- Fr 15. Sep 2006, 00:33
#191074
Sicherer und vor allem günstiger sind die von Julian angesprochenen Autorenverbände. Auch die anderen Tipps und Hinweise sind richtig. Nur von Syd Field würde ich persönlich abraten. Von seiner Methodik halte ich sehr wenig. Das läuft viel zu oft auf ein "wie sauge ich mir eine Schema F Geschichte aus den Fingern" hinaus. Da finde ich Robert McKee viel hilfreicher und inspirierender. Denn er fängt erst an dem Punkt an, wo man schon eine grobe Idee einer Geschichte hat. Denn wer keine Idee hat und sich einfach mal sagt, ich will jetzt eine Geschichte erfinden und daraus ein Drehbuch schreiben, kommt zu 99,9% nicht bis zu einer fertigen Drehbuchfassung. Nur wenn man eine Grundidee hat, die einen absolut fesselt und so motiviert, dass man sie weiter entwickeln will, kann man überhaupt die Kraft aufbringen, den langen Prozess des Drehbuchschreibens zu überstehen. Denn in einem sind sich alle einigermaßen seriösen Drehbuchprofessoren einig: ein Script braucht Zeit. Viel Zeit. Die meisten gehen davon aus, dass man von einem groben Handlungsablauf bis zum fertigen Drehbuch inklusive Feinschliff 8 bis 14 Monate brauchen wird. Selbst wenn es schneller geht, verlangt es viel Durchhaltevermögen und zermürbende Selbstkritik.
Gerade in dem Punkt übertrifft McKee für mich die anderen "Drehbuch-Gurus". Er motiviert einen gleichermaßen dazu, an seine Idee zu glauben als auch sie kritisch zu hinterfragen. Dabei gibt er noch sehr detailliert an Beispielen eine große Menge an Handwerkszeug mit auf dem Weg, das dem Prozess des Schreibens viele Hürden nimmt und einen davor bewahrt einfach nur Klischees aneinander zu reihen.
@ kamil
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass du als Autor Regie führen wirst. Im Erfolgsfall wirst du dein Drehbuch an ein Studio verkaufen, dass dann einen Produzenten einsetzt, der den Film realisieren soll. Der kann dem Autoren selbst (je nach Vertrag) noch eine Menge der berüchtigten Änderungen abverlangen, oder gibt es bei erkennbaren Macken in die Hände eines Script Doctors (das sind Auftragsschreiber, die erfahren darin sind, Schwachpunkte in Drehbüchern auszubügeln). Alles weitere liegt dann aber nicht mehr in der Hand des Autoren: der Produzent sucht sich einen Regisseur und wählt mit dem zusammen dann Besetzung und Crew aus. Nach der Preproduction, in der erarbeitet wird, wie man das Drehbuch am besten in Film umsetzt, geht es ans Set. Dort hat der Autor in den meisten Fällen nichts verloren. Auch der Rest entzieht sich seiner Kontrolle. Er kann nur noch hoffen, dass sein Buch gut verfilmt wird.
Das ist zumindest die Rolle des normalen Drehbuchautors.
Umgekehrt kommt es aber oft vor, dass Regisseure nicht auf die Suche nach einem fremden Drehbuch gehen, das sie verfilmen wollen. Wenn sie selbst eine zündende Idee haben, schreiben sie ihr eigenes Drehbuch. Wenn sie dem alleine nicht gewachsen sind, dann holen sie sich eben einen Drehbuchautoren zur Hilfe. Das erkennt man dann in den Credits von Filmen an etwa folgenden Zuordnungen:
Story by (Regisseuer)
Screenplay by (Drehbuchautor)
Oder eben:
directet by (Regisseur)
written by (Regisseur) and (Drehbuchautor)
Gerade für die Konstellationen finden sich viele Beispiele unter Blockbustern. Bei Star Wars - The Empire strikes back steht Story by George Lucas, Screenplay by Leigh Brackett.
Richtig schön sieht man das auch bei Batman Begins:
characters by Bob Kane (für die Comic Vorlage)
story by David S. Goyer
screenplay by Christopher Nolan (Regisseur) and David S. Goyer
Um die weite Abschweifung mal zu beenden:
Es kommt auch vor, dass erfolgreiche Autoren mal Regie führen. Geht aber oft schief: siehe Kevin Williamson (Autor der Scream Trilogie und creator von Dawsons Creek). Hat sich zum Produzenten aufgeschwungen und sich dann füt Tötet Mrs Tingle gleich auf den Regiestuhl gesetzt. Ganz schlechte Idee...
"And in that moment, I swear we were infinite."