Meine Mutter hat mit Mitte 40 begonnen einen neuen Beruf zu lernen...
sie hat ja bis zu meiner Geburt (bin der älteste) als Bürokauffrau gearbeitet, was ihr nicht so gefiel, aber zu ihrer Schul-Zeit hieß es ja noch: Frauen brauchen kein Realschule oder Abitur, denen reicht Hauptschule, die heiraten eh schnell...
naja, 70er Jahre halt noch... selbst da war aufm Land es noch altmodischer. Naja, sie hat halt mit Mitte 40, als die Kinder älter wurden, auf Erzieherin umgesattelt und ist in dem Beruf auch recht zufrieden...
Ich bin aber der Meinung: Wenn eine Frau oder ein Mann (hat die liebe Eva nicht dran gedacht, dass es Berufe gibt, wo heutzutage der Mann zuhause arbeitet, und dass auch so mancher Vater möchte, da er so auch am Aufwachsen der Kinder teilhaben kann, denn viele Väter (auch meiner) werfen sich doch wenn die Kinder ausm Haus sind, vor, dass sie zuwenig in der Familie involviert waren (was für einige dann auch ein Grund ist, mit einer jungen Freundin eine neue Familie zu gründen und die alte zu verlassen)) gerne zuhause ist - soll er/sie doch. Wenn er/sie gerne mehr als nur Heimchen am Herd sein will - wieso nicht?
Übrigens macht die Eva einen großen Denkfehler: Sie trennt Haushalt und Beruf. Diese Trennung gibt es aber erst seit dem Industriezeitalter, seitdem sich auch die Familienverhältnisse langsam aber sicher verändert haben. Davor war meist Haushalt und Berufswelt stark verwoben:
- Auf dem Land war auf den Höfen nunmal nicht nur der Mann der Arbeitende, sondern auch die Frauen. Dort arbeiteten die Familien, normal mehrere Generationen, zusammen, und führten gemeinsam den Hof. Die Oma kümmerte sich um die Kinder, der Opa mit dem Papa um die Tiere, die Felder, die handwerklichen Dinge, die Mama um die Kinder und das Essen, und später arbeiteten die Jungen dann beim Papa und Opa mit, der sie also mit erzog, und die Mädchen bei Mama und Oma, aber wenn ein Mädel lieber Mist ausfuhr wie Löcher stopfte, durfte sie das ja auch, jede helfende Hand war wichtig. Man könnte also sagen: Damals arbeiteten ALLE im Haushalt, der damals viel mehr war wie nur Wäschewaschen, Saubermachen und Kochen.
- In der Stadt, im Handwerk, waren Haushalt und Werkstatt ja auch stark verwoben, immerhin befand sich die Werkstatt meist im Erdgeschoss und die Wohnung im ersten Stock. Und auch da arbeiteten Generationen und Geschlechter zusammen, um den Haushalt zu schmeißen, zum Haushalt gehörte die Werkstatt ja mit dazu. Nur die Rollenverteilung war etwas ausgeprägter, aber z.b. in einer Schneiderei arbeiteten ja auch die Frauen mit

Und natürlich kümmerte sich da auch der Vater mit um die Erziehung, denn die Kinder liefen ja auch in der Werkstatt rum.
- beim höheren Bürgertum und Adel war das Rollenverhältnis zwar noch geteilter, dafür waren die Aufgaben der Frau aber auch vielschichtiger als nur Heimchen am Herd. Sie war meist richtige Haushaltsverwalterin, sozusagen Personalchefin über Villa, Burg oder Schloß, und musste repräsentative Aufgaben übernehmen, während der Mann vor allem die Außenbeziehungen pflegte, Geschäftsreisen, Kriege, Sitzungen, Räte usw. Arbeiten tat er aber ja auch zu Hause und kümmerte sich mit um die Kinder, unternahm mit ihnen was, zeigte den Jungen und Mädels, wie man die Geschäfte führt (eine Bürgerinnenfrau musste auch Buchhaltung verstehen, immerhin war schon damals ein Haushalt ein "Kleinunternehmen").
- Eigentlich war es nur bei den Lohnarbeitern und den Höflingen und den Knechten, also den Unterschichten, so, dass der Mann ausm Haus gehen musste zum Geld verdienen und die Frau am Herd und Kind arbeiten musste, sprich die 3 K hatte...
was sagt uns das? Liebe Eva, du willst also, dass die Deutschen das Niveau von Lohnarbeitern, Höflingen und Knechten bekommt? Sprich: Sich wie die damaligen Unterschichten verhält? Gratuliere, besser kann man nicht sagen, dass hinter dem ganzen Getue nur mangelndes soziales Verständnis steckte
