Benutzeravatar
von FalconX
#173304
Also ich denke, auch als "Außenstehender" sollte man durchaus eine Meinung zu Vorgängen im Rest der Welt haben. Leute, die ihre wichtigsten Sorgen in talkshows präsentieren, haben wir schon genug.

Ich würde der Herkunft des letzten Artikels von mir nicht solche riesige Bedeutung beimessen. Ich habe ja schließlich oft genug auch andere Quellen zitiert. Eine politische Ausrichtung des Spiegels ist meiner Meinung schon erkennbar. Um aber auch andere, nicht "linke" Meinungen zu Wort kommen zu lassen, bitteschön:

http://www.handelsblatt.com/news/Defaul ... _b=1113372
Der dortige Satz "Die Zerstörung ganzer Dörfer rechtfertigte der Justizminister damit, dass es sich hier lediglich um Stützpunkte der Hisbollah handele. Die Zivilbevölkerung habe genug Zeit gehabt, den Süden Libanons zu verlassen. „Jeder im Süden Libanons ist ein Terrorist und mit der Hisbollah verbunden“, sagte Ramon." läßt auch nicht gerade auf zielgerichtete Angriffe auf Terroristen schließen, deren segensreiche Auswirkungen den Libanon dauerhaft befrieden werden.

http://www.welt.de/data/2006/07/26/973674.html
Dort steht unter anderem: "Niemand bezweifelt, daß dieser Krieg gerechtfertigt ist", so ein Radio-Kommentator, "doch bleibt auch dann die Frage, ob er richtig ist."
Dies ist wohl, auch weil es von israelischer Seite selbst kommt, ein um so krasserer Gegensatz zur Meinung des Spiegel-Autors.

http://www.tagesspiegel.de/politik/nach ... /68940.asp
Dort: "Seit Beginn der Offensive kamen im Libanon mindestens 341 Menschen ums Leben, davon 305 Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 33 Menschen, davon 15 Zivilisten. Rund eine halbe Million Menschen ist nach UN-Angaben weiter auf der Flucht."
Ein Beitrag, um Frieden in der Region herbeizuführen? Zielgerichtete Attacken? Wohl kaum.

http://www.manager-magazin.de/unternehm ... -2,00.html
Dort: "Die Europäische Union kritisierte das israelische Vorgehen als "unverhältnismäßig", Russland verurteilte die israelischen Angriffe ebenfalls. Die Zerstörung ziviler Infrastruktur im Libanon und den Palästinensergebieten durch Israel sei "weder zu verstehen noch zu rechtfertigen", sagte ein Sprecher des russischen Außenministeriums."
Die Russen scheinen also genau wie die EU keine Ahnung vom Konflikt zu haben, ganz im Gegenteil zu einem gewissen Spiegel-Mitarbeiter.

Weiterhin: "Bush habe aber erneut betont, dass Israel "ein Recht auf Selbstverteidigung hat". Der US-Präsident habe aber Israel bereits zuvor aufgefordert, bei den Militäraktionen zu versuchen, die Zahl der zivilen Opfer und das Ausmaß der zivilen Schäden so gering wie möglich zu halten."
Natürlich, versuchen werden sie das sicher. Und wenn es nicht klappt, na dann haben die Zivilisten Pech gehabt, wie die 50, die in Kana unter dem Haus verschüttet wurden. Das Recht auf Selbstverteidigung ist natürlich auch ein recht dehnbarer Begriff, was aber Israel, der Zweigstelle der USA in der Region, sicher ganz recht sein dürfte. Logischerweise fällt da Amerika niemandem dort in den Rücken. Aber immerhin ist Condi Rice "sehr besorgt" über zivile Schäden. Na wenn das nicht hilft.

Für die Spiegel-Leser unter uns:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 81,00.html
"Militante Palästinenser feuerten eine Rakete auf die israelische Stadt Aschkelon ab. Vier Menschen mussten danach wegen eines Schocks behandelt werden, berichteten Ärzte. Durch den Einschlag des Geschosses sei jedoch niemand verletzt worden.
Ein israelischer Militärsprecher sagte, die Rakete sei in einer Obstplantage eingeschlagen. Eine weitere traf demnach einen Kibbuz in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen. Auch dabei wurde aber niemand verletzt.
Bereits am Dienstag war eine von der Hamas im Gazastreifen abgefeuerte Rakete in Aschkelon eingeschlagen. Es war das erste Mal, das eine israelische Großstadt von einer Rakete getroffen wurde. Verletzt wurde beim Einschlag des Geschosses auf einem Schulhof in der rund 115.000 Einwohner zählenden Stadt jedoch niemand."
Schon interessant, daß Angriffe (die ich nicht befürworte) ohne Verletzte Gegenangriffe mit Hunderten Toten rechtfertigen...

Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen. googeln könnt ihr aber sicher selbst, und sich jeder seine Lieblingsquelle suchen. Ich habe diese jedoch nicht als Hauptargumente herangezogen, sondern lediglich versucht, mit ihrer Hilfe meine Meinung zu untermauern. Schließlich geht es hier um Meinungen, und nicht um die beste Quelle.

