, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
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von bmwtop12
#1445513
Ach mach dich nicht lächerlich! Die allermeisten Syrer und alle im Ausland außer die Russen und Chinesen würden Assad am liebsten am nächsten Baum hängen sehen. Mit Assad gibt es keinen Frieden.
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von Herr Vorragend
#1445514
bmwtop12 hat geschrieben:Ach mach dich nicht lächerlich! Die allermeisten Syrer und alle im Ausland außer die Russen und Chinesen würden Assad am liebsten am nächsten Baum hängen sehen. Mit Assad gibt es keinen Frieden.
So? Hast Du dafür denn auch Belege, die Du verlinken kannst? Oder behauptest Du das bloss, weil die hiesigen Medien in ihrer Berichterstattung eben ständig den Eindruck erwecken, Assad sei ja ach-so verhasst?

Ich kann für meine Behauptung immerhin eine Umfrage des englischen Meinungsforschungsinstitutes "ORB International" anführen:
http://www.opinion.co.uk/perch/resources/syriadata.pdf
(ist mit 32 Seiten recht umfangreich, da da alles mögliche abgefragt wurde - die relevante Tabelle ist auf Seite 3)

Man kann natürlich einwenden, dass Assad mit 47% Zustimmung/50% Ablehnung immer noch von mehr Syrern negativ als positiv gesehen wird.
Aber mit diesen Werten steht er nun mal immer noch am besten da.
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von Herr Vorragend
#1445517
bmwtop12 hat geschrieben:Ich kann auf die Schnelle nur den gesunden Menschenverstand anführen, in Verbindung mit der geopolitischen Lage und den bisher begangenen Kriegsverbrechen. Mir reicht das.
Also komm, das heisst doch auf gut Deutsch nur: Nein, denn Du hast den harten Fakten einer repräsentativen Umfrage eines international anerkannten Marktforschungsinstitutes momentan nur das vage Bauchgefühl entgegenzusetzen, das die hiesige Medienberichterstattung in Bezug auf Syrien bei Dir hinterlassen hat.

Da Du Dich ja offenbar primär über SpOn informierst, hätte ich jetzt übrigens mit diesem Link gerechnet:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 56567.html
Sag Bescheid, falls ich die Aussagekraft der darin erwähnten Umfrage nochmal explizit in der Luft zerreissen soll. :mrgreen:
bmwtop12 hat geschrieben:Edit: http://m.spiegel.de/politik/deutschland/a-1058120.html
Dieser Link war aber jetzt nicht als Gegenbeleg, sondern einfach als ganz allgemeiner Beitrag zum Thread gemeint, oder?
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von bmwtop12
#1445518
Ja, Bauchgefühl plus wahrgenommener Berichterstattung reicht mir zur Zeit. Ich habe auch nicht (im Gegensatz zu offensichtlich dir) die Zeit, mich in diesem Umfang damit zu beschäftigen. Momentan eigentlich gar keine.
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von Fernsehfohlen
#1445524
Wobei kürzlich eine Umfrage unter syrischen Flüchtlingen Schlagzeilen machte, laut der die Mehrzahl unter ihnen eher Assad als den IS als Kerngrund ihres Flüchtens angaben. Wie seriös diese Umfrage ist, kann ich leider nicht sagen, aber ich möchte es hier doch mal kurz angemerkt haben.

Generell sehe ich aber auch kaum eine andere Möglichkeit als die teilweise Kooperation mit ihm, um die Lage in dem Land zumindest latent zu verbessern. Wem soll das denn sonst gelingen, wenn nicht dem Assad-Regime? Den etlichen Rebellen-Gruppen, die untereinander schon keine ansatzweise ähnliche Linie haben und von moderat bis hin zu höchst extremistisch alles abdecken? Dem IS? Irgendeinem westlichen "Schutztrupp", der meint, zu wissen, was die Leute da wollen und wieder eine ebenso herablassende wie zum Scheitern verurteilte "Herrschaft des Guten" durchpressen?


