- Do 27. Okt 2016, 23:27
#1491125
Meine Stadt plant ein neues Gewerbegebiet. Hinterm Haus auf der Wiese bei mir. Finde ich eher ungeil, da eine riesige Waldfläche gerodet werden und die Verkehrsanbindung über einen Kreisverkehr, gut 300 Meter von mir, erfolgen soll. Inmitten einer eigentlich natur- und grüngeschützten Fläche. Dazu wird dem Reiterhof hier ein Teil des natürlichen Umfelds genommen, denn man macht ja keinen Ausritt durch ein Gewerbegebiet. Dazu kommt, dass eine namhafte Einrichtung für die Bildung von Behinderten direkt neben der geplanten Fläche ein Internat mit 400 Betten unterhält. In der Stadt gibt es eine Vielzahl an ungenutzten Industriebrachen, die weitaus besser geeignet wären, um Gewerbeflächen zu realisieren, da die Erschließung bereits vorhanden ist. Noch dazu soll der benachbarte Bauernhof Teile seiner Ackerfläche für das Gebiet und die Verkehrsanbindung aufgeben - und das alles nun im fünften Anlauf innerhalb von sieben Jahren. Die ersten vier Versuche scheiterten, der letzte ganz arg peinlich an einem groben Formfehler seitens der Stadt.
Es entwickelte sich eine Interessengemeinschaft und ich gehöre aktiv dazu. Ich habe nichts gegen Gewerbeflächen, im Gegenteil. Wäre in meinem Job auch ziemlich daneben, allerdings müssen die Rahmenbedingungen stimmen und das tun sie bei diesem Vorhaben absolut nicht. Schlampige Gutachten, schweigende und die Dinge aussitzende Bedienstete der Stadt - inklusive Bürgermeister - und erschreckend häufig auftretende "Fehler" bei den Planungsveröffentlichungen haben mich schlussendlich dazu bewogen, mich aktiv gegen das Vorhaben einzusetzen. Heute gab es wieder eine Bürgersammlung und es waren extrem viele Menschen da. Aber niemand von der Stadt, um sich den Fragen und Argumenten der Interessierten zu stellen - wie sonst auch nicht.
Ende November endet die Einspruchsfrist der Bürger und es geht nun in die heiße Phase, das Vorhaben in Umfang und Erschließung abzumildern oder gar ganz zu kippen. Ziel ist es auch, die unserer Meinung nach ziemlich oberflächlichen Gutachten argumentativ zu relativieren und über eine Vielzahl an Einsprüchen der Anwohner und Betroffenen bei der Stadt ein Umdenken zu erreichen.
Es ist ein echt gutes Gefühl, sich da direkt einzubringen und ein bisschen gelebte Demokratie zu verwirklichen. Habe das vorher immer etwas belächelt, aber wenn man selbst betroffen ist, ändert sich das alles.