Zu guter Letzt:
"Die Spannungen zwischen Israel und den Palästiner hat eine 30jährige Vergangenheit die bis heute noch kein Ende hat und da sie regelrecht umzingelt von Muslimen sind, ist USA deren einzige Hoffnung um in diesen Hexenkessel zu "überleben". "
Nun ja...immerhin waren die Moslems zuerst da, sie wurden aus ihrem Land vertrieben, nicht umgekehrt. Übrigens sind die Spannungen viel älter als 30 Jahre.
von Sentinel2003
#173620
Da kann Kofi Anan noch so bewegt Israel verurteilen, solange sich die UN Vertreter weiter zanken, und es KEINE VERURTEILUNG ISRAELS geben wurd, kann Israel weiter Libanon bombardieren, OHNE das der Rest der Welt auch nur irgendwas unternimmt!!
Und Rice sagte zu Israel, die sollen sich etwas zähmen in den Angriffen....ist das zu fassen??? Da wird Libanon Jahrzehnte zurückgebomt von Israel, und die Welt unternimmt nichts!!

KEINE VERURTEILUNG ISRAELS!! IST DAS ZU FASSEN?! :twisted: :evil:
Benutzeravatar
von Softvoice
#173738
Lange Diskussion,puh fertig mit lesen, aber auch ein interessantes Thema.

Markymarc tut mir leid, wenn ich deine Argumente nicht immer nachvollziehen kann. Alle werd und will ich auch nicht widerlegen können. Aber wenn du Falcon vorwirfst, dass er weniger Ahnung hat, weil er nicht so nah wie du davon betroffen ist. Dann werfe ich dir vor, dass du in dieser Sache nicht objektiv urteilen kannst, gerade weil du näher davon betroffen bist. Kennst du den Satz vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht mehr?
Man kann auch über Dinge bei denen man nicht dabei war urteilen, so verurteile ich auch den Umgang mit den Juden im Dritten Reich. Oder darf ich mir darüber auch kein Urteil bilden, weil ich nicht dabei war?! Ich kenn die Fakten bzw das was uns vermittelt wird nur aus den Büchern und Erzählungen meines Großvaters. Und er nennt Fakten, die in keinem Geschichtsbuch stehen und ich von ihm erfahren habe. Ihm wurde auch Unrecht angetan, aber diese Fakten erwähnen die damaligen Sieger in ihrer Geschichtsschreibung nicht.

So kann es sein, dass du Fakten kennst, die wir nicht kennen, aber ist das eine Rechtfertigung für den Beginn eines Krieges bei dem Zivilisten getötet werden? Ein Unrecht rechtfertigt nicht ein neues Unrecht!

In den meisten Punkten muss ich somit Falcon Recht geben.
von Khamelion
#173739
Softvoice hat geschrieben: Man kann auch über Dinge bei denen man nicht dabei war urteilen, so verurteile ich auch den Umgang mit den Juden im Dritten Reich. Oder darf ich mir darüber auch kein Urteil bilden, weil ich nicht dabei war?!
Ich diffenrenziere persönliche Meinung und Urteil.
Ein Urteil ist eine endliche festgelegte Entscheidung, die so gut wie nicht widerrufbar oder anfechtbar ist.
Ein Urteil kann man nur fällen wenn es ein eindeutiges Opfer und Täter gibt. Die Lage dort ist viel verzwickter als das man wirklich ein Urteil fällen kann.

Man gibt zum aktuellen Stand der Lage seine Meinung.
Benutzeravatar
von ikone
#173836
Was ist denn das für ein Vergleich?
Der Balkan wurde von einem Bürgerkrieg heimgesucht, Afghanistan und der Irak wurden von den USA bekriegt. Das ist doch schon mal ein (feiner) Unterschied.
Auch in Afghanistan gab es einen Bürgerkrieg. Seit 1979... Die Taliban, die mit Hilfe der USA und der Nato von der Nordallianz vertrieben wurden, hatten Musik, Sport, Bilder und Fernsehen verboten, fast sämtliche Schulen und Universitäten geschlossen, Männer gezwungen, Bärte zu tragen und Frauen durften nur mit männlicher Begleitung und in eine Burka gehüllt das Haus verlassen. Zudem waren Frauen und Mädchen Schulbesuch und Berufstätigkeit untersagt.
Im Irak herrschte ein Diktator, der sein eigenes Volk vergaste. Seine Nachbarstaaten mit Krieg überzog und die größte Ölpest der Geschichte verursachte. Beides hat sich dank den USA geändert, zum größten Teil zum positiven. Wenn es nach Frankreich Deutschland und Russland gegangen wäre, würden wir immer noch mit Saddam verhandeln und Geschäfte machen während sein Volk leidet!
Bedenklich finde ich eher, dass man keine Kritik äußern darf, wenn die USA in den Krieg ziehen. Das gehört ja wohl zur Demokratie dazu.
Man darf Kritik natürlich äussern, leider gibt es nur scheinbar in der deutschen Linken und Rechten einen tiefverwurzelten Anti-Amerikanismus und Anti-Israelismus, der immer bei solchen Disskusionen reflexartig auftaucht.
Benutzeravatar
von Jonny
#173866
ikone hat geschrieben:Auch in Afghanistan gab es einen Bürgerkrieg. Seit 1979...
Ja, bis 1995. Die USA hingegen sind 2001 (!) in den Krieg gezogen.
ikone hat geschrieben:Wenn es nach Frankreich Deutschland und Russland gegangen wäre, würden wir immer noch mit Saddam verhandeln und Geschäfte machen während sein Volk leidet!
Trotzdem herrscht im Irak noch immer kein Frieden. Im Moment ist der Irak ins Chaos gestürzt.

