Fangen wir mal mit meinem Ranking der genannten Serien an ( von Young Sheldon habe ich noch keine Folge gesehen. Von allen anderen mindestens 1 komplette Staffel.)
1. Superstore
Von allen aktuell laufenden Network-Comedies erinnert Superstore am stärksten an den NBC Donnerstag der The Office Ära. Wenn die Serie mal längere Zeit ein vernünftiges Lead-In gehabt hätte, anstatt in einem See von Flops zu schwimmen, wäre das sicher ein solider Hit geworden. Die größten Vorzüge sind das gut harmonierende Ensemble und es gibt sogar eines der ganz wenigen funktionierenden will they - won't they-Pärchen (ziemlich unverhohlen in Jim/Pam Tradition). Superstore erreicht nie die höchsten Höhen von The Office, da es keinen Stand Out Charakter wie Michael und auch keine nachhallenden dramatischen Untertöne gibt, aber dafür ist es konstant gut (im Schnitt besser als The Office ab Staffel 6) und die Geschichten haben genug Variationen, um sich auch in Staffel 3 noch frisch anzufühlen.
Wie alle Comedies musste auch Superstore noch Feintuning bei den Charakteren betreiben und lernen welche Konstellationen am besten funktionieren, aber verglichen mit anderen Serien dieser Liste geben die ersten Folgen schon einen aussagekräftigen Ersteindruck.
2. The Goldbergs
Die Frische ist dann auch der Grund, dass ich Goldbergs nicht auf 1 setze, obwohl es mir in der Spitze (vor allem die Folgen, die sich direkt auf bestimmte Filme und Popkulturprodukte der 80er konzentrieren) besser gefällt. Ähnlich wie bei Modern Family und eigentlich allen aktuellen ABC Familiencomedys ist der Ablauf fast immer gleich. Jedweder Konflikt und Streit dient nur als Vorlage für die herzige Versöhnung/Einsicht am Ende (naja, fast jedweder. Bei den Kindern gibt es immerhin auch Beziehungen, die endgültig zerbrechen.). Das es solche Folgen öfter gibt, wäre ja kein Problem. Die finden sich auch in den Simpsons und allen anderen klassischen Familencomedys, aber in der Häufigkeit trübt das den Eindruck.
Der zu laute Pilot gibt keinen fairen Eindruck. Das war die mit Abstand schwächste Folge.
(3.
The Middle.
Das brauchte nicht nur ein paar Folgen, sondern mehrere Staffeln bis es zu einem modernen Roseanne Nachfolger wurde. Größte Schwäche war der Fokus auf die Mutter und deren Job beim Autohändler. Seit der Jobteil gekickt wurde und die Kinder zunehmend die Hauptrollen übernahmen, funktioniert die Serie und heutzutage sind Serien über geringverdienende weiße Familien aus den Flyover States im US Fernsehen ja exotischer als die anderen modernen Familien.)
3.
Black-ish
Was für Goldbergs und Modern Family das Übermaß an Wohlfühl-Enden sind, ist für Black-ish das Übermaß an Very Special Episodes, die zwar meist versuchen, noch Comedy zu bleiben, aber brisante Themen viel zu eindimensional abhandeln und somit letztlich doch wie moralinsauren Botschaftsfolgen von 80er/90er Sitcoms daherkommen. Das hat die vom Cast und Comedyanteil unterlegene The Carmichael Show wesentlich besser geschafft. Da genau diese aufmerksamkeitsheischenden Folgen auch die Anerkennung von Emmys und co. sichern, haben sie im Verlauf leider zugenommen. Hätte sie in der Fülle nicht nötig, da der Cast um Anthony Anderson selbst gut abgehangene Allerweltsstories witzig und sehenswert gestalten kann. Positiv ist auch, dass sich nicht alle Charaktere immer ganz fürchterlich liebhaben müssen. Andersons Charakter zeigt z.B. meist offen, dass ihm sein ältester Sohn auf die Nerven geht und sieht es zum Glück nicht in jeder Folge für nötig, diesen Running Gag mit Entschuldigungen abzuschwächen.
Der Pilot war auch hier eine der schwächsten Episoden, aber spiegelt durchaus schon viele der Stärken und Schwächen korrekt wieder.
