Naaaaaja, die geschilderten Ereignisse in den Texte von Relotius dürfen und müssen auch angezweifelt werden, aber deine Beispiele sind da noch relativ leicht nachzuprüfen, zumal das der SPIEGEL auch nicht alles exklusiv hatte. Von daher würde ich die Kirche erstmal im Dorf lassen und abwarten.
Mittlerweile haben auch der Tagesspiegel und die
ZEIT nachrecherchiert. Relotius hat auch dort Reportagen und Interviews gefälscht, ja, gar ganze Geschichten erfunden. Das wird dann wahrscheinlich bei der NZZ, SZ, FAS, Welt, Cicero usw. nicht anders aussehen. Keine Ahnung, wie dieser Mensch jemals wieder glücklich sein kann. Unfassbare Dimensionen.
TB-303 hat geschrieben:"René Pfister (* 25. Januar 1974 in Müllheim) ist ein deutscher Journalist. Er ist Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros." https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Pfister Weiterhin
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Seehofer, der Spießer an seiner Eisenbahn - jaja passt schon alles.. (Artikel von Pfister)
Die Sache mit Pfister kann man aber nun wirklich nicht vergleichen. Das ist gegen Relotius, der bewusst getäuscht hat, eine Lappalie. Pfister ist ein wirklich guter und ordentlicher Journalist, der sein Handwerk beherrscht. Selbst Seehofer sagte damals (
KLICK), dass er das nicht schlimm fände und Szenen auch so zutreffen, also passt das mit dem Spießer im Zweifel auch. Trotzdem kann man ihm zu Recht den Nannen-Preis aberkennen. Und man kann jetzt natürlich auch sagen, dass er das alles extra gemacht hat und die läppische Beschreibung mit der Eisenbahn für sich reinnehmen musste, weil er wusste, dass er nur so einen Preis, Lob oder Anerkennung bekommen wird, aber daran glaubt man doch nicht ernsthaft, zumal man das mit Politikern eigentlich nicht machen kann und es eben zu leicht auffliegen würde. Und die Nominierung wäre womöglich auch rausgesprungen, wenn er die Nachbildung verdeutlicht hätte. Zumindest konnte er das so oder so nicht kalkulieren. Und die ersten Passagen geben dafür sicher nicht den Ausschlag.
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Der deutsche Journalismus ist qualitativ sehr gut, wenn es dann um Kommentare/Meinungen geht, geht es dann schon sehr krass in eine Richtung und das ist leider dann auch wenig fundiert und eher emotionsgesteuert - das darf es ja auch sein, das Problem ist aber, dass das dann eben auch oft die Texte sind, die zur freien Verfügung stehen (kostet ja auch kaum was) und dementsprechend oft geteilt/besprochen werden. Für meinen Geschmack war das die letzten Jahre auch zu viel und mit den sozialen Medien und der dauerhaften Erregung wurde das noch zusätzlich befeuert. Diese Hysterie und dieser damit einhergehende Opportunismus ist schon schrecklich anstrengend und auch gefährlich. Das ist auch ein Zeichen von großer Unsicherheit, gerade auch wie man mit bestimmten Themen und Meinungen umgehen soll. Es eskaliert einfach alles so schnell.
Dennoch kann man, wenn man sich denn damit näher beschäftigen mag, alles gut selektieren und die großen, aufwändigen Reportagen sind (für mein dafürhalten) seltenst Confirmation Bias gesteuert. Und da ist es dann auch (meistens) wirklich egal, in welchem Blatt etwas erscheint.