Ich möchte beide Kriege jetzt nicht beurteilen, jedoch fand ich einfach den Vergleich zum Balkankrieg als unzutreffend.
Benutzeravatar
von markymarc05
#173887
Also ich denke, auch als "Außenstehender" sollte man durchaus eine Meinung zu Vorgängen im Rest der Welt haben.
Das kann man natürlich. Aber ich finde, man sollte sich zurückhalten, die moralische Keule zu schwingen (und ich finde das hast du mit deinen Beiträgen getan), und über andere den Stab brechen, wenn man sich noch nie in einer vergleichbaren Situation befunden hat. Fakt ist, dass du nicht (ich auch nicht) wirklich nachvollziehen kannst, wie es ist, jahrelang unter ständiger Bedrohung zu leben, und man in keinen Bus einsteigen und kein Lokal betreten kann, ohne Angst davor haben zu müssen, in die Luft gesprengt zu werden. Deshalb ist ja sogar die Friendensbewegung (!) in Israel in dieser Frage zerstritten.

Der Spiegel hat heute ein interssantes Interview mit der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev, die ja nun wirklich keine Kriegstreiberin ist. Ich finde, das kann man sich schon mal unvoreingenommen durchlesen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 59,00.html
Benutzeravatar
von ikone
#173995
Ja, bis 1995. Die USA hingegen sind 2001 (!) in den Krieg gezogen.
Ich bin gewiss nicht Wikipedia-Gläubig, aber für einen ersten Überblick ist sie hilfreich. Ich kann mich noch an Nachrichten erinnern von zerstörten Buddha-Statuen und kriegerischen Auseinandersetzungen!
Die USA unterstützten lediglich die Nordallianz durch Luftschläge und Waffen! Sie zogen nicht in den Krieg! Was war bitte in der Zeit zwischen 1995 doch bitte kein Frieden? Wenn überhaupt dann Grabesstille.


Trotzdem herrscht im Irak noch immer kein Frieden. Im Moment ist der Irak ins Chaos gestürzt.

Woran doch bitte nicht die USA schuld sind. Es ist nun mal so egal wen die USA im Moment befreit, es kommen immer irgendwelche Terrortouristen und versuchen einen Gottesstaat zu errichten!


Ich möchte beide Kriege jetzt nicht beurteilen, jedoch fand ich einfach den Vergleich zum Balkankrieg als unzutreffend..


Naja ganz so unzutreffend nicht. In beiden Fällen haben die Europäer ihre unglaubliche Handlungsunfähigkeit unter Beweis.
Benutzeravatar
von Jonny
#174020
ikone hat geschrieben:Ich kann mich noch an Nachrichten erinnern von zerstörten Buddha-Statuen und kriegerischen Auseinandersetzungen!
Ja Afghanistan stand zu dem Zeitpunkt unter einer Diktatur, die das zu verantworten hat. Dass ein Land unter einer Diktatur steht, bedeutet aber nicht dass ein Land im Bürgerkrieg steckt.
ikone hat geschrieben:Naja ganz so unzutreffend nicht. In beiden Fällen haben die Europäer ihre unglaubliche Handlungsunfähigkeit unter Beweis.
Nun, und deshalb steht ihnen nicht mehr offen, eine andere Meinung zu haben als die USA oder Kritik an Handlungen der USA zu äußern? Sehr fadenscheinig.
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen, was mir am Vergleich nicht gefallen hat: Die Kriege im Irak und in Afghanistan haben die USA zu verantworten, für den Krieg im Balkan sind die europäischen Länder nicht verantwortlich. Dass ist der Unterschied auf den ich primär hinweisen wollte. Ansonsten will ich die Kriege der USA nicht beurteilen.
von flom
#174053
ikone hat geschrieben:
Ja, bis 1995. Die USA hingegen sind 2001 (!) in den Krieg gezogen.
Ich bin gewiss nicht Wikipedia-Gläubig, aber für einen ersten Überblick ist sie hilfreich. Ich kann mich noch an Nachrichten erinnern von zerstörten Buddha-Statuen und kriegerischen Auseinandersetzungen!
Die USA unterstützten lediglich die Nordallianz durch Luftschläge und Waffen! Sie zogen nicht in den Krieg! Was war bitte in der Zeit zwischen 1995 doch bitte kein Frieden? Wenn überhaupt dann Grabesstille.
Alles klar wenn hier die Amerikaner Luftangrife fliegen und rechten M16 gewehre in die Handdrückt, wären wir nicht im Krieg mit ihnen.
Trotzdem herrscht im Irak noch immer kein Frieden. Im Moment ist der Irak ins Chaos gestürzt.

Woran doch bitte nicht die USA schuld sind. Es ist nun mal so egal wen die USA im Moment befreit, es kommen immer irgendwelche Terrortouristen und versuchen einen Gottesstaat zu errichten!
Stimmt das wollte ja auch viele als saddam hussein noch herschte, da hatt er dies jedoch immer verhindert. Auserdem glaub ich ncht das nur ausländer die us soldaten angreifen, da werden auch einheimische sein die es nicht gut finden das eine Nation in ihr land einrückt(und zu erst das Öl ministerium schützt).
Ich möchte beide Kriege jetzt nicht beurteilen, jedoch fand ich einfach den Vergleich zum Balkankrieg als unzutreffend..


Naja ganz so unzutreffend nicht. In beiden Fällen haben die Europäer ihre unglaubliche Handlungsunfähigkeit unter Beweis.
Inwiefern?

