@Florence: Ich wollte im Artikel nicht allen, die den alten Stil schöner finden, vorwerfen, es läge allein an der Nostalgie. Ich wollte aber dem Rechnung tragen, dass es durchaus Leute gibt, die aus bloßer Nostalgie und Gewohnheit dem neuen Stil keine Chance geben.
Ich selber liebe ja auch sehr das runde, saubere und strukturierte Design der Donald-Cartoons der späten 40er und frühen 50er, das die alten "DuckTales" adaptieren. Aber: Die alte Serie ist vergleichsweise steif animiert, "Darkwing Duck" war da im direkten Vergleich schon deutlich flüssiger gezeichnet. Da geht es mir um die Umsetzung, nicht um den Zeichenstil an sich.
Und die neuen "DuckTales" haben ein Design gewählt, das gekonnt auf die Limitierungen von TV-Animation zugeschnitten ist. Es kennt die medialen Schwächen und sucht nach Lösungen dafür. Ich würde mir mehr Donald-Merchandise im "klassischen" Stil holen als im neuen, aber gleichzeitig bin ich froh, dass die Serie so aussieht, wie sie aussieht, weil es für das, was sie will und soll, besser funktioniert.
Und was die Ästhetik an sich anbelangt:
"Ich kann nicht begreifen, wie man dem Zeichenstil etwas abgewinnen kann, wenn man das Orignal kennt? Für mich wirkt das einfach wie der Versuch eben die bekannten Figuren in das bekannte Stilmuster der aktuellen Zeichentrickserien von Disney Channel oder Cartoon Network zu pressen. Alles wirkt irgendwie ähnlich, kaum Liebe zum Detail und teils recht kantige Linien. Dazu recht blasse Farbtöne gegenüber früher.
Man schaue sich nur mal Düsentrieb oder die Panzerknacker an, wo jeglicher Charme den die früheren Figuren versprühten komplett dem Zeichenstil zum Opfer gefallen sind."
Diese Kritik am neuen Stil kann ich genauso wenig nachvollziehen, wie du meine Sympathie für den neuen Stil.
Etwa der Punkt, dass die Serie zu ähnlich anderen aktuellen Formaten sei. Die aktuelle "DuckTales"-Serie hat ästhetisch doch überhaupt nichts mit den geometrischen Formen von "Phineas & Ferb" und dessen Farbwahl gemeinsam, oder mit dem "Phineas & Ferb in etwas verwässert"-Look von "Milo Murphy". Und den Pastell-Märchenbuchstil von "Rapunzel" oder den knubbeligen "Gravity Falls"-Look erkenne ich ebenso wenig in der neuen "DuckTales"-Serie. Wenn visuelle Originalität als Argument gilt, verlieren doch automatisch die alten Disney-Serien der 80er bis in die mittleren 90er, da die alle mehr oder minder den selben Disney-Standardstil verfolgen.
Dann die Liebe zum Detail: Der Punkt ist für mich gar nicht einmal so leicht zu verteilen, da dort beide Versionen ihre Vor- und Nachteile haben.
Ja, die alte Serie hat ihre gemalten Hintergründe, und die sind teils sehr elaboriert (es gibt zB einige sehr schöne Stadtaufnahmen Entenhausens in den klassischen DuckTales). Das würde ich ihr niemals nehmen und da ist sie weit über einem Großteil des Zeichentrickserien-Pantheons. Aber es gibt auch viele Bilder wie dieses hier:
Die neue Serie hingegen hat gemeinhin flachere Hintergründe, ist comichaft-zweidimensional statt wie klassische Disney-Filme ein großes Augenmerkauf Tiefenwirkung in den Hintergründen zu setzen. Dafür hat die neue Serie solche Bilder, die effektiv Stimmung setzen und nebenher Fanservice liefern:
Und was die Figuren angeht: Die Panzerknacker haben mir in der alten Serie nicht besonders gefallen, da finde ich die "Wir gehen noch weiter von der Barks-Vorlage weg"-Attitüde in der neuen Serie mutiger, sympathischer. Düsentrieb sieht in der neuen Serie nicht besonders aus, da gebe ich dir Recht, generell weiß ich aber nicht, wie man behaupten könnte, dass der neue Zeichenstil die Figuren irgendwie in ihrer Wirkung beschränken würde. Der Look unterstreicht nun bei jeder Figur deutlicher den Charakter und ist somit zwar weniger einheitlich, aber dafür aussagekräftiger. Das ist per se erstmal einfach nur anders, nicht direkt schlechter oder gar frei von Charme. Und Dagobert etwa profitiert davon in meinen Augen deutlich, weil ihm das "der liebe, alte Onkel"-hafte der 80er-"DuckTales" verloren geht (und sich mit sonst keiner Interpretation der Figur deckt), um Platz für mehr abenteuerlicher Verwegenheit zu machen. In der neuen Serie hat er weiter die Freundlichkeit des 80er-"DuckTales"-Dagoberts, aber die Vitalität des Don-Rosa-Dagoberts, gepaart mit der Außenwirkung dessen, wie sie Dagobert in einem Gros der Barks-Comics hatte.