AlphaBolley hat geschrieben:Poffel hat geschrieben:Infinitesimalrechnung ist seit gut 350 Jahren bekannt, und trotzdem hatte meine oma sowas wie integrale oder ableitungen nicht in der schule. heutzutage weiß jedes kind was nen integral oder so ist, das hat man alles 9-11 klasse.
Ja, das stimmt, ist mir so auch schon mehrfach aufgefallen. Vom Stoff her wird deutlich mehr gelehrt als das zB bei unserer Elterngeneration der Fall war.
Poffel hat geschrieben:edit: und was alle mit mathe haben versteh ich eh nicht, ich finde mathematik ist das einfachste was es gibt, im vergleich zum rest. es gibt feste regeln und gesetze und ALLES ist logisch. Mathematik ist sogar richtig schön auszusehen, es ist eindeutig und objektiv. ich kann beim besten willen nicht nachvollziehen warum leute mit den grundlagen probleme haben. es ist NICHTS als logisches denken.
Hehe, genau das denke ich auch oft, ist allerdings recht subjektiv.
Es ist gerade logisches Denken, das vielen Menschen doch gravierende Probleme bereitet. Versuche mal jemandem, der sich nicht damit auskennt, Aussagenlogik und insbesondere die Implikation zu erklären. Das ist ganz, ganz elementare Logik, dennoch bereitet sie vielen gravierende Probleme.
Familie Tschiep hat geschrieben:Kreativer könnte bedeuten, dass die Schüler selbst mit einer gewissen Anleitung mathematische Gesetze herausknobeln dürfen, anstatt ihnen alles vorzurechnen. Selbstdenken ist am Ende auch deutlich produktiver als Nachplappern.
Mathematik ist nicht nur logisch, manchmal auch sehr überraschend und sehr spielerisch.
Mathematische Gesetze selbst herleiten wird allerdings auch gemacht, zumindest bei mir war das des Öfteren der Fall.
Allzu sehr in die Hände der Schüler übergeben kannst du das allerdings nicht, dazu ist die Zeit einfach nicht da.
Zweiter Einwand gegen eine Ausdehnung dieses "kreativen" Erlernens ist einfach das oben angesprochene Problem mit dem logischen Denken. Auf den ersten Blick erscheint das dem ein oder anderen vielleicht ein wenig abwegig, aber Kreativität hat meiner Meinung nach enorm viel mit logischen Denken zu tun. Wer in Mathe begabt ist hat diese Begabung meist, wer weniger begabt ist, tut sich mit dieser Kreativität oder schöner ausgedrückt "mathematischen Intuition" enorm schwer. Ich glaube nicht, dass man Mathe-schwachen Schülern ab Klasse 7 oder 8 aufwärts einen großen Gefallen damit täte, sie neue Gesetzmäßigkeiten selber aufdecken zu lassen.
Familie Tschiep hat geschrieben:Es fehlt in Deutschland nicht unbedingt an Bildung. Wenn man die Fragen anders gestellt hätte, also eher wie in der Schule, wären wir auch besser gewesen. Wir können das Gelernte nicht in Praxis umsetzen.
Alle mathematischen Themen werden in der Schule anhand von Beispielen erläutert. Und ob der Winkel nun der einer Leiter zum Baum ist oder der Rollstuhlrampe am Schuleingang, das ist meiner Ansicht nach relativ egal. Um solche Konzepte praktisch anwenden zu können, bedarf es vor allem einer Fähigkeit: Abstraktion. Wenn ich nicht in der Lage bin, ein Problem abstrakt, also unabhängig von der Form, in der es sich realisiert, zu betrachten, dann kann ich noch so praxisnahe Beispiele machen, sobald ein altbekanntes mathematisches Problem dann in neuer Verkleidung auftaucht, schaltet das Hirn auf stumm.
Beispiele helfen, das Abstraktionsvermögen zu stärken. Solange das Beispiel verständlich ist, halte ich es für ziemlich egal, wie die spezifische Problemsituation aussieht.