Fohlen
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von bmwtop12
#1445530
Hitler, ääähh Assad muss weg. Daran führt kein Weg vorbei.
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von Herr Vorragend
#1445531
Fernsehfohlen hat geschrieben:Wobei kürzlich eine Umfrage unter syrischen Flüchtlingen Schlagzeilen machte, laut der die Mehrzahl unter ihnen eher Assad als den IS als Kerngrund ihres Flüchtens angaben. Wie seriös diese Umfrage ist, kann ich leider nicht sagen, aber ich möchte es hier doch mal kurz angemerkt haben.
Instinktiv würde ich vermuten, dass das die gleiche Umfrage war, die bspw. in diesem Artikel thematisiert wurde:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 56567.html

Was die Aussagekraft dieser Umfrage betrifft, sehe ich aber gewisse Kritikpunkte:
- SpOn gibt sogar selbst zu, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist: "Erstmals gibt es jetzt eine umfangreiche Befragung syrischer Flüchtlinge dazu. Sie ist zwar im statistischen Sinne nicht repräsentativ [...]"
- Die Umfrage wurde von "Adopt a revolution" durchgeführt - einer Initiative mit recht zwiespältigem Ruf
- Die Umfrage ist schon deshalb nur sehr bedingt aussagekräftig, weil sie ausschliesslich auf Selbstaussagen von in Deutschland Asyl beantragenden Flüchtlingen basiert. Die sind aber halt kein 100%ig repräsentativer Schnitt der gesamten in Syrien lebende Bevölkerung. (wenn man sich die Daten der ORB-Umfrage im Detail anschaut, dann sieht man ja zugegebenermassen ebenfalls, dass die Zustimmung/Ablehnung von Assad und den anderen Gruppen äusserst unterschiedlich ausfällt - je nachdem, aus welchem Teil des Landes Leute befragt wurden).

Was die Aussagekraft dieser speziellen Umfrage betrifft, betrachte ich es weiterhin auch als gewisses Problem, dass sämtliche Befragten eben auf Anerkennung von Asyl in Deutschland hoffen, und daher zumindest teilweise darauf trainiert sein dürften, bei Fragen nach ihren Fluchtursachen das "Richtige" zu antworten - also das, was ihre Chancen auf Asyl-Anerkennung erhöht. Nicht ohne Grund soll es derzeit ja bspw. auch mehr Flüchtlinge geben, die sich den deutschen Behörden gegenüber nur als Syrer ausgeben, als echte Syrer.
Fernsehfohlen hat geschrieben:Generell sehe ich aber auch kaum eine andere Möglichkeit als die teilweise Kooperation mit ihm, um die Lage in dem Land zumindest latent zu verbessern. Wem soll das denn sonst gelingen, wenn nicht dem Assad-Regime? Den etlichen Rebellen-Gruppen, die untereinander schon keine ansatzweise ähnliche Linie haben und von moderat bis hin zu höchst extremistisch alles abdecken? Dem IS? Irgendeinem westlichen "Schutztrupp", der meint, zu wissen, was die Leute da wollen und wieder eine ebenso herablassende wie zum Scheitern verurteilte "Herrschaft des Guten" durchpressen?
So sehe ich das mittlerweile halt auch. Ein "Prince Charming", den fast jeder toll findet, ist in Syrien leider weit und breit nicht in Sicht. In Abwesenheit besserer Alternativen bleibt in Syrien derzeit wohl nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, und muss man wohl zumindest vorübergehend auch Assad in Kauf nehmen.

Auch die Bundesregierung hat sich ja schon vor ca. 3 Wochen ja dafür ausgesprochen, wieder mit Assad zu reden.
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von TorianKel77
#1445582
Ich verstehe aber nicht, was man von Putin und Assad denn erwartet? Für Damaskus sind halt auch bzw. sogar primär die Rebellen, wer auch immer genau darunter fallen sollte, Terroristen, die Russland meines Wissens auch angekündigt hatte zu bekämpfen. Deswegen finde ich es etwas abstrus, daraus einen überraschenden, diabolischen Masterplan von Putin zu konstruieren.

Und militärisch wäre es doch für sie komplett sinnlos, jetzt bspw. um Rakka herum zu bombardieren. Soll die syrische Armee dann kurz mal an dem Rebellen vorbei latschen den IS bekämpfen? Klar versucht man erstmal die anderen Gebiete zurückzuerobern. Der Rest ist ja größtenteils karge Wüste und Palmyra strategisch wohl erstmal eher unwichtig.

Vor diesem Hintergrund sind die ganzen Forderungen an Russland bzgl. des taktischen Vorgehens mMn völlig irrational. Um denen zu folgen müsste der gesamte Militärapparat der Russen ja dem Schwachsinn verfallen.
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