- Mi 5. Okt 2016, 14:42
#1488999
Nachdem ich mich im Quoten-Thread so vehement auf den Standpunkt "Binge tötet die Diskussionskultur" gestellt habe, gehe ich mit gutem Beispiel voran und diskutiere hier fortan mit mir selbst - alle anderen sind aber herzlich eingeladen mitzumachen. Wenn ich mal Bock habe, klaue ich uns auch noch ein schönes Titelbild - Seite 1 bleibt ja erfahrungsgemäß noch eine Weile aktuell
1x01 - The Original
Ich reihe mich in der Bewertung des Piloten irgendwo zwischen der 9.5/10-"The Next Big TV Sensation"-Gruppe und der 5/10-"Meh! Gabs alles schon mal und das Genre ist eh tot"-Fraktion ein.
Auf den ersten Blick ist Westworld episch und hervorragend gemacht. Die Darsteller überzeugen (wobei etwas seltsam auffällt, mit wie wenig Screentime und Relevanz Hopkins abgespeist wurde), Sets und Szenerie sind klasse, die Effekte treffen genau das richtige Maß, um zu beeindrucken ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Gut, einige der Charaktere sind eher flach gezeichnet, ironischerweise sogar mehr die Menschen als die Androiden, bei denen das völlig in Ordnung ist. Inhaltlich schneidet der "The Original" viele interessante Themen und Storyelemente an, die richtig verknüpft noch zu etwas richtig Großem werden können.
Was im Großen sehr gut funktioniert offenbart für mich in der Umsetzung die ein oder andere Schwäche, nämlich in der Darstellung des Parks und der Logik hinter den Androiden.
Das größte Problem habe ich mit Westworld selbst. Dafür, dass das ein (eigfentlich auch familientauglicher) Freizeitpark sein soll, in dem Besucher in eine alte Westernstadt eintauchen, zeigt man dies viel zu wenig. Stattdessen drängt sich der Eindruck auf, dass Westworld quasi gar keine Besucher hat, da Androiden hauptsächlich mit Androiden agieren - wenn sie nicht gerade vergewaltigt werden. Der Blick auf den Park-Alltag fehlt völlig, was bei dem Ziel eines epischen World-Buildings nicht sehr hilfreich ist.
Ich finde das Konzept des Parks hochinteressant: Androiden, die nach einer übergreifenden Storyline handeln, zu der sie nach Abweichungen durch äußere Eingriffe auch wieder zurückkehren. Das hat was von konvergierenden Zeitlinien, wie sie in diversen Zeitreise-Serien/-Filmen/-Episoden vorkamen (weil es für die Autoren eine besonders bequeme Lösung ist). Und ich hoffe, dass man deutlich tiefer einsteigt in die Frage wieso uns Erinnerung so handeln lässt wie wir es tun, da genau das ja der Unterschied sein soll, den Androiden nun nach dem Update haben. In dem Zusammenhang kapiere ich auch die letzte Szene nicht so richtig. Ich habe zugegeben lange gebraucht, um zu verstehen, dass die Androiden vorher nie nach Fliegen geschlagen haben, weil sie auf "nicht töten" programmiert sind (war lange advon ausgegangen, dass die einfach so programmiert sind, dass sie sich darum nicht scheren oder dass sie eine Fliege auf dem Gesicht eh nicht wahrnehmen). Aber wieso gerade das nun außer Kraft gesetzt wurde bei Dolores ist mir noch schleierhaft. Hätte eher erwartet, dass es in Richtung Vorahnungen beim Kontakt mit Menschen geht. Bei Fliegen dürfte es kaum Erinnerungen geben, die Schutzdirektiven überschreiben.
Wie funktioniert diese Direktive überhaupt, dass sie keinen Menschen töten/verletzen dürfen? Immerhin wird auf den Man in Black geschossen in dem Glauben, dass ihn die Fake-Waffe töten wird (gehe mal davon aus, dass da auf dem Gelände nirgends echte Waffen sind, sondern dass das Computersystem dahinter die Verletzungen simuliert). Hätte er dann nicht statt auf ihn zu schießen ihn nicht einfach vermöbeln können? Wäre nett, wenn man noch einen etwas tieferen Einblick in die "ethische Programmierung" erhält. Schießen okay, schlagen nicht? Und was passiert, wenn jemand den Androiden tatsächlich echte Waffen in die Hand drückt? Kann mir vorstellen, dass sich das irgendwann mal als Knackpunkt erweisen wird.
Auf die nächsten Wochen bin ich gespannt, alleine schon um zu sehen, ob man nun wirklich der Reihe nach Western-Klischees abfrühstückt und wenn nicht, wie sich die Westernwelt dann in die Story integriert.
Frage, die ich schon im anderen Thread stellte: Ist denn irgendwann in der Serie (oder in Interviews) gesagt worden, dass Westworld nur der Westernteil des Parks ist und es noch andere gibt? Der Pilot spricht nämlich eine deutlich andere Sprache, inklusive Vogelperspektive, Geländesimulator, dem Western-Umland, in dem sich Handlung abspielt und der Tatsache, dass nicht mit einer einzigen Silbe darauf eingegangen wird. Nur auf Basis des Piloten würde ich derzeit eindeutig sagen, dass da nur eine Westernstadt ist und sonst nichts - und dramaturgisch braucht es auch nicht mehr.