Ich galub sowieso das hier die Positionen fest gefahren sind.
Benutzeravatar
von FalconX
#174084
"Es ist nun mal so egal wen die USA im Moment befreit, es kommen immer irgendwelche Terrortouristen und versuchen einen Gottesstaat zu errichten!"

LOL...so kann man es auch sehn...
Komisch nur, daß ausgerechnet die USA meint, alle "befreien" zu müssen. Wieso befreit nicht Finnland die restliche Welt? Oder Kanada? China? Zumindest die hätten auch das Potential dazu...
Und wie anmaßend, daß einige der befreiten Länder sich nicht gleich Englisch als Nationalsprache, die Stars & Stripes als Nationalflagge und McDonalds als Nationalgericht aneignen, was...unfaßbar. Die sollten doch mal lieber dankbar sein, daß sie endlich von ihrer eigenen jahrtausendealten Kultur befreit werden und nicht noch stumpfsinnig dran festhalten.
Manchmal kann ich hier echt nur noch mitm Kopf schütteln...
Zuletzt geändert von FalconX am Mi 2. Aug 2006, 08:54, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
von FalconX
#174104
http://onnachrichten.t-online.de/c/86/4 ... 43474.html

Mal lesen und sich Gedanken machen darüber, wieviel Schaden der Krieg (Herr Olmert nannte es selbst so) der Hisbollah auf lange Sicht wirklich zufügt. Läßt vielleicht manche Meinung in einem etwas anderen Licht erscheinen.

Nachtrag:
Diesen link bitte nur anschauen, wer grad nix gegessen und starke Nerven hat. Ist ernst gemeint, leider.

http://www.ogrish.com/archives/israelle ... _2006.html

Mein Kommentar dazu: "Segensreiche Auswirkungen", Herr Küntzel?!
von SierraSpringster
#177162
@ markymarc05

Ich danke Dir dafür, dass du uns deine Meinung als Halblibanese kundtust! Allem voran: Ich bin Israeli ! Ich habe einige libanesiche Freunde (vorallem Schiiten) die genauso denken wie du und ich! Weder Israel noch die libanesische Zivilbevölkerung sind Schuld an diesem Dilemma! Die Hesbollah hat Israel geschickt in einen Zwei-Fronten-Krieg hineinmanövriert und die Zerstörungen im Land haben einzig und allein sie zu verantworten!!!
Ich hab es in etlichen Foren breitgetreten, doch hier in Deutschland findet man diesbezüglich einfach kein Versändnis. Täter und Opfer werden schnell mal vertauscht und tagesthemen und heute tun ihr übriges um das antiisraelische Bild unter den Leuten zu verbreiten.
Es ist jetzt schon so weit, dass wir uns als Israeli und Libanese (wenn auch nur zum Teil) von selbsternannten Hobbypolitologen anhören müssen, was in unseren Ländern vorgeht und wer Schuld an was hat.

Ich danke dir nochmal, dass du hier bewiesen hast, dass nicht alle Libanesen so denken, wie ARD, ZDF und Co. es zu vermitteln versuchen...

Shalom,
David
Benutzeravatar
von FalconX
#177190
Also nur um das klarzustellen, da ich ja hier der Themenstarter bin:
Ich heiße keinesfalls die Angriffe der Hisbollah auf andere Staaten gut. Genausowenig heiße ich aber auch die Antwort Israels, angeblich auf eine fragwürdige "Provokation" (fragwürdig aus vorher beschriebenen Gründen), gut. Denn nicht nur Hobbypolitologen, sondern gestandene Politiker, wie z.B. Kofi Annan, sind da ähnlicher Meinung. Und nach wie vor kann ich nicht erkennen, wo die derzeitigen Kämpfe der Hisbollah die Grundlage entziehen. Man sieht ja selbst: Die 2 "entführten" Soldaten sind meines Wissens nicht frei. Statt weniger feuern sie immer mehr Raketen auf Israel ab. Militärische Ziele wurden also nicht erreicht. Es gibt wohl Teile der Bevölkerung, die die Hisbollah für die Eskalation verantwortlich machen. Nur zu einer Eskalation gehören immer noch 2. Und der andere Teil dieser Eskalation, nämlich Israel, wird sich mit seinem derzeitigen Verhalten in weiten Teilen der libanesischen Bevölkerung keine Freunde machen. Dementsprechende Berichte sind hier weiter vorn per link einzusehen. Denn wer in der Bevölkerung findet es gut und richtig, wenn die Hisbollah offensichtlich immer noch genug Raketen und Starter zum Feuern hat, während die israelischen Flugzeuge die Infrastruktur zerstören, auf die auch Hilfskonvois angewiesen sind? Von toten UN-Soldaten und Öl im Mittelmeer ganz zu schweigen. Das wird aber von den pro-Israel Rednern immer wieder gern übersehen.
Benutzeravatar
von Produzent
#177207
Das ist ja wirklich schon eine hitzige Diskussion hier 8)
Interessant ist , wie die Medienberichte mit unterschiedlichen Meinungen als absolute FAKTEN nur so herumgeworfen werden. Und bei fast jedem aus unterschiedlichen und nicht identischen Beweggründen stammen. Obwohl der Vordergrund, das Thema Krieg, bei allen gleich ist.

man man man. :evil:

Meint man wirklich man kann unsere "kleine" westliche Welt mal eben in alle Ländern der Welt exportieren oder zwangsauferlegen.
Ich denke die welt ist viel komplexer und verstrikter, als manch einer ahnen mag. Da werden Kriege geführt um Meinungen zu schüren und Widersprüche zu nähren. Da werden (mögliche) Katastrophen und Drohungen ausgesprochen, um geeignete Maßnahmen zu rechtfertigen
Und alles unter einem Mantel den jeder mehr oder minder unterstützen muß, wenn er in der westlichen Welt noch existieren will.

