- Mo 27. Jul 2020, 23:14
#1548099
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017)
Der Film lief heute in der ARD und wurde von allen möglichen Seiten mit Lob überschüttet, weshalb ich ihn mir zusammen mit meiner Mama angeschaut habe. Das war sicherlich keine schlechte Entscheidung, denn Regisseur Martin McDonagh erzählt eine sehr schöne und interessante Geschichte über eine Frau namens Mildred (gespielt von Frances McDormand, die dafür nachvollziehbarerweise oscarprämiert wurde), deren Tochter vergewaltigt und ermordet wurde, ohne dass der Täter dingfest gemacht wurde - dass sich die Welt ohne ernstzunehmende Ermittlungsbemühungen einfach so weiterdreht, veranlasst Mildred dazu, drei schrottreife Billboards an einer abgelegenen Straße zu mieten, um Druck auf den Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson) auszuüben und die Erinnerung an dieses ungesühnte Verbrechen wachzuhalten. Grandios an diesem Film sind aus meiner Sicht:
- Figurenzeichnung: Nicht nur Mildred, sondern mindestens auch Willoughby sowie Officer Dixon (ebenfalls eindrücklich und oscarprämiert dargestellt von Sam Rockwell) werden mit so viel Tiefgang erzählt, wie es viele Filme noch nicht einmal bei ihrer Hauptfigur schaffen. Brillant.
- Humor: Fein, nuanciert, bitterböse und zutiefst sarkastisch - der Film hat mich einige Male laut auflassen lassen, was bei mir nicht viele Streifen schaffen. Eindrucksvolle Volltrefferdichte, hier geht kaum ein "Gag" daneben.
- Dialoge: Tragen natürlich zum Tiefgang bei, möchte ich aber trotzdem extra betont wissen. Sind sehr schöne, manchmal vielleicht etwas zu deftige Dialoge, die aber in sich stimmig wirken.
- Dramaturgie: Es gibt viele nicht vorhersehbare Wendungen und so recht mag man auch nicht absehen, wohin den Zuschauer die Reise führt. Sehr gut, wie auch das Ende.
- Schauspielerische Leistungen: Nicht nur an der Spitze, sondern auch in der Breite vermag hier nahezu jeder Darsteller, seine Figur leben zu lassen und authentisch darzubieten.
- Musik: Leicht retro, aber keinesfalls verbraucht klingend und zu jedem Zeitpunkt stimmig eingesetzt.
- Die Briefe von Willoughby. Vor allem der Erste an seine Frau ist mir so dermaßen unter die Haut gegangen, dass ich ihn gerne gesondert erwähnen möchte.
Dennoch bin ich unterm Strich relativ weit von der Höchstwertung entfernt, was vor allem an der mir teilweise zu exzessiven körperlichen und verbalen Gewalt liegt. Die verbale Gewalt kann man noch damit rechtfertigen, dass die Menschen im Mittleren Westen nunmal so grobschlächtig kommunizieren, aber die physische Gewalt ist definitiv deutlich überzeichnet und zu präsent. Auch die Figur Dixon nimmt zwar eine interessante Wendung, ist mir im ersten Teil des Films aber zu krass als saufender Vollidiot mit rassistischen Vorurteilen großer Liebe zum Schlagstoff ausgerichtet. Das hat bei "Brügge sehen... und sterben?" noch gut gepasst, der Film ist mir aber insgesamt zu ernst und realitätsnah geraten, um diese Brachialität nicht als temporäre Fremdkörper zu empfinden. Und ich muss nach den ganzen sehr ästhetisch gefilmten Horrorfilmen, die ich zuletzt gesehen habe, auch sagen, dass ich diesen Streifen hier (mal abgesehen von der Szene, in welcher der erste Brief vorgelesen wird - um es mal so spoilerfrei wie möglich anzudeuten) nicht ganz so aufregend und relativ straight abgefilmt finde.
Insgesamt ist "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" aber dennoch ein sehr gutes, humorvolles Drama, das verdammt viel richtig macht und es vor allem schafft, dem Massenpublikum relativ zugänglich zu bleiben, ohne dabei an Substanz oder Relevanz zu verlieren. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
8/10
Achso und: Entwürfe habe ich noch nie genutzt - und mich immer gefragt, wer sowas überhaupt verwendet.
