- Do 14. Dez 2006, 20:20
#231831
SPIEGEL Online hat geschrieben:
Schauspieler Peter Boyle ist tot
"Heilige Scheiße!", war seine Lieblingstextzeile. In seiner Paraderolle als notorisch schlecht gelaunter Großvater Frank Barone aus der TV-Serie "Alle lieben Raymond" ist er vor allem dem jüngeren Publikum bekannt. Aber auch in Hollywood galt er als Charakterdarsteller.
New York - Nicht einmal ein Herzinfarkt auf dem Set von "Alle lieben Raymond" im Jahr 1999 konnte ihn davon abhalten, zur Serie zurückzukehren. Mit seiner Darstellung des grummelnden Opas Frank Barone in "Alle lieben Raymond" eroberte er von 1996 bis 2005 das Fernsehpublikum.
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US-Schauspieler Boyle: In der
TV-Serie "Alle lieben Raymond"
war er "auf nette Art
unausstehlich"
Über die Figur Frank Barone sagte Boyle 2001 in einem Interview: "Er ist auf nette Art unausstehlich - einfach zum Lachen." Die Zuschauerzahlen bestätigten diese Einschätzung: Die letzte Folge der Serie verfolgten im Mai 2005 sensationelle 32 Millionen Menschen. Doch trotz siebenmaliger Emmy-Nominierung hat er den Preis für diese Serien-Rolle nie erhalten.
Wie jetzt bekannt wurde, starb der beliebte Sitcom-Star Peter Boyle bereits am Dienstag im Alter von 71 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus. Der Schauspieler litt seit längerer Zeit an Knochenmarkkrebs und einer Herzkrankheit, gab seine Agentin Jennifer Plate bekannt.
Sein Schauspielkollege Ray Romana reagierte bestürzt: "Ich bin sehr traurig. Er hat mir immer tolle Ratschläge gegeben, hat mich immer zu Lachen gebracht und es war einfach faszinierend, wie er jeden um sich herum für sich einnehmen konnte. Ich werde ihn schrecklich vermissen."
Geboren wurde Boyle 1935 in Philadelphia, wo er als Kind eine römisch-katholische Schule besuchte. Mit knapp 15 Jahren zog es ihn für drei Jahre in ein Kloster. Seine Zeit in der christlichen Glaubensgemeinschaft beschrieb er immer als ein Experiment im Mittelalter zu leben. "Die Fleischeslust und die Sehnsucht nach einem normalen Leben", wie er sagte, hätten ihn aber dazu veranlasst, sein Leben als Mönch aufzugeben.
Danach wendete er sich der Schauspielerei zu und zog in das pulsierende New York um. Dort nahm er Unterricht bei der deutschstämmigen Ute Hagen und bekam erste kleinere Rollen bei Theaterproduktionen, bevor er 1970 mit seiner Hauptrolle in "Joe - Rache für Amerika" ein größeres Publikum erreicht. In dem Drama spielt er an der Seite von Susan Sarandon einen zornigen, konservativen und alkoholkranken Bauarbeiter, der im Konflikt mit der aufkommenden Hippie-Bewegung steht. Privat war er sehr weit von dieser Rolle entfernt, denn in dieser Zeit engagierte er sich mit der Schauspielerin Jane Fonda gegen den Vietnamkrieg.
Seinen Durchbruch hatte er jedoch 1974 mit seinem Auftritt als steppendes Monster zu Irving Berlins Klassiker "Puttin' On The Ritz" in Mel Brooks "Frankenstein Junior". Noch im Kostüm und Grusel-Make-up, mit Zylinder und Frack traf er am Set des Films seine spätere Frau, die Journalistin Loraine Alterman. Die "Rolling Stone"-Reporterin war eng mit Yoko Ono befreundet, so dass John Lennon einer von Boyles' Trauzeugen bei der Hochzeit 1977 war. "Wir waren beide Schatzgräber auf der Suche nach der Wahrheit - und nach einem schnellen Weg zur Erleuchtung", sagte er einmal über den Beatles-Sänger. Mit seiner Frau hatte Boyle später zwei Töchter, Lucy und Amy.
Im selben Jahr bekam er auch seine erste Emmy-Nominierung für seine Hauptrolle als US-Senator Joseph McCarthy in dem Fernsehdrama "Tail Gunner Joe". Es folgten kleinere Rollen in Filmklassikern wie "Taxi Driver" von Martin Scorsese. Dort spielte er den Hobby-Philosophen Wizard, der Robert DeNiro im Film gute Ratschläge gibt. Auch in "Während du schliefst" mit Sandra Bullock und im Drama "Monster's Ball" neben Halle Berry, feierte Peter Boyle Erfolge als Charakterdarsteller - wenn auch nur in Nebenrollen. In jüngerer Zeit sah man ihn oft in Kinderfilmen wie "Santa Clause - Eine frostige Bescherung", "Scooby Doo 2 " oder "Santa Clause 2 - Eine schöne Bescherung".
Quelle: SPIEGEL Online