1x01 - The Original
Ich reihe mich in der Bewertung des Piloten irgendwo zwischen der 9.5/10-"The Next Big TV Sensation"-Gruppe und der 5/10-"Meh! Gabs alles schon mal und das Genre ist eh tot"-Fraktion ein.
Auf den ersten Blick ist Westworld episch und hervorragend gemacht. Die Darsteller überzeugen (wobei etwas seltsam auffällt, mit wie wenig Screentime und Relevanz Hopkins abgespeist wurde), Sets und Szenerie sind klasse, die Effekte treffen genau das richtige Maß, um zu beeindrucken ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Gut, einige der Charaktere sind eher flach gezeichnet, ironischerweise sogar mehr die Menschen als die Androiden, bei denen das völlig in Ordnung ist. Inhaltlich schneidet der "The Original" viele interessante Themen und Storyelemente an, die richtig verknüpft noch zu etwas richtig Großem werden können.
Was im Großen sehr gut funktioniert offenbart für mich in der Umsetzung die ein oder andere Schwäche, nämlich in der Darstellung des Parks und der Logik hinter den Androiden.
Das größte Problem habe ich mit Westworld selbst. Dafür, dass das ein (eigfentlich auch familientauglicher) Freizeitpark sein soll, in dem Besucher in eine alte Westernstadt eintauchen, zeigt man dies viel zu wenig. Stattdessen drängt sich der Eindruck auf, dass Westworld quasi gar keine Besucher hat, da Androiden hauptsächlich mit Androiden agieren - wenn sie nicht gerade vergewaltigt werden. Der Blick auf den Park-Alltag fehlt völlig, was bei dem Ziel eines epischen World-Buildings nicht sehr hilfreich ist.
Ich finde das Konzept des Parks hochinteressant: Androiden, die nach einer übergreifenden Storyline handeln, zu der sie nach Abweichungen durch äußere Eingriffe auch wieder zurückkehren. Das hat was von konvergierenden Zeitlinien, wie sie in diversen Zeitreise-Serien/-Filmen/-Episoden vorkamen (weil es für die Autoren eine besonders bequeme Lösung ist). Und ich hoffe, dass man deutlich tiefer einsteigt in die Frage wieso uns Erinnerung so handeln lässt wie wir es tun, da genau das ja der Unterschied sein soll, den Androiden nun nach dem Update haben. In dem Zusammenhang kapiere ich auch die letzte Szene nicht so richtig. Ich habe zugegeben lange gebraucht, um zu verstehen, dass die Androiden vorher nie nach Fliegen geschlagen haben, weil sie auf "nicht töten" programmiert sind (war lange advon ausgegangen, dass die einfach so programmiert sind, dass sie sich darum nicht scheren oder dass sie eine Fliege auf dem Gesicht eh nicht wahrnehmen). Aber wieso gerade das nun außer Kraft gesetzt wurde bei Dolores ist mir noch schleierhaft. Hätte eher erwartet, dass es in Richtung Vorahnungen beim Kontakt mit Menschen geht. Bei Fliegen dürfte es kaum Erinnerungen geben, die Schutzdirektiven überschreiben.
Wie funktioniert diese Direktive überhaupt, dass sie keinen Menschen töten/verletzen dürfen? Immerhin wird auf den Man in Black geschossen in dem Glauben, dass ihn die Fake-Waffe töten wird (gehe mal davon aus, dass da auf dem Gelände nirgends echte Waffen sind, sondern dass das Computersystem dahinter die Verletzungen simuliert). Hätte er dann nicht statt auf ihn zu schießen ihn nicht einfach vermöbeln können? Wäre nett, wenn man noch einen etwas tieferen Einblick in die "ethische Programmierung" erhält. Schießen okay, schlagen nicht? Und was passiert, wenn jemand den Androiden tatsächlich echte Waffen in die Hand drückt? Kann mir vorstellen, dass sich das irgendwann mal als Knackpunkt erweisen wird.
Auf die nächsten Wochen bin ich gespannt, alleine schon um zu sehen, ob man nun wirklich der Reihe nach Western-Klischees abfrühstückt und wenn nicht, wie sich die Westernwelt dann in die Story integriert.
Frage, die ich schon im anderen Thread stellte: Ist denn irgendwann in der Serie (oder in Interviews) gesagt worden, dass Westworld nur der Westernteil des Parks ist und es noch andere gibt? Der Pilot spricht nämlich eine deutlich andere Sprache, inklusive Vogelperspektive, Geländesimulator, dem Western-Umland, in dem sich Handlung abspielt und der Tatsache, dass nicht mit einer einzigen Silbe darauf eingegangen wird. Nur auf Basis des Piloten würde ich derzeit eindeutig sagen, dass da nur eine Westernstadt ist und sonst nichts - und dramaturgisch braucht es auch nicht mehr.