Wer meint das seine Nachbarn im Haus mit den Nachbarn den Ländern in der Welt zu vergleichen ist, der irrt. Wenn alles mit gleichen vergolten werden würde, wäre die Welt schon wieder bei "Pfeil und Bogen".
Benutzeravatar
von Melly
#178430
Paßt bestimmt auch hier herein.
Code: Alles auswählen
Stars verlassen Libanon

Arabische Medien prangern «unpatriotisches Verhalten» an
	
Die junge, hübsche Haifa Wahbi ist einer der populärsten Popstars in Libanon. Sie lebt in Kairo, denn Ägypten ist noch immer die Plattform, von der aus talentierte arabische Sänger ihre Karriere starten. Haifa erscheint regelmässig in allen arabischen Fernsehsendern, und ihr Porträt hängt in vielen Kassettengeschäften. Doch plötzlich wird in der arabischen Presse der beliebte Star kritisiert. Haifa sei nicht patriotisch, heisst es. Sie habe in der Stunde der Gefahr ihre Heimat im Stich gelassen. Das ist wahr und unwahr zugleich: Haifa war zu Kriegsbeginn nach Beirut geflogen. Als sie dort den Krieg hautnah (sie besitzt eine Wohnung in der Nähe des Flughafens, welcher bombardiert wurde) erlebte, floh sie über Land nach Syrien. Auf der Autobahn schlugen hinter ihr israelische Raketen ein. Haifas Entschluss war schnell gefasst, und sie reiste unverzüglich zurück nach Kairo.


Bald wurde Haifa mit tadelnden Briefen und Mails eingedeckt. Ein in den USA lebender Araber schrieb: «Haifa sollte sich ein Beispiel an den amerikanischen Stars nehmen. Nach den Attentaten im September 2001 blieben sie alle im Land.» Doch Haifa ist kein Einzelfall. Auch die libanesische Sängerin Elissa floh aus Beirut. Der Presse gegenüber gab sie zu, dass sie die Bombardierungen einfach nicht ausgehalten habe. Doch in Kairo wurde sie wegen ihrer Ehrlichkeit beschimpft. Daraufhin ging sie nach Paris, weit weg von der arabischen Presse. Der blonde Superstar Nicole Saba hatte rasch gelernt, dass es nichts bringt, wenn man seine Schwäche offen zugibt. Als sie, von Beirut kommend, in Kairo eintraf, erklärte sie den Journalisten, sie sei keineswegs geflohen, sondern erfülle nur einen lange vorher abgeschlossenen Vertrag.

Um die Kritiker zum Schweigen zu bringen, erklärten sämtliche libanesischen Stars, dass sie bei den Festivals in diesem Sommer nicht auftreten würden. «An Singen mag ich während des Krieges nicht einmal denken», sagte Nicole und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Ob sie echt oder aus Glyzerin war, weiss niemand. Meckerer konterten, das sei alles Blabla, denn an den grossen privaten arabischen Partys würden die Libanesinnen weiterhin auftreten. Die Stars schlugen zurück. Sie stünden ihrer kriegsgeschüttelten Heimat materiell bei. Nicole liess T-Shirts mit der libanesischen Flagge bedrucken und verteilte sie unter ihren Fans. Und natürlich spendeten sie und ihre berühmten Kolleginnen Geld. Die Summen von 15 000 bis 30 000 Dollar erscheinen allerdings lächerlich, bedenkt man, dass 6 der 10 bekanntesten arabischen Sängerinnen Libanesinnen sind und sich ihre jährlichen Einnahmen auf mehrere hundert Millionen Dollar belaufen.


Ein Kommentator schüttelte dennoch den Kopf und fragte: «Warum hackt ihr auf den Stars herum? Alle reichen Libanesen sind doch abgehauen.» Das ist wahr. Sie wollen den Krieg in ihren Zweitwohnungen in Paris, London oder New York aussitzen. Und wer sich das nicht leisten kann, findet sogar in Beirut noch einige ruhige Hotelbars, die bestimmt nicht bombardiert werden. Jedenfalls scheint es heute Künstlerinnen wie die libanesische Sängerin Fairuz nicht mehr zu geben. Sie hatte Libanon nicht verlassen, um in Kairo Karriere zu machen. Auch während des 16-jährigen Bürgerkriegs ging sie nicht weg. Bereits damals war sie so beliebt, dass sie von Milizen jeglicher Couleur begrüsst und durchgelassen wurde.

Dass dieser Typus Mensch trotz allem nicht ausgestorben ist, will die Truppe Masrah al- Medina beweisen. Seit Kriegsbeginn spielt sie das Stück «Lachen im Bombenhagel». Nicht alle Dialoge und Handlungen sind vorgegeben, und es wird erwartet, dass die Schauspieler improvisieren und das Publikum einbeziehen. Dieses macht gerne mit. Das Resultat ist lautes Lachen, das - fast - den Lärm der Bomben übertönt.
( http://www.nzz.ch )
Code: Alles auswählen
"Fan-Artikel" des Hisbollah-Chefs boomen

Sayed Hassan Nasrallah wird in Syrien so gefeiert wie Fußballer oder Popstars im Westen. In Tarek Otabashis Schallplattengeschäft in Damaskus gehen Tonträger mit Reden des libanesischen Hisbollah-Führers - untermalt mit Marschmusik - weg wie warme Semmeln. Auch sonst haben Fan-Artikel des vollbärtigen Führers der "Partei Gottes" Konjunktur: Das Bild des 46-jährigen schiitischen Geistlichen ziert T-Shirts ebenso wie Schlüsselanhänger, Autos, Motorräder der Verkehrspolizei, Regierungsgebäude und sogar die Notaufnahmen von Krankenhäusern.