4.Fresh Off the Boat
Weniger ambitioniert als Black-ish und nicht so witzig wie Goldbergs, aber dass sie das Einwandererthema nicht zu Tode reitet und mehr nach Gemeinsamkeiten sucht, anstatt Unterschiede anzuprangern, macht sie auf Dauer sympathischer. Während die 80er einer der Hauptdarsteller von Goldbergs sind, hätte man sich die Ansiedlung in den 90ern hier mal wieder schenken können. Wenn es nicht ab und zu ein paar wenige technische und popkulturelle Anspielungen geben würde, würde man gar nicht merken, dass das nicht in der Jetztzeit spielt.
Den Piloten kann ich nicht mehr beurteilen.
5. Speechless
Auch hier entstammt das Konzept der schrägen Familie mit irgendeiner Besonderheit/Benachteiligung dem patentierten ABC-Baukastenprinzip (mit freundlicher Mithilfe der sonnigeren Momente von Little Miss Sunshine), aber glücklicherweise hat man den körperlich behinderten Sohn nicht als Engel gezeichnet, sondern gestattet ihm fast mehr unsympathische als sympathische Seiten und nimmt sich auch mit falschen Sentimentalitäten zurück. Ansonsten halt ABC-business as usual. Guter Cast, gute Chemie, effektive Inszenierung, bla, bla.
6.The Mick
Schafft es für eine Network-Comedy recht gut den Titelcharakter nicht zu schnell und zu stark seiner Kanten zu berauben und die Beziehungen trotzdem wachsen zu lassen. Die erste Staffel war für mich letztes Jahr ein guter Sommerpausenfüllen. Mal abwarten, ob der Cliffhanger von Staffel 1 wirklich ein Gamechanger ist oder ob schnell zur Ausgangssituation zurückgekehrt wird, wie es Brooklyn 9-9 gerne macht.
7. Life in Pieces
Ordentlicher Modern Family Abklatsch, der besser zu ABC als CBS passen würde. Das Konzept, das ein Alleinstellungsmerkmal liefern soll (immer 4 nur extrem lose verbundene Kurzgeschichten), ist aber weiterhin nur Nachteil.
Der Pilot hat das Konzept treffend vorgestellt, aber war inhaltlich glaube ich schwach.
8. American Housewife
Mit den üblichen ABC-Stärken ausgestattet (vor allem Diedrich Bader ist besser als manche Serienväter der gehypteren Shows) und somit auch nicht himmelweit hinter den Senderkollegen, aber über solide kommt es nie hinaus. Kann man sich gut anschauen, aber sollte auch ich mir besser sparen. :lol:
Und habe ich eine noch laufende Network-Comedy vergessen in meinem Testrun, welche eine Chance verdient hätte?
Mein Favorit unter den Live Action Network-Comedys ist weiterhin
Last Man on Earth, aber das ist a) tonal eine FX Comedy, die zufällig auf dem Schwestersender FOX gelandet ist, b) wandelt die Serie nicht nur zwischen postapokalpytischer Dramedy und Friends-Comedy sondern auch zwischen Genie und Wahnsinn, gut und nervig. C) wirst du ihr ja sowieso nie eine echte Chance geben.

Dafür wäre hier nämlich sogar mehr als eine Staffel nötig, weil der anstrengende Hauptcharakter erst später repariert wird und seine noch anstrengendere Gefährtin immer anstrengend bleibt. Der Pilot, der als eine der wenigen Folgen dem Titel gerecht wird, gibt logischerweise kein Bild über den Alltag der Serie ab.
Die True Crime Parodie
Trial & Error hatte ich ja auch schon empfohlen. Mit den nur 13 Folgen und einem abgeschlossenen Gerichtsfall pro Staffel bietet sich das ideal für einen ausführlichen Test an, ist aber eben auch ziemlich verrückt und bei sowas ist bei dir ja nie absehbar, ob es deinen Nerv trifft. Ist trotz der Ähnlichkeiten zu Parks & Rec auch keine klassische Network-Comedy, weil die Handlung stark serialisiert ist und einige Hauptcharaktere zwischen den Staffeln ausgetauscht werden. (Die Angeklagten, die von der kleinen Anwaltsfirma vertreten werden. In Staffel 1 John Lithgow. In Staffel 2 soll es wohl Kristin Chenoweth werden.)