Abgesehen davon muss man den Schülern natürlich Interesse vermitteln, daher oft auch der Ansatz mit anwendungsbezogenen Beispielen. Nur: wie sehen die aus? Ich bezweifle, dass es da Allheilmittel gibt.
Also ich muss hier mal einschreiten: Mathematik scheint für euch vielleicht logisch, einfach, objektiv und toll sein, aber das gilt keineswegs für alle. Und Poffel, "und was alle mit mathe haben versteh ich eh nicht": Herzlichen Glückwunsch, du kannst Mathe

Ich nicht. Natürlich bereiten mir die vier Grundrechenarten keinerlei Probleme und ich kann auch bis 10 zählen, aber zu sagen, man verstehe nicht, warum viele Schüler in Mathe Probleme haben, verstehe ich wiederum nicht. Du kannst noch so interessiert sein: Wenn du einmal nicht mehr im Stoff drin bist und etwas elementares nicht verstanden hast, hast du ein Problem. Ich selbst bis die absolute Obernull, was Mathe angeht. Warum? Ich verstehe es einfach nicht, schlicht und ergreifend. Ich wüsste jetzt auch nicht, was mir 1., 2., und 3. Ableitungen im späteren Leben helfen sollen, was ja immer gepredigt wird: "Ihr lernt fürs Leben, nicht für die Schule". Oder Polynomdivision - ich kann es nicht, es interessiert mich nicht und ich finde es nicht schlimm. Natürlich ist es Schwachsinn, deswegen nicht mehr anzustregen, da ja auch noch dummerweise alles benotet wird, aber es ist einfach für mich total überflüssig. Winkel berechnen, Prozentrechnung inkl. Dreisatz ist wirklich nützlich und ich gebe zu, das sogar im Alltag benutzen

Aber Punkte in einem dreidimensionalem Koordinatensystem... Hallo? Ich werde es nie brauchen, denke ich.
Fächer wie Deutsch, Englisch, Biologie, etc. haben meiner Meinung nach einen viel wichtigeren Stellenwert. Wer sich für Mathe interessiert, darf das gerne tun und auch in der Schule ausleben, aber dass diejenigen, die absolut grottig sind und auch keine Verwendung für den Berufswunsch oder die Berufsrichtung sehen, sollten "abgespeckten" Unterricht erleben dürfen. Es bringt einem Kurs auch nichts, wenn da einige Asse drinsitzen und 4 Obernullen, die halten die besseren auf, weil sie nicht mitkommen und dadurch werden die, die gefördert werden sollten, gebremst. Das tut mir auch leid, aber ich kann ja auch nichts dazu. Ich habe mich bis zur 11 immer auf den Hosenboden gesetzt und gelernt, Nachhilfe genommen, nochmal gelernt, in einem Förderkurs gewesen, habe meine Freunde ewig und drei Tage genervt, um auf meine 4 zu kommen - was aber schief ging und ich ne schöne Handvoll seit der 11 immer wieder auf dem Zeugnis habe.
Was mich aber immens aufregt: Erdkunde. Erdkunde hast du auf dem Gymnasium in der Oberstufe nur, wenn du es auch wählst. In der Unter- und Mittelstufe war es bei mir (da noch Realschule) so, dass man sporadisch mal Erdkunde machte. Mal hier ein Jahr, da mal wieder nicht, dann mal epochal, dann wieder nicht - Das kann es nicht sein. Wenn mir dann einer nicht die Hauptstadt von Chile sagen kann, dann ist das nicht sein Problem. In Erdkunde lernt man vieles, was wichtig für die Allgemeinbildung ist. Ebenso geht es dort um regional wichtige Themen, aber es wird kaum unterrichtet. Als ich meine Kurse für die 12 wählte, durfte ich Erdkunde nicht nehmen. Es hätte aber vom Stundenplan her gepasst, da hatte ich meine Freistunden. Und die Erklärung war: ich hätte zu viele Stunden gehabt. Toll. Ganz toll. Und da will mir nochmal einer sagen, deutsche Schüler sind faul.