Aber wenn du das doch als Entwurf hier rumliegen hast, hast du doch deine Bewertungen alle noch vorliegen, nur dann eben nur für dich. Wo ist dann dein Problem, das raff ich grad nicht so. ^^
Fohlen
Der Film lief heute in der ARD und wurde von allen möglichen Seiten mit Lob überschüttet, weshalb ich ihn mir zusammen mit meiner Mama angeschaut habe. Das war sicherlich keine schlechte Entscheidung, denn Regisseur Martin McDonagh erzählt eine sehr schöne und interessante Geschichte über eine Frau namens Mildred (gespielt von Frances McDormand, die dafür nachvollziehbarerweise oscarprämiert wurde), deren Tochter vergewaltigt und ermordet wurde, ohne dass der Täter dingfest gemacht wurde - dass sich die Welt ohne ernstzunehmende Ermittlungsbemühungen einfach so weiterdreht, veranlasst Mildred dazu, drei schrottreife Billboards an einer abgelegenen Straße zu mieten, um Druck auf den Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson) auszuüben und die Erinnerung an dieses ungesühnte Verbrechen wachzuhalten. Grandios an diesem Film sind aus meiner Sicht:
- Figurenzeichnung: Nicht nur Mildred, sondern mindestens auch Willoughby sowie Officer Dixon (ebenfalls eindrücklich und oscarprämiert dargestellt von Sam Rockwell) werden mit so viel Tiefgang erzählt, wie es viele Filme noch nicht einmal bei ihrer Hauptfigur schaffen. Brillant.
- Humor: Fein, nuanciert, bitterböse und zutiefst sarkastisch - der Film hat mich einige Male laut auflassen lassen, was bei mir nicht viele Streifen schaffen. Eindrucksvolle Volltrefferdichte, hier geht kaum ein "Gag" daneben.
- Dialoge: Tragen natürlich zum Tiefgang bei, möchte ich aber trotzdem extra betont wissen. Sind sehr schöne, manchmal vielleicht etwas zu deftige Dialoge, die aber in sich stimmig wirken.
- Dramaturgie: Es gibt viele nicht vorhersehbare Wendungen und so recht mag man auch nicht absehen, wohin den Zuschauer die Reise führt. Sehr gut, wie auch das Ende.
- Schauspielerische Leistungen: Nicht nur an der Spitze, sondern auch in der Breite vermag hier nahezu jeder Darsteller, seine Figur leben zu lassen und authentisch darzubieten.
- Musik: Leicht retro, aber keinesfalls verbraucht klingend und zu jedem Zeitpunkt stimmig eingesetzt.
- Die Briefe von Willoughby. Vor allem der Erste an seine Frau ist mir so dermaßen unter die Haut gegangen, dass ich ihn gerne gesondert erwähnen möchte.
Dennoch bin ich unterm Strich relativ weit von der Höchstwertung entfernt, was vor allem an der mir teilweise zu exzessiven körperlichen und verbalen Gewalt liegt. Die verbale Gewalt kann man noch damit rechtfertigen, dass die Menschen im Mittleren Westen nunmal so grobschlächtig kommunizieren, aber die physische Gewalt ist definitiv deutlich überzeichnet und zu präsent. Auch die Figur Dixon nimmt zwar eine interessante Wendung, ist mir im ersten Teil des Films aber zu krass als saufender Vollidiot mit rassistischen Vorurteilen großer Liebe zum Schlagstoff ausgerichtet. Das hat bei "Brügge sehen... und sterben?" noch gut gepasst, der Film ist mir aber insgesamt zu ernst und realitätsnah geraten, um diese Brachialität nicht als temporäre Fremdkörper zu empfinden. Und ich muss nach den ganzen sehr ästhetisch gefilmten Horrorfilmen, die ich zuletzt gesehen habe, auch sagen, dass ich diesen Streifen hier (mal abgesehen von der Szene, in welcher der erste Brief vorgelesen wird - um es mal so spoilerfrei wie möglich anzudeuten) nicht ganz so aufregend und relativ straight abgefilmt finde.
Insgesamt ist "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" aber dennoch ein sehr gutes, humorvolles Drama, das verdammt viel richtig macht und es vor allem schafft, dem Massenpublikum relativ zugänglich zu bleiben, ohne dabei an Substanz oder Relevanz zu verlieren. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
8/10
TorianKel77 hat geschrieben:Oh Gaul, na da möge der Schwarze Phillip dich holenAls der da am Ende in der Scheune aufgesucht wurde, hab ich mich so unfassbar geärgert. Ich dachte mir, das könne der Film jetzt doch nicht ernst meinen. ^^![]()
Neo hat geschrieben:Spektakulär fand ichs nun auch nicht. Ich mochte einfach nur die finale Entscheidung gegen ds alte Leben. Das hat es für mich schön abgerundet.Okay, da gehe ich nicht mit. Fand ich maximal vorhersehbar und hat bei mir ein Achselzucken hinterlassen. Also anders als bei "The Witch" keine Verärgerung, da komplett lächerlich, aber hat jetzt bei mir auch keinen Pluspunkt mehr gemacht. ^^
Achso und: Entwürfe habe ich noch nie genutzt - und mich immer gefragt, wer sowas überhaupt verwendet.
Fohlen