Nachfrage. "Ich habe die Nachfrage völlig falsch eingeschätzt. Die CDs sind bereits ausverkauft, ich habe nur noch Tonbänder", sagt Otabashi über seinen jüngsten Verkaufsschlager. Spätestens seit der israelischen Libanon-Offensive ist der Hisbollah-Führer in Syrien zur Ikone geworden. Kinder in einem Park im Damaszener Stadtzentrum heben die Hände und lassen ihren Helden mit "Nasrallah-Nasrallah!"-Rufen hoch leben.

Musik. Im Nachtclub "Laterna" ertönen neben der üblichen Tanzmusik neuerdings auch Hisbollah-Klänge. Nicht nur Otabashi, sondern auch andere Geschäftsleute berichten von einer schwunghaft gestiegenen Nachfrage nach Hisbollah-Devotionalien.

Produkte. Nahezu jedes Mal, wenn der Hisbollah ein - wie es heißt - Überraschungsschlag gegen Israel gelingt, kommen neue Produkte auf den Markt. Der jüngste Renner in Mohammed Alis Souvenirladen ist ein Plakat, das den Einschlag einer Hisbollah-Rakete in ein vor der libanesischen Küste liegendes israelisches Kriegsschiff zeigt. Ali verkauft zwar seit Mitte der 1990er Jahre Nasrallah-Artikel, so viele wie jetzt ist er aber noch nie losgeworden.

Kundenkreis. "Meine Kunden gehören allen religiösen Richtungen an. Nasrallah ist der einzige lebende arabische Führer, der wirklich etwas erreicht hat. Er hat den Südlibanon von Israel befreit", nennt Ali die Gründe für den Verkaufserfolg. Was hätten dagegen andere arabische Spitzenpolitiker erreicht, deren Bilder in Kairo und Amman hingen? "Wir Syrer zehren noch immer von den Erfolge des (Yom-Kippur-)Krieges gegen Israel von 1973 - und den haben wir nicht einmal gewonnen", ergänzt Ali.
( http://www.kleinezeitung.at )
Benutzeravatar
von Produzent
#178433
Erinnert mich igrendwie an die "Warum wohnt Klinsmann nicht in Deutschland ?" Diskussion 8)

Wusste garnicht das Deutschland neben Waffen jetzt auch das "exportiert" ? :lol:
Fehlt nur noch der Frieden und die Ruhe, aber bitte mit Express und vor 9 Uhr Zustellung :wink:
Benutzeravatar
von Melly
#178473
NAHOSTKRISE

"Es ist ein Krieg wie jeder Krieg"

Zusammen mit dem palästinensischen Libanesen Samir el-Youssef hat der israelische Autor Etgar Keret ein Buch über den Nahostkonflikt geschrieben. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht Keret über den Krieg zwischen der Hisbollah und Israel und die neue Einigkeit in der israelischen Gesellschaft.

SPIEGEL ONLINE: Etgar Keret, hat sich Ihr Alltag verändert, seit der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah begonnen hat?

Autor Keret: "Das Ausmaß der Gefahr hat sich nicht verändert"
Keret: Wenn Krieg ist, verändert sich das tägliche Leben komplett. Niemand macht mehr Dinge, die ihm unwichtig erscheinen oder redundant sind. Krieg bedeutet, dass jeder Moment existentiell wird. Für Israel und die ganze Region verändert der Krieg zwar sehr viel - aber ich persönlich habe nicht mehr Angst als die letzten sieben Jahre zuvor auch. Statistisch gesehen sind auf israelischer Seite in dem aktuellen Konflikt nicht mehr Menschen gestorben als durch zwei Selbstmordattentate umkommen sind. Das Ausmaß der Gefahr hat sich also nicht verändert - ich habe in den letzten Jahren genauso große Angst haben müssen, wenn ich in ein Café gegangen bin.

SPIEGEL ONLINE: Nimmt die jüngere Generation in Israel, zu der Sie zählen, das Vorgehen der israelischen Regierung anders wahr als die Älteren? Kritischer vielleicht?

ZUR PERSON
Etgar Keret, geboren 1967, arbeitet als Schriftsteller und Filmemacher. In Deutschland sind unter anderem der Roman "Pizza Kamikaze" und die Sammlung "Der Busfahrer, der Gott sein wollte" erschienen. Zuletzt erschien das Buch "Alles Gaza. Geteilte Geschichten", das Keret zusammen mit seinem libanesisch- palästinensischen Freund Samir el- Youssef schrieb. Nebenbei dreht Keret Kurzfilme, arbeitet fürs Fernsehen und lehrt an der Filmakademie in Tel Aviv. Er wurde mit dem Literaturpreis des israelischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet und erhielt zahlreiche Preise für seine Filme. Etgar Kerets Eltern sind polnische Juden und Überlebende des Holocausts. Keret lebt mit seiner Frau, der Schwester des Popstars Aviv Geffen, und seinem sieben Monate alten Sohn in Tel Aviv.

Keret: Nein, dieser Krieg ist ein Moment, in dem ein starker Konsens die israelische Gesellschaft eint. Vereinzelt gibt es Kritik an der einen oder anderen Aktion, aber im Grunde finden alle, dass dieser Krieg notwendig ist. Während der Intifada gab es viel mehr Diskussionen über die richtige Politik Israels. Aber es stellt sich niemand mehr die Frage, ob wir Unterdrücker sind. Es ist ein Krieg wie jeder Krieg: Israel wurde angegriffen und muss reagieren. Es ist sehr lange her, dass es eine solche Einigkeit in der israelischen Gesellschaft gab wie die Einigkeit über diesen Krieg.

SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie, dass es in dieser Auseinandersetzung auch um die Existenz des Staates Israel geht?

Keret: Die Menschen um mich herum haben das starke Gefühl. dass Israel an einem entscheidenden Punkt in seiner Geschichte steht. Der Chef der Hisbollah vergleicht Israel stets mit einem Spinnennetz - aus der Entfernung scheint es stark, aus der Nähe sehr schwach. Jetzt kann Israel zeigen, dass es in der Lage ist, eine kriegerische Auseinandersetzung zu führen und die Konfrontation nicht scheut. Meine persönliche Meinung ist etwas komplexer - aber ein Großteil der Menschen hier glaubt, dass wenn Israel diesen Krieg nicht gewinnt, die Existenz des Staates bedroht ist.

SPIEGEL ONLINE: Und was denken Sie?

Keret: Ich habe das Gefühl, dass der Konflikt mehr und mehr zu einem medialen Konflikt wird - zu einer Konfrontation der Bilder. Das Ausmaß der Bedrohung wird in den Medien stark übertrieben. Nach dem 11. September 2001 hatten plötzlich auch Leute in einem Hochhaus in Sydney Angst - ein total unrealistisches Gefühl. Die Dinge werden gefährlicher gemacht als sie sind.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie überhaupt noch Hoffnung auf Frieden in Israel?

Keret: Ich habe einen sieben Monate alten Sohn. Wenn ich nicht glauben würde, dass die Dinge besser werden, wäre es sehr schwer für mich, in Israel zu leben und meinen Sohn groß zu ziehen.

Das Interview führte Anna Reimann

( http://www.spiegel.de )
von saschap
#179007
Ich maße mir jetzt mal nicht an, entscheiden zu können, wer "mehr Schuld" hat am Krieg, die Hisbollah oder die Israelis... denn bei einem Kriegsausbruch wie er hier geschehen ist sind beide Seiten schuldig geworden. Die Hisbollah für ihre Entführung, die auch zur Eskalation gemacht wurde, und die Israelis, da sie auf diese Provokation so geantwortet haben.

Ich sehe ein anderes Problem: Selbst wenn viele der gestorbenen Zivilisten Hamas-Anhänger waren (wer es ist, kann man nicht sagen, da die Hamas-Mitglieder ja nur eine Miliz sind, sprich: Zivilisten, die die Waffen gegen einen anderen Staat ergriffen haben, und das schon zu Zeiten der israelischen Besatzung), so zerstört es doch das Bild Israels in der Welt. Denn die meisten Menschen sehen nicht, dass es ein Kampf gegen eine Macht im Libanon sein soll, die geschwächt werden soll, sondern sie sehen vor allem die zivilen Opfer und sympatisieren dadurch natürlich zum einen mit der libanesischen Regierung, zum anderen auch öfters mit der Hisbollah (vor allem im muslimischen Teil der Welt).
Weiters sorgt dieser Angriff Israels nicht etwa für eine Zerstörung der Hisbollah, sondern ihre Position wird gegenüber der Regierung in Beirut in der Bevölkerung gestärkt. Und dafür sorgen derzeit nicht nur die Bilder des Hisbollah-Senders, sondern der ganzen anderen Sender auch. Denn jetzt kann die Hisbollah behaupten: "wir haben immer gesagt, Israel will den Libanon zerstören und jetzt beweisen sie es", auch wenn dieses nicht stimmt (außer in Israel haben derzeit Fanatiker das Sagen, die denen der Hamas gleichkommen, was ich nicht vermute).

Sprich: Israel hat einen außenpolitischen Fehler begangen. Das soll nicht die Opfer in Israel oder Libanon verharmlosen, aber was ihre politische Stellung angeht, hat Israel einen Fehler begangen und begeht ihn noch immer. Gerade dass jetzt Militärchefs Israels sagen, sie wollen die Resolution nicht als Hinderungsgrund für den Einmarsch nehmen, stärkt nämlich die Position des Mannes, der eigentlich durch die Resolution am 31. August geschwächt werden sollte: Achmadineschad. Wieso sollte sich dieser Politiker denn an seine Resolution halten, wenn das Land Israel seine Resolution derzeit (noch?) ignoriert?

Israel schwächt also derzeit und hat mit den USA die ganze Zeit über den Sicherheitsrat der UNO geschwächt. Und das kann sehr schnell zum Negativen für Israel werden. Denn geschützt wird der Staat nur durch die USA und durch den Zusammenhalt in der UNO, dass der Staat Israel nicht in Frage gestellt werden darf und jeder Nachbar weiss, dass ein Angriff auf Israel große Konsequenzen nach sich ziehen würde. Doch was, wenn die Macht des Sicherheitsrates noch weiter abgeschwächt wird? Wie soll die UNO dann noch garantieren, dass nicht ein Nachbarstaat oder auch etwas entfernterer Staat Israel massiv angreift und ebenfalls Resolutionen des Sicherheitsrates ignoriert, eben mit der Begründung, der Sicherheitsrat wäre ein Tiger ohne Zähne?

In meinen Augen hat Israel einen großen Fehler begangen: Sie haben einen Krieg angefangen, den sie zwar militärisch einigermaßen überstehen können (zumal die libanesische Armee still hält (obwohl auch schon libanesisches Militär angegriffen wurde, sorry, aber das ist kontraproduktiv, die anzugreifen, die doch eigentlich ebenfalls gegen die Hisbollah vorgehen sollten?)), den sie aber politisch nur schwer geschadet beenden können. Die Hisbollah und die Hamas haben sie in ein Dilemma hineingebracht, das die israelische Regierung hätte vermeiden müssen. Es hätte andere Wege gegeben, und selbst wenn Israel abgewartet hätte, bis die Hisbollah von sich aus den massiven Katusha-Angriff gestartet hätte oder die Israelis ermordet hätte, hätte es mehr Rückhalt in der Welt gegeben.

Was ich bezeichnend finde, ist, dass die Regierung und das Militär Israels entweder den Schaden, den sie angerichtet haben, nicht begreifen können, wollen oder nicht zeigen wollen, dass sie ihn begriffen haben, denn sogar die US-Regierung ist in Fragen des Irak-Krieges mittlerweile viel kritischer wie noch 2003. Haben sie nämlich den Schaden, den ihr eigenes Land ideell erlitten hat, nicht begriffen, sind sie fehl am Platz, denn das wichtigste für eine Regierung ist ihren Staat möglichst zu sichern. Und jeder Berater hätte ihnen geraten, in der Situation erst einmal Stillhalten zu üben, es bringt wie man derzeit nichts, sich den Hardlinern zu beugen, damit kriegt man zwar die Stimmen vieler Israelis, aber dafür stellt man sich in der Welt schlechter dar (und da die nächsten Wahlen ja noch weit weg sind, sind israelische Stimmen derzeit weniger wichtig).

Ich sage nicht, dass Israel mit Hisbollah hätte verhandeln müssen. Nein, das hätte Hisbollah aufgewertet. Man hätte stattdessen zusammen mit der libanesischen Regierung zusammenarbeiten müssen, diese Situation zu lösen, denn die Hisbollah sitzt in der Regierung des Libanons und hätte so beeinflusst werden können über ihre Kabinettsmitglieder. Denn ein ewiges Festhalten der Gefangenen hätte die Hisbollah unter der Gefahr des Krieges nicht gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen können, es hätte entweder ihre Position in der Bevölkerung geschwächt oder aber sie hätten die Gefangegen preisgeben müssen, um nicht zu sehr geschwächt zu werden wie bei einer Zurückhaltung. In beiden Fällen wäre Israel besser davongekommen wie die Hisbollah und die legitime libanesische Regierung wäre gestärkt worden.

Stattdessen hat die israelische Regierung die Wirkung des Krieges auf die Menschen in der Welt unterschätzt und die Wirkung auf die Hisbollah überschätzt. Ein Fehler, der auch einer jungen Regierung nicht geschehen darf in der Situation von Israel.

Das ist meine Einschätzung der Dinge, ich sage nicht, dass alles stimmt.

(Aso und ehe jemand was denkt: aus meinem Post dürfte schon herauskommen, dass ich die Existenz Israels und das Recht Israels sich verteidigen zu dürfen nicht abspreche, in meinen Augen tut nur Israel derzeit das falsche, um sich zu schützen)
Benutzeravatar
von Moritz
#183638
Für mich sieht die Sache so aus:

Bild
Benutzeravatar
von Produzent
#183641
Fehlen da nicht noch die Bilder wo er den Baseballschläger holt und dann erneut ..... :roll:

(Obwohl das schon sehr krass ist ...)
Benutzeravatar
von FalconX
#183670
Mich würde interessieren, von wann diese Karikatur ist, und wo sie erschienen ist, ist das evtl zu erfahren?
von saschap
#184130
Eben, mich auch... die Karikatur zeigt schon manche Wahrheit (wenn auch nicht die ganze, aber welche tut es schon), nur ohne Quelle ist sie halt noch wertlos.
Benutzeravatar
von FalconX
#195947
Hinsichtlich "Die USA befreit die Nationen der Welt vom Bösen und bringt den Frieden" sollte man sich mal das hier durchlesen:

http://onnachrichten.t-online.de/c/91/9 ... 94048.html

So sieht es dann nach einer Weile aus, wenn die USA das Land befreit hat. Parallelen im Irak sind sichtbar und werden wohl auch weiterhin bestehen. Die world tour der US Armed Forces ist eben nicht überall erfolgreich, so wie man das gerne hätte. Jahrtausendealte Kulturen mit einer völlig anderen Mentalität und völlig anderem Glauben sind eben nicht einfach durch ein paar Bomben und anschließende good will Aktionen wie "wir bauen euch eine Schule" davon zu überzeugen, daß der American way of life der einzig richtige ist. Und genau das trotzdem zu versuchen, zeugt einfach von Dummheit und Ignoranz und einer erschreckenden Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern auf beiden Seiten, die diese Versuche unweigerlich fordern.